Als der im Jahr 1736 geborene Erfinder James Watt in Schottland die Horsepower als Maßeinheit einführte, ahnte noch niemand, dass heute Rennwagen mit mehr als 1000 Pferdestärken über den Asphalt flitzen. Damals galt das Pferd als Inbegriff von Schnelligkeit und Stärke. Watt orientierte sich bei der Entwicklung der Horsepower an der Durchschnittsleistung eines Arbeitspferdes. Der Begriff schaffte es bis in die Neuzeit. Horsepower heißt übersetzt Pferdestärke. Die Definition sorgt jedoch auch in Fachkreisen für Verwirrung, denn Pferde sind deutlich stärker.
Bei der Pferdestärke handelt es sich um eine an und für sich veraltete Maßeinheit für eine Leistungsgröße. Die Abkürzung für Pferdestärken ist PS. Eine Pferdestärke entspricht der Kraft, die zum Heben einer 75 Kilogramm schweren Masse vom Boden bis in eine Höhe von einem Meter innerhalb einer Sekunde nötig ist. Das entspricht etwa 735 Watt. Die Pferdestärke-Abkürzung PS ist heute nur noch ein umgangssprachlicher Begriff.
Die englische Variante, die Horsepower, unterscheidet sich von der Pferdestärke geringfügig. Eine Horsepower ist dazu in der Lage, in einer Sekunde 550 Pfund einen Fuß anzuheben. Ein englischer Fuß entspricht 30,48 Zentimetern. Umgerechnet sind eine Horsepower rund 746 Watt. Die englische Horsepower ist somit ein wenig leistungsfähiger als die deutsche Pferdestärke. Sie entspricht der elektrischen Pferdestärke, die 735,5-Watt-Version der metrischen Pferdestärke.
Eines vorweg: Nein, in deinem Pferd schlummert nicht nur eine Pferdestärke. Eine Pferdestärke ist nicht gleich die Stärke eines Pferdes. Wie viel PS ein Pferd hat, hängt in erster Linie vom Typ ab. In deinem Pferd können bis zu 24 Pferdestärken schlummern. Bei den Pferden ist es wie bei den Fahrzeugen. Die einen haben mehr, die anderen weniger PS. Es ist schwer, die genaue PS-Zahl deines Pferdes zu ermitteln, denn das hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Du kannst einen Fiat Panda mit 70 PS nicht mit einem 650 PS starken Porsche vergleichen und genauso wenig ein Shetlandpony mit einem Englischen Vollblut oder einem Noriker. Viele Menschen denken bei einer hohen PS-Zahl sofort an schnelle Autos. Doch ein leistungsstarker Traktor hat mehr Pferdestärken als ein Mittelklassewagen. Neben der Geschwindigkeit spielt die Kraft an sich eine Rolle. Die PS-Zahl eines Kaltbluts ist unter Umständen höher als die eines Rennpferdes, auch wenn dieses schneller läuft.
Die Spitzenleistung von 24 PS erreichen manche Pferde nur für kurze Zeit. Wie viel PS hat ein Pferd durchschnittlich ? Das lässt sich nicht genau sagen. Der Durchschnittswert liegt bei etwa 15 PS, was aber nicht heißen soll, dass ein Pferd dazu in der Lage ist, 1125 Kilogramm in einer Sekunde einen Meter hoch zu heben. Aber auch diese Berechnung bezieht sich nicht auf die Dauerleistung. Pferde sind schließlich keine Maschinen, die permanent Hochleistungen bringen.
Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass es Pferde gibt, die über einen längeren Zeitraum hinweg eine Leistung von 7,3 PS aufrechterhalten. Zu den Ausdauersportlern gehören die Arbeits- und Distanzpferde. Naturgemäß lässt die Leistungsfähigkeit mit der Zeit nach, denn die Muskeln ermüden und benötigen eine Regenerationsphase. Das ist der große Unterschied zum Motor, der dauerhaft eine konstante Leistung bringt.
Die Wissenschaft ist sich überwiegend darin einig, dass der Vergleich zwischen Pferdestärke und der Leistungskraft einer Maschine nicht mehr zeitgemäß ist. Bei der Frage „Wie viele PS hat ein Pferd?“ scheiden sich die Geister. Es gibt Studien mit unterschiedlichem Ergebnis. Der englische Tiermediziner William Youatt und die Iowa State Fair kamen 1925 zu dem Schluss, dass Watt mit seiner Einschätzung Recht hatte und eine Pferdestärke tatsächlich der durchschnittlichen Arbeitsleistung eines Zugpferdes entspricht.
Die aktuelle Sicht der Dinge, dass ein Pferd eine Spitzenleistung von 24 PS beziehungsweise 18.000 Watt liefert, basiert auf einer Schätzung der Biologen Richard J. Wassersug und Robert D. Stevenson aus dem Jahr 1993. Demnach liegt die mechanische Leistung eines Kilogramms Pferdemuskeln bei 100 bis 200 Watt. Messungen des Equine Institutes mit modernen Überwachungsgeräten und Laufbändern kamen zu dem Ergebnis, dass Pferde kurzfristig 14,9 und langfristig 7,3 PS erreichen.
Pferdestärke und Watt sind nicht dasselbe. Eine Pferdestärke entspricht 735 Watt. Die Pferdestärken lassen sich somit leicht in Watt umrechnen. Das funktioniert am besten bei leistungsstarken Maschinen, beispielsweise bei einem Auto. Da es eine herkömmliche Glühbirne nur auf maximal 30 Watt bringt, macht es hier wenig Sinn, in Pferdestärken zu rechnen. Tatsächlich ist die Bezeichnung „Watt“ zeitgemäßer, sodass die Pferdestärke nur noch bei Fahrzeugen und Maschinen gebräuchlich ist. Seit 1977 rechnet auch die KFZ-Branche offiziell mit Kilowattstunden.
Dennoch gibt es einen engen Zusammenhang zwischen der Pferdestärke und Watt. Die Kilowatt sind nach James Watt, dem Erfinder der Horsepower benannt. James Watt verglich die Dauerleistung eines Arbeitspferdes mit der einer Dampfmaschine. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts löste diese den Pferdeantrieb ab. Watt schuf daraufhin die Horsepower beziehungsweise Pferdestärke als Maßeinheit. Wenn du bei einem Auto PS in KW umrechnest, erhältst du eine sehr große Zahl. Ein 600 PS starker Porsche hat 441 000 Watt. Das sind 441 Kilowatt.
Wieviel PS hat ein Pferd? Diese Frage stellte sich der YouTuber Donut Media. In Zusammenarbeit mit einem Ingenieurbüro in Los Angeles verglich er die Leistung von Pferden mit Fahrzeugen. Hierfür bauten sie einen Spezialapparat, um das Pferd mit einem Auto der Marke Honda Civic zu verbinden. Sie spulten im Motorraum ein Kabel auf und verbanden es mit einem Getriebe. Indem das Pferd am Kabel zog, trieb es die Autoräder an.
Die Ingenieure kamen zu dem Ergebnis, dass ein Pferd über 5,7 Pferdestärken beziehungsweise 4,25 Kilowatt verfügt. Der genannte Wert bezieht sich auf ein gut trainiertes Durchschnittspferd mit regelmäßiger Bewegung. Das ist deutlich weniger als bei den Berechnungen für den Höchstwert, der zwischen 14,9 und 24 PS liegt. In der Automobilbranche erfolgt die Kalkulation der Motorleistung nach folgender Formel: PS = Drehmoment mal Drehzahl / 5.252. Das zeigt, dass ein vernünftiger Vergleich nahezu unmöglich ist.
Stell dir vor, du müsstest 75 Kilogramm in einer Sekunde einen Meter hoch heben. Die meisten Menschen schaffen das nicht. Dennoch gibt es genug Athleten, denen das problemlos gelingt. Bis ein Gewichtheber 200 Kilogramm und mehr mit ausgestreckten Armen über seinem Kopf balanciert, dauert es oft eine ganze Weile. Die 75 Kilogramm sind jedoch schnell in Hüfthöhe gebracht. Dennoch ist der Kraftsportler nicht so stark wie ein durchschnittlich großes Pferd, sondern vielleicht annähernd so kräftig wie ein Shetty.
Auffallend sind auch hier die enormen Kraftunterschiede zwischen den einzelnen Menschen. Der durchschnittliche Mensch bringt es lediglich auf eine kontinuierliche Leistung von 0,1 PS. Proportional ist der Mensch schwächer als das Pferd. Würde er etwa so viel wie ein Pferd wiegen, käme er lediglich auf 1 PS. Männer haben muskelbedingt etwas mehr PS als Frauen. Doch wie beim Pferd gibt es weitere und wichtigere Faktoren, die die Leistungsfähigkeit beeinflussen, beispielsweise im geistigen oder kreativen Bereich.
Beispiele starker Pferderassen gibt es viele. Dazu gehören Kaltblüter wie der Brabanter und das Percheron. Bezogen auf die Körpergröße ist das Shetlandpony das stärkste Pferd der Welt. Es hat zwar wenig PS, zieht aber das Doppelte seines Körpergewichts. Vergleichst du Pferde mit Rennautos, dann ist das Englische Vollblut unschlagbar. Darüber hinaus gibt es Pferde, die Überdurchschnittliches leisten und dabei Rekorde aufstellen. Aktuell haben zwei Shire Horses die Nase vorne.
Die Shire Horses Captain und Monti zogen anlässlich des CSIO-Meetings in Luzern im Jahr 1984 einen über 44 Tonnen schweren Lastzug und kamen mit dieser Leistung ins Guinness Buch der Rekorde. Anfangs schien das Vorhaben zu scheitern, denn den Brauereipferden kam gar nicht in den Sinn, den Lastwagen zu ziehen. Erst als die Fuhrleute den gewohnten Bierwagen dazwischenspannten, legten sich die Pferde ins Zeug und erbrachten dabei Höchstleistungen.
Menschen unterschätzen oft die Kraft ihrer Pferde. Dass ein Pferd dazu in der Lage ist, 75 Kilogramm hochzuheben, bewies bereits meine Stute. Ich hatte früher Ziegen bei den Pferden mitlaufen. Diese waren so rotzfrech, dass sie sich von den fressenden Pferden nicht beirren ließen und ihnen das Kraftfutter aus dem Trog stahlen. Meine Skythia, ein großrahmiges Lettisches Warmblut, packte den kapitalen Burenbock mit den Zähnen am Widerrist, sodass er für einen Moment schreiend in der Luft baumelte.
Mein Pferd hatte es einmal so eilig, dass es beim Öffnen des Weidetors in eine missliche Lage geriet. Wie das genau passiert ist, weiß ich nicht. Es ging alles ganz schnell und ein Hinterbein hing plötzlich auf dem Weidetor fest. Skythia stand leicht abschüssig und konnte das Bein nicht mehr darüberheben. Anstatt in Panik zu geraten, setzte sie das Fesselgelenk auf das Stahlrohr und drückte dieses ohne sichtbare Anstrengung so weit nach unten, bis sie sich problemlos befreien konnte.
Dein Pferd ist dein Freund und Sportkamerad und keine leblose Maschine. Es spielt überhaupt keine Rolle, wie viele PS Pferde haben. Die Leistung in Kilowattstunden umzurechnen, ist ebenfalls Unfug. Ohnehin handelt es sich bei der Pferdestärke nur um einen cleveren Marketingtrick. Die Einführung der Pferdestärke degradierte das Pferd, anstatt es zu ehren. James Watt stellte damit die Überlegenheit seiner Dampfmaschine gegenüber dem Tier zu Schau. Das Zugpferd war in der damaligen Zeit die größte Konkurrenz der Dampfmaschine.
Die Frage, wie viele Pferdestärken etwas besitzt, ist sehr technisch und hat überhaupt nichts mit der echten Pferdestärke zu tun. Wenn Autofahrer damit prahlen, dann ist das in Ordnung. In der Reiterszene fragt dich niemand: „Wie viel PS hat dein Pferd?“ Bei Pferden zählen andere Werte wie Zuverlässigkeit, Arbeitswille, Kooperationsbereitschaft, Gesundheit und ein lieber Charakter. Die Leistung von Pferden oder Menschen mit Maschinen zu vergleichen, ist Quatsch.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Pferdest%C3%A4rke
https://www.pferde.de/magazin/einfach-meisterlich-diese-pferde/
https://equineinstitute.org/new-blog/real-horsepower-unveiled-how-much-power-does-a-horse-actually-produce
https://www.nature.com/articles/364195a0?CJEVENT=393ce5ed4f4311ef83e673b30a18b8fb
https://www.sciencefocus.com/science/how-much-horsepower-does-a-horse-have
https://www.amazon.de/Besserwissen-Pferde-Fans-verrückte-Pferdefakten-faszinierendes-ebook/dp/B0C2ZQHXC8
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