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Freiarbeit mit Pferden: ein Hype unter die Lupe genommen

Frau mit schwarzem T-Shirt und Jeans hat ein Pferd mit Knotenhalfter an der Hand
Foto © Annabell Gsoedl shutterstock.com
Inhaltsverzeichnis

Es ist wirklich faszinierend, wenn Pferde mit 500 Kilo geballter Kraft neben einer viel schwächeren Frau dahintänzeln und sich ihren Schritten anpassen, als würden sie miteinander tanzen. Wer jemals als Kind eine Folge von „Ostwind“ gesehen hat, kann gar nicht anders: Er träumt von einer Beziehung zwischen Pferd und Mensch, die auf Kommunikation, Vertrauen und gegenseitigem Respekt basiert.

Das funktioniert tatsächlich – wenn du es richtig angehst. „Richtig“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dich so zu verhalten, dass dein Pferd dich verstehen kann. Hier erfährst du, wie das funktioniert.

Was bedeutet „Freiarbeit“ bei Pferden?

Freiheitsdressur und Freiarbeit mit Pferden ist Bodenarbeit ohne die Verwendung mechanischer Hilfsmittel wie Führstricke oder Bodenarbeits-Seile. Allerdings kannst du dabei eine lange Dressurgerte oder einen Horsemanship-Stick einsetzen. Aber die Gerte dient nur dazu, Signale zu geben und wird quasi als verlängerter Arm verwendet. Ansonsten steht dir bei der Freiarbeit neben dem Stick nur noch deine Körpersprache und deine Stimme zur Verfügung, um mit deinem Pferd zu kommunizieren.

Freiheitsdressur und Freiarbeit haben in der deutschen Reiterszene nicht dieselbe Bedeutung – auch, wenn die beiden Begriffe in den USA synonym verwendet werden. Freiarbeit mit dem Pferd bedeutet hierzulande eher eine Art Spiel, bei dem sich das Pferd jederzeit entscheiden kann, auch einmal nicht mitzuspielen. Der Grundgedanke dabei ist eine Kommunikation auf Augenhöhe, ohne jeglichen Druck auf das Tier auszuüben.

So etwas ist tatsächlich möglich – auch, wenn ein Pferd dazu vorher unbedingt eine gute Grundausbildung braucht. Bevor du mit Freiarbeit anfängst, sollte dein Pferd dich in jeder Situation als ranghöheren Partner betrachten und deine Grenzen respektieren. Dann kannst du auch gefahrlos mit ihm spielen. In der Grundausbildung muss allerdings fast immer etwas Druck eingesetzt werden. Was nicht bedeutet, dass ein Pferd dadurch misshandelt wird.

Allein schon das Schnalzen mit der Zunge und das Heben eines Arms als Vorwärts-Impuls baut psychologischen Druck auf. Den nimmt ein guter Ausbilder sofort wieder weg, sobald das Pferd einen Schritt in die gewünschte Richtung macht. Durch das Nachlassen des Drucks versteht das Tier, dass es bequemer ist, sich in Bewegung zu setzen, als dem Druck ausgesetzt zu sein. So lernen Pferde von Natur aus: in einer Wildpferdeherde auf genau dieselbe Art wie bei einem guten Pferdetrainer.

Freiheitsdressur geht noch einen Schritt weiter als die Freiarbeit mit Pferden. Hier sollen die Tiere ohne mechanische Einwirkungsmöglichkeiten auf feinste Signale hin bestimmte Bewegungsabfolgen durchführen. Freiheitsdressur Übungen werden geduldig Schritt für Schritt einstudiert und können danach auf ein bestimmtes Signal hin vom Menschen abgerufen werden. Dabei verständigen sich Pferd und Mensch durch eine sensible Kommunikation mittels Körpersprache.

Freiarbeit mit Pferden: Woher kommt der Hype?

Für alle, die nicht zur „Ostwind-Generation“ gehören, hier eine kurze Erklärung, weshalb Freiarbeit mit Pferden in den letzten Jahren so angesagt ist. Es ist einfach so, dass sich das Mindset der Pferdehalter in den letzten Jahrzehnten ganz massiv verändert hat – zum Wohl der Pferde. Immer mehr Freizeitpferde werden im Offenstall oder im Aktivstall gehalten. Auch beim Reiten wird verstärkt auf das Tierwohl geachtet.

Anstelle Pferde qualvoll in eine bestimmte Haltung zu pressen, legen verantwortungsvolle Reiter heute verstärkt Wert auf einen anatomisch korrekten Reitersitz und auf artgerechtes Pferdetraining. Dazu gehört zum Beispiel auch die Bodenarbeit. Vor einiger Zeit flimmerte dann „Ostwind“ über unsere Bildschirme – ursprünglich als Kinderfilm geplant. In den ersten Folgen von „Ostwind“ wurde Kenzie Dysli beim Dreh schwieriger Szenen als Double herangezogen.

Die Tochter der Western-Legende Jean-Claude Dysli demonstrierte bei ihren Einsätzen, was „Liberty“ im Bereich Horsemanship bedeutet. Ursprünglich aus den USA stammend, steht der Begriff für Freiheitsdressur und zirzensische Lektionen mit freilaufenden Pferden. Sie verblüffte ihre Zuschauer mit einer eindrucksvollen Demonstration nonverbaler Kommunikation zwischen Pferd und Mensch. Das hatte Folgen: Viele Pferdemädchen jeden Alters träumen seitdem von zwangloser Freiarbeit mit Pferden.

Kann jeder Freiarbeit mit Pferden lernen?

Mit einem guten Reitlehrer oder Trainer als Coach kann fast jeder Freiarbeit mit Pferden lernen. Allerdings solltest du zuerst einmal fit in der „normalen“ Bodenarbeit sein. Für Einsteiger ins Thema „Freiarbeit“ empfiehlt es sich, erst einmal mit gut ausgebildeten Pferden einer Reitschule anzufangen. So kannst du lernen, dich per Körpersprache verständlich auszudrücken, bevor du mit deinem eigenen Pferd oder einem Pflegepferd experimentierst. Extrovertierten Menschen mit selbstbewusstem Auftreten fällt es zumeist relativ leicht, Freiarbeit mit Pferden zu lernen.

Eher schüchternen Typen fällt der Einstieg in diese Form der Bodenarbeit vielleicht etwas schwerer. Sie profitieren aber mehr davon, weil sie auf diese Weise lernen, klar und unmissverständlich für ihre eigenen Interessen einzutreten. Freiarbeit mit Pferden schult nicht nur das Wahrnehmungsvermögen, sie kann auch ein positiver Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung sein. Aber ganz gleich, zu welchem Persönlichkeitstyp du gehörst: Mit einem guten Coach an deiner Seite wirst du schnell Fortschritte machen. Er kann nämlich etwas, das du selbst nicht kannst: dein Pferd und dich als Außenstehender beobachten.

So kann er dir genau im richtigen Moment ein paar Profi-Tipps geben, die Missverständnisse zwischen dir und deinem Pferd vermeiden helfen. Vielleicht nimmt er sogar ein paar Videos auf, damit du mit eigenen Augen siehst, was noch verbesserungswürdig ist.

Vergiss dabei nie: Dein Pferd reagiert garantiert korrekt auf die Signale, die du durch deine Körpersprache aussendest, auch wenn dir seine Reaktion vielleicht nicht gefällt. Als Fluchttiere können Pferde nicht um die Ecke denken oder jemanden austricksen. Sie denken – anders als wir Menschen – immer geradeaus

Freiarbeit Pferd Übungen: erste Schritte zur Freiheitsdressur

Dein Pferd folgt dir in so ziemlich jeder Situation am locker durchhängenden Führstrick? Es drängelt nicht an der Hand? Es steht still beim Putzen, ohne dich anzustupsen oder an irgendetwas „herumzuknibbeln“? Kannst du ihm ein Leckerli geben, ohne dass es aufdringlich wird? Wenn du all diese Fragen mit „Ja“ beantworten kannst, ist das schon einmal die halbe Miete. Wenn nicht, solltest du erst einmal noch weiter an der Grundausbildung deines Pferdes arbeiten, bevor du das Thema „Freiarbeit mit Pferden“ ins Visier nimmst.

Falls dein Pferd schon all die weiter oben abgefragten Dinge gelernt hat, kannst du direkt loslegen. Aber wenn nicht, solltest du dich auch nicht ärgern: Viele Verhaltensweisen, die wir in der Grundausbildung von einem Pferd verlangen, sind nicht in seinem Instinkt verankert. Was meinst du wohl, wie die instinktive Reaktion eines Wildpferds aussähe, wenn sich irgendwer einfach so auf seinen Rücken schwingen würde? Genau: „Hilfe, Raubkatze, Runterbuckeln!“. Und im Endeffekt sind unsere Hauspferde psychologisch gesehen nichts anderes als Wildpferde, die viel gelernt haben.

Je besser dein Pferd sein „Kleines Einmaleins“ beherrscht, desto mehr Spaß wirst du an eurer Zusammenarbeit haben. Für den Einstieg in die Freiheitsdressur empfiehlt Kenzie Dysli beispielsweise das „Zirkeln“. Dabei läuft dein Pferd in einem Abstand von drei bis sechs Metern auf einer Kreislinie um dich herum. Der Kreis ist enger als beim Longieren, aber hier dirigierst du dein Pferd auch nicht mit einer Longierpeitsche, sondern nur durch deine Körperposition und durch gelegentliche Stimmkommandos. Eigentlich genau wie bei der Roundpen-Arbeit. Wie das genau funktioniert, zeigen wir dir in einem anderen Blogbeitrag zum Thema “Westernreiten“.

Wenn du mit deinem Pferd das Zirkeln perfektioniert hast, könnt ihr zusätzlich ganz normale Bodenarbeit Übungen wie Bahnfiguren, Seitengänge oder Stangenarbeit an der Hand einbauen. Das geht nicht von heute auf morgen, aber das Ergebnis lohnt sich. Anschließend ist es nämlich an der Zeit, bei gut funktionierenden Übungen ENDLICH den Führstrick in die Ecke zu schmeißen! Für dein Pferd wird es dann kaum einen Unterschied mehr machen, ob du ein Seil in der Hand hast oder nicht. Es versteht ja, was du willst und vertraut dir als seinem „Herdenchef“ in eurer Zweierbeziehung.

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