Auch wenn manche Koliken in kürzester Zeit vergehen können, solltest Du immer im Kopf behalten, dass Probleme mit dem Verdauungssystem bei Pferden einen tödlichen Ausgang nehmen können.
Bei Kolikverdacht gilt Alarmstufe Rot.
Auch Dein Tierarzt stuft eine Kolik beim Pferd als Notfall ein, solange er nicht festgestellt hat, dass es sich um eine eher harmlosere Krampfkolik handelt.
Hier erfährst Du wie Du die Krankheitsanzeichen richtig deutest, was du bis zum Eintreffen des Tierarztes tun und wodurch Du Koliken vorbeugen kannst.
Redaktionelle Mitarbeit: Nelly Sophie Lönker, Medizinredaktion
Diese Seite soll Pferdehalterinnen und Pferdehaltern lediglich Informationen über Krankheiten und Symptome beim Pferd vermitteln. Die Informationen dürfen weder die Beratung oder Behandlung durch einen Tierarzt ersetzen noch dazu verwendet werden, eigenständig medizinische Behandlungen vorzunehmen. Sie dienen nicht zur Selbstdiagnose und/oder Selbstbehandlung und ersetzt keinesfalls die Diagnose durch einen Tierarzt.
Bei Pferden spielen einige Faktoren zusammen, die sie auch unter günstigen Haltungsbedingungen anfällig für Koliken machen.
Der Begriff "Kolik" ist keine Krankheit an sich, sondern beschreibt ein Symptom: mehr oder weniger starke Bauchschmerzen. Diese Schmerzen entstehen zumeist durch Verdauungsprobleme, es gibt aber auch noch zahlreiche andere Ursachen für diese schmerzhaften Zustände.
Aus anatomischer Sicht kann der relativ kleine Magen von Pferden, er fasst bei diesen großen Tieren nur etwa acht bis fünfzehn Liter Nahrungsbrei, Verdauungsbeschwerden begünstigen. Wenn ein Pferd sich beispielsweise "überfressen" hat, kann es sich nicht einfach erbrechen so wie wir. Sein Mageninhalt steckt in einer Einbahnstraße: Nach draußen geht es nur durch den Darm.
Hinzu kommt, dass Pferde mit einem ziemlich langen Dünndarm von über 25 Metern ausgestattet sind. Dieser Darmabschnitt ist nur sehr lose aufgehängt. Die einzelnen Schlingen können sich leicht an bestimmten Stellen verklemmen, können sich verdrehen oder eine so ungünstige Position einnehmen, dass die Passage des Darminhalts nicht mehr möglich ist.
Warum Pferde so konstruiert sind?
Ganz einfach: Unter natürlichen Lebensbedingungen würden sie täglich bei ihrer Futtersuche zwischen 10 und 30 Kilometer in ruhigem Schritt vor sich hin wandern. Dabei würden sie immer wieder kleine Nahrungsmengen aufnehmen und anschließend ruhen. Ihr Magen wäre also nie überlastet. Bei ruhiger Atmung im Schritt übt das Zwerchfell mit jedem Atemzug einen gewissen Druck auf den Darm aus. Diese natürliche Massage unterstützt die Darmfunktionen. Außerdem stellen sich frei lebende Pferde ihr "Menü" genau nach den Bedürfnissen ihres Organismus zusammen, sie haben nur Appetit auf das, was gerade gut für sie ist. Unter diesen Bedingungen entstehen so gut wie niemals Verdauungsprobleme, Koliken sind schlicht und ergreifend "Zivilisationskrankheiten".
Hier findest Du die gängigsten Symptome, die auf eine Kolik bei Deinem Pferd hindeuten können. Symptome, die eher mit einem milden Verlauf assoziiert sind, stehen am Anfang der Liste. Je heftiger die Schmerzen, desto eindeutiger werden die Anzeiger.
Wenn Dein Pferd drei der aufgelisteten Symptome zeigt, solltest Du so schnell wie möglich einen Tierarzt kommen lassen. Ohne fachmännische Diagnose ist es unmöglich, zu beurteilen, ob Dein Pferd "nur" eine Krampfkolik hat oder etwa unter einem lebensbedrohlichen Darmverschluss leidet.
Hier die Symptome von Kolik auf einen Blick:
Die meisten Koliken treten aufgrund falscher Fütterung auf. Zu viel Kraftfutter verursacht ebenso Verdauungsbeschwerden wie schimmeliges oder verdorbenes Futter.
Junges Gras kann im Magen-Darmtrakt gären und eine Gaskolik verursachen. Denselben Effekt können auch größere Mengen an Klee, Obst oder frischem Brot haben.
Faserhaltiges grobes Futter, das viel Lignin enthält, wie beispielsweise Stroh, wird schlechter zerkleinert als Heu. Die Faserteilchen können sich an Übergängen von weiten zu engen Darmabschnitten anstauen und eine Verstopfung auslösen.
Sogenannte "Sandkoliken" entstehen durch Aufnahme von zu viel Erde oder Sand beim Fressen. Die schweren Teilchen können sich in den Auswölbungen des Dickdarms ansammeln und ebenso eine Verstopfungskolik verursachen wie Stroh.
Eingeklemmte Darmschlingen können aufgrund mangelnder Durchblutung absterben, wodurch eine lebensbedrohliche Situation entsteht. Außerdem kann auch eine Magenüberladung kolikartige Schmerzen auslösen und schlimmstenfalls mit einer Magenruptur enden.
Stark verwurmte Pferde können eine sogenannte "Wurmkolik" entwickeln: Bestimmte Wurmarten greifen die Darmschleimhaut an oder verursachen Thrombosen in den Blutgefäßen des Darms. Bei starkem Wurmbefall können sich nach der Wurmkur gelähmte oder abgestorbene Parasiten im Darm ansammeln und ebenfalls eine Kolik verursachen.
Pferde mit zu wenig Bewegung bekommen einen trägen Darm und entwickeln schneller eine Kolik als naturnah gehaltene Pferde.
Falls Du Symptome bei Deinem Pferd entdeckst, die auf eine Kolik hinweisen könnten, benachrichtige als erstes Deinen Tierarzt.
Bis zu seinem Eintreffen macht es Sinn, Dein Pferd in ruhigem Schritt zu führen, allerdings nur, wenn es freiwillig mitkommt. Wie beschrieben, wird der Darm eines Pferdes in ruhigem Schritt sanft von den Bewegungen des Zwerchfells massiert.
Wenn sich dein Pferd wälzen möchte, lass es bitte zu. Die Annahme, dass sich die Darmschlingen beim Wälzen "verheddern" können, ist überholt. Schließlich wälzen sich Pferde fast jeden Tag. Aus evolutionärer Sicht wäre es unlogisch, wenn ein Pferd regelmäßig Aktionen ausführen würde, die sein Leben bedrohen können. Es ist eher anzunehmen, dass sich ein Pferd mit Bauchschmerzen instinktiv wälzt, weil sich dabei die Darmschlingen unter Umständen wieder aus ungünstigen Positionen befreien können. Motiviere es jedoch, nach dem Wälzen wieder aufzustehen und zu gehen.
Eine Kolik beim Pferd gilt auch dann als Kolik, wenn sie nicht aufgrund von Verdauungsproblemen entstanden ist. Bauchschmerzen bleiben Bauchschmerzen, egal wodurch sie sich entwickelt haben. Es gibt bestimmte Erkrankungen beim Pferd, bei denen ebenso Koliken auftreten können wie bei Problemen im Magen-Darm-Trakt:
Veterinärmediziner bezeichnen solche Koliken beim Pferd als "Colica falsa".
Bei Kolikverdacht befragt Dich der Tierarzt zuerst nach den Umständen, unter denen die Koliksymptome aufgetreten sind. Da der Verdauungstrakt unmittelbar mit dem Zentralen Nervensystem verbunden ist, können Koliken beim Pferd auch aufgrund psychischer Ursachen ausgelöst werden.
Bei Stress wird die Verdauung zugunsten erhöhter Leistungsfähigkeit "heruntergefahren". Wenn dann noch Ursachen wie Parasitenbefall, Wechsel des Futterangebots oder ähnliches hinzukommen, kann sich schnell eine Kolik einstellen.
Anschließend misst der Veterinärmediziner die Vitalparameter (Pulsfrequenz, Atmung etc.) Deines Pferdes, um auszuschließen, dass eine lebensbedrohliche Situation entstanden ist. Das kann beispielsweise bei einem Magendurchbruch (Magenruptur) oder einer Darmruptur der Fall sein.
Durch eine rektale Untersuchung kann er die Situation im Bauchraum oft schon in etwa beurteilen. Er untermauert seine Verdachtsdiagnose häufig noch durch eine Ultraschalluntersuchung des Abdomens. Unter Umständen setzt er eine Nasenschlundsonde ein, um sicher zu gehen, dass der Magen Deines Pferdes nicht überlastet ist.
Etwa 50 % aller Koliken beim Pferd sind sogenannte "katarrhalische Darmkrämpfe" (Krampfkoliken), die ein Tierarzt ziemlich schnell und erfolgreich behandeln kann. Die anfängliche Standard-Behandlung besteht aus einer Schmerztherapie, der Gabe krampflösender Medikamente und der Gabe von Medikamenten gegen die Bildung von Endotoxinen (Giftstoffe), die sich durch eine Kolik beim Pferd entwickeln können.
Anschließend erhalten die Pferde eine Therapie, die speziell auf die spezifische Krankheitsursache zugeschnitten ist. Bei Verstopfungen werden unter anderem Magenspülungen durchgeführt und bei Gaskoliken kann eine Punktierung notwendig werden.
Bei Sandkoliken werden Mittel eingesetzt die viel Schleim produzieren, der die Ausscheidung der krankheitsverursachenden Partikel fördert.
Wenn sich Darmschlingen so verlegt haben, dass eine lebensgefährliche Situation entstehen könnte, werden die betroffenen Pferde in eine Klinik verbracht. Falls Du vor der Vorstellung einer Kolik-Operation an Deinem Pferd zurückschreckst:
Die Überlebensrate von nur etwa 30 % ist ebenso antiquiert wie die Anweisung, Pferde mit Kolik vom Wälzen abzuhalten. Die Veterinärmedizin hat in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte gemacht. Zwar ist die Prognose immer noch abhängig davon, in welchem Darmabschnitt der Eingriff durchgeführt werden muss. Aber bei Diagnosen wie Darmverschluss oder nekrotischen Darmabschnitten ist eine OP die einzige Option, die Dein Pferd vom Tod bewahren kann.
Kolik beim Pferd kann also lebensbedrohlich sein. In solchen Fällen hast Du keine Zeit, um nach einem geeigneten Naturheilmittel zu suchen. Vielleicht kann Dein Pferd nur durch eine OP gerettet werden.
Natürlich kannst Du ihm gleich nach Auftreten der ersten Symptome direkt 10 Globuli des bewährten homöopathischen Polychrests Nux vomica in der Potenz D12 oder C30 geben. Es hat schon vielen Pferden, in Kombination mit ruhiger Bewegung im Schritt, bei einfachen Krampfkoliken geholfen.
Aber Du als medizinischer Laie kannst ja nicht abschätzen, warum Dein Pferd Bauchschmerzen hat. Also überlass die Diagnose lieber einem Fachtierarzt für Pferdemedizin. Und wenn die Kolik bei seinem Eintreffen schon wieder vorbei ist, lade Deine Freunde zu einer Party ein, anstelle Dich über das "herausgeworfene Geld" zu ärgern.
Hier findest Du eine Liste mit allen Maßnahmen, durch die Du die Wahrscheinlichkeit für eine Kolik bei Deinem Pferd reduzieren kannst.
Wenn der Mensch störend in die Abläufe der Natur eingreift, entstehen Probleme. Eines davon verursacht unzählige Todesfälle weltweit: die Kolik bei Pferden.
Pferde sind Herdentiere. Lauftiere, deren Organismus darauf ausgelegt ist, jeden Tag kilometerweit im Schritt zu gehen und dabei immer wieder geringe Futtermengen aufzunehmen. Wenn Du Dein Pferd wirkungsvoll vor Koliken schützen möchtest, solltest Du diese Grundbedingungen für seine physische und psychische Gesundheit beachten.
Quellenangaben
https://www.msdvetmanual.com/digestive-system/colic-in-horses/overview-of-colic-in-horses
Hier findest du gut strukturierte Beschreibungen sämtlicher wichtiger Pferdekrankheiten – für medizinische Laien verständlich erklärt.
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