Von Emmeline Moyon, Erstveröffentlichung am 22.05.2024 - Pferde wälzen sich von Natur aus gerne am Boden, um verklebte Haare in ihrem Fell voneinander zu lösen. Das dürfen sie natürlich auch. Aber es ist wichtig, dass du dein Pferd danach und auch generell regelmäßig putzt. Vor dem Reiten ist es wichtig, das Fell in der Gurt- und Sattellage jedes Mal besonders gut zu säubern, damit grobe Schmutzpartikel dort nicht scheuern können.
Sicher weißt du schon, dass ein Pferd zu putzen viel Feingefühl und die richtige Ausrüstung erfordert. Aber wie werden Pferde eigentlich professionell geputzt?
Stell dir mal vor, du hättest einen schweren Rucksack auf dem Rücken. Und genau da, wo die Riemen auf deiner Schulter aufliegen würden, klebte Sand auf deiner Haut. Was würdest du jetzt wohl tun? Nein, du darfst diesen Rucksack nicht abnehmen, dein Chef erlaubt das nicht. Der Rucksack ist so an deinem Rücken befestigt, dass du ihn nicht abnehmen kannst.
Würdest du also die Zähne zusammenbeißen und es ertragen, dass sich deine Haut aufscheuert? Oder würdest du vielleicht versuchen, dieses doofe Ding irgendwie loszuwerden? Was tut wohl dein Pferd in so einem Fall? Ergibt es sich in sein Schicksal oder buckelt es vielleicht? Wenn du sein Fell gründlich putzt, vermeidest du solche Probleme. Außerdem kannst du beim Pferd Putzen auch noch seine Haut auf Verletzungen oder Schwellungen untersuchen.
Natürlich gehört auch das Hufe auskratzen zum Thema „Pferd putzen“. Wie das genau geht, lässt du dir am besten von jemandem aus eurem Stall live zeigen. Die Hufe reinigst du, um Infektionen und Verletzungen vorzubeugen. Aber nicht nur die praktische Seite vom Pferde putzen ist wichtig: Es macht einfach auch Spaß und fördert die Bindung zwischen euch beiden enorm. Übrigens genießt dein Pferd auch eine kleine Bürstenmassage nach dem Reiten.
„Es macht Sinn, ein fremdes Pferd beim Erstkontakt ausgiebig zu putzen, um einen ersten Eindruck von seinem Charakter zu bekommen. So lernt das Pferd dich ebenfalls kennen und eure Beziehung beginnt gleich mit einer positiven Erfahrung.“
Hier stellen wir dir die verschiedenen „Putzwerkzeuge“ vor, die du zum Pferd putzen brauchen kannst. Nicht alle davon sind gleich zu Anfang unbedingt nötig. Vielleicht schaffst du dir erst einmal nur die wichtigsten Putzutensilien an und erweiterst die Ausstattung deines Putzkastens mit der Zeit?
Den Striegel nimmst du zum Lösen von grobem Schmutz aus dem Fell, wobei du verklebte Stellen am einfachsten mit einem genoppten Metallstriegel oder einem Federstriegel lösen kannst. Diese beiden Striegel sind allerdings sehr hart. Deswegen setzt du sie besser nur in Bereichen ein, die dick bemuskelt sind.
Für empfindlichere Stellen am Kopf oder an den Beinen verwendest du einen Gummistriegel oder eine Wurzelbürste zum Entfernen von verklebten Stellen. Im Fellwechsel kann ein Nadelstriegel ziemlich praktisch sein, weil sich in ihm die ausgebürsteten Haare des Winterfells verfangen. Für Pferde mit langem Winterfell eignet sich im Fellwechsel ein Gummistriegel mit extra großen Noppen am besten.
Eine Kardätsche ist eine große Bürste mit dichten, weichen Borsten. Sie kann gelösten Staub, Haare und Schmutz gut aufnehmen und aus dem Fell entfernen. Mit einer Pferdebürste aus härteren Borsten kannst du noch dazu die Durchblutung deines Pferdes fördern. Das hat eine wohltuende Wirkung, vor allem nach dem Reiten. Die Kardätsche ist – ebenso wie der Striegel – ein absolutes MUST HAVE in jedem Putzkasten.
Wenn du dein Pferd putzen möchtest wie ein Profi, nimmst du den Striegel in die rechte und die Kardätsche in die linke Hand. Dann streichst du zuerst mit dem Striegel in Fellrichtung nach unten und folgst anschließend mit der Kardätsche. Danach streichst du die Bürste am Striegel aus. Etwa alle zehn Striegelstriche klopfst du den Striegel an einer harten Oberfläche aus. Du wirst staunen, was sich da alles angesammelt hat.
Heutzutage putzt kaum noch jemand so, wie es die alten Stallmeister taten. Aber die immer wiederkehrenden gleichen Bewegungen beim traditionellen Pferde putzen sind fast schon meditativ und haben eine unglaublich beruhigende Wirkung auf Pferd und Mensch: rechts, links und Ausstreichen, wieder und wieder. Durch diese gemeinsame „Trance“ kommen sich Reiter und Pferd allein schon beim Putzen sehr nahe.
Im Gegensatz zur Kardätsche besitzt die Wurzelbürste sehr dicke, feste Borsten. Du kannst sie beim Pferde putzen für die Pflege von Schweif und Mähne oder auch zum Entfernen von grobem Schmutz an Beinen oder Hufen einsetzen. Mähne und Schweif entwirrst du vorsichtig von unten nach oben.
Zuerst bürstest du die unteren Partien, dann machst du mit dem weiter oben liegenden Langhaar deines Pferdes weiter. Wenn du den Schweif bürstest, solltest du immer direkt neben der Hinterhand und ganz nah am Pferd stehen. Geh am besten komplett auf Tuchfühlung. Je näher du seitlich an der Hinterhand eines Pferdes stehst, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, getreten zu werden.
„Bei der Pflege von Mähne und Schweif solltest du ein Mähnenspray verwenden, um möglichst widerstandslos bürsten zu können. Erfahrene Pferdehalter wissen, dass es für den Schweif besser ist, wenn dieser per Hand verlesen und nicht mit einer Bürste bearbeitet wird. Ausgerissene Schweifhaare brauchen sehr lange, um nachzuwachsen.“
Ein weiteres MUST HAVE für deine Putzkiste: Ein Hufkratzer ist ein handliches Gerät mit einem Metallhaken und einer kleinen harten Bürste. Damit kannst du die Hufe deines Pferdes problemlos von Steinen und Schmutz befreien. Hufe auskratzen ist aus dem Ritual „Pferd putzen“ nicht wegzudenken. Es ist anfangs nicht ganz so einfach – aber mit der Zeit geht auch das wie von selbst.
Lass dir am besten von jemandem aus deinem Stall zeigen, was du genau tun musst, um die Hufe eines Pferdes auszukratzen. Beim Hufe auskratzen ist es wichtig, dass du die Strahlfurche jedes Hufs wirklich komplett von eingetretenem Mist und Erde befreist. Ansonsten kann es passieren, dass die Überreste anfangen, sich zu zersetzen. Und genau das ist der Auslöser für Strahlfäule.
Weiche Tücher sind optimal, um die empfindlichen Augen oder die Nüstern deines Pferdes zu säubern. Allerdings solltest du sie nach Gebrauch in die Wäsche geben, damit sich keine Krankheitserreger in den Tüchern vermehren können. Benutze aber bitte keine industriell hergestellten feuchten Pflegetücher für Babys. Sie enthalten zumeist Substanzen, die Augen und Nüstern reizen können.
Eine sogenannte „Schmusebürste“ aus Ziegenhaar eignet sich hervorragend zur Pflege besonders empfindlicher Körperteile. Mit einer feinen Glanzbürste aus Lammfell bringst du das Fell deines Pferdes buchstäblich auf Hochglanz – aber auch die muss nicht unbedingt gleich zu Anfang in dein Putzzeug. Besorge dir lieber erst einmal einen großen Schwamm und ein Schweißmesser, um dein Pferd im Sommer zu waschen.
Beim Pferde putzen merkst du direkt, welche Wirkung die Massage mit Striegel und Kardätsche auf das Tier hat. Wenn ein Pferd das Putzen genießt, wirkt es sehr entspannt, hat einen gesenkten Hals und halb geschlossene Augen. Es entlastet eventuell eines seiner Hinterbeine und lässt vielleicht sogar die Unterlippe locker nach unten hängen.
Drückt ein Pferd beim Putzen den Rücken weg und hält nicht still, scharrt mit den Hufen oder beißt sogar, kann von Entspannung keine Rede sein. Dann liegt wahrscheinlich ein Problem vor. Einfordern von Leckerlis, Schnappen, Scharren oder Aufstampfen mit dem Huf weisen darauf hin, dass dein Pferd dich nicht als „ranghöheres Herdenmitglied“ ansieht. Ein weggedrückter Rücken ist hingegen zumeist ein Anzeichen von Schmerzen.
Gähnt das Pferd beim Putzen, kann das ein Hinweis auf den Abbau von Stress oder das Abfallen von Anspannung sein. Es kann aber auch ein Anzeichen für Magenprobleme oder andere Erkrankungen sein. Wenn so etwas öfter vorkommt, solltest du das besser abklären lassen. Doch nicht immer sind die Anzeichen für Unbehagen des Pferdes so eindeutig: Streckt das Pferd während dem Putzen zum Beispiel die Zunge raus, kann das auf Verspannungen oder Blockaden hinweisen. Das kannst du aber problemlos von einem Pferdephysiotherapeuten oder ein Osteopathen für Pferde abklären lassen.
Dein Pferd zu putzen ist so viel mehr als lediglich das Fell und die Hufe von Schmutz zu befreien. Es dient der Stärkung eurer Bindung, festigt euer Vertrauen und beugt Erkrankungen vor. Außerdem überprüfst du dabei dein Pferd auf Verletzungen oder Zeckenbefall und es bekommt zusätzlich eine Massage. Aber ein Pferd zu putzen ist nicht nur angenehm für das Tier. Es kann auch auf dich selbst sehr beruhigend wirken. Bestimmt genießt ihr beide die Nähe, die beim Pferde putzen entsteht, und vielleicht schmust ihr sogar miteinander.
Reiten lernen und auf dem Pferd tolle Abenteuer erleben. Reiten fördert den Muskelaufbau, steigert die Kondition und festigt die Beziehung zum Pferd.