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ECVM beim Pferd: Ist dein Tier betroffen?

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Inhaltsverzeichnis

Wer sich intensiver mit ECVM bei Pferden befasst, stößt schnell auf ein Problem. In Fachpublikationen steht ECVM häufig für Equine Cervix Vertebral Malformation, was übersetzt „Equine Zervikale Vertebral-Missbildung“ und umgangssprachlich „Fehlbildung der Halswirbel beim Pferd“ bedeutet. Noch dazu wird die Abkürzung ebenso für das Wobbler-Syndrom verwendet. Andererseits kann das Kürzel ECVM bei Pferden aber auch ausschliesslich die Fehlbildung der unteren Halswirbel C6 und C7 bedeuten - wobei hier zusätzlich die ersten beiden Rippen betroffen sein können. Die Langform der Abkürzung ist in diesem Fall „Equine Complex Vertebral Malformation“. Wenn du im folgenden Text ECVM liest, steht es ausschließlich für Equine Complex Vertebral Malformation.

Redaktionelle Mitarbeit: Nelly Sophie Lönker, Medizinredaktion

Was ist ECVM beim Pferd?

Bis vor einiger Zeit wurde ECVM als „Congenital Malformation of the 6th and 7th Cervical Vertebrae in Horses“ bezeichnet. Diese Krankheitsbezeichnung war zwar etwas umständlich, beschreibt aber genau, worum es hier geht: ausschliesslich um Fehlbildungen des sechsten und eventuell auch des siebten Halswirbels beim Pferd. In bestimmten Fällen von ECVM beim Pferd können zudem auch noch die ersten Rippen oder sogar die ersten beiden Rippenpaare von der Missbildung betroffen sein.

Halswirbel sind bei Pferden jeweils durch zwei Gelenke miteinander verbunden: In Richtung Mähnenkamm liegen die Facettengelenke und in der Mitte die Hauptgelenke. Durch die mittige Öffnung der Wirbel verläuft das Rückenmark. Rechts und links befinden sich – etwa an der Grenze zum unteren Drittel der Wirbelkörper – die sogenannten „Laminae ventralis“. Das sind zwei Knochenplatten, an denen verschiedene Muskeln ansetzen. Bei Pferden mit ECVM sind diese Knochenplatten am sechsten und eventuell auch am siebten Halswirbel entweder missgebildet oder überhaupt nicht vorhanden.

An den Laminae ventralis des sechsten Halswirbels (C6) setzen beim gesunden Pferd verschiedene Muskeln an, die zur Stabilisierung und zur Beweglichkeit der Wirbelsäule beitragen. Ein besonders wichtiger Muskel ist der Musculus longus thoracis, der den Pferderumpf von unten stabilisiert. Er setzt ausschließlich am sechsten Halswirbel an und führt von dort zum sechsten Brustwirbel (T6). Der lange Halsmuskel (Musculus longus colli) setzt ebenfalls an den Knochenfortsätzen des sechsten Halswirbels an. Durch die Muskelgruppe Serratus ventralis ist der Rumpf mit den Vorderbeinen verbunden. Sie setzt an den ersten Rippen an und ist ein wichtiger Rumpfträger.

Es versteht sich von selbst, dass bei ECVM Pferden, denen die Ansatzstellen für solche wichtigen Muskeln fehlen, auch die Biomechanik gestört ist. Ihr Körper versucht zwar, diese Fehlbildungen durch den Einsatz anderer Muskelgruppen zu kompensieren – aber das ist sehr anstrengend und häufig auch schmerzhaft für die betroffenen Tiere. Die unnatürliche Belastung der Muskeln führt zu starken Verspannungen. Außerdem entstehen durch die Kompensationsversuche Fehlbelastungen, die langfristig Folgeschäden wie z.B. Arthrose mit sich bringen können.

 

Bei ECVM-Pferden konnten bisher folgende Missbildungen diagnostiziert werden:

  • ein- oder beidseitige Fehlbildungen der Laminae ventralis an C6
  • ein- oder beidseitiges Fehlen der Laminae ventralis an C6
  • beidseitige Fehlbildungen der Laminae ventralis an C6 und C7
  • einseitige Fehlbildungen der Laminae ventralis an C6 und C7
  • ein- oder beidseitig deformierte erste Rippen
  • ein- oder beidseitig fehlende erste Rippen
  • ggf. auch zweites Rippenpaar betroffen

Ursachen und Risikofaktoren für ECVM bei Pferden

Wissenschaftler gehen aktuell davon aus, dass die Equine Complex Vertebral Malformation einen genetischen Ursprung hat. Die typischen Fehlbildungen von EVCM beim Pferd sind schon im Fohlenalter diagnostizierbar, was diese Annahme bestärkt. Um mehr über die Ursachen von ECVM herauszufinden, haben siebzehn Tierärzte aus Deutschland und weiteren Ländern im Sommer 2023 eine großangelegte Studie begonnen, in der unter anderem geklärt werden soll, inwieweit diese Missbildungen vererbbar sind.

Zudem haben sie sich zum Ziel gesetzt, bei ECVM-Pferden den Zusammenhang zwischen den Fehlbildungen der Halswirbel und Schmerzen im Halsbereich, Ataxien sowie anderen neurologischen Problemen zu erforschen. Einige Züchter vertreten nämlich die Meinung, dass die Equine Complex Vertebral Malformation zwar relativ häufig vorkäme, aber bei den betroffenen Pferden nicht unbedingt im Zusammenhang mit gesundheitlichen Problemen stehen würde. Da es bisher auch noch keinen entsprechenden Gentest gibt, bleibt vorerst das Risiko bei den Pferdekäufern.

Diagnostik von ECVM (Equine Complex Vertebral Malformation)

ECVM beim Pferd ist glücklicherweise nicht allzu schwer zu diagnostizieren. Ein erfahrener Fachtierarzt für Pferde weiß genau, aus welchem Winkel er die Halswirbelsäule und den Brustkorb eines Pferdes röntgen muss, um eventuelle Anomalien festzustellen, die durch die Equine Complex Vertebral Malformation verursacht werden können. Mögliche Folgeschäden kann er wahrscheinlich durch den zusätzlichen Einsatz von Ultraschall und/oder MRT lokalisieren.

Behandlung von ECVM bei Pferden

Fehlbildungen am Skelett eines Pferdes sind nicht therapierbar. Bei einer guten Zusammenarbeit zwischen Pferdehalter, Tierarzt, Hufschmied und einem Zahnarzt für Pferde können allerdings die Beschwerden von Pferden mit ECVM so stark reduziert werden, dass die Tiere teilweise wieder im Reitsport eingesetzt werden können. Dazu empfiehlt sich die Erstellung eines individuell abgestimmten Trainingsplans, der besonders die muskuläre Stabilisierung von Schwachstellen zum Ziel haben sollte. Unter Umständen sollten in der Anfangsphase des Muskelaufbaus kortisonhaltige Präparate gespritzt werden, um ein schmerzloses Training zu gewährleisten.

Auch wenn Osteopathie oder Pferde-Physiotherapie in jedem Fall eine Rolle beim Muskelaufbau für ECVM Pferde spielen sollten, ist in der ersten Zeit des Trainings das Lösen von Verspannungen und Blockaden kontraproduktiv. Die Tiere brauchen ihre angespannten Muskeln zur Kompensation von Missbildungen in ihrem Skelett. Dein Pferd kann erst auf seine Kompensationsmaßnahmen verzichten, wenn sich seine Tragemuskulatur durch ein systematisches Training soweit entwickelt hat, dass sie eine stützende und stabilisierende Funktion übernimmt. Dann ist es der richtige Zeitpunkt, um Verspannungen und Blockaden zu lösen.

Krankheitsverlauf / Prognose von ECVM beim Pferd

Falls dein Pferd von ECVM betroffen ist, solltest du ihm dabei helfen, ausreichend Muskeln aufzubauen, um die Fehlbildungen seines Skeletts auszugleichen. Dann kann es unter Umständen irgendwann wieder einen Reiter schmerzfrei tragen. Trotzdem musst du damit rechnen, dass bestimmte Strukturen auch schon vor seiner ECVM Diagnose auf unnatürliche Weise beansprucht wurden. Höchstwahrscheinlich kannst du davon ausgehen, dass dadurch gewisse Verschleißerscheinungen entstanden sind.

Diese müssen nicht unbedingt gleich mit Beschwerden einhergehen. Sie können aber dazu führen, dass ein ECVM Pferd im Vergleich mit gesunden Pferden ziemlich früh Osteophytosen (Knochenwucherungen), Arthrose oder Spinalstenosen (Verengungen des Wirbelkanals) entwickeln wird, die eigentlich erst in fortgeschrittenerem Alter auftreten würden. Wenn bereits bei der Diagnose von ECVM irreversible schmerzhafte Folgeschäden festgestellt wurden, müssen sich Pferdehalter mit dem Gedanken auseinandersetzen, ob sie ihren Freizeitkameraden nicht durch eine Euthanasie erlösen sollten.

Vorbeugung gegen ECVM bei Pferden

Aller Wahrscheinlichkeit nach ist ECVM beim Pferd genetisch bedingt. Wenn du beim Pferdekauf eine Missbildung der Halswirbel C6 und C7 sowie eventuelle Fehlbildungen der ersten beiden Rippenpaare ausschließen möchtest, kannst du das entsprechende Tier röntgen lassen. Bei einer Ankaufsuntersuchung werden ohnehin verschiedene Röntgenaufnahmen gemacht.

Du solltest den Tierarzt deines Vertrauens lediglich darauf hinweisen, auch ECVM ins Visier zu nehmen, weil die Aufnahmen dann aus einem anderen Winkel erfolgen müssen. Wollen wir hoffen, dass die 2023 angestoßene Studie zum Thema EVCM beim Pferd bald Nachweise dafür erbringt, dass diese Missbildungen vererbbar sind. Dann liegt die Beweislast bei den Pferdezüchtern – was Kaufinteressenten unnötige Kosten erspart.

 

Quellenangaben

https://equinecvm.com/en/ecvm/https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/8223376/

https://www.ecvmallbreeds.com/wat-is-ecvm

https://www.researchgate.net/publication/278327192_The_Occurrence_of_a_Congenital_Malformation_in_the_Sixth_and_Seventh_Cervical_Vertebrae_Predominan…

https://www.holsteiner-verband.de/de/verband/news/studie-zur-pferdegesundheit-equine-complex-vertebral-malformation-ecvm

https://www.ecvmallbreeds.com/_files/ugd/c73cb2_3c84a271445e4e57b16fa1295beeb39b.pdf

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