Von Christin Großmann - Das Polnische Warmblut ist eng mit dem Trakehner verwandt und gehört zu den eher jungen, europäischen Pferderassen. In seiner Heimat ist es unter der Bezeichnung "Wielkopolski" bekannt, die einen Hinweis auf seine Ursprungsregion gibt.
Zudem kann der Begriff in die polnischen Wörter "wielko" und "polski" zerlegt werden, welche übersetzt so viel wie "großartig" und "polnisch" bedeuten und die Rasse damit sehr gut beschreiben.
Herkunft: Region Wielkopolski in Polen
Größe: circa 160 bis 170 cm
Gewicht: 550 bis 650 kg
Höchstalter: rund 20 bis 30 Jahre
Fellfarbe: alle Fellfarben und auch Zeichnungen möglich
Körperbau: sportlicher oder schwerer Körperbau mit edlem Ausdruck
Charakter: zuverlässig, ausgeglichen, lernfähig und eifrig
Eignung: Springsport, Vielseitigkeit, Freizeitreiten, Therapie- oder Reitschulpferd
Die Zuchtgeschichte des Polnischen Warmbluts beginnt kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, also ab dem Jahr 1945. In den ehemals von Deutschen besetzten polnischen Gebieten wurden zurückgebliebene Trakehner für den Aufbau einer neuen, polnischen Pferdezucht genutzt.
Deren Bezeichnung "Masure" leitete sich von den mausurischen Staatsgestüten ab. Die Zucht selbst fand dort, aber auch im Gestüt Liski statt, mit dem Ziel, die Vielseitigkeit sowie Härte des Trakehners zu erhalten. Zur gleichen Zeit wurde in den polnischen Gestüten Gogolewo, Racot und Posadowo auch der "Posener" gezüchtet. Dessen Zuchtziel lag jedoch eher im Bereich der enormen Leistungsfähigkeit eines Arbeitstieres.
In den 1960er Jahren erfolgte eine Zusammenlegung beider Rassen und die allgemeine Bezeichnung als Großpolnisches Pferd. Insgesamt 13 Staatsgestüte konzentrieren sich seither auf die Zucht dieser Pferde, wobei fünf davon sich auf die Zucht des sportlichen Warmbluts spezialisiert haben.
Zu jener Zeit erfolgte auch die Veredelung mit Anglo-Arabern und Vollblütern, sowie die Kreuzung mit dem Konik oder dem Hannoveraner. In seiner polnischen Heimat wurde das Polnische Warmblut nach seiner Ursprungsregion "Wielkopolski" benannt. Auch heute befinden sich im Westen Polens die Hauptzuchtgebiete des Wielkopolskis.
Mit dem Polnischen Warmblut entstand ein zuverlässiges und eifriges Pferd, das von Reitern für sein ausgeglichenes und zugleich lebhaftes Temperament geschätzt wird. Hinzu kommen eine schnelle Lernfähigkeit und das freundliche Wesen.
Durch den starken Einfluss robuster Pferderassen ist auch das Polnische Warmblut eine sehr gesundes und hartes Pferd. Der unverkennbare Vollbluteinfluss prägt zudem einen enormen Mut, Schnelligkeit und Ausdauer.
Das Stockmaß eines Polnischen Warmbluts beträgt 160 bis 170 cm und wird mit dem eleganten Körperbau eines sportlichen Pferdes kombiniert. Der leichte und trockene Kopf sowie der edle Ausdruck sind dabei ein eindeutiger Verweis auf seine Abstammung, die sich hauptsächlich auf Trakehner und Vollblüter konzentriert. Aufmerksame Augen, feine Ohren und Nüstern runden dabei das Gesamtbild ab.
Der Hals ist korrekt geformt sowie von mittlerer Länge und geht in schräge, gut gelagerte Schultern über. Sein ausgeprägter Widerrist mündete in einem geraden und langen Rücken mit perfekter Sattellage. Die schräge, gut bemuskelte und leicht abfallende Kruppe ist ebenfalls rassetypisch und wird von einer muskulösen Hinterhand mit trockenen Gelenken ergänzt.
Neben dem sehr bekannten, sportlichen Typ gibt es das Polnische Warmblut auch als schweren Typ, der durch eine Kreuzung von Kalt- und Warmblütern entstand. Dieser wird ebenfalls in vielen polnischen Staatsgestüten gezüchtet. Das Langhaar des Polnischen Warmbluts ist sehr fein und hinsichtlich der Fellfärbung sind alle Farben möglich. Besonders häufig treten bei dieser Rasse aber Braune und Dunkelbraune. Abzeichen sind ebenfalls erlaubt, sollten aber keine großen Ausmaße annehmen.
Die Einsatzmöglichkeiten des Polnischen Warmbluts unterscheiden sich nach dem jeweiligen Typ beziehungsweise Körperbau. So kommt der leichte und sportliche Typ bevorzugt im Turniersport zum Einsatz und beweist dort ein ausgeprägtes Springvermögen. Mit enormer Schnelligkeit und Wendigkeit ist er aber auch für den Einsatz in der Vielseitigkeit bestens geeignet.
Das Polnische Warmblut vom schweren Typ ist aufgrund seines Körperbaus für den Turniersport weniger geeignet. Dafür zeichnet er sich als erstklassiges Freizeit- und Fahrpferd aus. Mit seinem ausgeglichenen Wesen kann er sogar als Therapiepferd oder Reitschulpferd Verwendung finden. Auch einer Ausbildung im Bereich des Westernsports steht den eifrigen Pferden nichts im Wege.
Das Polnische Warmblut ist eine sehr robuste Pferderasse, geprägt von Genügsamkeit und guter Gesundheit. Seine Haltung gestaltet sich daher recht einfach, lediglich auf ausreichend Platz und Bewegung sollte geachtet werden. Hinzu kommen der tägliche Kontakt zu Artgenossen und eine bedarfsorientierte Fütterung.
Sportpferde haben meist einen höheren Energiebedarf und benötigen entsprechendes Kraftfutter. Währenddessen neigt der oft schwerere Freizeittyp zu Übergewicht durch Überfütterung, während der Mineralstoffbedarf unterschätzt wird. Eine Offenstallhaltung ist der reinen Stallhaltung natürlich stets vorzuziehen und sogar eine Weidenhaltung ist möglich. Hier bevorzugt das Polnische Warmblut aber einen winddichten sowie trockenen Unterstand.
Über eine ausgedehnte Fellpflege freut sich das Polnische Warmblut natürlich ebenfalls und genießt dabei den Kontakt zum Menschen. Ein weiterer wichtiger Punkt für die Haltung dieser Warmblüter ist die regelmäßige Kontrolle durch Tierarzt und Hufschmied. Rassetypische Erkrankungen sind bei dieser recht jungen Pferderasse nicht bekannt, was auf eine hervorragende Zuchtarbeit zurückzuführen ist. Gesundheitliche Schäden aufgrund falscher Ausbildung oder zu hoher Belastung im Turniersport sind natürlich nicht auszuschließen.
Berühmte Vertreter des Polnisches Warmbluts gibt es bisher noch nicht, jedoch kommen sie mit ihrem ausgeglichenen Charakter immer häufig in Filmen zum Einsatz. Eine tragende Rolle konnte dabei zwar noch kein Polnisches Warmblut erreichen, aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Eine größere Bedeutung hat das Großpolnische Pferd dafür im Bereich der Hippotherapie und wird dafür sogar in Fachzeitschriften und Zeitungsartikeln gelobt. In seiner Heimat Polen ist es zudem die bedeutendste Pferderasse überhaupt.
Das Polnische Warmblut gehört zu den jungen europäischen Pferderassen und wurde unter Einfluss von Trakehnern und Vollblütern einmal zu einer sportlichen Warmblutrasse und zeitgleich zu einem schweren Arbeitstier herangezüchtet. Beide Körpertypen haben bis heute Bestand und werden in den 13 polnischen Staatsgestüten unter der Bezeichnung Großpolnisches Pferd gezüchtet. Während der sportliche Typ ausschließlich im Turniersport vertreten ist, beweist sich das Polnische Warmblut vom schweren Typ als erstklassiges Freizeit- und Fahrpferd. Ein Einsatz ist aber auch in der Hippotherapie und im Westernreitsport möglich.
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