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Luftsackmykose beim Pferd

von
Susanne Krauzig
zuletzt aktualisiert 07.10.2024
Ein cremefarbenes Pferd mit heller Mähne steht in einer Box, mit einem rosa Strickabgetrennt und einem Heuballen auf der linken Seite.
Foto © JustToday shutterstock.com
Inhaltsverzeichnis

Unter vielen Pferdehaltern hat es sich mittlerweile herumgesprochen, dass man Nasenbluten beim Pferd nicht einfach auf die leichte Schulter nehmen sollte. Nur wissen die wenigsten genau, wann Nasenbluten ein Anzeichen für eine Luftsackmykose sein kann.

Außerdem muss es gar nicht immer sein, dass ein Pferd mit einer Pilzinfektion im Luftsack aus der Nase blutet. Der Pilz kann nämlich auch Nervenstränge, die zum Gehirn führen, angreifen. Das fällt zuerst überhaupt nicht auf. Wenn sich dann deutliche Symptome zeigen, sind meistens bereits ernsthafte Schäden aufgetreten. Dieser Artikel soll dazu beitragen, dass du Symptome für eine eventuelle Luftsackmykose bei Pferden möglichst frühzeitig wahrnimmst.

Redaktionelle Mitarbeit: Nelly Sophie Lönker, Medizinredaktion

Was ist eine Luftsackmykose beim Pferd?

Um zu verstehen, weshalb eine Luftsackmykose beim Pferd so gefährlich ist, sollten wir einen kleinen Abstecher in die Anatomie machen. Pferde gehören zu den wenigen Tieren, die Luftsäcke besitzen. Aber was sind diese Luftsäcke bei Pferden? Sie sind nichts weiter als eine Art „Ausbuchtung“ der Eustachischen Röhre. Die ist wiederum eine Art luftgefüllter Kanal, der eine Verbindung zwischen dem Rachenraum und dem Mittelohr herstellt. Bisher gibt es viele Thesen über mögliche Funktionen dieser Luftsäcke, aber die Wissenschaft konnte noch keine davon eindeutig belegen.

Die Luftsäcke beim Pferd befinden sich direkt unterhalb der Ohren, etwa auf einer Linie mit den Pferdeaugen rechts und links vom Pferdekopf. Sie sind eine Art „luftgefüllte Beutel“, die jeweils ungefähr das Fassungsvermögen von 200 bis 250 Millilitern haben. Innen sind sie mit einer hauchdünnen Membran ausgekleidet, unter der mehrere wichtige Blutgefäße verlaufen: die Arteria carotis externa, die Arteria maxillaris und die Arteria carotis interna. Diese Arterien versorgen den Kopf und das Gehirn mit Blut.

Außerdem verlaufen entlang der Wände der Luftsäcke zahlreiche Nerven, die wichtige Muskeln steuern. Sie leiten Reize weiter, die für das Schlucken, die Mimik, die Funktion der oberen Atemwege und teilweise für die Bewegungskoordination beim Laufen wichtig sind. Bei einer Luftsackmykose bilden sich Pilzbeläge. Sie treten zumeist dort auf, wo die großen Arterien verlaufen. Es kommt aber auch vor, dass sie sich auf den Nerven ansiedeln. Pilze ernähren sich von der Substanz, die sie befallen haben. Wenn die dünne Membran „aufgefressen“ ist, dringen sie bis zu den lebenswichtigen Strukturen – Arterien und Nerven – vor.

Ein Reiter auf einem braun-weißen Pferd reitet auf einem Sandplatz. Im Hintergrund sind Hindernisse und eine weitere Person zu sehen.
Pferde mit einer Luftsackmykose zeigen oft einen plötzlichen Leistungsabfall
Foto © Rolf Dannenberg shutterstock.com

Ursachen für eine Luftsackmykose beim Pferd

Der Verursacher von Luftsackmykosen ist ein Schimmelpilz, zumeist der Schlauchpilz Aspergillus fumigatos. Letztendlich ist die gefürchtete Krankheit also eine Aspergillose. Aspergillus, auch Gießkannenschimmel genannt, kommt überall in der Umwelt vor und spielt eine wichtige Rolle beim biologischen Abbau organischer Substanzen. Die Pilze haben eine besondere Eigenart: Sie durchwachsen zuerst ihre künftige Nahrung mit ihrem Pilzgeflecht und zersetzen sie progressiv mit Säuren und Enzymen, um sie verstoffwechseln zu können.

Aspergillus-Pilze sind unglaublich anpassungsfähig. Sie können auf den unterschiedlichsten Oberflächen und unter den verschiedensten Umweltbedingungen überleben. Deshalb können einige Aspergillus-Arten auch Gewebe von Menschen oder Tieren besiedeln. Das geschieht aber eher zufällig. Ihre eigentliche Nahrung sind sich zersetzende organische Strukturen. Aspergillose gibt es auch beim Menschen. Hier wurde beobachtet, dass hauptsächlich Menschen mit einer Immunschwäche von dem Pilz befallen werden. Für Luftsackmykosen bei Pferden ist zwar zumeist Aspergillus fumigatus verantwortlich, sie können aber auch durch andere Aspergillus-Arten oder Pilze aus den Gattungen Mucor oder Penicillium verursacht werden

Erste Maßnahmen beim Verdacht auf Luftsackmykose

Falls deinem Pferd hellrotes Blut aus einer oder beiden Nüstern läuft, wird das von Veterinärmedizinern als medizinischer Notfall angesehen – zumindest, bis sich herausstellt, dass es doch eine andere Ursache für das Nasenbluten gab. Also rufe in so einem Fall sofort einen Tierarzt zur Hilfe. Frühzeitig behandelt, bestehen bei dieser Form der Luftsackmykose relativ gute Überlebenschancen.

Auch beim Verdacht auf eine Nervenschädigung ist ein Anruf beim Tierarzt angesagt, zumal die Diagnose relativ einfach ist. Falls dein Pferd stark aus den Nüstern blutet, kannst du bis zu seinem Eintreffen einen Eisbeutel oder ein Pad mit Kühlgel an die Stelle drücken, wo der Luftsack liegt. Dadurch vermindert sich dort die Durchblutung. Du solltest den Eisbeutel aber in ein kleines Handtuch wickeln. Ansonsten riskierst du, dass das Gewebe zu kalt wird und teilweise abstirbt.

Nahaufnahme eines Pferdemauls, das an einem Bündel Heu frisst. Der Hintergrund ist unscharf und zeigt eine Stallumgebung.
Mit Schimmelpilzen verunreinigtes Futter kann eine Luftsackmykose beim Pferd verursachen
Foto © SChompoongam shutterstock.com

Womit kann eine Luftsackmykose bei Pferden verwechselt werden?

Bestimmt ist dir schon weiter oben bei den „eher seltenen Symptomen“ aufgefallen, dass einige davon auch bei Pferden mit Zahnerkrankungen vorkommen. Manche Pferde mit Zahnhaken stecken zum Beispiel Futter in die Backe, damit die scharfe Kante an ihrem Zahn die Maulschleimhaut weniger verletzt. Pferde mit Karies oder EOTRH lassen dagegen oft ihr Kraftfutter wieder aus dem Maul fallen. Und Husten beim Fressen kann auch auf mögliche Atemwegsbeschwerden hinweisen.

Es gibt nur einen anderen pathologischen Zustand, der ebenso starke Blutungen aus den Nüstern verursachen kann wie eine Luftsackmykose: die Ruptur des Musculus longus capitis (des langen Kopfmuskels). Dieser Muskelabriss kann durch ein Schädeltrauma entstehen – und zwar meistens dann, wenn Pferde steigen und sich dabei nach hinten überschlagen. Neben der starken Blutung zeigen betroffene Pferde auch neurologische Ausfälle. Dieser Zustand ist ebenfalls ein medizinischer Notfall, da Blutungen im hinteren Rachenraum dazu führen können, dass die Pferde ersticken.

Diagnostik einer Luftsackmykose beim Pferd

Glücklicherweise ist heutzutage die Diagnose einer Luftsackmykose bei Pferden relativ problemlos. Mit einem Endoskop kann das Innere der Luftsäcke zuverlässig dargestellt werden. Ein Fachtierarzt für Pferde kann so in kürzester Zeit feststellen, ob ein Pilzbefall vorliegt oder nicht. Damit sich das Pferd bei der Untersuchung nicht aufregt, wird es dazu leicht sediert. Allerdings kann nicht jeder Tierarzt eine Endoskopie vornehmen. Eventuell musst du dein Pferd dazu in eine Pferdeklinik bringen.

Therapie einer Luftsackmykose bei Pferden

Die Behandlung einer Luftsackmykose beim Pferd richtet sich danach, welche Strukturen im Luftsack angegriffen wurden. Medikamentöse Behandlungen mit Antimykotika wirken sehr langsam. Es kann fast fünf Monate dauern, bis Behandlungserfolge sichtbar werden. In der Zwischenzeit ist das Pferd möglicherweise schon verblutet. Deshalb setzen die Veterinärmediziner eher auf einen chirurgischen Eingriff, um die Blutzirkulation in der verletzten Region der Arterie zu unterbinden.

Dazu wurde früher ein Ballonkatheder in das Blutgefäß eingeführt. Mittlerweile wird mehr und mehr die sogenannte „transendoskopische Clipapplikation“ eingesetzt. Dabei blockieren Clips, die per Endoskop platziert werden, den Blutfluss im geschädigten Bereich der Arterie. Der Pilzbefall entwickelt sich ohne weitere medikamentöse Behandlung zurück, sobald kein Blut mehr durch „seinen“ Arterienabschnitt fließt. Bei Pferden mit neurologischen Symptomen kann diese Therapiemethode nicht eingesetzt werden.

Luftsackmykose beim Pferd vorbeugen

Es wird immer wieder diskutiert, ob Luftsackmykosen bei Pferden auf schlechtes (mit Schimmelsporen belastetes) Heu zurückzuführen seien. Auch wenn es selbstverständlich ist, dass du beim Pferdefutter auf eine gute Qualität achten solltest: Schimmelpilze und -sporen gibt es überall, auch im besten Heu oder Stroh. Die kleinen dunklen Punkte auf den trockenen Blättern bei überständigem Gras sind ebenfalls Anzeichen für einen Schimmelbefall.

Schimmel sitzt in Baumstämmen, an feuchten Stellen und unter Steinen. Dein Pferd kann ihm nicht entkommen. Aber zum Glück gibt es ja nur sehr wenige Pferde, die an einer Luftsackmykose erkranken. Zumeist betrifft es Tiere mit einem geschwächten Immunsystem. Sorge also für eine artgerechte Pferdehaltung und achte auf eine ausreichende Mineralstoffversorgung, damit das Abwehrsystem deines Pferdes stark genug ist, um eine Infektion mit Aspergillus-Pilzen abzuwehren.

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Fazit

Unter all den Krankheiten, die der Aspergillus-Pilz bei Mensch und Tier verursachen kann, ist die Luftsackmykose beim Pferd am heimtückischsten. Nur selten entdeckt der Pferdehalter die Symptome dafür, bevor bereits lebenswichtige Strukturen angegriffen wurden. Trotzdem lohnt es sich, beim Auftreten verdächtiger Symptome den Tierarzt zu holen. Innovative Behandlungsmethoden ermöglichen es in zahlreichen Fällen, das Leben der betroffenen Pferde zu retten.

Quellenangaben

https://www.merckvetmanual.com/respiratory-system/respiratory-diseases-of-horses/guttural-pouch-disease-in-horses

https://veterinarypartner.vin.com/default.aspx?pid=19239&catId=102906&id=4952645

https://flexikon.doccheck.com/de/Luftsackmykose_(Pferd)

https://www.msdvetmanual.com/respiratory-system/respiratory-diseases-of-horses/guttural-pouch-disease-in-horses

https://www.acvs.org/large-animal/guttural-pouch-mycosis

https://www.tierspital.uzh.ch/de/Pferde/pferdechirurgie/Dienstleistungen/3-Luftsackpilz.html

https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0028-1089770

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