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Verdauung beim Pferd: ein Must-know für jeden Pferdehalter

von
Susanne Krauzig
zuletzt aktualisiert 03.07.2025
Braunes Pferd aus Wiese und Äppelt
Foto © Ian Dyball shutterstock.com
Inhaltsverzeichnis

Koliken sind eine der häufigsten Todesursachen bei Pferden. Magengeschwüre gehören zu den Pferdekrankheiten, die im Verhältnis zur Häufigkeit ihres Auftretens am seltensten diagnostiziert werden. Viele dieser Erkrankungen wären vermeidbar, wenn Pferdehalter ein grundlegendes Wissen über das Verdauungssystem ihrer Pferde hätten. Du willst zwar gern mehr über die Verdauung beim Pferd lernen, möchtest aber nicht stundenlang pauken? Dann bist du hier gerade richtig. Bei uns findest du alles Basiswissen zum Verdauungssystem der Pferde, kompakt und verständlich ausgedrückt. 

Die einzelnen Stationen der Verdauung beim Pferd

Wenn dein Pferd genüsslich in eine Karotte beißt oder sich die appetitlichsten Halme aus der Heuraufe angelt, haben diese Leckereien eine lange Reise vor sich. Es dauert etwa zwei Tage, bis sie wieder das Tageslicht erblicken – als Pferdeäpfel. Unterwegs machen sie viele Veränderungen durch und tragen dazu bei, dass der Organismus deines Pferdes genügend Nährstoffe, Spurenelemente und Vitamine zur Verfügung hat, um optimal zu funktionieren.

Auf dem Weg des Futters vom Pferdemaul durch die Speiseröhre in den Magen – und von dort aus in den Darm – kann schon einiges schiefgehen, wenn die Fütterung nicht ausreichend an die speziellen Bedürfnisse des Verdauungssystems von Pferden angepasst ist. Angefangen von der Gefahr einer Schlundverstopfung, über einem übersäuertem Magen mit daraus resultierenden Magengeschwüren, Stoffwechselentgleisungen wie Kreuzverschlag, Allergien oder Hufrehe – bis hin zur viel gefürchteten Kolik: Fehler in der Pferdefütterung können schwerwiegende Folgen haben.

Deshalb beschreiben wir hier die einzelnen Stationen, die das Pferdefutter während seiner Verdauung durchläuft und worauf du diesbezüglich als Pferdehalter achten solltest. So kannst du erkennen, ob es in deinem Haltungsmanagement noch Optimierungsbedarf geben könnte. Wenn dein Pferd allerdings akute Anzeichen von Schlundverstopfung, Hufrehe, Kolik oder Kreuzverschlag zeigt, solltest du jedoch nicht weiterlesen, sondern sofort deinen Tierarzt informieren.

Alle vier oben erwähnten Pferdekrankheiten fallen in die Kategorie „Notfall“ und müssen sofort tierärztlich behandelt werden. Falls dein Tierarzt nicht erreichbar ist oder nicht in euren Stall kommen kann, solltest du umgehend Kontakt mit einer Pferdeklinik in deiner Nähe aufnehmen. Pferdekliniken in Deutschland sind verpflichtet, einen 24/7 Notdienst zu unterhalten. Also gibt es dort jederzeit einen kompetenten Ansprechpartner. Hier findest du Pferdekliniken in deiner Nähe:

Zeichnung Anatomy eines Pferdes
Schematische Darstellung des Verdauungstrakts beim Pferd
Foto © BlueRingMedia shutterstock.com

Verdauung beginnt schon im Pferdemaul

Pferde haben einen sogenannten „Fressschädel“ mit 40 bis 44 Zähnen. Sie sind mehr als die Hälfte des Tages damit beschäftigt, faserreiches Futter abzurupfen und zu einem leicht verdaulichen Futterbrei zu zerkleinern. Pferde kauen rhythmisch: Ihre Kaubewegungen liegen bei etwa achtzig Kieferschlägen pro Minute. Härtere Stängel werden länger gekaut. Die meisten Pferde brauchen zwischen 40 Minuten und einer Stunde, um ein Kilo Heu „niederzumachen“.

Um ein ein Kilo Kraftfutter zu fressen, brauchen Pferde etwa fünfzehn bis zwanzig Minuten. Und hier kommt auch schon unser erstes Must-know: Raufutter wird etwa fünf Mal stärker eingespeichelt als Kraftfutter. Pferde können je nach Futterangebot bis zu 50 Liter Speichel am Tag produzieren. Anders als beim Menschen, entsteht der Speichel beim Pferd aber nur, wenn es tatsächlich kaut. Und dieser Pferdespeichel ist ungeheuer wichtig für den Verdauungsprozess beim Pferd.

Der Speichel von Pferden dient nicht nur dazu, das Pferdefutter in eine gleitfähige Masse zu verwandeln, die problemlos durch die Speiseröhre zum Magen wandern kann. Er ermöglicht auch, dass der Futterbrei vom Pferdeorganismus leichter aufgeschlossen werden kann. Und das Wichtigste ist: Pferdespeichel enthält Bikarbonat. Das dient unter anderem im weiteren Verdauungsprozess als Säurepuffer gegen die aggressive Magensäure beim Pferd.

Der Magen: die zweite Station der Verdauung beim Pferd

Das gut zerkleinerte und eingespeichelte Futter gelangt jetzt durch die Speiseröhre in den Pferdemagen. Anders als bei den meisten Fluchttieren, ist der Magen eines Pferdes einhöhlig aufgebaut. Wie bei uns Menschen besteht der Pferdemagen also aus einer einzelnen Kammer. Aber für ein so großes Tier ist der Magen eines Pferdes ziemlich klein. Und hier das zweite Must-know zum Verdauungssystem bei Pferden: Der Pferdemagen kann – je nach Pferderasse – maximal zwölf bis zwanzig Liter Mageninhalt fassen. Damit du dir das besser vorstellen kannst: Zwanzig Liter entsprechen dem üblichen Fassungsvermögen eines City-Rucksacks.

Der Magen eines Pferdes besteht aus zwei verschiedenen Abschnitten: Der untere ist mit Drüsen ausgestattet, die Magensäure produzieren. Der obere besitzt keine Drüsen und besteht aus einer kräftigen Muskelschicht, die zum Mageneingang hin immer dicker wird. Diese kräftigen Muskeln und die spitzwinklig in den Pferdemagen einmündende Speiseröhre sind der Grund dafür, dass Pferde nicht erbrechen können. Pferde können ungeeignetes Futter ausschließlich über den Darm ausscheiden.

Im oberen Magenabschnitt werden Kohlenhydrate mithilfe von Mikroben in Stärke und Zucker aufgespalten. Bei ungeeignetem oder verdorbenem Futter treten hier Fehlgärungen auf, die eine Kolik verursachen können. Im unteren Magenabschnitt produzieren zahlreiche Drüsen Salzsäure, wodurch die Mikroben abgetötet werden und die bakterielle Gärung gestoppt wird. Außerdem findet hier die Bildung von Pepsin statt – eines Enzyms, das Proteine aufspalten kann. Der Futterbrei bleibt zwischen einer Stunde und bis zu fünf Stunden lang im Pferdemagen – je nachdem, woraus das Futter zusammengesetzt ist.

Drei braune Pferde, eins mit Halfter, beugen sich nach unten und fressen Heu
Genügend Heu sorgt für eine gute Verdauung beim Pferd
Foto © acceptphoto shutterstock.com

Der Pferdedarm

Pferde besitzen einen sehr langen Darm, der in zahlreichen Windungen und Schleifen in der Bauchhöhle untergebracht ist. Je nach Rasse und Größe eines Pferdes beträgt die Länge des gesamten Darms etwa 25 bis knapp 40 Meter. In den vielen Windungen können sich Futterpartikel wie unzureichend zerkleinertes Stroh, aber auch Sand oder Erde festsetzen – was unter Umständen eine Kolik verursachen kann. Die Grundlage der Pferdegesundheit ist eine artgerechte Fütterung. Bei Pferden, die rund um die Uhr Zugang zu Raufutter haben, verringert sich das Risiko einer Kolik ganz massiv.

 

Der Dünndarm des Pferdes

Bei Pferden ist der Dünndarm der längste Darmabschnitt. Er gliedert sich in den relativ kurzen Zwölffingerdarm, den endlos langen Leerdarm und den Hüftdarm. Im Zwölffingerdarm eines Pferdes erreichen die Sekrete der Leber und der Bauchspeicheldrüse den aufbereiteten Futterbrei. In diesem Darmabschnitt wird Fett in Fettsäuren und Glycerin aufgespalten. Außerdem wird hier der Rest der Magensäure neutralisiert.

Der Leerdarm eines Pferdes kann bis zu 25 Meter lang sein. Hier wird der vorher aufbereitete Nahrungsbrei in seine kleinsten Bestandteile zerlegt. Die Darmwand des Leerdarms verfügt über zahlreiche Zotten (kleine Ausbuchtungen), durch die sich ihre Oberfläche massiv vergrößert. Durch die Zotten gelangen Bausteine der Pferdenahrung direkt zu den Körperzellen oder ins Blut. Vom Leerdarm aus gelangt der Nahrungsbrei über den weniger als einen Meter langen Hüftdarm in den Dickdarm

 

Der Dickdarm des Pferdes

Pferde werden häufig auch als „Dickdarmverdauer“ bezeichnet, weil sie in diesem Darmabschnitt die Zellulose aus ihrem Futter aufschließen. Das geschieht durch Gärung unter Luftabschluss mithilfe von Bakterien und Einzellern. Der Dickdarm ist in den Blinddarm, den Grimmdarm und den Mastdarm aufgegliedert. Zuerst erreicht der Futterbrei den sackförmig aufgebauten, etwa einen Meter langen Blinddarm. Er hat ein Fassungsvermögen von mehr als 30 Litern.

Im Blinddarm beginnt die Zersetzung der Zellulose. Nach etwa fünfzehn bis zwanzig Stunden bewegt sich das Futter weiter in den etwa drei Meter langen großen Grimmdarm, wo Bakterien aus unverdauten Futterresten Vitamin K, B-Vitamine und kleine Mengen an Vitamin C herstellen. Anschließend gelangt es in den etwa ebenso langen kleinen Grimmdarm. Hier wird dem Futterbrei das Wasser entzogen. In den Falten des kleinen Grimmdarms werden die Futterreste zu Ballen zusammengepresst.

Nach etwa achtzehn bis zwanzig Stunden im Grimmdarm erreichen die unverdaulichen Futterüberreste schließlich den zwanzig bis 30 Zentimeter langen Mastdarm, der direkt vor dem Anus liegt. Der Mastdarm hat eine Ausbuchtung, in der sich die Pferdeäpfel ansammeln, bis sie abgesetzt werden. Das geschieht normalerweise acht bis zehn Mal pro Tag. Die Kotballen eines gesunden Pferdes sollten von brauner Farbe und fest zusammengepresst sein.

FAZIT

Im Laufe der Evolution haben Pferde ein hochspezialisiertes Verdauungssystem entwickelt, das perfekt auf die Verwertung faserreicher Pflanzen abgestimmt ist. Ihre Darmbakterien sind nicht zur Verdauung von größeren Mengen stärkehaltigem Futter (Kraftfutter) ausgelegt. Artgerechte Pferdefütterung sorgt für eine gute Verdauung und einen optimalen Gesundheitszustand. Mit häufigen Gaben von Raufutter kannst du das Verdauungssystem deines Pferdes unterstützen und sein Wohlbefinden steigern.

 

Quellenangaben:

https://flexikon.doccheck.com/de/Magen_(Pferd)

https://www.tierarztpraxis-zuck-ehrenfels.de/wp-content/uploads/2018/03/Der-Verdauungstrakt-des-Pferdes.pdf

https://www.extension.iastate.edu/equine/digestive-anatomy-and-physiology-horse

https://ker.com/equinews/function-and-health-horses-cecum-and-large-intestine/

https://www.msdvetmanual.com/digestive-system/gastrointestinal-ulcers-in-large-animals/gastric-ulcers-in-horses

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