Erstveröffentlichung am 03.05.2024 - Dein Pferd lahmt und schont einen seiner Hufe auch im Stand? Fühlt sich der Huf wärmer an als die anderen? Mit etwas Glück hast du es dann mit einer aseptischen Huflederhautentzündung zu tun.
Natürlich hat dein Pferd dabei Schmerzen und sollte behandelt werden. Aber die akute nicht-infektiöse Pododermatitis hat eine gute Prognose und ist wesentlich harmloser als andere Formen der Huflederhautentzündung beim Pferd. Du kannst sogar selbst viel dazu beitragen, dass die Lahmheit schnell wieder abklingt. Hier findest du alle Infos rund um das Thema „Huflederhautentzündungen“.
Redaktionelle Mitarbeit: Nelly Sophie Lönker, Medizinredaktion
Diese Seite soll Pferdehalterinnen und Pferdehaltern lediglich Informationen über Krankheiten und Symptome beim Pferd vermitteln. Die Informationen dürfen weder die Beratung oder Behandlung durch einen Tierarzt ersetzen noch dazu verwendet werden, eigenständig medizinische Behandlungen vorzunehmen. Sie dienen nicht zur Selbstdiagnose und/oder Selbstbehandlung und ersetzt keinesfalls die Diagnose durch einen Tierarzt.
Eine Entzündung der Huflederhaut kann durch zahlreiche verschiedene Auslöser verursacht werden und umfasst viele verschiedene Diagnosen. Zum einen unterscheiden die Veterinärmediziner zwischen einer aseptischen und einer eitrigen Huflederhautentzündung. Zudem wird zwischen akuten und chronischen Formen unterschieden. Und schließlich gibt es noch örtlich begrenzte (lokalisierte) und nicht abgegrenzte (diffuse) Entzündungen der Huflederhaut.
Bei einer Hufrehe handelt es sich zum Beispiel um eine diffuse Form der nicht eitrigen Huflederhautentzündung. Steingallen sind lokalisierte, nicht eitrige Entzündungen der Huflederhaut. Und ein Hufabszess ist die eitrige Form einer lokalisierten Entzündung. Wenn wir unter Pferdeleuten von einer Huflederhautentzündung sprechen, ist damit zumeist eine akute, lokalisierbare und nicht eitrige Entzündung der Huflederhaut gemeint. Hier erfährst du alles Wichtige zu diesem Krankheitsbild.
Die Symptome einer – akuten aseptischen lokalisierten – Huflederhautentzündung sind ziemlich klar. Die Zehenarterie pulsiert stark und der betroffene Huf ist wärmer als die anderen. Wenn der Hufschmied mit seiner Hufuntersuchungszange die Hufsohle abtastet, zeigt das betroffene Pferd eine eindeutige Schmerzreaktion.
Beim Vortraben ist eine deutliche Lahmheit zu erkennen, in schweren Fällen auch schon im Schritt. Im Extremfall entlasten die Pferde den erkrankten Huf auch im Stand. Dabei setzen sie häufig den betroffenen Huf nur mit der Zehenspitze auf dem Boden auf. Tierärzte bezeichnen das als „Zehenspitzenfußung“.
Hier die Symptome einer akuten Huflederhautentzündung auf einen Blick:
Um die Ausbreitung der Entzündung einzugrenzen, ist in den ersten 24 bis 36 Stunden nach dem ersten Auftreten der Symptome Kühlen angesagt. Je kälter eine Gliedmaße ist, desto geringer wird sie durchblutet. Bei verminderter Durchblutung kann sich die Huflederhautentzündung nicht so stark entwickeln wie im Normalfall.
Allerdings solltest du darauf achten, dass der Huf nicht zu kalt wird, weil sonst unter Umständen Gewebe absterben kann. Bei 5-10 °C ist die Untergrenze. Du hast doch bestimmt schon von Eisbeulen bei Bergwanderern gehört. Wenn Haut zu lange großer Kälte ausgesetzt ist, kann sie absterben (nekrotisieren). Auch wenn in Social Media manchmal etwas anderes behauptet wird: Pferdebeine mit Eiswürfeln zu kühlen kann fatale Folgen haben.
Am einfachsten ist es, die Temperatur im Huf mittels einer Kühlgamasche zu reduzieren. Aber nicht jeder Pferdehalter hat so etwas in seiner Stallapotheke. Alternativ bieten sich kühlende Bandagierunterlagen / Cool Pads an, die aber häufiger ausgetauscht werden sollten. Und wenn alle Stricke reißen, kannst du an dem betroffenen Bein immer noch den altbewährten Angussverband anlegen, der durch Verdunstungskälte kühlt.
Die häufigste Ursache einer Huflederhautentzündung ist mangelnde oder fehlerhafte Hufpflege. Bei fast allen Pferden, die ihre Hufe nicht oft genug gerichtet bekommen, wird die Hufzehe zu lang. Sie stehen dann zu flach. Das hat nicht selten die Folge, dass sich die Trachten einrollen und so auf die Sohle oder sogar auf den Strahl drücken.
Dadurch entsteht eine Art „Bluterguss“ in der Huflederhaut. Bei einem Pferd mit eingezogenen Trachten drückt die Trachte bei jedem Schritt auf die Hufsohle. Das tut weh und das Pferd lahmt. Unqualifizierte Hufpflege kann denselben Effekt haben. Wenn zu viel vom Sohlenhorn entfernt wird, piksen Steine fast direkt in die Huflederhaut und können so eine Steingalle verursachen.
Bei beschlagenen Pferden kann auch ein zu kurz gesetztes Hufeisen diesen Effekt verursachen. Durch den Hufmechanismus bewegt sich die Trachte beim Auffußen nach außen und der starre Schenkel des zu kurz gesetzten Eisens übt bei jedem Schritt Druck auf die Trachtenregion aus. Auch eine sogenannte „Vernagelung“ – falsch gesetzte Hufnägel – kann diese Lahmheit erzeugen.
Außerdem kann eine Huflederhautentzündung durch zu kurze Hufe entstehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob ein Hufpfleger die Hufe zu stark eingekürzt hat oder ob sie beim unbeschlagenen Pferd durch eine zu hohe Beanspruchung zu viel Substanz verloren haben. Eine weitere, eher seltene Ursache für eine Huflederhautentzündung kann aber auch ein heftiger Tritt gegen einen festen Gegenstand sein.
Beim Verdacht auf eine akute aseptische Pododermatitis brauchst du nicht gleich den Tierarzt zu rufen. Hier ist ein Hufschmied als erster Ansprechpartner geeigneter, weil er normalerweise aufgrund seines Berufs mehr Erfahrung mit Huflederhautentzündungen hat als ein Veterinärmediziner. Du solltest dich aber in jedem Fall für einen staatlich geprüften Hufbeschlagschmied zur Diagnose und Behandlung deines Pferdes entscheiden.
Ein Hufbeschlagschmied durchläuft eine dreijährige duale Ausbildung, die zeitweilig sogar Vorlesungen an veterinärmedizinischen Universitäten beinhalten können. Er ist also wesentlich qualifizierter als ein Hufpfleger. Jetzt stehst du aber vor dem Dilemma, dass die Pododermatitis eventuell durch eine falsche Hufbearbeitung deines bisherigen Hufspezialisten verursacht worden sein könnte. Also lohnt es sich, nach einem anderen Hufschmied in der Nähe zu suchen.
Der Hufschmied wird sich dein Pferd wahrscheinlich zuerst im Schritt und eventuell auch im Trab vorführen lassen. Dann untersucht den betroffenen Huf auf die Symptome einer Huflederhautentzündung. Dabei benutzt er unter anderem eine Hufuntersuchungszange, um an mehreren Stellen der Hufsohle einen gewissen Druck auszuüben.
Falls der Befund positiv ist, nimmt er als Erstes bei beschlagenen Pferden die Eisen ab, um den Hufmechanismus zu entlasten und eine eventuelle Vernagelung zu erkennen. Anschließend trägt er das abgestorbene Horn der Hufsohle ab. So kann er einen Entzündungsherd orten, der sich durch eine rote oder rosa gefärbte Einblutung manifestiert. Wenn er nichts findet, wird er dir raten, einen Tierarzt zum Röntgen kommen zu lassen, um eine eventuelle Fraktur auszuschließen.
Bei einer eindeutigen akuten aseptischen Pododermatistis wird er dir bei Stallhaltung zu ein paar Tagen Boxenruhe raten. Besitzern von Pferden in Offenstallhaltung wird er empfehlen, ihr Pferd in einem Bereich unterzubringen, wo es nicht durch die anderen Mitglieder seiner Herde zu unfreiwilliger Bewegung veranlasst werden kann. Dabei ist Sichtkontakt zur Herde wichtig für die Psyche des Pferdes.
Nach der akuten Entzündungsphase von etwa 24 bis 48 Stunden kann es hilfreich sein, den Pferdeorganismus beim Abtransport der Stoffwechselprodukte, die durch die Infektion produziert wurden, zu unterstützen. Dabei hat sich die Wärmebehandlung des betroffenen Beins bewährt. Dazu bieten sich Thermogamaschen an. Eine Alternative sind Bandagierunterlagen, die sowohl kühlen als auch wärmen können.
Viele Pferdehalter schwören auf Homöopathie. Wenn du auch gute Erfahrungen mit den kleinen Globuli gemacht hast, findest du in deiner homöopathischen Stallapotheke unter Garantie Arnika in einer relativ niedrigen Potenz. Es gibt nichts Besseres, um dein Pferd in der akuten Phase eines Traumas zu unterstützen. Wenn die hitzigste Phase der Entzündung vorbei ist, eignen sich Mittel wie Nux Vomica gut dazu, die Ausleitung der Giftstoffe zu beschleunigen.
Aber auch die Magnetfeldtherapie hat bei Pferden mit akuter aseptischer Pododermatitis in vielen Fällen schon gute Erfolge gezeigt. Einige Hersteller bieten deshalb Magnetfeldgamaschen an, die auch bei anderen Lahmheiten eingesetzt werden können. Außerdem kannst du die Rekonvaleszenz deines Pferdes beschleunigen, wenn du ihm die Möglichkeit gibst, sich selbst die passenden Heilkräuter auszuwählen. Lass es einfach irgendwo an der Hand grasen, wo es noch viel „Unkraut“ und Gestrüpp gibt.
„Ohne Huf kein Pferd“ ist ein altes geflügeltes Wort, das auch heute noch seine Gültigkeit hat. Das Fluchttier Pferd muss sich auf seine Hufe verlassen können, ansonsten kann es in der freien Natur nicht überleben. Wildpferde haben nur in den seltensten Fällen Probleme mit ihren Hufen, auch wenn sie nie gerichtet werden.
Aber unsere Pferde leben auch bei Offenstallhaltung nicht mehr unter den Bedingungen, die ihnen ein freies Leben in der Natur bietet. Selbst im Aktivstall werden ihre Hufe nicht so beansprucht wie in der Wildnis. Australische Aborigines laufen problemlos kilometerweit barfuß über Stock und Stein. Und du? Kannst du barfuß über einen Schotterweg laufen?
Deshalb brauchen unsere Pferde kompetente Hufpflege durch Spezialisten, die genau wissen, worauf es bei jedem einzelnen Tier ankommt. Lass dein Pferd alle sechs bis acht Wochen von deinem Hufschmied oder Hufpfleger begutachten, damit erst gar keine Probleme mit seinen Hufen entstehen. Es gibt keine bessere Vorbeugung gegen Huflederhautentzündung.
Eine akute aseptische Huflederhautentzündung entsteht in vielen Fällen durch Fehler in der Hufpflege. Nicht allen Pferdebesitzern ist es klar, dass sich bei Pferden, die unter den heute üblichen Haltungsbedingungen barfuß laufen, die Hufe nicht immer optimal selbst regulieren. Stellungsfehler, Fehler bei der Hufbearbeitung oder schlechter Hufschutz können zu schmerzhaften Entzündungen der Huflederhaut führen.
Quellenangaben
https://flexikon.doccheck.com/de/Pododermatitis_aseptica_acuta_(Pferd)
https://campus.fei.org/local/globalglossary/view.php?mode=letter&hook=pododermatitis
https://www.msdvetmanual.com/horse-owners/bone,-joint,-and-muscle-disorders-in-horses/disorders-of-the-foot-in-horses#Sole-Bruises-and-Abscesses_v321…
https://www.extension.purdue.edu/extmedia/id/id-321-w.pdf
https://www.msdvetmanual.com/musculoskeletal-system/lameness-in-horses/bruised-sole-and-corns-in-horses
https://flexikon.doccheck.com/de/Pododermatitis_(Pferd)
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