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Arthrose beim Pferd | Definition, Diagnostik & Behandlung

von
Susanne Krauzig
zuletzt aktualisiert 01.11.2024
Eine Person von der man Hände und Arme sieht trägt blaue Gummihandschuhe und hält das Hinterbein eines weißen Pferdes fest
Foto © Vaillery shutterstock.com
Inhaltsverzeichnis

Erstveröffentlichung am 14.12.2022Dein Pferd ist in die Jahre gekommen und hält nicht mehr viel vom Training auf dem Reitplatz? Oder macht dir ein Jungpferd Sorgen? Bewegt es sich insgesamt nicht mehr so rund wie früher – besonders beim Warmreiten? Und gibt es dann wieder Phasen, in denen es richtig gut dabei ist?

Das könnten erste Anzeichen für Arthritis oder Arthrose sein. Aber keine Panik, das ist noch lange nicht das Ende eurer gemeinsamen reiterlichen Karriere. Wenn du gleich bei einem der ersten Schübe entzündlicher Arthritis reagierst, muss sich daraus nicht zwangsweise ein chronisch degenerativer Prozess entwickeln.

Arthrose beim Pferd bedeutet einfach nur situationsangepasstes Verhalten.

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Was ist Arthrose beim Pferd?

Viele ältere Menschen klagen über Arthrose. Sie verursachte immer wieder Schmerzen in ihren Gelenken. Auch unsere Pferde bleiben nicht davon verschont – nur können sie sich nicht beklagen.

Arthrose ist ein chronisch-degenerativer Prozess, der Veränderungen an Gelenken verursacht. Bei älteren Pferden entsteht sie zumeist durch natürliche Abnutzung oder durch zu wenig Bewegung.

Bei jüngeren Pferden entwickelt sie sich häufig durch Fehl- und Überbelastung, mangelnde Hufpflege, Traumata oder unzureichende Mineralstoffversorgung während der Aufzuchtphase.

Schutz vor Verschleiß

Überall, wo im Organismus Knochen aufeinandertreffen, werden Gelenke bestmöglich gegen Verschleiß geschützt. Knochen sind an den exponierten Stellen von einer elastischen Knorpelschicht überzogen. Sie verhindert, dass bei Bewegungen schmerzhafte Reibung entsteht.

Jedes Gelenk ist von einer elastischen Gelenkkapsel umgeben, die mit Gelenkschmiere (Synovialflüssigkeit) gefüllt ist. Die Synovialflüssigkeit übernimmt in etwa dieselbe Aufgabe wie das Schmierfett bei mechanischen Verbindungen – beispielsweise in einem Auto.

Innen ist die Gelenkkapsel mit der sogenannten „Synovialmembran“ ausgekleidet. Dort wird die Synovialflüssigkeit produziert. Einige der wichtigsten Bausteine der Gelenkschmiere sind Hyaluronsäure, Chondroitinsulfat und Glykosaminglykan. Sie sorgen maßgeblich für die Viskosität der Synovialflüssigkeit und sind für das Wachstum und die Erneuerung der Knorpelzellen notwendig.

In Bewegung wird das Knorpelgewebe permanent zusammengedrückt und wieder entlastet. Dabei wirkt es wie eine Pumpe und saugt mit jedem Schritt lebensnotwendige Nährstoffe auf.

Wird das Gleichgewicht innerhalb eines Gelenks aus irgendeinem Grund gestört, funktionieren diese Prozesse nicht mehr richtig. Zumeist kommt es dann zu einem akuten entzündlichen Prozess: der Arthritis. Wenn diese unbehandelt bleibt, entwickelt sich daraus üblicherweise ein chronischer Zustand. Gewebe wird durch die Entzündung angegriffen und verursacht seinerseits wieder neue Inflammationen. Der Knorpel erleidet Schäden, die Knochen werden mechanisch gereizt, verhärten sich und bilden Auswüchse (Exostosen).

Chronisch-degenerative Arthrose

So entsteht die chronisch-degenerative Arthrose (auch Osteoarthritis genannt). Die am häufigsten diagnostizierten Degenerationserscheinungen der Gelenke beim Pferd sind Fesselgelenkarthrose, Krongelenkarthrose und eine Form von Sprunggelenksarthrose (Spat).

Das allerdings nur, weil Pferde auf Schmerzen in ihren Gliedmaßen mit Lahmheit reagieren. Ein Pferd kann aber ebenso von Nackenwirbelarthrose, Kiefergelenkarthrose oder Kissing Spines betroffen sein – was häufig erst spät durch Verhaltensauffälligkeiten aufgrund von Schmerzen erkannt wird.

Ursachen für Arthrose beim Pferd

Die häufigsten Ursachen für Osteoarthritis bei Pferden sind altersbedingter Verschleiß und Überbelastung im sportlichen Einsatz. Oft spielen aber mehrere Faktoren beim Entstehen der Krankheit eine Rolle.

Mögliche weitere Faktoren sind beispielsweise:

  • Mineralstoffmangel bei der Aufzucht
  • Genetische Faktoren
  • Fehlstellungen
  • Traumata wie Huftritt gegen das Gelenk
  • Übergewicht
  • Mangelhafte Hufpflege
  • Hufeisen, die den Hufmechanismus einschränken
  • Zu wenig Auslauf

Erste Maßnahmen beim Verdacht auf Arthrose

Wenn du den Eindruck hast, dass dein Pferd eine Osteoarthritis entwickelt haben könnte, solltest du eine Diagnose stellen lassen. Am besten eignet sich dazu ein Fachtierarzt für Pferde. Er kann bildgebende Verfahren wie Röntgen einsetzen, um eventuelle Schäden an einem Gelenk zu erkennen.

Leider entwickeln sich solche Schäden schleichend und verursachen anfangs oft kaum Schmerzen. Es könnte also sein, dass dein Pferd schon längere Zeit Probleme mit dem entsprechenden Gelenk hatte, obwohl es bisher keine Symptome gezeigt hat. Bis der Tierarzt kommt, solltest du deshalb erst einmal auf das Reiten verzichten. „Boxenruhe“ ist aber auch nicht gut bei Osteoarthritis. Also geh stattdessen lieber mit deinem Pferd an der Hand spazieren.

Womit kann Arthrose bei Pferden verwechselt werden?

Da Osteoarthritis an sämtlichen Gelenken vorkommen kann, ist in manchen Fällen die Verwechslung mit anderen Erkrankungen des Bewegungsapparats möglich.

Pferde mit Hufrollensyndrom zeigen beispielsweise ebenso das typische Leitsymptom „Besserung nach Warmlaufen“ wie Arthrose-Pferde.

Lahmheiten können auch durch Sehnenentzündungen, Zerrungen oder kleinere Frakturen entstehen. Deshalb sind bildgebende Verfahren notwendig, um eine Diagnose von Arthrose beim Pferd eindeutig abzusichern.

Eine Frau mit grüner Kleidung und pinkfarbener Bauchtasche führt ein braunes Pferd mit weiß blauem Strick über eine vertrocknete Wiese. Im Hintergrund steht noch eine Frau mit grüner Kleidung
Diagnose von Arthrose beim Pferd
Foto © 135pixels shutterstock.com

Diagnostik von Arthrose beim Pferd

Vor seiner Untersuchung befragt der Tierarzt den Pferdehalter zumeist nach Symptomen, die er bei seinem Pferd wahrgenommen hat. Anschließend kann es sein, dass er das Pferd an bestimmten Gelenken abtastet.

Wahrscheinlich wird er es auch in Bewegung sehen wollen. Wenn es um Symptome an den Beinen geht, wird er eine Leitungsanästhesie vornehmen. Dabei betäubt er nacheinander durch subkutane (unter die Haut gehende) Injektionen die Nerven der einzelnen Gelenke vom Krongelenk aufwärts. Nach jeder Injektion lässt er das Pferd vortraben.

Wenn die Gangauffälligkeiten nach der Anästhesie eines bestimmten Gelenks aufhören, hat er den Punkt gefunden, von dem die Schmerzen ausgehen.

Zur Diagnose etwaiger degenerativer Schäden setzt er situationangepasst verschiedene bildgebende Verfahren ein. Bei dem Verdacht auf Arthrose in anderen Gelenken, an der Wirbelsäule oder im Kiefergelenk modifiziert er diese Vorgehensweise.

Je nach Lokalisation der Schäden sind eventuell bildgebende Verfahren wie Computertomographie notwendig, die in einer Pferdeklinik durchgeführt werden können.

Behandlung von Arthrose bei Reitpferden

Die Klassiker zur Behandlung von Gelenkerkrankungen sind nicht-steroidale Entzündungshemmer und Schmerzmittel (NSAIDs). Bei Turnierpferden fallen diese allerdings unter die Doping-Vorschriften.

Seit 1950 ist es aber üblich, auch Pferde im Leistungssport mit intraartikulären Injektionen (Spritzen in die Gelenke) von Kortikosteroiden (Kortison) zu behandeln. Kortikosteroide sind extrem starke Entzündungshemmer, die durch die Reduktion der Entzündung Schmerzen und Lahmheit reduzieren.

Zumeist werden sie in Kombination mit Hyalouronsäure eingesetzt. Die Injektionen wirken bis zu vier Monate lang, müssen aber mit der Zeit in immer kürzeren Abständen gegeben werden.

In letzter Zeit wurden zusätzlich zwei neue Behandlungsmethoden entwickelt, die nachhaltigere Ergebnisse zeigen. Anti-cell forte von Boehringer ist ein Arzneimittel, das auf Stammzellen basiert. Es wird intraartikulär angewendet und soll die Bildung von neuen Knorpelzellen provozieren. Eine Feldstudie hat die Wirkung bei 50 % der behandelten Pferde erwiesen.

Zudem haben sich in vielen Fällen sogenannte „autologe Blutpräparationen“ (Eigenbluttherapie) als recht erfolgreich erwiesen. Im Optimalfall kooperiert der Hufschmied oder Hufpfleger mit dem Tierarzt, um die medikamentöse Behandlung mit Stellungskorrekturen oder orthopädischen Beschlägen abzurunden.

Natürliche Behandlungsmethoden bei Arthrose

Pferde mit Arthrose sprechen oft sehr gut auf eine unterstützende homöopathische Behandlung an. Allerdings ist es bei chronischen Erkrankungen sinnvoll, Hochpotenzen einzusetzen. Diese sollten nur von Tierheilpraktikern oder von Tierärzten mit einer Zusatzausbildung in Homöopathie angewendet werden, da die Wahl eines Konstitutionsmittels viel Erfahrung erfordert.

Bei akuten entzündlichen Prozessen hat auch das Anlegen von Blutegeln schon positive Wirkung gezeigt. Futterergänzungsmittel, die Chondroitinsulfat und/oder Glucosamin enthalten, sind ebenso eine Option zur unterstützenden Behandlung von Osteoarthritis.

Teufelskralle ist für ihre natürliche Wirkung als Entzündungshemmer bekannt, wird allerdings als Doping-Substanz gelistet und darf deshalb nicht bei Turnierpferden eingesetzt werden.

Stattdessen kann bei Sportpferden auf Boswellia zurückgegriffen werden. Ingwer wirkt zwar entzündungshemmend und schmerzstillend, wird aber nur selten von Pferden angenommen.

Eine ältere Frau mit weißen Haaren, grauem Pulli und blauer Jeans führt ein weißes Pferd mit orangenem Halfter. Links von ihr sind viele Boxen mit Türen nebeneinander
Zahlreiche ältere Sportpferde leiden an Arthrose
Foto © BearFotos shutterstock.com

Vorbeugung gegen Arthrose bei Pferden

Damit sich bei deinem Pferd möglichst keine Arthrose entwickelt, solltest du immer darauf achten, es mindestens eine Viertelstunde vor und nach dem Training in ruhigem Schritt gehen zu lassen. Um eine gute Durchblutung der Beine zu gewährleisten, braucht es viel Auslauf.

Gönne ihm deshalb einen Offenstallplatz oder zumindest einen Stellplatz in einem Stall, wo die Pferde bei jedem Wetter auf die Koppel herausgelassen werden. Außerdem solltest du dafür sorgen, dass die Intervalle zwischen zwei Beschlägen oder Hufkorrekturen niemals länger als zwei Monate dauern.

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Redaktionelle Mitarbeit: Nelly Sophie Lönker, Medizinredaktion

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