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Hafer in der Pferdefütterung

Ein Haferfeld mit blauem Himmel und Wolken
Foto © Annaev shutterstock.com
Inhaltsverzeichnis

Der Hafer ist wahrscheinlich immer noch das bekannteste Kraftfutter, definitiv aber das bekannteste Getreide in der Pferdewelt. Neben den häufig bereits bekannten Vorteilen der Haferfütterung, hatte der Hafer gerade in den letzten Jahrzehnten jedoch auch mit einigen Vorurteilen zu kämpfen. Wir wollen in diesem kleinen Leitfaden einmal erklären, was Hafer eigentlich genau ist und wie man ihn einsetzt.

Was ist Hafer überhaupt?

Beim Hafer handelt es sich zunächst einmal um eine Gattung. Unsere als Getreide angebaute Kulturpflanze ist der einjährige Saat-Hafer, der wiederum zahlreiche verschiedene Sorten mit einschließt, und zur Familie der Süßgräser zählt. Die ältesten Funde aus Mitteleuropa stammen aus der späten Bronzezeit. Die dort gefundenen Rassen unterschieden sich allerdings bezüglich der Korngröße von unserem heutigen Hafer: Die Körner waren lediglich ca. 6 mm lang und damit wesentlich kleiner als heute. Der Kulturhafer stellte schon damals ein wichtiges Nahrungsmittel für die Germanen dar. Getreide im Allgemeinen ist sehr anpassungsfähig an verschiedene Umweltbedingungen vor Ort, wobei Hafer noch geringere Ansprüche an Boden und Klima stellt als zum Beispiel Weizen, Gerste oder Mais.

Heute ist das Einsatzgebiet weniger die menschliche Ernährung, sondern die Nutzung als Futterpflanze für Tiere. Hafer bietet in der Pferdefütterung einige Vorteile im Vergleich zu anderen Getreidesorten. Er besitzt eine hohe Verdaulichkeit und wird aufgrund seiner Größe und des hohen Spelzenanteils gut gekaut, weswegen er nicht zwingend thermisch oder mechanisch behandelt werden muss.

Neben dem Saat-Hafer als Kulturpflanze, findet man auch noch einige Wildformen des Hafers in der deutschen Flora, wie zum Beispiel den Flug-Hafer.

Wie wird Hafer angebaut?

Hafer ist von ackerbaulicher Seite eine Gesundfrucht. Das heißt, dass er in der Fruchtfolge das Potenzial hat, wichtige Schaderreger zu reduzieren. Ausgesät wird der Hafer in der Regel in der zweiten Märzhälfte, als Langtagpflanze braucht er für eine ausreichende Entwicklung genügend Vegetationstage mit hinreichenden Tageslängen.

Das zertifizierte Saatgut sollte in ca. 4 cm Tiefe bei einer Reihenentfernung von 12 bis 15 cm und einer Saatmenge von knapp 300 keimfähigen Körnern/qm abgelegt werden. Zielgröße ist eine Bestandesdichte von ca. 400 rispentragenden Halmen je qm. Mit dem Anbau von Hafer erreicht man einen durchschnittlichen Kornertrag von 45 bis 60 dt/ha.

Welcher Hafer ist der beste für Pferde?

Der Hafer lässt sich in Gelb-, Schwarz- und Weißhafer unterteilen. Der Grund für diese Bezeichnungen sind die unterschiedlichen Farben des Spelzes. Fütterungstechnisch lassen sich die einzelnen Sorten von den Nährwerten her erstmal nicht differenzieren.

Übergeordnet ist es wichtig, dass die Haferqualität passt, egal um welche Sorte es sich handelt. Vor allem die hygienische Qualität sollte mittels sensorischer Überprüfung kontrolliert werden. Probleme können sich vor allem durch eine zu hohe Restfeuchte und daraus resultierende Keimbelastung ergeben.

Große, runde Körner sprechen für hohe Nährstoffgehalte. Das Litergewicht sollte zwischen 450 und 550 g liegen, wobei in der Pferdefütterung im Allgemeinen eher hohe Litergewichte und damit bessere Qualitäten bevorzugt werden.

Körner mit grauen Belägen sollten nicht mehr verfüttert werden, auch sollte der Hafer nicht muffig riechen. Andere Probleme sind zu viel Staub oder auch ein zu hoher Anteil an beispielsweise Erde/Grannen/Fremdkörpern/Milben, was auf eine ungenügende Reinigung oder eine unsachgemäße Lagerung hindeutet.

Wie wird Hafer zubereitet und gefüttert?

Hafer kann grundsätzlich als ganzes Haferkorn gefüttert werden, da die Kauaktivität sich verdauungstechnisch positiv auswirkt und die mechanische Behandlung die Verdaulichkeit in erster Linie nicht wesentlich erhöht. Lediglich bei Pferden, bei denen das Gebiss nicht intakt ist (z.B. bei alten Pferden) oder bei Pferden, die sehr hastig fressen, macht ein Quetschen oder Walzen des Hafers für eine bessere Verdaulichkeit Sinn. Mechanisch bearbeiteter Hafer besitzt jedoch eine wesentlich geringere Haltbarkeit.

Hafer kann entweder pur gefüttert oder anderen Kraftfuttern/Raufuttern beigegeben werden.

Warum sollte ich Hafer füttern?

Hafer als naturbelassenes Kraftfutter bietet einige Vorteile. Er ist sehr schmackhaft und liefert hohe Mengen an Energie, wobei er weniger Stärke enthält als andere Getreidesorten, die gleichzeitig auch noch besser verdaulich ist. Wenn man sich an geltende Fütterungsempfehlungen hält, kann das Pferd 80 bis 90 % der Stärke bis zum Ende des Dünndarms verdauen.

Der Rohfaseranteil ist beim Hafer für Getreide noch relativ hoch, wodurch das Pferd intensiver kaut und besser einspeichelt. Außerdem liefert Hafer recht hohe Mengen an ungesättigten Fettsäuren und Schleimstoffen, die diätetisch günstig wirken. Vor allem für Pferde, die eine gewisse Leistung erbringen müssen, sind humane Mengen Hafer ein ideales Kraftfutter.

Warum sollte ich keinen Hafer füttern?

Neben den genannten Vorteilen gibt es im Zusammenhang mit Hafer auch einige Nachteile, die beachtet werden müssen bzw. warum die Fütterung von Hafer für einige Pferde nicht empfohlen wird.

Zunächst ist der Mineralstoffgehalt nicht optimal: Hafer ist sehr kalziumarm und bietet dadurch ein ungünstiges Kalzium-Phosphor-Verhältnis, was vor allem bei größeren Hafermengen meist durch ein entsprechendes Mineralfutter ausgeglichen werden muss. Zwar ist die Proteinmenge im Hafer grundsätzlich ausreichend, die Proteinqualität ist allerdings nur mäßig. Deshalb ist vor allem bei eiweißarmem Grundfutter (wie es laut aktuellen Analysen zunehmend der Fall ist) auf eine ausreichende Zuführung der essenziellen Aminosäuren zu achten.

Da Hafer ein hochenergetisches und dadurch auch ein hochkalorisches Futter ist, ist er nicht für jedes Pferd geeignet. Sehr leichtfuttrige Pferde, Pferde, die sehr wenig Arbeit leisten und bereits zu dicke Pferde sollten lieber auf Hafer verzichten.

Des Weiteren können zu große Mengen Hafer in einer Mahlzeit sowie eine zu große Menge am Tag zu diversen Verdauungsstörungen führen. Nicht zuletzt die enthaltene Stärke spielt hier eine Rolle. Warum zu hohe Stärkemengen im Verdauungstrakt ein Problem darstellen, könnt ihr ihm Beitrag „Die Verdauung des Pferdes“ noch einmal nachlesen.

Aufgrund der Stärke sollte eine Haferfütterung, besser gesagt grundsätzlich eine Getreidefütterung, bei Pferden mit beispielsweise Magengeschwüren, starkem Kotwasser, Hufrehe, EMS, PSSM oder Cushing eher vermieden werden.

Wie wird die Haferration berechnet?

Die Haferration richtet sich nach Rasse, Gewicht und Größe des Tieres, Arbeitsleistung und Menge des Grundfutters sowie einer möglichen Menge eines zusätzlichen Kraftfutters.

Eine zu intensive Haferfütterung kann zu Verdauungsstörungen führen. Mehr als 1 g Stärke je Kilogramm Körpergewicht und Mahlzeit bzw. 2 g Stärke je Kilogramm Körpergewicht und Tag sollten nicht überschritten werden. Das entspricht in der Praxis maximal 1,25 kg Hafer / Mahlzeit und 2,5 kg Hafer / Tag für ein 500 kg Pferd.

Wichtig zu sagen ist, dass solche Hafermengen beim „Durchschnittspferd“ nicht notwendig sind. Die meisten Freizeitpferde brauchen kaum Kraftfutter, da der Energiebedarf über das Grundfutter bereits gedeckt ist. Auch wichtig in dem Zusammenhang: Ein Futter mit viel Energie (wie Hafer) liefert automatisch eine hohe Menge Kalorien. Hat man also ein etwas faules, gleichzeitig aber zu dickes Pferd, ist die Fütterung eines hochenergetischen Hafers nicht die Lösung.

Ob und wie viel Hafer nötig ist, kann man entweder selbst mithilfe einer Rationsberechnung und den entsprechenden Bedarfstabellen bestimmen oder man wendet sich an eine professionelle Futterberatung. Auch die meisten Futtermittelfirmen führen Rationsberechnungen durch.

Warum „sticht“ Hafer?

Einige Pferdebesitzer sind Hafer gegenüber skeptisch, weil er scheinbar das Temperament der Pferde beeinflusst. Woran liegt dieses Phänomen?

Durch die Verdauung der im Hafer enthaltenen Stärke kommt es zu einem Anstieg der Glukosekonzentration im Blutplasma, was wiederum zu einem Anstieg des Insulins führt. Der Insulinanstieg ist bei Hafer noch höher als bei anderen Getreidesorten. Dieser Anstieg nimmt Einfluss auf das Temperament des Pferdes, weshalb die Pferde im zeitlichen Zusammenhang mit einer Haferfütterung besonders „spritzig“ erscheinen.

Hilft Hafer beim Muskelaufbau?

Hafer enthält sowohl B- und E-Vitamine als auch Aminosäuren, die den Muskelstoffwechsel und -aufbau grundsätzlich unterstützen. Im Vergleich mit anderen Futtermitteln ist die Aminosäuremenge und -zusammensetzung jedoch nicht ideal.

Sucht man also gezielt ein Futtermittel für den reinen Muskelaufbau, bieten sich noch geeignetere Alternativen an. Infrage kommen hier zum Beispiel proteinreiche Rohfaserprodukte, Luzerne, spezielle Müslis für den Muskelaufbau oder auch gezielte Aminosäureergänzer.

Ist Hafer gut für alte Pferde?

Auch für alte Pferde kann Hafer gut geeignet sein. Hier ist natürlich der Zahnzustand zu beachten. Möglicherweise kommt nur vorher behandelter Hafer infrage.

Wichtig ist: Wenn ein altes Pferd abnimmt, sollte man keinesfalls die Hafermenge extrem erhöhen. Erstmal sollte eine ausreichende Raufutteraufnahme gewährleistet sein. Kann das Pferd das Heu nicht mehr ausreichend kauen, müssen Heucobs ergänzt werden. Eine Kraftfutter- oder in dem Fall Hafergabe ist nur zusätzlich zu einer ausreichenden Grundfutterversorgung gut und sinnvoll.

Was ist Grünhafer?

Grünhafer hat ziemlich wenig mit dem Haferkorn zu tun, was sonst in der Pferdefütterung eingesetzt wird. Der Grünhafer wird kurz nach der Blühte geerntet, bevor die Stärkeeinlagerung ins Korn stattfindet. Er ist dadurch ein stärkearmes und rohfaserreiches Futtermittel, das darüber hinaus ein ausgewogenes Kalzium-Phosphor-Verhältnis und hohe Gehalte an nativen Vitaminen und Mineralstoffen bietet. Der Grünhafer wird entweder als Strukturfutter oder in pelletierter Form angeboten.

Kann man Haferflocken aus dem Supermarkt für Pferde nehmen?

Einige Futtermittelhersteller bieten auch Haferflocken an. Diese aufgeschlossenen Haferkörner sind vor allem für Pferde geeignet, die noch nicht beziehungsweise nicht mehr gut kauen können (z.B. Fohlen, alte Pferde, Pferde mit fortgeschrittenem EOTRH etc.).

Bei gesunden Pferden gibt es keinen Grund Haferflocken statt ganzer Haferkörner zu füttern, da diese sich bezüglich der Verdaulichkeit nicht nennenswert unterscheiden. Haferflocken, die für die menschliche Ernährung vorgesehen sind, sollten alleine aus rechtlichen Gründen schon nicht an Pferde verfüttert werden. Pferdefutter muss immer als solches zugelassen sein.

FAZIT

Hafer als naturbelassenes Kraftfutter bietet einige Vorteile. Er ist sehr schmackhaft und liefert hohe Mengen an Energie, ungesättigten Fettsäuren und Schleimstoffen, die diätetisch günstig wirken. Hafer kann entweder pur gefüttert oder anderen Kraftfuttern/Raufuttern beigegeben werden. Vor allem für Pferde, die eine gewisse Leistung erbringen müssen, sind humane Mengen Hafer ein ideales Kraftfutter.

Da Hafer allerdings ein hochenergetisches und dadurch auch ein hochkalorisches Futter ist, ist er nicht für jedes Pferd geeignet. Sehr leichtfuttrige Pferde, Pferde, die sehr wenig Arbeit leisten und bereits zu dicke Pferde sollten lieber auf Hafer verzichten. Des Weiteren können zu große Mengen Hafer in einer Mahlzeit sowie eine zu große Menge am Tag zu diversen Verdauungsstörungen führen. 

Quellen:

Aichele, D.; Schwegler, H.-W. (1998): Unsere Gräser: Süßgräser, Sauergräser, Binsen. Kosmos, Stuttgart

Alsing, I. und W.; Birnbeck, J.; Ertl, S. (2018): 1000 Fragen für junge Landwirte. Eugen Ulmer KG, Stuttgart

Coenen, M.; Vervuert, I. (2020): Pferdefütterung. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart

Göge, F. (2020): Qualitätshafer – so gelingt der Anbau. Vom Beratungsteam Pflanzenbau des Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen. URL: https://llh.hessen.de/pflanze/marktfruchtbau/sommergetreide/qualitaetshafer-so-gelingt-der-anbau/ [Abruf: 12.05.2023]

Lengwenat, O.; Zeyner, A. (2019): Pferdefutter Hafer: Bewährt, tiergerecht und hochverdaulich. Erschienen in: praxisnah – Züchtung, Produktion, Verwertung –

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