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Zähne beim Pferd | Information & Behandlungsweisen

zuletzt aktualisiert 22.10.2024
Nahaufnahme eines Pferdes, das seine Zähne zeigt, während es über einen Zaun schaut, mit blauem Himmel und Wolken im Hintergrund.
Foto © Cavan-Images shutterstock.com
Inhaltsverzeichnis

Ist es wirklich nötig, die Zähne beim Pferd in regelmäßigen Abständen untersuchen und behandeln zu lassen? Oder geht es dabei nur um Geldmacherei? Wenn Pferde unter natürlichen Bedingungen leben, brauchen sie weder Pferdedentisten noch Hufschmied.

Aber wer kann seinem Pferd schon mehrere Quadratkilometer Steppe mit harten Gräsern als Lebensraum anbieten? Das Pferdegebiss ist perfekt dazu ausgelegt, harte Steppengräser so fein zu zermahlen, dass die darin enthaltene Zellulose verdaulich wird. Unser Kulturwiesen-Heu hat eine viel feinere Beschaffenheit als die widerstandsfähigen Gräser der Steppe. Deshalb muss das Pferdegebiss weniger arbeiten als es eigentlich sollte. Dadurch können Zahnprobleme entstehen.

Vergleich: Zähne bei Pferd und Mensch

Wir Menschen gehören zu den „Allesfressern“ und haben ein völlig anderes Gebiss als Pferde. Bei Menschen sind Zähne außen von hartem Zahnschmelz umhüllt und bestehen innen aus etwas weicherem Dentin. Die Zähne bei Pferden haben einen anderen Aufbau: Ihr Zahnschmelz zieht sich bei den Backenzähnen in mehreren Falten hochkant durch den gesamten Zahn.

Dazwischen liegt das weichere Dentin, das sich schneller abnutzt als der Zahnschmelz. Dadurch entsteht auf den Kauflächen eine unregelmäßige Oberfläche mit scharfen Graten, die optimal dazu geeignet sind, harte und zähe Substanzen zu zerkleinern. Während ihrer evolutionären Entwicklung von Wald- zu Steppenbewohnern konnten sich Pferde mit Zähnen dieser Art besonders gut behaupten.

Als Dauerfresser beanspruchen Pferde ihre Zähne viel stärker als ein Mensch. Sie zermahlen jeden Tag stundenlang energiearmes Futter, um ihren großen Organismus mit ausreichender Energie zu versorgen. Deshalb nutzen sich Zähne bei Pferden relativ schnell ab. Damit die Tiere nicht nach ein paar Jahren ohne Gebiss dastehen, hat die Natur ein geniales System entwickelt.

Die Zähne von Pferden sind kurz nach dem Zahnwechsel bis zu elf Zentimeter lang, aber der Großteil davon liegt im Zahnfach verborgen. Sobald der Pferdezahn zu kurz wird und deshalb keinen ausreichenden Gegendruck mehr erhält, schiebt er sich aus dem Zahnfach nach oben. Bei den Schneidezähnen verändert sich dadurch auch der Anblick der Kauflächen. Wer das Zahnalter eines Pferdes schätzen möchte, schaut sich die Kauflächen und den Winkel der Schneidezähne an.

Anzahl der Zähne beim Pferd

Wenn mit etwa fünf Jahren der Zahnwechsel beim Pferd abgeschlossen ist, verfügt es über bis zu 44 bleibende Zähne. Die Anzahl der Zähne beim Pferd ist nicht konstant, weil es bei erwachsenen Pferde nicht nur Schneide- und Backenzähne, sondern teilweise auch noch andere Zähne besitzen. Ein ausgewachsenes Pferd kann aber in jedem Fall mit:

  • 12 Schneidezähnen
  • 12 vorderen Backenzähnen (Prämolaren)
  • und 12 hinteren Backenzähnen (Molaren) aufwarten

Zu dieser „Grundausstattung“ von 36 Zähnen beim erwachsenen Pferd können noch jeweils bis zu vier Hengstzähne oder Wolfszähne hinzukommen. Im reinen Milchzahngebiss bei Pferden – also vor dem Einsatz des Zahnwechsels mit etwa 2,5 Jahren – gibt es übrigens nur maximal 28 Zähne.

Röntgenaufnahme eines Pferdeschädels, die die Zähne und den Kiefer in Seitenansicht detailliert zeigt.
Pferde haben einen sogenannten "Fressschädel"
Foto © Henk Vrieselaar shutterstock.com

Wie oft muss man beim Pferd Zähne kontrollieren lassen?

Weiches Gras, feines Heu und vor allem Kraftfutter führen dazu, dass Pferde ihre Zähne nicht gleichmäßig abnutzen. Bei Heu mit harten Stängeln mahlt das Pferdegebiss in ausholenden Bewegungen, die sich über die gesamte Kaufläche erstrecken. Bei weicherem Futter holen die Pferdezähne weniger weit aus. So können Grate und „Zahnhaken“ entstehen, die das Pferd bei der Futterzerkleinerung behindern.

Deshalb macht es Sinn, bei Pferden die Zähne regelmäßig von Fachtierärzten oder Pferdedentisten inspizieren zu lassen.

Das sollte in folgenden Intervallen geschehen:

  • bis zum Zahnwechsel: ein Mal pro Jahr
  • 2,5 bis 5 Jahre: zwei Mal pro Jahr
  • mehr als 5 Jahre alt: ein Mal pro Jahr
  • mehr als 20 Jahre alt: zwei Mal pro Jahr

 

Was kostet es, bei Pferden Zähne machen zu lassen?

Wenn Fachtierärzte für Zahnmedizin oder Pferdedentisten bei einer Untersuchung der Zähne deines Pferdes feststellen, dass eine zahnmedizinische Routinebehandlung nötig ist, werden sie diese entweder direkt durchführen oder dazu einen Termin mit dir ausmachen. Mittlerweile ist es Standard, dass routinemäßige Zahnbehandlungen beim Pferd unter Sedierung und örtlicher Betäubung durchgeführt werden. Sedierungen dürfen aber nur durch Tierärzte vorgenommen werden.

Die Kosten einer Zahnbehandlung beim Pferd sind abhängig von seinem Körpergewicht – wegen der Menge der benötigten Medikamente – und von der Art des Eingriffs. Für die Diagnose und Routinebehandlungen wie „Zahnhaken“ entfernen, Kauflächen schleifen, Zähne raspeln und/oder Zahnstein entfernen solltest du bei einem 600 kg schweren Pferd mit etwa 250,00 € rechnen. Hinzu kommt noch die Mehrwertsteuer und die Anfahrt.

Wie oft sollte man bei einem Pferd Zähne raspeln lassen?

Ob oder wann die Kauflächen eines Pferdes unregelmäßig abgenutzt werden, hängt stark mit dem Futterangebot, der Rasse und seinem Alter zusammen. Ponys und Robustpferde haben beispielsweise in der Regel härtere Zähne als Warmblüter. Da Pferdehalter normalerweise weder die nötige Ausrüstung noch das erforderliche Wissen haben, um Schäden am Pferdegebiss festzustellen, sollten sie sich bei dieser Frage auf kompetentes Fachpersonal verlassen.

Welche Zahnerkrankungen gibt es beim Pferd?

Die Zähne beim Pferd können – ganz wie Menschenzähne – von Karies oder Parodontose befallen werden. Außerdem bildet sich auch bei Pferden Zahnstein, der Parodontose begünstigt. Hinzu kommt die unheilbare Zahnerkrankung EORTH (Equine Odontoclastic Tooth Resorption and Hypercementosis), unter der mittlerweile immer mehr Pferde leiden.

Zahnfrakturen sind ein weiteres Problem, das möglichst von einem Fachtierarzt für Pferde mit Spezialisierung auf Zahnbehandlungen in Angriff genommen werden sollte. Zudem gibt es noch Probleme mit dem Gebiss, die durch eine ungleichmäßige Abnutzung der Pferdezähne entstehen: Zahnhaken, Zahnkanten, Schwierigkeiten beim Zahnwechsel und nicht korrekt aufeinander treffende Kauflächen.

WICHTIG: Sei dir darüber im Klaren, dass bei Pferden Zähne so lange aus dem Zahnfach herauswachsen, bis sie auf Widerstand treffen. Abgebrochene, gezogene oder ausgefallene Pferdezähne bewirken also, dass ihre „Gegenüber“ irgendwann einmal aus der Kaufläche herausragen und so die mahlende Bewegung vom Pferdegebiss stark einschränken oder sogar unmöglich machen.

Ein Mann führt eine Zahnbehandlung bei einem braunen Pferd durch, indem er ein Maulgatter verwendet, während das Pferd ruhig steht.
Pferdezahnarzt bei einer Routineuntersuchung
Foto © Chelle129 shutterstock.com

Was ist nach einer Zahnbehandlung beim Pferd zu beachten?

Wenn bei deinem Pferd Zähne behandelt werden müssen, sollte dem Eingriff aus Tierschutzgründen immer eine Sedierung vorangehen. Routinebehandlungen sind unter örtlicher Betäubung eigentlich schmerzfrei. Aber das Fluchttier Pferd leidet immense psychische Qualen, wenn es in einer bestimmten Position fixiert wird.

Sedierungen dürfen nur von Tierärzten durchgeführt werden. Deshalb brauchst du zu einer artgerechten Zahnbehandlung beim Pferd entweder einen entsprechend spezialisierten Tierarzt oder einen Pferdedentisten für die Behandlung plus einen Tierarzt für die Sedierung. Im Hinblick auf die Anfahrtskosten ist die erste Option wahrscheinlich vorteilhafter.

Nach einer Zahnbehandlung mit Sedierung ist ein Pferd in der Regel etwas benommen. Es sollte etwa zwei Stunden lang nicht fressen – besonders kein eingestreutes Stroh – weil sich die Darmbewegungen beim Pferd durch die Sedierung verlangsamen. Außerdem sollte es etwa genauso lange nicht in eine Pferdegruppe entlassen werden, da seine Reaktionen verlangsamt sein können.

Die nächsten 24 Stunden nach dem „Zähne machen“ sollte dein Pferd noch nicht geritten werden. Frag deinen Tierarzt oder Pferdedentisten, ob oder wie lange du nach dem Eingriff ohne Gebiss reiten solltest. Falls der Winkel der Kauflächen korrigiert wurde (Zähne abschleifen), kann es passieren, dass dein Pferd danach für einige Tage Muskelkater in den Kaumuskeln bekommt. Es frisst dann schlechter, was sich aber schnell wieder legt.

Kann ein Pferd ohne Zähne leben?

Bei Pferden mit EORTH werden oft sämtliche Schneidezähne gezogen, da die Krankheit sehr schmerzhaft und nicht behandelbar ist. Zähne von Pferden in hohem Alter sind manchmal soweit abgenutzt, dass ihre Stümpfe kaum mehr über das Zahnfleisch herausragen. Bei frei lebenden Pferden in der Natur wäre so etwas ein Todesurteil.

Unter menschlicher Obhut können solche Tiere weiterleben, wenn sie mit – eventuell eingeweichten – Heucobs, Kraftfutter, Öl und bei Bedarf auch mit Mineralfutter versorgt werden. Die Fütterung alter Pferde ist allerdings nicht ganz einfach, weshalb wir in solchen Fällen meistens eine Beratung durch einen qualifizierten Spezialisten für Pferdefütterung empfehlen.

Was sind Wolfszähne beim Pferd?

Wir werden auch immer wieder gefragt, was es mit diesen „Wolfszähnen beim Pferd“ auf sich hat. Ist „Wolfszähne“ einfach nur ein anderer Ausdruck für Hengstzähne – diese leicht gebogenen Eckzähne im Pferdegebiss, die hauptsächlich bei Hengsten und spät kastrierten Wallachen zwischen den Schneide- und Backenzähnen auftreten können? Oder geht es dabei um etwas ganz anderes?

Tatsächlich haben Wolfszähne nichts mit den Hengstzähnen bei Pferden zu tun. Sie sind ein evolutionäres Überbleibsel des ersten Prämolaren. Ursprünglich hatten Pferde wohl irgendwann einmal 28 Backenzähne. Vier davon waren Prämolaren, also die vorderen Backenzähne im Pferdeschädel. Heute haben die meisten Pferde nur noch 24 Backenzähne.

Bei manchen Tieren entwickeln sich aber im Alter von etwa einem Jahr kleine stiftförmige Zähnchen vor den eigentlichen Prämolaren. Sie liegen entweder unter der Haut oder brechen auch durch. Unglücklicherweise befinden sich diese evolutionären Überbleibsel genau in der Lücke zwischen Schneide- und Backenzähnen. Also dort, wo vielleicht irgendwann einmal eine Trense liegen sollte.

Wird das Jungpferd später mit Gebiss geritten, kann das Schmerzen und Abwehrreaktionen verursachen. Zum Glück sind die Zähne bei Pferden im Alter von etwa einem Jahr noch nicht fest mit dem Kieferknochen verwachsen. Also ist es bei Jährlingen besonders einfach, diese überflüssigen Zähnchen zu entfernen. Aber auch später ist es kein größeres Problem, Wolfszähne bei Pferden ziehen zu lassen.

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FAZIT

Um die Zähne des Pferdes möglichst lange gesund zu erhalten, sollten eine jährliche Kontrolle des Gebisses und ggf. ein Beraspeln erfolgen. Bei jüngeren Pferden, die evtl. Probleme mit dem Zahnwechsel haben, kann ein sechsmonatiges Kontrollintervall sinnvoll sein. Auch das Futter kann eine Unterstützung für gesunde Zähne sein. Das Pferd benötig ausreichend Raufutter, gern einen geeigneten Ast zum Knabbern und selbstverständlich keinen Zucker.

Quellenangaben

https://www.bhs.org.uk/horse-care-and-welfare/health-care-management/horse-health/teeth-and-equine-dentistry/

https://www.merckvetmanual.com/horse-owners/digestive-disorders-of-horses/dental-disorders-of-horses

https://uelzener.de/magazin/pferd/tiergesundheit/zahnbehandlung-pferd/

https://www.msd-animal-health-hub.co.uk/Healthy-Horses/Health/DentalProblems

https://www.igfp-ev.de/infopool-fuer-pferdebesitzer/fuetterung

https://pferdeklinik-kleintierpraxis.de/tierglossar/pferdegebiss.html

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