Erstveröffentlichung am 17.06.2024 - Es gibt nur wenige Pferdehalter, die detaillierte Kenntnisse über die Anatomie eines Pferdes besitzen. Wetten, dass höchstens 10 % aller Reiter wissen, was das Fesselringband beim Pferd ist? Hättest du es gewusst?
Die meisten Pferdehalter erfahren erst etwas über das Fesselringband, wenn bei ihrem Pferd bereits ein Fesselringbandsyndrom diagnostiziert wurde. Dabei wäre es gut, wenn Reiter die Symptome eines Ringbandsyndroms schon frühzeitig erkennen könnten. Im Frühstadium lässt sich das Fesselringband alternativ behandeln. Wenn aber bereits Sehnenschäden aufgetreten sind, lässt sich eine Fesselringband OP oft nicht mehr vermeiden.
Redaktionelle Mitarbeit: Nelly Sophie Lönker, Medizinredaktion
Diese Seite soll Pferdehalterinnen und Pferdehaltern lediglich Informationen über Krankheiten und Symptome beim Pferd vermitteln. Die Informationen dürfen weder die Beratung oder Behandlung durch einen Tierarzt ersetzen noch dazu verwendet werden, eigenständig medizinische Behandlungen vorzunehmen. Sie dienen nicht zur Selbstdiagnose und/oder Selbstbehandlung und ersetzt keinesfalls die Diagnose durch einen Tierarzt.
Der Ausdruck „Fesselringbandsyndrom“ steht für die Folgen der Kompression von Sehnen an der Rückseite des Fesselkopfes. Dort verläuft ein starkes Band brückenartig zwischen den Außenseiten der Gleichbeine: das Fesselringband der Pferde. Dadurch entsteht der sogenannte „Fesseltunnel“. Durch ihn verlaufen die oberflächliche und die tiefe Beugesehne sowie der Fesselträger. Die Funktion vom Fesselringband beim Pferd ähnelt der eines Kabelbinders:
Es hält die Sehnen auf der Rückseite vom Fesselkopf zusammen. Sehnen sind aber – im Gegensatz zu Kabeln – andauernd in Bewegung. Also sollte der Fesseltunnel sie nicht in ihren Bewegungen behindern, weil ansonsten Reibung entsteht. Jetzt stell dir mal vor, du würdest monatelang von morgens bis abends drei Kabel in einem eng eingestellten Kabelbinder hin und her ziehen. Wie lange würde es wohl dauern, bis die Kabelummantelungen die ersten Schäden zeigen?
Ein Pferd mit Fesselringbandsyndrom hat das Problem, dass sein Ringband an der Fessel zu eng sitzt. Das liegt häufig daran, dass sein Fesselringband eine dickere „Wandstärke“ hat als bei anderen Pferden. Stell dir zwei Schläuche mit demselben Außendurchmesser vor: Der eine besteht aus dickerem Material und der andere aus dünnerem. Ein Schlauch mit dickerer Wandstärke hat einen geringeren Innendurchmesser als einer aus dünnerem Material mit demselben Außendurchmesser.
Dasselbe gilt auch für das Fesselringband beim Pferd.
Es gibt aber auch noch eine andere anatomische Auffälligkeit im Fesselgelenk, die ein Fesselringbandsyndrom verursachen kann: ein zu kurzes Fesselringband. Ein langer Fesseltunnel verteilt Druck auf eine größere Fläche und schwächt ihn damit ab. Bei einem zu kurzen Fesseltunnel wirkt derselbe Druck auf eine kleinere Fläche, was zur Folge hat, dass er zunimmt. Tierärzte unterscheiden zwischen dem primären und dem sekundären Fesselringbandsyndrom.
Die Verengung des Fesseltunnels kann verschiedene Ursachen haben. Zum einen kann ein Trauma oder Überanstrengung dazu führen, dass sich das Ringband verändert. Zum anderen kann auch eine genetische Disposition bei der Entstehung dieser Einschnürung eine Rolle spielen. Wenn ein Pferd lahmt, weil sein verdicktes oder verkürztes Ringband gesunden Sehnen einengt, handelt es sich um ein primäres Fesselringbandsyndrom.
Beim sekundären Fesselringbandsyndrom liegt die Ursache zumeist an einer Zerrung oder Überlastung der Beugesehnen. Daraus entwickelt sich häufig eine Entzündung. Durch diese Entzündung verdicken sich die Sehnen und werden deshalb vom Fesselringband eingeklemmt. Das hat zur Folge, dass die ohnehin lädierten Beugesehnen zusätzlich belastet werden, sobald sich das Pferd bewegt.
Die Symptome für ein Fesselringbandsyndrom sind ziemlich eindeutig und sogar für medizinische Laien gut erkennbar. Das erkrankte Pferd lahmt, was sich bei der Beugung des Fesselgelenks verstärkt. Viele betroffene Pferde haben auch eine Schwellung / weiche Galle an der Rückseite des Fesselgelenks, die eine Eieruhr-artige Einschnürung aufweisen kann. Beim primären Fesselringbandsyndrom zeigen die Tiere Schmerzreaktionen, wenn Druck auf das Ringband ausgeübt wird.
Hier die Symptome für Fesselringbandsyndrom auf einen Blick:
Wenn du einige der oben beschriebenen Symptome bei deinem Pferd bemerkst, solltest du deinem Tierarzt Bescheid sagen und nach seinen Anweisungen handeln. Auf alle Fälle solltest du dafür sorgen, dass sich dein Pferd bis zum Eintreffen des Tierarztes möglichst wenig bewegt. Wir kühlen angeschwollene Fesselgelenke immer etwa zehn Minuten lang mit dem Wasserschlauch.
Dann trocknen wir das Bein ab, holen Traumeel Salbe aus unserer Erste Hilfe Tasche und reiben die Schwellung vorsichtig damit ein. Unser Fachtierarzt für Pferde hat eine Zusatzausbildung in Naturheilkunde. Er ist in solchen Fällen mit diesen Erste-Hilfe-Maßnahmen einverstanden. Außerdem hat er uns auch für Arnika Globuli grünes Licht erteilt. Hol dir aber trotzdem das Okay von deinem eigenen Tierarzt, bevor du irgendein Heilmittel einsetzt.
Wenn die klinischen Anzeichen auf ein Fesselringbandsyndrom hinweisen, nutzt der Tierarzt bei der Lahmheitsuntersuchung diagnostische Anästhesie, um sicher zu sein, dass die Lahmheit wirklich im Fesselgelenk verortet ist. Anschließend kann er die Fesselringband Diagnose noch durch Ultraschall untermauern. In manchen Fällen spritzt er auch ein Kontrastmittel, um die betroffenen Strukturen per Röntgenaufnahme besser zu erkennen.
Bei vielen Pferden mit entzündetem Fesselringband wird eine Fesselringband OP durchgeführt, um die Symptome möglichst schnell abklingen zu lassen. Dabei wird das Ringband durchtrennt, um den Druck auf die Sehnen zu verhindern. Beim primären Fesselringbandsyndrom wenden die Chirurgen dazu meistens einen offenen Hautschnitt (nach Nemeth) an. Das sekundäre Fesselringbandsyndrom wird üblicherweise durch eine endoskopische Ringband-OP therapiert.
Eine Fesselringband OP hilft allerdings nur für einen gewissen Zeitraum, weil das Ringband beim Pferd anschließend wieder zusammenwächst. Die Fesselbeugensehnenscheide wird so zwar erst einmal vom Druck durch das Fesselringband befreit, aber die eigentliche Ursache der Symptome bleibt bestehen. Die konservative Therapie eines Fesselringbandsyndroms besteht aus der Gabe von Entzündungshemmern und anfänglicher Boxenruhe.
Einige Tierärzte verwenden auch Kortikosteroide (Cortison), um die Symptome schneller abklingen zu lassen. Bei Pferden mit EMS, Insulinresistenz oder einer Neigung zur Hufrehe ist eine Kortisontherapie allerdings kontraindiziert. Zudem raten Veterinärmediziner dazu, das betroffene Bein möglichst viel zu kühlen. Meistens arbeiten sie mit dem Pferdehalter einen schonenden Trainingsplan für die Zeit nach der akuten Entzündung aus, der aus wochenlanger Schrittarbeit besteht.
Da die Fesselringband OP Kosten nicht für jedes Budget erschwinglich sind, entscheiden sich viele Pferdehalter für eine konservative Therapie. Falls du über eine homöopathische Stallapotheke verfügst und bereits einige Erfahrung mit homöopathischen Heilmitteln hast, kannst du durch die Gabe eines passenden Homöopathikums die Behandlung unterstützen. Eventuell rät dir dein Hufschmied auch, das betroffene Fesselgelenk durch Rundeisen zu entlasten.
Manche Tierheilpraktiker schwören auch darauf, das Fesselringband beim Pferd mit Blutegeln zu behandeln. Eine Blutegel Therapie kann dazu beitragen, Entzündungsprodukte schneller aus dem Organismus des Pferdes zu entfernen. Andere Tierheilpraktiker setzen auf Magnetfeldtherapie, um die Heilung zu unterstützen. Zusätzlich können auch Einreibungen mit Traumeel Salbe dabei helfen, dass die Schwellung schneller zurückgeht.
Unter Sportreitern sind back on track Stallgamaschen ein Geheimtipp für beanspruchte Pferdebeine. Ihr Funktionsprinzip beruht auf eingearbeiteten Keramikpartikeln, welche die Körperwärme des Pferdes reflektieren. Back in track Gamaschen sorgend durch die so entstehende Infrarotwärme dafür, dass die betroffene Region besser durchblutet wird.
WICHTIG: Auch wenn sich back on track Gamaschen zur unterstützenden Behandlung von Gelenkproblemen beim Pferd bewährt haben, sollten sie nicht in der akuten Phase einer Hufgelenksentzündung eingesetzt werden. Im Anfangsstadium sollte das Fesselgelenk unbedingt gekühlt werden, damit dort die Durchblutung verringert und so der Entzündungsprozess verlangsamt wird. Am besten besprichst du mit deinem Tierarzt, ab wann du bei deinem Pferd back on track Stallgamaschen verwenden kannst.
Ein Fesselringbandsyndrom entsteht zumeist dadurch, dass das Ringband die Beugesehnen eines Pferdes einengt. Es kann aber auch die Folge einer unbehandelten Sehnenentzündung sein. In diesem Fall füllt sich die Sehnenscheide vermehrt mit Gelenkflüssigkeit (Synovialflüssigkeit) und wird deshalb vom Fesselringband eingeschnürt.
Die Symptome eines Ringbandsyndroms sind ziemlich eindeutig, sodass der Tierarzt schnell zu einer gesicherten Diagnose kommt. Um ein Fesselringbandsyndrom zu behandeln gibt es verschiedene Möglichkeiten: zum einen die Fesselringband OP, zum anderen die klassische konservative Fesselringband Therapie.
Schließlich gibt es auch noch verschiedene Ansätze, das Fesselringband alternativ zu behandeln. Alternative Behandlungsmethoden solltest du aber bloß unterstützend einsetzen. Wenn ein akutes Fesselringbandsyndrom nicht rechtzeitig zum Abklingen gebracht wird, besteht die Gefahr, dass die Beugesehnen deines Pferdes einen Schaden davontragen.
Quellenangaben
https://en.wikivet.net/Annular_Ligament_Syndrome
https://www.sciencedirect.com/topics/agricultural-and-biological-sciences/fetlock
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/1915229/
https://www.tierspital.uzh.ch/pferdekliniken/fesselringbandsyndrom/
https://flexikon.doccheck.com/de/Ligamentum_anulare_palmare_(Veterin%C3%A4rmedizin)
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