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Welche Folgen hat der Befund "Spat" für Pferde?

zuletzt aktualisiert 21.10.2024
Nahaufnahme von den Beinen eines braunen Pferdes, das auf sandigem Boden steht. Im Hintergrund ist ein grauer Holzzaun zu sehen.
Foto © PIC by Femke shutterstock.com
Inhaltsverzeichnis

Dein Pferd geht klamm oder setzt seine Hinterhand nicht richtig ein? Braucht es sehr lange zum Aufwärmen und geht anfangs keinen taktreinen Trab? Dann lass lieber abklären, ob Dein Pferd nicht gerade anfängt, eine Sprunggelenkarthrose zu entwickeln. Durch eine frühzeitige Behandlung kann Spat bei Pferden unter Umständen schon in den Anfängen gestoppt werden. Ist die Arthrose erst einmal chronisch geworden, kann es sein, dass Dein Pferd nicht mehr im Leistungssport einzusetzen ist. Hier erfährst Du, was Spat für Pferd und Reiter bedeutet.

Redaktionelle Mitarbeit: Nelly Sophie Lönker, Medizinredaktion

Was genau ist Spat beim Pferd?

"Spat" ist ein volkstümlicher Ausdruck für Sprunggelenkarthrose (Osteoarthropathia deformans tarsi) beim Pferd. Er steht für degenerative Prozesse in den Sprunggelenken von Pferden. Sprunggelenkarthrosen gehören zu den häufigsten Ursachen für Lahmheit im Pferdesport. Leider kann Spat bei Pferden auch schon frühzeitig ausbrechen. Die Erkrankung tritt bei bestimmten Rassen und Abstammungslinien, unabhängig vom Alter, auffallend häufig auf.

Mittlerweile wird davon ausgegangen, dass erbliche Komponenten eine Schlüsselrolle beim Ausbruch von Spat spielen können. Das Sprunggelenk beim Pferd erinnert von seinem knöchernen Aufbau her etwas an die Anatomie des menschlichen Sprunggelenks. Es besteht aus mehreren Gelenkreihen, die sich aus verschiedenen Knochen zusammensetzen. Die ziemlich unbeweglichen unteren Gelenkreihen dienen hauptsächlich als Stoßdämpfer und gehören zu den sogenannten "Amphiarthrosen". Genau dort liegt üblicherweise der Ursprung von Spat beim Pferd.

Unterschiedliche Faktoren wie Überlastung, Fehlstellungen, Alterserscheinungen, falsche Fütterung, Bewegungsmangel, genetische Disposition etc. machen sich bei Beginn der Erkrankung durch eine schmerzhafte Entzündung des Sprunggelenks bemerkbar. Ohne Behandlung greift die Entzündung häufig auf bisher gesundes Gewebe über. Dadurch können sich Sehnenscheidenentzündungen, Nekrosen (abgestorbene Bereiche) im Gelenkknorpel, Osteoporose, Knochenwucherungen (Exostosen) und weitere Folgeerscheinungen entwickeln. Sobald die betroffenen Teile des Sprunggelenks versteift sind, verursacht Spat beim Pferd keine Schmerzen mehr.

Ursachen für Spat beim Pferd

Wie eingangs bereits erwähnt, kann eine Sprunggelenkarthrose durch zahlreiche unterschiedliche Ursachen entstehen. Hier findest Du eine Liste, in der die häufigsten Auslöser für Spat drei verschiedenen Pferdegruppen zugeordnet sind:

Spat bei Sportpferden

Spat ist bei Pferden im Leistungssport besonders häufig anzutreffen. Die Ursachen liegen unter Umständen in

  • Schlecht konzipierten Trainingseinheiten
  • Zu wenig Zeit zum Aufwärmen
  • Zu hoher Belastung durch Sprünge oder Traversalen
  • Genetischer Disposition (schwachen Gelenken)

 

Spat bei Pferden unter 10 Jahren

Bei Jungpferden ist Spat relativ selten, sollte aber nicht ausgeschlossen werden. Folgende Faktoren können für die Entwicklung einer Sprunggelenkarthrose beim jungen Pferd verantwortlich sein:

  • Mangelernährung im Fohlenalter (Kalzium/Phosphor-Verhältnis)
  • Genetische Disposition (schwache Gelenke)
  • Fehlstellungen wie Säbelbeinigkeit oder Rückständigkeit
  • Mangelnde Hufpflege/Korrektur
  • Mechanische Verletzung wie z.B. durch Tritt oder Schlag

 

Spat bei Pferde Senioren

Mensch und Tier haben mit fortschreitendem Alter ähnliche Beschwerden. Die Gelenke zeigen Abnutzungserscheinungen, die Muskelkraft lässt nach und der Stoffwechsel arbeitet weniger effektiv. Bei Senioren entsteht Spat häufig durch

  • Mechanische Abnutzung
  • Schonhaltung wegen anderer Beschwerden
  • Mangelhafter Hufpflege
  • Fehlstellungen
  • Mangelhafter Nährstoffaufnahme
  • Zu wenig Bewegung
Ein Reiter auf einem braunen Pferd führt in einer Arena einen Sliding Stop aus, während Zuschauer im Hintergrund zuschauen.
Überlastung der Sprunggelenke sind eine häufige Ursache für Spat
Foto © PROMA1 shutterstock_.com

Wichtige Maßnahmen bei Verdacht auf Spat

Eine Sprunggelenkarthrose ist kein medizinischer Notfall, auch wenn es sinnvoll ist, sie möglichst bald zu behandeln. Einer der wichtigsten Partner bei der Behandlung von Spat am Pferd ist Dein Hufschmied.

Unser Tipp: Erzähle zuerst ihm von Deinem Verdacht auf eine Sprunggelenkarthrose und vereinbare mit ihm einen Termin zum Hufe ausschneiden oder für einen neuen Beschlag. Ein ausgebildeter Hufschmied ist zwar kein Fachtierarzt für Pferde, hat aber mit Sicherheit ebenso viel Praxiserfahrung in puncto Bewegungsapparat wie ein Tierarzt. Mit seinem geschulten Auge kann er Unregelmäßigkeiten im Gangbild Deines Pferdes viel besser erkennen als Du, und eine "Spatprobe" ist für ihn ein Kinderspiel. Wenn er Deinen Verdacht bestätigt, kann er Deinem Pferd ggf. einen sogenannten "Spatbeschlag" verpassen.

Die Spatprobe sollte natürlich von einem Tierarzt bestätigt werden. Ein Spatbeschlag reduziert die mechanische Belastung und folglich auch die Schmerzen in den betroffenen Gelenketagen. Er greift also das Übel direkt an seiner Wurzel an. Natürlich solltest Du nach einer positiven Spat-Diagnose durch Deinen Hufschmied auch noch möglichst bald einen Termin mit Deinem Tierarzt ausmachen.

Womit kann Spat beim Pferd verwechselt werden?

Theoretisch kann Spat beim Pferd auf den ersten Blick auch mit folgenden Pferdeerkrankungen verwechselt werden:

  • Chronische Erkrankungen des Knie- oder Hüftgelenks
  • Bursitis (Schleimbeutelentzündung)
  • Idiopathischer Hahnentritt (krankhafte Verkrampfung der Strecksehne)
  • Gleichbeinlahmheit (Sesamoiditis)

Bei einer gründlichen tierärztlichen Untersuchung werden aber die Ursachen für die Lahmheit bei Deinem Pferd schnell eingegrenzt.

Diagnostik Spat beim Pferd

Nach einer umfassenden Anamnese wird sich der Tierarzt erst einmal Dein Pferd an der Hand in Schritt und Trab vorführen lassen. Anschließend macht er die sogenannte "Spatprobe": eine Beugeprobe, bei der die Gelenke des Hinterbeins für 60 bis 90 Sekunden extrem auf Spannung gebracht werden. Zeigen sich beim unmittelbaren Antraben danach Symptome, wird er das betreffende Sprunggelenk röntgen, eventuell auch unter Verwendung eines Kontrastmittels. Um die Diagnose abzusichern, spritzt er ein Betäubungsmittel in das Sprunggelenk. Geht Dein Pferd danach auch nach der Beugeprobe klar, ist die Diagnose "Spat" gesichert.

Eine Person zieht eine Flüssigkeit aus einem Fläschchen in eine Spritze auf, während ein hellbraunes Pferd mit heller Mähne im Freien in einer Berglandschaft steht.
Injektion nach akutem Entzündungsschub bei einem Pferd mit Spat
Foto © Andrey_Popov shutterstock.com

Behandlung von Pferden mit Spat / Sprunggelenkarthrose

Die Behandlung von Spat bei Pferden richtet sich nach dem jeweiligen Stadium der Krankheit. Bei einem akuten Entzündungsschub in der Anfangsphase wird der Tierarzt zumeist versuchen, die Entzündung durch eine Injektion von Steroiden zu reduzieren. Häufig werden auch Hyaluron-Präparate in die Gelenkspalte injiziert, um die Funktion der Gelenkflüssigkeit zu unterstützen.

Im fortgeschrittenen Stadium einer Sprunggelenkarthrose wird eine Gelenkfusion angestrebt. Da sich die beiden betroffenen Gelenketagen im Sprunggelenk auch im Normalfall so gut wie nicht bewegen, bleibt die Funktion des Gelenks auch nach deren Verschmelzung erhalten. Ist die Fusion einmal vollzogen, bleibt das Gelenk schmerzfrei. Diese Verschmelzung kann durch mehrmalige Injektionen mit siebzigprozentigem Alkohol oder durch einen operativen Eingriff provoziert werden.

Naturheilverfahren zur Therapie von Spat beim Pferd

Degenerative Erkrankungen wie Spat beim Pferd sprechen gut auf eine unterstützende homöopathische Behandlung an. Dazu bieten sich beispielsweise Kombinationsmittel an, die speziell für diesen Symptomenkomplex zusammengestellt wurden.

Einzelmittel sollten bei chronischen Erkrankungen in hoher Potenz verabreicht werden, weshalb Laien sich dazu an einen geschulten Homöopathen oder Heilpraktiker wenden sollten. Außerdem werden Kräutermischungen und Zusatzfutter mit Arthrose-Klassikern wie Ginseng oder Teufelskralle angeboten, die den Organismus Deines Pferdes bei der Selbstheilung unterstützen können.

Vorbeugung gegen Spat beim Pferd

Wenn Spat bei Pferden nicht genetisch bedingt ist, kannst Du seine Entstehung verhindern oder zumindest herauszögern. Auf Asphaltstraßen oder anderen harten Böden solltest Du prinzipiell nur Schritt reiten. Gönne Deinem Pferd lange Aufwärmphasen vor dem eigentlichen Training und vermeide Übungen, die das Sprunggelenk übermäßig belasten können.

Seitengänge sind optimal, um ein Pferd zu gymnastizieren, sollten aber wohldosiert eingesetzt werden, weil sie das Sprunggelenk einseitig belasten. Spektakuläre Spins und Stops beim Westernreiten sehen zwar gut aus, sind aber wahre Sprunggelenk-Killer. Aber auch hohe Sprünge treiben die Abnutzungserscheinungen im Sprunggelenk voran.

Übrigens: Zu wenig Bewegung ist ebenso schädlich für die Gelenke wie zu hohe Belastungen.

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Fazit

Solange Du keine sportlichen Spitzenleistungen anstrebst, bedeutet die Diagnose "Spat" noch lange nicht das "Aus" für Dein Pferd. Pferde mit Spat dürfen, und sollen, geritten bzw. bewegt werden, weil Bewegung die Gelenkknorpel funktionsfähig hält. Natürlich sind der Leistungsfähigkeit von Spat-Pferden gewisse Grenzen gesetzt. Am besten fragst Du Deinen Tierarzt nach jeder Konsultation, bis zu welchem Punkt Du Dein Pferd aktuell belasten kannst.

Pferde sind von Natur aus eher "Ausdauersportler". Sie sind dazu ausgelegt, jeden Tag viele Kilometer in ruhigem Tempo zurückzulegen. Diese moderate Bewegung über viele Stunden hinweg hält ihren Organismus gesund. Wenn erwachsene Pferde in freier Wildbahn denn einmal galoppieren, dann nur in Gefahrensituationen über einen relativ kurzen Zeitraum hinweg. Für lange Trabreprisen oder Galoppaden mit zusätzlichem Reitergewicht auf dem Rücken fehlen einem wenig trainierten Pferd einfach die entsprechenden Muskeln.

Deshalb ist es so wichtig, Pferde systematisch zu trainieren: Wenn ein Pferd noch nicht die geeignete Muskulatur aufgebaut hat, werden seine Gelenke unverhältnismäßig stark belastet. Kommt dann zu der kurzzeitigen intensiven Belastung auch noch eine Bewegungseinschränkung durch Boxenhaltung hinzu, sind Verschleißerscheinungen wie Spat fast schon vorprogrammiert. Naturnahe Pferdehaltung, optimale Nährstoffversorgung und ein gut durchdachtes Training sind die beste Prophylaxe gegen Spat.

Quellenangaben

https://news.okstate.edu/articles/communications/2019/treating-equine-bone-spavin.html

https://www.sciencedirect.com/topics/agricultural-and-biological-sciences/bone-spavin

https://www.ssequineclinic.com/equine-health-topics/bone-spavin/

https://flexikon.doccheck.com/de/Spat_(Pferd)

https://www.zora.uzh.ch/id/eprint/114032/

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