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Headshaking beim Pferd

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Inhaltsverzeichnis

Mit der schönen Jahreszeit stellen sich wieder die lästigen fliegenden Plagegeister ein. Oft genug sieht man dann Pferde, die vehement den Kopf schütteln, um Insekten von ihren Augen oder Ohren zu vertreiben. Das geschieht instinktiv und hat nichts mit dem Headshaking Syndrom zu tun.

Wenn aber kein sichtbarer Auslöser für diese Abwehrbewegung vorhanden ist, sind Pferdehalter alarmiert. Headshaking bei Pferden kann schließlich dazu führen, dass die Tiere unreitbar werden. Aber keine Sorge: Nur etwa 1,5 Prozent aller Pferde leiden unter "echtem" (idiopathischem) Headshaking.

Redaktionelle Mitarbeit: Nelly Sophie Lönker, Medizinredaktion

Wann spricht man von Headshaking beim Pferd?

Das Headshaking-Syndrom ist eine Verhaltensauffälligkeit, bei der die betroffene Tiere wiederholtes Kopfschütteln oder Kopfschlagen in unterschiedlichen Abständen zeigen. Headshaking beim Pferd ist keine Krankheit an sich. Es ist eher ein Symptom für Schmerzen oder Unbehagen, das durch zahlreiche verschiedene Ursachen ausgelöst werden kann.

Ähnlich wie das ungeduldige Scharren mit dem Huf, stammt das krankhafte Kopfschlagen aus dem instinktiven Verhaltensrepertoire der Pferde. Während das Scharren seinen Ursprung in der Suche nach Futter unter einer geschlossenen Schneedecke hat, ist das Kopfschütteln normalerweise eine instinktive Reaktion auf Insekten im Kopfbereich. Ebenso wie Pferde, die aus Ungeduld mit den Hufen scharren, "zweckentfremden" Headshaker den entsprechenden Bewegungsablauf. Head Shakes beim Pferd können also auf Insektenabwehr oder auf eine Reizung und/oder Schmerzen im Kopf-/Halsbereich hinweisen.

Etwa die Hälfte aller Headshaker Pferde zeigt dieses Verhalten sowohl bei der Arbeit als auch in Ruhe. Bei besonders stark betroffenen Pferden können die Abwehrbewegungen so stark ausfallen, dass der Reiter riskiert, sein Gleichgewicht zu verlieren. Laut diverser Studien aus den USA bessert sich das krankhafte Kopfschlagen bei etwa drei Vierteln der betroffenen Pferde nachts und/oder im Stall.

Ursachen für Headshaking beim Pferd

Tierärzte unterscheiden zwischen zwei Gruppen von Headshaker-Pferden:

Tiere mit symptomatischem oder mit idiopathischem Head Shake.

Bei der symptomatischen Form des Headshaking liegt dem Kopfschlagen eine Primärerkrankung zugrunde. Die idiopathische Form (IHS) wird in Fachkreisen Trigeminus-mediiertes-Headshaking genannt. IHS ist nach dem aktuellen Stand der Veterinärmedizin auf eine Reizung, Entzündung oder Degeneration eines Teils des Trigeminusnervs (höchstwahrscheinlich des Infraorbitalnervs) zurückzuführen.

Hier eine Liste möglicher Ursachen für symptomatisches Headshaking beim Pferd:

  • Stechmücken-Allergie
  • allergische Photosensibilität
  • Periodische Augenentzündung
  • Augentumor
  • Übertrieben lichtempfindliche Augen (Photophobie)
  • Verkalkung der Nackenmuskulatur
  • Knochenwucherungen (Exostosen) am Hinterhauptbein
  • Verletzungen der Backenschleimhaut
  • Zahnprobleme
  • chronische Nebenhöhlenentzündung (Sinusitis)
  • allergischer Schnupfen (Rhinitis)
  • Luftsackmykose

In der Fachliteratur werden auch Fremdkörper im Gehörgang, Ohrfisteln oder ein Bluterguss im Ohr (z.b. durch einen Huftritt) als Ursachen für Headshaking beim Pferd in Betracht gezogen. Allerdings vollbringen viele gesunde Pferde wahre gymnastische Wunder, um sich mit dem Hinterhuf exakt am Ohr zu kratzen. Warum sollten sie dann bei Schmerzen oder Reizungen eines Ohrs so unpräzise Bewegungen ausführen, wenn sie doch viel gezielter reagieren können? In jedem Fall ist die Diagnose des Head Shakes aufgrund der zahlreichen möglichen Ursachen eine echte Herausforderung für den Tierarzt.

Erste Maßnahmen nach der Diagnose bei Headshaking

Falls dein Pferd plötzlich "Schüttelanfälle" bekommt, kannst du es probeweise in einen relativ dunklen Unterstand oder Stall bringen. Wenn seine Symptome dort zurückgehen, kann das ein Hinweis auf eine idiopathische Form des Headshaking-Syndroms sein (Photic Headshaking), das mit der Intensität der Sonnenlichteinstrahlung gekoppelt ist. Mit etwas Glück kannst du in diesem Fall das Abwehrverhalten deines Pferdes durch die Verwendung einer handelsüblichen UV-Maske vermeiden, oder zumindest reduzieren.

Tritt der Head Shake hauptsächlich unter dem Reiter auf, kann das ein Hinweis des Pferds auf eine Reitweise sein, die ihm Schmerzen oder Unbehagen bereitet. Zu geringe Aufwärmphasen, Übermäßige Beizäumung (Nase hinter der Senkrechten), der Einsatz von Schlaufzügeln und harte Reiterhände können nicht nur Abwehrreaktionen wie Kopf- oder Schweifschlagen, sondern auch orthopädische Erkrankungen im Hals- und Nackenbereich verursachen.

Laut einer amerikanischen Studie zum Thema "Headshaking bei Sportpferden" waren in der untersuchten Pferdegruppe größtenteils Dressurpferde vom Headshaking-Syndrom betroffen. Bei Springpferden gab es wesentlich weniger Headshaker. Die Ergebnisse dieser Studie legen nahe, dass bei den untersuchten Pferden ein Zusammenhang zwischen der Reitweise und dem Head Shake bestehen kann.

Unser Tipp: Headshaker, die hauptsächlich unter dem Reiter Symptome zeigen, probeweise ein paar Mal gebisslos reiten. 

Kann man Headshaking beim Pferd verwechseln

Kopfschütteln oder Kopfschlagen bei Pferden ist eine eindeutige Bewegung, die jeder Reiter identifizieren kann. Wer jemals ein Pferd auf der Weide gesehen hat, das sich mit allen Mitteln gegen die Insektenplage wehrt, kennt den Bewegungsablauf. Wenn die Tiere ohne Äußerlich erkennbarem Grund mit dem Kopf schlagen, führen sie dieselbe Bewegung aus. Sie ist unverwechselbar.

Diagnostik von Headshaki beim Pferd

Aufgrund einer ausführlichen Anamnese und der typischen Symptome kann der Tierarzt recht einfach feststellen, ob ein Pferd Headshaker ist oder nicht. Im Anschluss muss er aber noch mittels Ausschlussdiagnostik herausfinden, ob es sich um idiopathische oder symptomatische Head Shakes handelt.

Dazu wird das betroffene Tier auf mögliche Ursachen für symptomatisches Headshaking untersucht. Wenn diese alle ausgeschlossen werden können, gilt als erwiesen, dass das Pferd unter Trigeminus-mediiertem-Headshaking (IHS) leidet. IHS verursacht beim Pferd wahrscheinlich ebenso schlimme Schmerzen wie eine Trigeminusneuralgie beim Menschen.

Behandlung von Headshaking beim Pferd

Bei einem symptomatischen Headshaking-Syndrom zielt die Therapie nach der Identifizierung der Primärerkrankung darauf ab, diese zu kurieren. Falls die Verhaltensauffälligkeit nach erfolgreicher Behandlung der Grunderkrankung bestehen bleiben sollte, was eher unwahrscheinlich ist, besteht unter anderem die Möglichkeit eines erlernten Verhaltens.

Das könnte beispielsweise folgendermaßen entstanden sein: Ursprünglich schlug das Pferd wegen der Grunderkrankung mit dem Kopf. Dabei machte es eventuell die Erfahrung, dass sein Reiter nach einigen Head Shakes absaß. Also wurde sein Verhalten positiv verstärkt: Kopfschütteln = keine Leistung mehr erbringen müssen, keinen Druck mehr verspüren. Wenn es tatsächlich diese Verknüpfung hergestellt hat, ist es kein Wunder, dass es beim Reiten auch ohne den ursprünglichen Auslöser mit dem Kopf schlägt.

Idiopathisches Headshaking (IHS) ist bisher nicht ursächlich zu therapieren, da die Entstehung der Krankheit noch nicht ausreichend wissenschaftlich untersucht wurde. Allerdings wurde bereits nachgewiesen, dass der Trigeminusnerv ursächlich an der Entstehung der Krankheit beteiligt ist. Bei Obduktionen von Headshakern wurden beispielsweise häufig degenerative Veränderungen dieses Nervs festgestellt.

Momentan kann die Veterinärmedizin lediglich die Symptome von IHS lindern und im günstigsten Fall für eine Weile zum Abklingen bringen. Der aktuell erfolgreichste Therapieansatz ist die perkutane elektrische Nervenstimulation (PENS). Dabei reizen schwache Stromstöße beim sedierten Pferd den Infraorbitalnerv, einen Ast des Trigeminusnervs, um eine Desensibilisierung auszulösen. Um erfolgreich zu sein, muss die Behandlung anfangs drei bis vier Mal wiederholt werden. Wenn langfristig wieder Symptome auftauchen, wird sie ebenfalls wiederholt.

Medikamentöse Behandlungen gestalten sich schwierig, weil es bisher noch keine in Deutschland zugelassenen Medikamente zur Therapie von Headshaking beim Pferd gibt. Allerdings kann dein Tierarzt trotzdem bei akutem Bedarf ganz legal Medikamente mit Wirkstoffen wie Cyproheptadin, Gabapentin und Carbamazepin verwenden, die zur Behandlung der Trigeminusneuralgie beim Menschen zugelassen sind.

Die sogenannte Coilembolisation, ein chirurgischer Eingriff, bei dem der relevante Nervenast des Trigeminusnervs durch das Einsetzen einer Metallspirale langfristig geschädigt werden soll, empfiehlt sich hauptsächlich für Notfälle als Alternative zum Einschläfern des Pferdes. Auch Injektionen von Glykerol in den Trigeminus sollten nur bei schweren Fällen eingesetzt werden, weil sie unter Umständen heftige Nebenwirkungen (Ataxien) verursachen können.

Naturheilverfahren zur Therapie von Headshaking beim Pferd

Etwa 25 Prozent aller Headshaker bleiben symptomfrei, wenn sie eine Nasenmaske tragen. Es gibt mittlerweile viele Fliegen- und UV-Masken mit integriertem Nasenschutz.

Alternativ kannst du auch "Nasenfransen" ausprobieren, die anscheinend durch den permanenten Berührungsreiz eine Wirkung entfalten können. Angeblich soll sich in manchen Fällen der Head Shake sogar kurzfristig gelegt haben, wenn dem Pferd ein etwa 15 cm langes Panzerband so auf den Nüstern-Bereich geklebt wurde, dass es zum größten Teil herunterhing.

Zur homöopathischen Behandlung von Headshaking beim Pferd werden häufig Globuli wie Urtica Urens, Apis mellificia oder Arsenikum jodatum eingesetzt, wenn eine allergische Ursache vermutet wird.

Vorbeugung gegen Headshaking beim Pferd

Bisher ist das Headshaking-Syndrom noch nicht genügend erforscht, um mehr als allgemeine Empfehlungen zur Vorbeugung von IHS geben zu können. Gutes Stallmanagement, ausgewogene Fütterung und protektive Maßnahmen gegen Insekten- und Parasitenbefall wirken sich in jedem Fall positiv auf den Allgemeinzustand deines Pferdes aus. Dadurch besitzt es Krankheiten gegenüber mehr Widerstandskraft.

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Fazit

Das Headshaking-Syndrom beim Pferd ist ein Phänomen, das die Wissenschaft aktuell noch nicht ausreichend erforscht hat. Es tritt in unterschiedlichen Schweregraden auf. Teilweise reicht eine einfache UV-Maske mit Nasenschutz aus, um die Symptome zum Verschwinden zu bringen.

In anderen Fällen sind medikamentöse Behandlungen oder sogar chirurgische Eingriffe nötig, um die Verhaltensauffälligkeit zu beseitigen oder zumindest zu lindern.

Quellenangaben

https://ceh.vetmed.ucdavis.edu/health-topics/trigeminal-mediated-headshaking

https://www.ksvhc.org/services/equine/internal-medicine/headshaking.html

https://www.rvc.ac.uk/equine-vet/information-and-advice/fact-files/pens-therapy-for-headshaking#panel-how-is-it-treated

https://www.bwequinevets.co.uk/287/headshaking/

https://www.sciencedirect.com/topics/veterinary-science-and-veterinary-medicine/headshaking

https://www.tierheilpraktiker.de/magazine/mein-tierheilpraktiker/alle-ausgaben/2-2013/head-shaking

https://flexikon.doccheck.com/de/Headshaking_(Pferd)

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