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Luzerne | Vorteile & Nachteile der Futterpflanze für Pferde

zuletzt aktualisiert 22.11.2024
Ein dicht bewachsenes Feld mit grünen Luzerne Pflanzen unter leicht bewölktem Himmel. Im Hintergrund stehen hohe Gräser und Bäume.
Foto © Susanne Krauzig
Inhaltsverzeichnis

Von Janina Beule - Luzerne (Alfalfa) ist die bekannteste und älteste Futterpflanze und wurde bereits vor Jahrtausenden für die Pferdefütterung genutzt. Auch heute ist die Luzerne in aller Munde. Jedoch gab es in den letzten Jahren auch immer mal wieder Studien, die mögliche Nachteile von Luzerne als Pferdefutter aufzeigten.

Was ist Luzerne?

Luzerne gehört zu den kleeartigen Futterpflanzen und lässt sich den Leguminosen zuordnen. Die Luzerne besitzt Knöllchenbakterien an ihren Wurzeln, wodurch sie Stickstoff pflanzenverfügbar binden kann.

Durch diese Eigenschaft ist die Luzerne nicht nur eine gute Vorfrucht (z.B. vor dem Anbau von Getreide), sondern fördert auch Bodenleben, Humusbildung und lockert durch die Durchwurzelung den Boden auf.

Mit dem Anbau von Luzerne erreicht man eine hohe Ertragsleistung und hat eine Futterpflanze zur Verfügung, die hohe native Eiweiß- und Calciumgehalte liefert.

Ist Luzerne ein Kraftfutter?

Luzerne ist zuallererst ein rohfaser- und eiweißreiches Einzelfuttermittel. Es ist entweder als Grundfutterergänzung oder als Kraftfutter einzusetzen.

Luzerne kann beispielsweise eiweißarmes Heu aufwerten oder als Strukturkomponente anderen Kraftfuttern (Müsli, Getreide) hinzugegeben werden. Auch pur kann das Pferd die Luzerne als zusätzliches Kraftfutter fressen.

Luzerne Pflanze mit Blüten
Luzerne Pflanze mit Blüten
Foto © Kylbabka shutterstock.com

Wann eignet sich Luzerne als Futtermittel?

Im Prinzip ist Luzerne als zucker- und stärkearme Futterpflanze erstmal für alle Pferde geeignet. Besonders hervorzuheben ist der Einsatz von Luzerne bei tragenden Stuten, in der Aufzucht und bei Sportpferden, da diese einen entsprechend höheren Energie- und Eiweißbedarf haben.

Des Weiteren sorgt der hohe Calciumgehalt der Luzerne dafür, dass bei der Fütterung von Getreide (dieses enthält viel Phosphor) das Calcium-Phosphor-Verhältnis optimiert wird.

Wichtig ist, dass man nicht jedem Pferd große Mengen Luzerne füttern kann. Begrenzend wirkt hier die maximale Eiweißmenge/Tag, die eingehalten werden sollte. Bei der Darreichungsform müssen die pferdespezifischen Gegebenheiten beachtet werden, sprich: Keine Häcksel bei Magengeschwüren oder wenn ältere Pferde nicht mehr gut kauen können.

Welche Nachteile bringt Luzerne als Futtermittel?

Die Vorteile des hohen Protein- und Calciumgehaltes können sich auch zum Negativen wenden. Eine exzessive Fütterung von Eiweiß führt dazu, dass der Körper das überschüssige Eiweiß ausscheiden muss.

Dies belastet Leber und Nieren. Ein zu hoher Calciumgehalt im Körper des Pferdes kann dazu führen, dass andere Elemente (z.B. Zink) schlechter aufgenommen werden. Ob im individuellen Fall die Vor- oder Nachteile zutreffen, muss immer anhand des jeweiligen Pferdes und der sonstigen Fütterung kontrolliert werden.

Welche Menge soll gefüttert werden?

Bezüglich der Menge lässt sich übergreifend keine Empfehlung aussprechen. Dies muss für jedes Pferd mithilfe der Bedarfstabellen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie und weiteren Faktoren, wie Haltung, sonstige Fütterung, Training, Alter und Körperkonstitution, individuell bestimmt werden.

Luzerne Pellets für die Pferdefütterung
Luzerne Pellets
Foto © Dobrovizcki shutterstock.com

Was sind Luzernepellets?

Luzerne gibt es nicht nur als typisches Häckselprodukt, sondern auch in Cobsform oder noch etwas kleiner zu Pellets gepresst. Im Produktionsprozess wird die Luzerne entweder in kurze Fasern geschnitten und anschließend gepresst oder sogar komplett gemahlen und dann gepresst. Es gibt Pellets/Cobs, die ohne Zusatzstoffe hergestellt werden, und Produkte, wo beispielsweise Presshilfsstoffe wie Melasse zur Anwendung kommen.

Durch den hohen Rohfasergehalt quellen sowohl Cobs als auch Pellets stark auf, wenn sie mit Flüssigkeit in Berührung kommen. Deswegen müssen beide Produkte stets mit Wasser aufgelöst werden, um eine spätere Volumenzunahme in der Speiseröhre und damit verbundene Schlundverstopfungen zu vermeiden.

Wie lange muss man Luzernecobs einweichen?

Da es sich um ein Naturprodukt handelt, kann man die Einweichzeiten der Cobs nie genau angeben. Je nach Schnittzeitpunkt, Pressung und Wassertemperatur kann die benötigte Zeit variieren. Die meisten Hersteller geben als Orientierung 30 Minuten an. Als Pferdebesitzer sollte man einfach darauf achten, dass sich alle Cobs genug aufgelöst haben und aufgequollen sind, unabhängig von genauen Zeitangaben.

Was ist besser, Luzerne- oder Heucobs?

Aufgrund der hohen Eiweiß- und Calciumgehalte sollte die Luzerne nur als aufwertende Grundfutterergänzung dienen, nicht als kompletter Heuersatz, da man sonst Überschüsse riskiert. Für einen vollständigen Heuersatz eignen sich vor allem die klassischen Heucobs.

Selbst wenn nicht das komplette Heu ersetzt wird, sondern nur ein Teil, können normale Heucobs ausreichen. Dies ist davon abhängig, ob das Pferd von zusätzlichen essenziellen Aminosäuren bzw. zusätzlichem Calcium in der Tagesration profitieren würde.

Luzerne Anbau auf dem Feld
Luzerne Anbau
Foto © ProximaCentauri1 shutterstock.com

Kann ich Luzerne zum Zunehmen füttern?

Da jedes Futtermittel Energie enthält, ist auch jedes Futter für eine Zunahme geeignet. Denn: Im Fütterungskontext ist Energie gleichbedeutend mit Kalorien. Der durchschnittliche Energiegehalt von Luzerne ist ungefähr mit dem von Heu zu vergleichen.

Die Luzerne liegt vom Energiegehalt her maximal geringfügig über normalem Heu. Es handelt sich also nicht um ein hochkalorisches Futtermittel (wie z.B. Hafer). Trotzdem kann ein Pferd auch mit Luzerne zunehmen. Hier würde man die Energiezufuhr („Kalorienzufuhr“) über die gefütterte Menge steuern.

Kann ich Luzerne bei Hufrehe füttern?

Es hält sich immer noch hartnäckig die Meinung, dass Eiweiß Hufrehe auslöst, weswegen viele Menschen auch mit der Fütterung von Luzerne vorsichtig sind. Dabei können vor allem leicht verdauliche Zucker (z.B. Stärke, Fruktan) eine Hufrehe begünstigen.

Luzerne enthält jedoch wenig dieser Komponenten, ist also durchaus auch für die Fütterung von Hufrehe Pferden geeignet. Natürlich sollte man trotzdem nicht blind enorme Eiweißmengen füttern und sich an dem Bedarf des Pferdes und der gesamten Futterration des Tages orientieren.

Auch Pferde, die Hufrehe haben und bereits übergewichtig sind, sollten nicht noch zusätzliches Futter, also auch keine große Mengen Luzerne, bekommen. Grundsätzlich kann man die Luzerne aber auch bei einem Pferd mit Hufrehe einsetzen.

Kann ich Luzerne bei Cushing füttern?

Auch bei einem Pferd mit Cushing sind wenig Zucker und Stärke ausschlaggebend. Ein rohfaser- und eiweißreiches Futtermittel wie die Luzerne ist sehr gut geeignet, um eine gute Figur zu halten und darüber hinaus den Muskelstoffwechsel zu unterstützen, was bei Cushing häufig noch zusätzlich nötig wird.

Kann ich Luzerne bei Magengeschwüren füttern?

Über die Effekte der Luzerne auf die Magenschleimhaut wird bis heute kontrovers diskutiert. Auf der einen Seite wird der Luzerne zum Beispiel aufgrund der Einspeichelung und des hohen Calciumgehaltes eine gewisse puffernde Eigenschaft nachgesagt. Gleichzeitig gibt es jedoch auch Untersuchungen, bei denen herausgefunden werden konnte, dass insbesondere die harten Luzernehäcksel in größeren Mengen Läsionen an der Magenschleimhaut verursachen können. Diese Läsionen waren allerdings reversibel und verschwanden einige Tage nach Absetzen der Luzerne. In anderen Studien konnte keine Verschlechterung der Schleimhaut festgestellt werden.


Insgesamt ist es in der Praxis so, dass gegensätzliche Forschungsergebnisse vorliegen und sich die Auswirkungen auf die Magenschleimhaut je nach individueller Situation unterscheiden. Eine Rolle spielen hier die Darreichungsform der Luzerne, die genau betrachteten Magenabschnitte und pferdespezifische Faktoren (Gesundheit, Alter, sonstige Fütterung, Disposition für Magenprobleme). Möchte man auf Nummer sicher gehen, sollte man bei akuten Magengeschwüren zumindest auf die harten Luzernehäcksel verzichten, um eine zusätzliche mechanische Reizung der Magenwand auszuschließen.

Kann ich Luzerne bei Kotwasser füttern?

Kotwasser kann diverse Auslöser haben: Zu wenig qualitativ hochwertiges Grundfutter, zu viel Stroh, Heulage, unzureichend gekautes Pflanzenmaterial (durch schlechte Zähne), Futterwechsel, zu viel Kraftfutter/Stärke, Medikamente, Stress, Wetterwechsel etc. Wichtig ist die Fütterung hochverdaulicher Rohfaser (Cellulose), die das Potenzial hat, freies Wasser im Darm des Pferdes zu binden und damit Kotwasser entgegenzuwirken.

Leguminosen enthalten jedoch zusätzlich zur Cellulose relativ viel Lignin und nehmen auch mit einem späteren Schnittzeitpunkt nochmal wesentlich mehr an Lignin zu. Lignin ist genauso wie Cellulose eine Gerüstsubstanz, ist aber durch die Darmbakterien nicht verwertbar und sorgt dafür, dass das Pflanzenmaterial verholzt und weniger freies Wasser im Darm binden kann.

Deswegen wäre auch die Luzerne als Leguminose kein typisches Futter, was man bei Kotwasser aktiv empfehlen würde. Da es aber sehr viele mögliche Auslöser für Kotwasser gibt und die Luzerne dank der Förderung der Kauaktivität und wegen des geringen Stärkegehaltes durchaus auch positive Auswirkungen auf den Verdauungstrakt hat, kann man trotz Kotwasser gerne humane Mengen Luzerne füttern, ohne dass es negative Auswirkungen haben sollte.

Kann ich meinem alten Pferd Luzerne füttern?

Grundsätzlich profitieren alte Pferde vom in der Luzerne enthaltenen Eiweiß. Bei Futtermitteln ist es immer wichtig, nicht das Gesamteiweiß in der Ration zu betrachten, sondern das dünndarmverdauliche Eiweiß. Hintergrund ist, dass einige Aminosäuren an die Rohfaser gebunden sind. Dies führt dazu, dass diese Aminosäuren zusammen mit der Faser in den Dickdarm wandern und dort kaum noch verwertet werden können.

Deswegen kann es je nach Situation sinnvoll sein, gezielt Aminosäureergänzer zu füttern. Diese enthalten meist die für das Pferd wichtigsten essenziellen Aminosäuren (Methionin, Lysin, Threonin) in dünndarmverdaulicher Form. Trotz allem hat auch die Luzerne immer noch einen überdurchschnittlichen Gehalt an verdaulichem Rohprotein, selbst wenn ein großer Teil des Gesamtproteins an Faserkomponenten gebunden ist.
Ein limitierender Faktor ist bei alten Pferden vor allem die Kauaktivität und der Zahnstatus. Häufig können die Luzernehäcksel nicht mehr ausreichend gekaut werden. Wenn es dadurch zum Abschlucken zu großer Partikel kommt, riskiert man Schlundverstopfungen und sonstige Verdauungsstörungen. Dann sollte man lieber zu Luzernecobs greifen, die man einweichen muss.

FAZIT

Die Luzerne ist eine vielseitig einsetzbare Futterpflanze, die sich durch einen niedrigen Gehalt an Zucker und Stärke und einen hohen Gehalt an Protein und Calcium auszeichnet. Luzerne dient sowohl der Aufwertung der Raufutterration, kann aber auch darüber hinaus als Kraftfutter dienen oder für die zusätzliche Struktur anderem Kraftfutter beigemischt werden.

Durch die verschiedenen Darreichungsformen (Häcksel, Pellet, Cobs) können auch Pferde mit Zahnproblemen von den positiven Effekten der Leguminose profitieren. Besonders bei Pferden mit einem erhöhten Eiweißbedarf (tragende und laktierende Stuten, Pferde im Wachstum, Sportpferde) kann die Luzerne optimal eingesetzt werden. Aber auch bei allen anderen Pferden ist die Verwendung passend, wenn man die Fütterungsmenge so wählt, dass es zu keinen extremen Überschüssen kommt und die Tagesration bedarfsdeckend und ausgeglichen ist.

 

Quellen:

Alsing, I. und W.; Ertl, J. und Birnbeck, S. (2018): 1000 Fragen für junge Landwirte. 18., erweiterte Auflage. Eugen Ulmer KG, Stuttgart

Bäuerlein, V.; Sabban, C.; Venner, M. und Vervuert, I. (2020): Effects of feeding alfalfa hay in comparison to meadow hay on the gastric mucosa in adult Warmblood horses. In: Pferdeheilkunde – Equine Medicine 36 (2020) 1 (January/February) 29–36. DOI 10.21836/PEM20200105

Coenen, M.; Vervuert I. (2020): Pferdefütterung. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart

Sturgeon, L. S.; Baker, L.A.; Pipkin, J.L.; Hailburton, J.C. and Chirase, N.K. (2000): The digestibility and mineral availability of matua, bermudagrass, and alfalfa hay in mature horses. In: Journal of Equine Veterinary Science 20 (2000) 1 (January) 45-48.

Vondran, S.; Venner, M.; Coenen, M. und Vervuert, I. (2017): Effects of alfalfa chaff on the gastric mucosa in adult horses. In: Pferdeheilkunde 33 (2017) 1 (January/February) 66-71. DOI 10.21836/PEM20170109

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