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Kraftfutter in der Pferdefütterung

Luzerne Pflanzen auf einem Feld
Foto © Andrei Dubadzel shutterstock.com
Inhaltsverzeichnis

Wie der Name schon vermuten lässt, soll das Kraftfutter dem Pferd Kraft geben, es dient also als Energielieferant mit wichtigen Nährstoffen. Kraftfutter ist neben Raufutter die bekannteste Futtermittelgruppe für Pferde.  Doch was fällt alles unter den Begriff Kraftfutter? Diese Frage ist nicht ganz eindeutig zu beantworten, da es sich bei Kraftfutter eher um einen umgangssprachlichen Begriff handelt. Im Futtermittelrecht wird jedoch von Einzel- und Mischfuttermitteln gesprochen, die der Energielieferung dienen können.

Getreide als Kraftfutter

Sprach man früher von Kraftfutter war Getreide, vorzugsweise Hafer, gemeint, aber auch Gerste und Mais wurden gefüttert. Der Hafer ist aufgrund seiner hohen Verdaulichkeit und Schmackhaftigkeit immer noch das beliebteste Getreide. Er hat einen Energiegehalt von knapp 11 MJ und enthält ca. 40 % Stärke. Mais und Gerste enthalten mehr Stärke und sollten für eine bessere Verdaulichkeit thermisch oder mechanisch behandelt werden. Der Verdauungstrakt des Pferdes ist nicht auf die Anflutung großer Mengen Stärke ausgelegt. Dies gilt es bei einer stärkehaltigen Fütterung mit Getreide zu beachten.

Müslis, Pellets, Mash – Die Vielfalt an Kraftfutter ist groß

Heutzutage gibt es neben den verschiedenen Getreidesorten auch viele Müslis und Pellets und auch ein Mash kann meist den Kraftfuttermitteln zugeordnet werden. Es handelt sich um Mischfutter, bestehend aus mehreren Zutaten, das auf die individuellen Bedürfnisse des Pferdes abgestimmt ist. So gibt es z.B. Kraftfutter für Sportpferde, für Zuchtstuten, für Fohlen oder für Senioren. Je nach Futterart kann es trocken oder muss eingeweicht gefüttert werden.

Getreidehaltig vs. getreidefrei

Einer der größten Unterschiede in Bezug auf Kraftfutter und deren Zusammensetzung ist die Unterscheidung in getreidehaltige und getreidefreie Produkte. Da das Pferd von Natur aus auf die Verdauung von Rohfaser ausgelegt ist und die hochenergetische Getreidefütterung lediglich aus dem Einsatz des Pferdes als Arbeitstier stammt, ist die getreidefreie Fütterung schon seit einigen Jahren beliebt. Hinzu kommt, dass die meisten Pferde heutzutage nicht die Mengen an Energie brauchen, die ein Getreide liefert.

Wie zuvor erwähnt, ist der Verdauungstrakt des Pferdes außerdem nicht auf zu hohe Mengen Stärke aus Getreide ausgelegt. Deshalb sollte man vor allem bei Pferden mit Problemen des Verdauungstraktes (Magengeschwüre, Kotwasser, Blähbauch) eher getreidereduziert/getreidefrei füttern.

Melassefrei = Zuckerfrei?

Neben den getreidefreien Futtermitteln gibt es zusätzlich die melassefreien Kraftfuttervarianten. Vor allem bei übergewichtigen Pferden und jenen mit Stoffwechselerkrankungen wird immer mehr Wert auf eine möglichst zuckerreduzierte Ration gelegt. Ein zuckerfreies Kraftfutter existiert jedoch nicht, da die Rohstoffe von Pferdefutter immer nativ Zucker enthalten. Auch ein ganz normales Heu enthält zum Beispiel von Natur aus Zucker. Trotzdem kann man als Kunde darauf achten, dass dem Kraftfutter kein Zucker zugesetzt ist.

Häufig liegt der zugesetzte Zucker in Form von Melasse vor. Melasse ist eine zähe braune Flüssigkeit, die als Nebenerzeugnis in der Zuckerproduktion aus Zuckerrohr oder Zuckerrüben anfällt. Darüber hinaus fällt bei der Gewinnung von Pektin aus dem Apfeltrester die sogenannte Apfelmelasse an.

Die analytischen Bestandteile des Kraftfutters - Rohprotein, Rohfett, Rohasche, Rohfaser und Rohwasser

Laut Gesetz ist es die Pflicht der Futtermittelhersteller, die analytischen Bestandteile in der Deklaration eines Futters anzugeben. Durch die Bestimmung des Rohwassergehaltes ergibt sich der Trockenmassegehalt des Futters. Die Rohasche beinhaltet alle anorganischen Substanzen, unter anderem auch Mineralien. Das Rohprotein gibt die gesamte im Futter enthaltene Eiweißmenge an.

Tatsächlich ist die Menge in der Pferdefütterung gar nicht das allein entscheidende. Wichtig ist die Qualität des Proteins und die Aminosäurezusammensetzung: Ein hoher Anteil an dünndarmverdaulichem Rohprotein (angegeben als präzäkal verdauliches Rohprotein) und an essenziellen Aminosäuren, die der Pferdekörper nicht selbst herstellen kann und damit zwangsläufig über das Futter aufgenommen werden müssen, ist ideal.

Zu Rohfett zählen neben den typischen Fetten auch Substanzen wie Harze und Wachse. Fett kann als hochwertiger Energielieferant dienen. Die Fettsäuren unterscheiden sich zwischen gesättigten und ungesättigten Fettsäuren, wobei manche Fettsäuren für das Pferd essenziell sind, manche nicht.

Die Rohfaser ist, vor allem in Form von Heu, die Futtergrundlage für das Pferd als Dauerfresser und Dickdarmverdauer. Sie inkludiert verschiedene Kohlenhydrate (z.B. Zellulose) und Gerüstsubstanzen (z.B. Lignin), verlängert die Kauzeit und fördert damit die verdauungsphysiologisch günstige Einspeichelung des Futterbreis. In Kraftfuttermitteln ist je nach Futtervariante mehr oder weniger Rohfaser enthalten. Vor allem getreidefreie Futtermittel werden meist auf Basis von Rohfaser hergestellt.

Wann eignet sich Kraftfutter als Futtermittel?

Fütterungsgrundlage eines jeden Pferdes sollte stets das Raufutter sein. Das bedeutet, dass der Erhaltungsbedarf an Energie komplett durch das Raufutterangebot gedeckt werden muss. Kraftfutter dient als zusätzlicher Energielieferant. Es eignet sich also als Futtermittel für Pferde, deren täglicher Gesamtbedarf nicht durch das Raufutter gedeckt werden kann.

Wichtig in dem Zusammenhang: Die meisten leicht gearbeiteten Pferde/Freizeitpferde brauchen bei ausreichender Heuversorgung gar kein/kaum Kraftfutter! Ein erhöhter Energiebedarf und damit eine Notwendigkeit von Kraftfutter ist häufig erst ab einer mittleren Arbeitsleistung, bei Pferden im Wachstum, tragenden und laktierenden Stuten oder auch bei älteren Pferden zur Ergänzung eines ausreichenden Raufutterangebotes durch Heu/Heucobs nötig.

Interessant zu wissen: Bei einer 24/7 Weidehaltung oder 24/7 Heuverfügbarkeit ist auch in diesen Fällen nicht immer Kraftfutter nötig. Hier ist es ratsam eine professionelle Rationsberechnung durchzuführen, um Notwendigkeit, Art und Menge des Kraftfutters berechnen zu lassen. Auch wenn ein Pferd zu dünn ist, macht es natürlich prinzipiell Sinn, Energie („Kalorien“) über ein Kraftfutter zu liefern. Ausschlaggebend ist hier jedoch, warum das Pferd überhaupt zu dünn ist: Wird zu wenig Heu aufgenommen? Hat das Pferd Stress/Schmerzen? Hat das Pferd Probleme in der Herde? Muss das Pferd eine intensive Arbeitsleistung erbringen? Können Erkrankungen ausgeschlossen werden? Ohne diese Fragen beantwortet zu haben, sollte man keine großen Mengen Kraftfutter geben, da dies durchaus auch schädlich sein kann, je nachdem worin das zu geringe Gewicht begründet liegt.

Wie oft muss ich meinem Pferd Kraftfutter geben?

Kraftfutter mit Getreideanteil sollte bestenfalls nach dem Raufutter gefüttert werden, also nicht auf „leeren Magen“.  Das hat den Hintergrund, dass Getreide deutlich schneller gefressen wird als Futter mit einem höheren Rohfaseranteil. Durch die geringeren Kauschläge wird nur wenig Speichel produziert, der als Pufferung für den sauren Magensaft dient.

Wie oft Kraftfutter am Tag gefüttert wird, hängt von der Menge ab. Grundsätzlich sind kleinere Portion über den Tag verteilt gesünder als einmalig eine große Portion. Bei getreidehaltigen Futtermitteln gilt die Faustregel 1 g Stärke pro 1 kg Körpergewicht pro Mahlzeit.

Wie viel Kraftfutter muss ich füttern?

Die Menge an Kraftfutter läuft immer unter dem Motto „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“ und hängt auch von der Art des Kraftfutters ab. Pferde sind Rohfaserverdauer, das heißt bei der Fütterung von stärkehaltigen Futtermitteln sind Grenzen gesetzt. Als Faustregel gilt hier, dass pro Mahlzeit nicht mehr als 1 g Stärke pro 1 kg Körpergewicht aufgenommen werden sollte. Pro Tag gilt max. 2 g Stärke pro 1 kg Körpergewicht. Wie hoch der Bedarf an Kraftfutter ist, lässt sich berechnen.

Zunächst betrachtet man, wie hoch der Erhaltungs- und Leistungsbedarf jedes einzelnen Pferdes ist und wie viel Energie durch das Raufutter aufgenommen wird (dieses sollte mindestens den Erhaltungsbedarf decken, damit das Pferd physiologisch gesehen genug Rohfaser aufnimmt). Die Differenz wird dann durch das Kraftfutter aufgefüllt. Hierfür wird die umsetzbare Energie des einzelnen Kraftfutters pro kg betrachtet und so die entsprechende Menge an Kraftfutter bestimmt.

Kraftfutter auch während der Weidesaison füttern?

Das kann pauschal nicht beantwortet werden. Fest steht, dass besonders junges Gras viel Eiweiß enthält und das Pferd, abgesehen von der Energie, die aufgenommen wird, viele wichtige Vitamine durch das frische Gras zu sich nimmt. Ob und wenn ja, wie viel Kraftfutter während der Weidesaison zugefüttert werden sollte, hängt von vielen Faktoren ab. Weide ist nicht gleich Weide - der Energiegehalt der Weide schwankt stark. Unterschiedliche Standorte sind verschiedenen Witterungsbedingungen ausgesetzt, auch spielt die Artenzusammensetzung eine große Rolle. Durch die Nutzungsintensität und Bearbeitung variiert die Energie im Gras ebenfalls stark. Außerdem ist es natürlich ganz entscheidend, wie viele Stunden die Pferde auf der Weide verbringen.

Letztendlich gilt es immer den Futterzustand des Pferdes zu betrachten und dementsprechend zu füttern.

Welches Kraftfutter für alte Pferde?

Mit dem Alter steigen die Ansprüche und damit auch die Wahl des Kraftfutters. Alte Pferde haben oft mit Problemen wie einem Abfall der Leistungsfähigkeit und der Speicherfähigkeit von Nährstoffen zu kämpfen, auch Abbau der Muskulatur und Zahnprobleme mit verlangsamter Zahnmotorik sind Probleme, mit denen viele Senioren und damit auch ihre Besitzer zu tun haben.

Pferde mit Zahnproblemen sollten beispielsweise keine ganzen Getreidekörner, sondern gequetschtes Getreide bekommen. Denn die ganzen, harten Körner können nicht zermahlen und so die Nährstoffe schlechter vom Körper aufgenommen werden. Probleme gibt es häufig auch beim Kauen von Heu sowie beim Kauen von harten Bestandteilen im Kraftfutter: Pellets, Häckselprodukte, zu lange Fasern sind meist nicht mehr möglich. Für ein sicheres Abschlucken machen Produkte Sinn, die sich möglichst einweichen lassen.

Bei alten Pferden sollte man immer bedenken, dass in erster Linie ein hochwertiger Heuersatz wichtig ist und ein passendes Kraftfutter lediglich der Ergänzung dient. Hohe Mengen an Energie sowie essenziellen Aminosäuren im Kraftfutter sind sinnvoll, damit das alte Pferd möglichst wenig Substanz und Muskelmasse verliert.

Quellen:

Bernemann, U. (2005): Krippenfuttermittel für Pferde, Entwicklungen vom Beginn des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts (Mitteleuropa und Nordamerika). Aus dem Institut für Tierernährung der tierärztlichen Hochschule Hannover

Bothe, C. (2001): Effekte unterschiedlicher Stärketräger und deren Bearbeitung auf die postprandiale Glucose- und Insulinreaktion beim Pferd. Aus dem Institut für Tierernährung der tierärztlichen Hochschule Hannover

Coenen, M.; Vervuert I. (2020): Pferdefütterung. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart

Kamphues, J.; Coenen, M.; Eider, K.; Iben, C.; Kienzle E.; Liesegang, A.; Männer, K.; Wolf, P.; Zebeli, Q. und Zentek, J. (2014): Supplemente zur Tierernährung: für Studium und Praxis. Schlütersche, Hannover

Martschitz, C. (2021): Sportpferdefütterung in Österreich - Wahl und Menge des Grund- und Kraftfutters. Veterinärmedizinische Universität Wien

van den Broek, A. (2021):  Relevanz von Getreide in der Pferdefütterung. Veterinärmedizinische Universität Wien

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