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Den Aufbau einer Reiteinheit richtig planen

Reiterin auf einem Schimmel in einer Reithalle
Foto © Danielle Valiquette shutterstock.com
Inhaltsverzeichnis

Beim Pferd ist es wie beim Menschen: Eine zu rasche Beanspruchung der Muskeln erhöht das Verletzungsrisiko und gefährdet den Trainingserfolg. Um einen Kaltstart zu vermeiden und die Übergänge zwischen den einzelnen Lektionen harmonisch und fließend zu gestalten, ist der richtige Aufbau der Reiteinheit sehr wichtig.

Im Idealfall steigert sich die Leistung Schritt für Schritt kontinuierlich, um im abschließenden Verlauf die gewünschte Entspannung zu bringen. Die einzelnen Aufgaben bauen aufeinander auf. Sie überfordern das Pferd nicht, wirken aber dennoch motivierend.

Die verschiedenen Phasen einer Reiteinheit

Im Allgemeinen unterteilt sich eine Reiteinheit in drei Phasen. Am Anfang steht die Lösungs- und Aufwärmphase. Im Anschluss daran folgt die Arbeitsphase. Hier steht das intensive Training im Vordergrund. Nun ist es auch an der Zeit, neue Lektionen zu lernen.

Am Ende der Reiteinheit läuft das Pferd locker im Schritt. Diese finale Entspannungsphase empfinden die meisten Pferde als sehr angenehm, weil sie ausgepowert sind, der Leistungsdruck nachlässt und der Reiter sie ausgiebig lobt. Im Optimalfall sind alle drei Phasen perfekt aufeinander abgestimmt.

Individuell auf das Pferd abgestimmte Reiteinheiten

Auch wenn eine grobe Struktur erkennbar ist und sich eine Reiteinheit im Idealfall immer aus der Lösung, der Arbeit und der Entspannung zusammensetzt, so gibt es dennoch enorme Unterschiede. Die Reiteinheit muss immer individuell auf das Pferd abgestimmt sein.

Manchmal dient das Training lediglich dem Erhalt und der Festigung bereits erworbener Grundfähigkeiten. In anderen Fällen befindet sich das Tier in der Aus- und Weiterbildung, sodass die Reiteinheit ein bestimmtes Lernziel verfolgt.

Der Ausbildungsstand des Pferdes spielt ebenso eine Rolle wie dessen Alter und Verfassung sowie die persönliche Tagesform von Tier und Reiter. Deshalb macht das Festhalten an starren Plänen wenig Sinn. Jedes Pferd lernt individuell. Ist das Tier gerade nicht gut drauf, dann bringt es nichts, das Programm so durchzuziehen, wie ursprünglich geplant. Der Aufbau einer Reiteinheit erfordert viel Feingefühl und Flexibilität.

Die erste Reiteinheit: die Lösungsphase

In der Lösungsphase wärmt sich das Pferd auf. Das ist wichtig, um das Tier mental und körperlich auf die Belastung vorzubereiten. Beim sogenannten Abreiten löst sich das Pferd. Die leichte Bewegung sorgt für eine bessere Durchblutung des Muskelapparats und lockert Sehnen und Bänder. Steifheiten und Verspannungen verschwinden. Während der etwa 10- bis 20-minütigen Schrittphase bildet sich zudem mehr Gelenkschmiere. Diese beugt Arthrosen und Knorpelschäden vor. In der Lösungsphase geht das Pferd im Schritt am langen Zügel. Es läuft große gebogene Linien und muss sich noch nicht stark biegen. Das Pferd lässt äußerlich und innerlich los und findet beim Geradeauslaufen und auf der leicht gebogenen Linie sein Gleichgewicht. Zunehmend kommt die Hinterhand mehr und mehr zum Tragen. Sachte nimmt der Reiter die Zügel auf und reitet ein paar leichte Übungen, die dem Pferd Spaß machen und es nicht überfordern.

Gegen Ende der Lösungsphase beginnt der Reiter mit dem Leichttraben auf der großen gebogenen Linie. Je nach Ausbildungsstand und Kondition des Pferdes sind erste Trab- und Galoppübergänge möglich. Auch hier läuft das Pferd noch keine engen Wendungen. Später kommen einfache Schlangenlinien und je nach Zielsetzung der Übungsstunde kleinere Gymnastiksprünge über das Cavaletti hinzu. Zwischendurch lässt der Reiter immer wieder mal die Zügel aus der Hand kauen.

Wie sich die Lösungsphase gestaltet hängt stark von der Kondition und dem Ausbildungsstand des Pferdes ab. Bei einem auf einfachem E-Niveau gerittenem Pferd endet die Lösungsphase mit dem Leichttrab, während bei einem M- oder S-Klasse-Dressurpferd das Übertreten und Schenkelweichen sowie das Verkleinern und Vergrößern des Zirkels und das Reiten einer Acht zu den leichteren Übungen zählen und somit noch in die Aufwärmphase fallen. Bei Springpferden gehören häufige Übergänge zwischen den einzelnen Gangarten, fliegende Galoppwechsel, das Rückwärtsrichten und einige Probesprünge zu den Aufwärmmaßnahmen. Ist das Pferd locker, dann folgt die eigentliche Arbeitsphase.

Die zweite Reiteinheit: die Arbeitsphase

Die Arbeitsphase dient dem eigentlichen Training. In ihr lernt das Pferd Neues und festigt die bereits erworbenen Fähigkeiten. Der Reiter erhöht schrittweise den Schwierigkeitsgrad. Neue Lektionen setzen sich aus einzelnen Elementen zusammen, die das Pferd nach und nach zu einem Ganzen zusammenfügt. Die Arbeitsphase verlangt dem Tier nicht nur körperlich viel ab, sondern fordert auch eine hohe Konzentration. Ist das Tagesziel schnell erreicht, dann lobt der Reiter sein Pferd und belässt es dabei.

Die Gestaltung der Arbeitsphase richtet sich wieder nach dem Können und der Veranlagung des Pferdes. Der Reiter fördert ein Pferd auf E-Niveau mit verschiedenen Bahnfiguren. Er veranlasst das Tier dazu, aus dem Zirkel zu wechseln, reitet Schlangenlinien, Kehrtwendungen, Volten, Bahnwechsel und rasche Übergänge von einer langsameren in eine schnellere und von einer schnelleren in eine langsamere Gangart. Auch Seitengänge sind häufig Bestandteil der Arbeitsphase. Außerdem geht der Reiter dazu über, den Trab auszusitzen.

Fortgeschrittene Reiter beginnen mit schwierigeren Lektionen. Dazu gehören zum Beispiel Traversallen, Piaffen und Galopp-Pirouetten. Der Ablauf in der Arbeitsphase ist deshalb immer individuell verschieden.

Die letzte Reiteinheit: die Erholungsphase

Die Erholungsphase ist von Ruhe und Gelassenheit geprägt. Der Reiter fordert sein Pferd nicht mehr, sondern lässt es den Zügel aus der Hand kauen. Die meisten Tiere gehen daraufhin locker vorwärts-abwärts. Sie strecken ihren Hals nach unten und entspannen sich. Wichtig ist auch, dass sich der Reiter entspannt und auch dann positiv auf sein Pferd eingeht, wenn dieses in der Arbeitsphase weniger gut mitgearbeitet hat. Die Reiteinheit endet im Idealfall immer harmonisch, ohne Frust und Ärger. Nun ist auch die Zeit gekommen, das Pferd ausgiebig zu loben.

In der Erholungsphase bewegt sich das Pferd im ruhigen Schritt. Das Tier nach der eigentlichen Arbeit weiterzubewegen, ist sehr wichtig, damit sich die PAT-Werte normalisieren. Das „P“ steht für den Puls. Dieser liegt im Idealfall bei 28 bis 40 Schlägen in der Minute. Das „A“ ist die Atmung. In Ruhe macht das Pferd bis zu 16 Atemzüge in der Minute. Das „T“ ist die Körpertemperatur, die im Idealfall zwischen 37,5 und etwas über 38 Grad Celsius beträgt. Während der Arbeit sind diese Werte oft stark erhöht. Der Puls schnellt dann rasch in die Höhe und liegt bei über 100 Schlägen in der Minute. Kurzum, das Pferd muss erst runterkommen, ehe man es in den Stall zurückbringt.

Die Erholungsphase ist außerdem dazu da, das nassgeschwitzte Pferd trockenzureiten, damit es sich nicht verkühlt. Das Schrittreiten nach der Arbeitsphase löst Verspannungen und beugt einem Muskelkater vor. Darüber hinaus genießen Reiter und Pferd noch ein paar Minuten der gemeinsamen Entspannung, was den Aufbau einer harmonischen Beziehung fördert.

Junges nach vorne gebeugtes Mädchen auf einem braunen Pferd mit dunkler Mähne sitzend und streichelt den Hals des Pferdes
Foto © AnnaElizabeth photog shutterstock.com

Häufige Fehler bei der Gestaltung der Reiteinheiten

Zu den häufigsten Fehlern beim Aufbau der Reiteinheiten gehören zu kurze Aufwärm- und Erholungsphasen. Vor allem aus Zeitmangel starten viele Reiter zu schnell durch. Den Muskeln, Sehnen und Bändern bleibt zu wenig Zeit, sich aufzuwärmen. Dadurch erhöht sich das Risiko für Zerrungen und Verletzungen. Vor allem ein Kaltstart im Winter hat häufig schlimme Folgen. Die Pferde stehen nahezu bewegungslos in der Box und müssen dann mehr oder weniger plötzlich mit schlechter Durchblutung, kalten Muskeln und Gelenken sportliche Hochleistungen vollbringen. Eine solche Vorgehensweise ist für das Training kontraproduktiv, denn mit steifen Gliedmaßen läuft das Pferd nicht wirklich gut unter dem Reiter.

Damit die Pferde in der Lösungsphase locker laufen, ist es sinnvoll, ihnen auch außerhalb der Reithalle Bewegungsanreize zu bieten, beispielsweise auf dem Paddock oder der Koppel. Nur ein ausgeglichenes Pferd ist dazu in der Lage, spannungsfrei am losen Zügel mehrere Minuten im Schritt zu gehen. Deshalb sollte man die Tiere regelmäßig reiten und täglich auslasten.

Außerdem spielt die Jahreszeit eine Rolle beim Aufbau der Reiteinheit. Im Winter benötigen viele Pferde eine längere Anlaufzeit. Das Warmreiten ist hier besonders wichtig. Ungeschorene Tiere kommen im dichten Winterfell schnell ins Schwitzen. Es dauert dann unter Umständen mehrere Stunden, bis sie wieder ganz trocken sind. Bei ungeschorenen Pferden macht es deshalb durchaus Sinn, auf zu hohes Tempo in der Arbeitsphase zu verzichten und die Sache etwas langsamer angehen zu lassen. Nassgeschwitzte Pferde verkühlen sich leicht im kalten Wind. Ausgiebiges Trockenreiten oder -führen ist deshalb auch bei geschorenen Pferden unerlässlich. Beim Trockenreiten im Schritt tragen geschorene Tiere eine Nierendecke.

Der Aufbau der Reiteinheiten beim Jungpferd

Beim Einreiten junger Pferde sind die Reiteinheiten generell kürzer. Das betrifft vor allem die Arbeitsphase. Der Ausbilder führt die Tiere behutsam an ihre neue Aufgabe heran. Überforderte Pferde verlieren schnell die Lust. Lösende Übungen und ein langsamer Leistungsaufbau stehen deshalb im Fokus der Bemühungen. Für Jungpferde ist die Losgelassenheit besonders wichtig, weshalb man sie häufiger vorwärts-abwärts gehen lässt.

Je nach Alter und Ausbildungsstand des Pferdes arbeitet der Reiter nur etwa zehn bis 15 Minuten intensiv mit dem Tier und gönnt ihm anschließend eine lange Erholungsphase. Im Lauf der Zeit steigern sich Länge und Anforderungen. Hat das Pferd eine Lektion gelernt, dann folgt nicht sofort darauf die nächste. Dem Tier bleibt im Idealfall genug Zeit, das Gelernte zu vertiefen und weiter auszubauen. Der Reiter muss das individuell richtige Trainingsmaß finden. Starre Vorgaben gibt es nicht.

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Fazit:

Der clevere Aufbau einer Reiteinheit ist das A und O bei der Ausbildung und beim Training. Sowohl die Lösungs- als auch die Erholungsphase sind wichtig für die Gesundheit des Pferdes und den dauerhaften Erhalt der Leistungsfähigkeit. Die Arbeitsphasen gestaltet der Reiter am besten so, dass sie das Pferd fordern, aber nicht überfordern. Reiteinheiten im Sommer finden im Idealfall morgens oder abends statt. Dann ist es kühler und für Pferd und Reiter angenehmer. Bei starker Hitze sind die Arbeitsphasen weniger tempointensiv zu gestalten.

Quellen:

https://www.aubenhausen-club.de/reiten/trainiere-mit-plan-der-aufbau-einer-reiteinheit/

https://de.wikipedia.org/wiki/Aufw%C3%A4rmen_(Sport)

https://de.wikipedia.org/wiki/Abreiten

https://erste-hilfe-beim-pferd.de/pat-werte-beim-pferd/

https://www.pferdeklinik-aschheim.de/kolik-beim-pferd/

https://pferde.world/pferde/pferdelexikon-pat-werte-beim-pferd/

https://l-static.de/book-preview/112009.pdf

https://www.mein-pferd.de/besser-reiten/das-richtige-trainingsmass-bei-jungpferden/

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