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Reiterhilfen für eine optimale Einwirkung

Reiterin mit heller Reithose auf dunkelbraunem Pferd auf Sandreitplatz mit hellem Holzzaun und Wald im Hintergrund
Foto © AnnaElizabeth photography shutterstock.com
Inhaltsverzeichnis

Die korrekte Hilfengebung ist das A und O der Reiterei. Die Reiterhilfen ermöglichen die unmittelbare Einwirkung auf das Pferd und geben diesem die richtigen Impulse. Das geschieht im harmonischen Zusammenspiel verschiedener Signale.

Der Reiter kommuniziert mit dem Tier über Gewicht, Schenkel und Zügel und beeinflusst so den Bewegungsablauf. Je besser Pferd und Reiter ausgebildet sind, desto feiner und diskreter erfolgt die Hilfengebung. Das bringt auch außerhalb des Parcours Vorteile. Nur ein Pferd, das gut an den Hilfen steht, lässt sich in heiklen Situationen leicht kontrollieren.

Die Voraussetzung für korrekte Reiterhilfen

Obwohl die Reiterhilfen so wichtig sind, steht am Anfang der Ausbildung die Sitzschulung. Vor der Hilfengebung lernt der Schüler, losgelassen und zügelunabhängig zu sitzen, um die Reiterhilfen korrekt anzuwenden. Er geht geschmeidig mit den Bewegungen des Pferdes mit und hält seine Hände in allen Gangarten ruhig.

Gleichzeitig muss das Pferd durchlässig sein und es zulassen, dass die Reiterhilfen über das Maul, das Genick und den Hals bis über den Rücken und auf die Hinterhand einwirken. Voraussetzung hierfür ist wiederum ein fein ausgebildetes und unverdorbenes Pferd.

Falsche und grobe Hilfengebung führt zu einer Abstumpfung. Vor allem viele Schulpferde und solche, die überwiegend von Anfängern geritten werden, sind oft hart im Maul und reagieren nicht mehr auf den Schenkel. In einem solchen Fall ist ein regelmäßiger Korrekturberitt erforderlich.

Was bewirken die Reiterhilfen?

Die Reiterhilfen beeinflussen den gesamten Bewegungsablauf des Pferdes unter dem Sattel. Wirkt die Schenkel- oder Zügelhilfe, dann gibt der Reiter nach. Das signalisiert dem Pferd, dass es richtig reagiert hat. Diese Rückmeldung vom Reiter ist sehr wichtig, um das Tier weiterhin für seine Signale zu sensibilisieren. Ziel ist eine reibungslose und für beide Seiten leicht verständliche Kommunikation.

Die Intensität und Gewichtung der einzelnen Reiterhilfen unterscheiden sich je nach Pferd-Mensch-Kombination. Viele Pferde besitzen ihre eigenen Vorlieben und reagieren auf eine bestimmte Hilfengebung besser beziehungsweise auf eine andere weniger gut. Die einen gehen eher auf Schenkel, die anderen auf Gewicht, und wieder andere benötigen dazu die Unterstützung durch die menschliche Stimme.

Allgemein unterscheidet man zwischen den verhaltenen, also Tempo zurücknehmenden, und den vortreibenden Hilfen. Wie bereits erwähnt, gibt es Schenkel-, Zügel- und Gewichtshilfen.

Welche Schenkelhilfen gibt es?

Mit den Unterschenkeln treibt der Reiter das Pferd mit wechselseitigem Druck im Schritt vorwärts, und zwar parallel mit dem Abheben des hinteren Hufs. Beim Vorwärtstreiben liegt der Schenkel knapp hinter dem Sattelgurt. Der treibende Schenkel aktiviert die Hinterhand. Das ist wichtig, denn ein Pferd, das mit den Hinterbeinen weit untertritt, nimmt das Reitergewicht besser auf. In der Biegung kommt der einseitig vorwärtstreibende Schenkel auf der Innenseite zum Einsatz.

Der seitwärtstreibende Schenkel befindet sich eine Handbreit hinter dem Sattelgurt. Er ist wichtig für die Seitengänge, zum Beispiel für das Schenkelweichen und das Schulterherein.

Der verwahrende liegt wie der seitwärtstreibende Schenkel eine Handbreit hinter dem Gurt. Als äußerer Schenkel wacht er über die Hinterhand und verhindert so in der Wendung ein zu weites Nachaußentreten.

Die versammelnden Schenkel liegen hinter dem Gurt und wirken wechselseitig energisch auf das Pferd ein. Es erfolgt eine deutliche Aktivierung der Hinterhand. Das Pferd schreitet vielmehr aufwärts als vorwärts. Das Versammeln erfolgt in Verbindung mit den anderen Reiterhilfen.

Ein dunkelbraunes Pferd von hinten in einem Dressurviereck, wo die Buchstaben S, E und V zu sehen sind
Fehler in einer Gefahrensituation: Der Mensch sollte sich zwischen die Gefahrenquelle und das Pferd begeben
Foto © Rolf Dannenberg shutterstock.com

Was sind Zügelhilfen?

Zügelhilfen sind vielseitig einsetzbar. Sie können seitwärts weisen oder annehmend im Einsatz sein, sie können nachgeben, durchhalten oder verwahren. Generell machen sie nur dann Sinn, wenn sie gleichzeitig mit den entsprechenden Schenkel- und Gewichtshilfen erfolgen. Der Reiter darf nie grob am Zügel ziehen, sondern nur leichte Impulse geben. Voraussetzung hierfür ist eine gute Anlehnung an die Reiterhand.

Zu den bekanntesten Reiterhilfen gehört der annehmende Zügel. Die Reiterhand nimmt die Zügel etwas an und gibt wieder nach, wenn die gewünschte Reaktion eintritt. Das Pferd verlangsamt sein Tempo, fällt in eine ruhigere Gangart oder pariert durch. Bei der verwahrenden Zügelhilfe nimmt der Reiter in der Biegung innen an und gibt außen nach.

Die seitwärts- oder richtungsweisende Zügelhilfe lenkt das Pferd in eine bestimmte Richtung. Die Zügel weisen leicht zur Seite, aber nie nach hinten. Weisen sie nach hinten, dann richtet sich das Pferd rückwärts.

Bei der durchhaltenden Zügelhilfe erfolgt das Annehmen des Zügels so lange, bis das Pferd das Gebiss weich annimmt und das Genick lockert. Auf das Nachgeben des Pferdes folgt das Nachgeben der Reiterhand. Dabei spannt der Reiter das Kreuz leicht an und treibt mit dem Schenkel. Die durchhaltende Zügelhilfe kommt zum Einsatz, wenn das Pferd gegen die Hand des Reiters geht. Auch bei Paraden und beim Rückwärtsrichten lässt sich diese Hilfe fein einsetzen.

Wie funktionieren die Gewichtshilfen?

Bei diesen Reiterhilfen verlagert oder verstärkt der Reiter sein Gewicht und wirkt dabei treibend auf das Pferd ein. Dies geschieht durch das Anspannen von Rücken- und Bauchmuskeln oder durch das Abkippen des Beckens nach vorne, hinten, rechts oder links. Im Zusammenspiel mit den weiteren Reiterhilfen ändert sich die Geschwindigkeit oder Richtung. Die Gewichtshilfen veranlassen das Pferd, unter das Reitergewicht zu treten. Das Anspannen des Kreuzes bringt das Tier zum Weichen in die entgegengesetzte Richtung, in die der Reiter einwirkt. Durch das Vorschieben des inneren Sitzbeinhöckers und das Zurücknehmen des außen liegenden Oberschenkels erfolgt eine seitliche Gewichtsverlagerung.

Hilfsmittel zur Unterstützung der Reiterhilfen

Neben den drei klassischen Reiterhilfen kommen oft weitere Mittel zur Anwendung. Viele Pferde reagieren zum Beispiel gut auf Stimme. Vor allem junge Tiere in der Ausbildungsphase orientieren sich gerne daran. Beim Westernreiten sind Stimmhilfen allgemein üblich. Es gibt verschiedene Kommandos, zum Beispiel „back up“ für „zurück“ oder „whoa“ für „halt“. Beim Englischreiten sind Stimmkommandos eher verpönt und auf Dressurturnieren verboten.

Zu den häufig verwendeten Hilfsmitteln beim Reiten gehört die Gerte. Es gibt sie in einer kurzen Variante als Springgerte und in einer längeren als Dressurgerte. Mit einem leichten Schlag oder dem Anticken unterstreicht der Reiter die vorantreibenden Reiterhilfen und verleiht ihnen so mehr Nachdruck. Sporen verfeinern die Schenkelhilfen und erhöhen deren Wirksamkeit. Sie eignen sich jedoch nur für fortgeschrittene Reiter mit ruhigem Bein. Auch ein Leckerli ist für viele Pferde ein willkommener Ansporn. Allerdings muss das Pferd die Belohnung auch als eine solche verstehen. Das heißt, dass es das Leckerli nur dann bekommt, wenn es etwas gut gemacht hat. Am besten erfolgt die Belohnung gleich im Anschluss an die „gute Tat“.

Hilfszügel sollen reiterliche Mängel ausgleichen. Ausbinder helfen dabei, das Pferd leichter durchs Genick zu reiten, wenn die Reiterhand noch zu unsicher ist. Man versucht, das Pferd dadurch besser ans Gebiss zu bringen, um so eine optimale Anlehnung zu erreichen. Das Martingal verhindert ein unerwünschtes Hochwerfen oder Schlagen mit dem Kopf und kommt bei solchen Pferden zum Einsatz, die zu dieser Unart neigen.

Häufige Fehler bei den Reiterhilfen

Bei der Hilfengebung machen ungeübte Reiter noch viele Fehler. Infolgedessen leidet die Einwirkung und im schlimmsten Fall ist das Pferd irritiert oder am Ende gar verritten. Zu den häufigsten Anfängerfehlern gehören eine unruhige Hand und das Festhalten am Zügel, wenn der Reiter noch nicht dazu in der Lage ist, zügelunabhängig zu sitzen. Um das zu vermeiden, gibt es den Reitunterricht. Eine korrekte Hilfengebung ist nur aus einem korrekten Sitz heraus möglich. Der Reitlehrer zeigt, wie das geht.

Besonders unangenehm für das Tier ist das Reißen im Pferdemaul, beispielsweise beim Anhalten. Im schlimmsten Fall zieht der Reitanfänger das Gebiss in der Wendung links oder rechts aus dem Maul heraus. Eine solch grobe Handhabung bewirkt oft das Gegenteil von dem, was der Reiter bezwecken möchte. Pferde sind Fluchttiere, die vor den Schmerzen davonlaufen. Unter Stress setzen sie sich je nach persönlicher Ausprägung gegen die Grobheit zur Wehr, steigen, reißen den Kopf hoch oder rennen einfach los. Viele falsch gerittene Pferde lernen im Lauf der Zeit, sich auf dem Gebiss festzubeißen und so der groben Handhabung zu entgehen.

Kurzum, oft verdirbt der Reiter das Pferd und es schleichen sich Unarten ein, die sich nur schwer korrigieren lassen. Mit der Zeit werden viele dieser gequälten Kreaturen hart im Maul und sind kaum mehr fein zu reiten. Zu den weiteren Fehlern gehören unruhig liegende Schenkel, heftiges Klopfen mit den Hacken und ein allgemein unruhiges „Schwimmen“ auf dem Pferd. Auch das Anschieben mit dem Gesäß ist kontraproduktiv.

Wie erkennt der Reiter eine falsche Hilfengebung?

Grobe Fehler bemerkt der Reiter sofort anhand der unerwünschten Reaktion des Pferdes. Kurzum, das Pferd reagiert nicht so, wie man es gerne hätte. Es sperrt sich oder zeigt sich sichtlich irritiert. An kleinere Fehler, die sich im Lauf der Zeit einschleichen, gewöhnen sich Pferd und Reiter. Hier bleibt die unerwünschte Reaktion aus. Dennoch macht es Sinn, das Fehlverhalten zu korrigieren.

Selbst Berufsreiter sind davor nicht gefeit: Mit der Zeit schleichen sich Haltungsdefizite und Fehler bei den Reiterhilfen ein, die in der täglichen Routine untergehen und einem nicht mehr auffallen. Deshalb nehmen selbst Profis regelmäßig Reitunterricht. Ein guter Trainer erkennt die Fehler und hilft bei deren Korrektur. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, sich beim Reiten zu filmen und die Aufnahmen anschließend auszuwerten. Auch viele Reitlehrer wenden diese Methode mit großem Erfolg an. Sie filmen ihre Reitschüler und zeigen ihnen anschließend anhand des Filmmaterials ihre Fehler.

Reiterin auf Pferd erhält Reitunterricht für Erwachsene von einer Reitlehrerin
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Das Pferdevirus erwischt vor allem ziemlich junge Mädchen. Wenn sie als Kind nicht reiten lernen konnten, fangen sie oft als Erwachsene an, Reitstunden zu nehmen.

Fazit:

Kaum ein Reiter ist perfekt. Gerade, was die Reiterhilfen betrifft, hat jeder seine Talente, Schwächen und Eigenheiten. Wer seine Stärken kennt, sollte sich bevorzugt jenen Reiterhilfen zuwenden, die noch nicht optimal sitzen. Da der Mensch von Natur aus bequem ist, fällt die Umstellung oft schwer. Doch man muss das trainieren, was man nicht kann, um sich letztendlich zu verbessern.

Zudem bringt es Vorteile, nicht alles auf einmal zu üben, sondern sich Schritt für Schritt vorwärtszutasten. Vor allem viele Anfänger sind mit der Koordination aller drei Reiterhilfen auf einmal vorerst überfordert. Wer das Reiten korrekt lernen möchte, beginnt nach einer gründlichen Sitzschulung mit den Schenkel- und Gewichtshilfen und widmet sich erst dann dem Zügel, denn hier kann der Anfänger viel falsch machen. Die Schenkel- und Gewichtshilfen lassen sich an der Longe gut trainieren. Der Reiter konzentriert sich nur auf diese beiden Reiterhilfen und überlässt die Zügelarbeit vorerst dem Longenführer.

 

Quellen:

https://www.innohorse.de/blog/ueber-feine-zuegelhilfen-und-was-beim-lernen-hilft

https://blv.de/blogs/news/reiterhilfen-wann-sie-wirklich-helfen

https://www.pfinzgauranch.de/tanja-%C3%BCberlegt/reiterhilfen-hilf-deinem-pferd/

https://www.ehorses.de/magazin/reiterhilfen-leicht-erklaert-teil-1-die-schenkelhilfen/

https://www.ehorses.de/magazin/hilfengebung-sinn-zweck/

https://de.wikipedia.org/wiki/Hilfe_(Pferdesport)

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