Erstveröffentlichung am 08.12.2023 - Ein oder mehrere Hufe stehen bei Deinem Pferd oder Fohlen nicht so, wie sie eigentlich sollten? Wenn die Trachte im Verhältnis zur Zehe ungewöhnlich hoch ist, könnte das auf einen Bockhuf hinweisen. Das muss aber nicht sein.
Bergpferderassen haben beispielsweise sehr oft steilere Hufe als Pferde, die normalerweise aus eher ebenen Regionen stammen. Wenn beide Vorder- oder Hinterhufe steiler stehen als „normal“, kann das durchaus rassetypisch sein. Es ist oft kontraproduktiv, bei einem steilen Huf die Stellung zu verändern. Ein echter Bockhuf sollte allerdings behandelt werden.
Redaktionelle Mitarbeit: Nelly Sophie Lönker, Medizinredaktion
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Die Bezeichnung „Bockhuf“ steht für eine deutlich sichtbare Veränderung der Hufform und der Winkelung der unteren Gliedmaße bei Fohlen und ausgewachsenen Pferden. Wenn Du einen anatomisch korrekten Huf beim stehenden Pferd von der Seite anschaust, befindet sich die Zehe im selben Winkel wie die Fessel. Falls Du es nicht weißt: Die Fessel ist der Abschnitt vom Pferdebein, der direkt über dem Huf liegt. Sie liegt genau da, wo Du anpackst, wenn Du bei Deinem Pferd einen Huf auskratzen willst.
Damit das Zusammenspiel von Sehnen, Gelenken und Hufen optimal funktioniert, sollte die sogenannte „Zehenachse“ (Linie von Hufbein, Kronbein und Fesselbein) parallel zur vorderen Hufwand verlaufen. Ohne zu röntgen kannst Du nur die Fessel deines Pferdes sehen. Wenn die also im gleichen Winkel verläuft wie die Hufwand, sollte der entsprechende Huf normalerweise anatomisch korrekt sein, selbst wenn er steiler steht als „normal“. Ist das nicht der Fall, sprechen Hufschmiede, Hufbearbeiter und Tierärzte von einer „gebrochenen Zehenachse“.
Bei einem Bockhuf ist die Zehenachse gebrochen. Vordere Hufwand und Fessel bilden in der Seitenansicht einen Winkel, der leicht nach vorn gerichtet ist. Der Huf ist dann wesentlich enger als normalerweise, der Strahl zumeist unterentwickelt und die Ballen liegen relativ eng beieinander. Im Verhältnis zur Zehe sind die Trachten sehr ausgeprägt und hoch. Durch diese Winkelung wird die Zehe stark belastet und abgerieben. Unter Umständen entwickeln sich aus dieser Fehlstellung sekundäre Probleme wie Huflederhautentzündung (Hufrehe), Hufrollenensyndrom oder Gelenkchips.
Das wichtigste Anzeichen für diese Erkrankung ist die gebrochene, in einem Winkel nach vorn verlagerte Zehenachse. Der Winkel, in dem der Huf am Boden auftrifft, ist sehr steil und kann in schweren Fällen sogar etwas mehr als 90° betragen. Nach nicht fachgerechten Korrekturen – z.B. einfach nur dem Einkürzen der Trachten – kann ein Bockhuf beim Pferd oder Esel ausschuhen.
Das bedeutet, dass sich der bodennahe Abschnitt der Zehe nach oben verbiegt und von der Seite her konkav aussieht – ein bisschen wie ein Schnabelschuh. Ein Bockhuf kann sekundäre Erkrankungen wie Huflederhautentzündungen, Lahmheiten, Hufrollenentzündung, Arthrose oder Gelenkchips hervorrufen.
Hier ein stichwortartiger Überblick für einen Bockhuf bei Pferden auf einen Blick:
Pferde werden mit anatomisch korrekten Hufen geboren. Oft entwickelt sich aber in den ersten drei bis sechs Lebensmonaten ein Bockhuf bei Fohlen, die „anfangs noch ganz normal dastanden“. Zur Entstehung dieser Fehlstellung gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Zum einen nehmen Tierärzte oder Hufschmiede an, dass sich diese Fehlstellung beim Fohlen deshalb entwickeln könnte, weil bei ihm der Hals noch zu kurz zum Grasen ist. Viele Fohlen spreizen darum ihre Vorderbeine und recken sich nach unten, um die Grashalme zu erreichen.
Dadurch wir die Zehe stark belastet, was zu einem verstärkten Abrieb des Hufhorns führt – weshalb die Trachten schneller wachsen können als die Zehe. Gleichzeitig wird so die tiefe Beugesehne zu wenig gedehnt. Eine andere Möglichkeit ist, dass die betroffenen Fohlen zu schnell gewachsen sind. Wenn das Röhrbein schneller wächst als die tiefe Beugesehne, kann diese sich nicht ausreichend dehnen. Das wird in Fachkreisen als „Kontraktur der tiefen Beugesehne“ bezeichnet, auch wenn die Sehne eigentlich nicht kontrahiert (zusammengezogen) ist.
Sie ist einfach nur zu kurz – im Verhältnis zum Knochen, der schneller gewachsen ist. In so einer Situation verursacht der permanente Zug der Sehne häufig eine Beugung im Hufgelenk. Dadurch werden die Trachten entlastet und wachsen schneller. Die Zehe wird hingegen stark belastet und wächst langsamer. So beginnt ein Teufelskreis, der möglichst früh unterbrochen werden sollte. Fehlstellungen der Gliedmaße – wie zum Beispiel Rückständigkeit – können ebenfalls zu Bockhufen führen.
Am häufigsten wird der steile Huf mit einem Bockhuf verwechselt.
Der Unterschied: Bei einem gesunden steilen Huf ist die Zehenachse in Ordnung. Nur bei einer gebrochenen Zehenachse ist die steile Hufstellung pathologisch.
Eine andere Verwechslungsmöglichkeit ist der Sehnenstelzfuß. Er ist im Prinzip auch eine Art Bockhuf und unterscheidet sich nur dadurch, dass hier die oberflächlichen Beugesehnen zu kurz sind.
Eine übertrieben steile Hufstellung ist so typisch, dass sie leicht mit bloßem Auge diagnostiziert werden kann. Um sicher zu sein, dass es sich wirklich um einen Bockhuf handelt, müssen aber Röntgenbilder angefertigt werden. Das geht problemlos mit einem ambulanten Röntgengerät. Nur so kann der Tierarzt erkennen, ob Hufbein und Fesselbein auf einer Linie liegen. Außerdem wird er wahrscheinlich auch die Sehnen abtasten, um deren Spannungszustand beurteilen zu können.
Wie es garantiert nicht klappt: wenn der Hufbearbeiter oder Hufschmied immer wieder die Trachten einkürzt. Jeder Hufschmied weiß, dass ein Pferd in diesem Fall den Huf innerhalb kürzester Zeit wieder so „einläuft“, wie er vorher war. Das ist völlig logisch, weil ein Huf wesentlich formbarer ist als die anatomischen Strukturen darüber. Das gilt übrigens auch für Pferde, die einfach nur eine steile Hufstellung haben.
Falls „oben“ irgendetwas nicht stimmt, wird es unten am Huf ausgeglichen. Wenn aber nicht dafür gesorgt wird, dass sich eine zu kurze Sehne besser dehnen kann, ist das Trachten einkürzen beim Bockhuf nichts als Kosmetik. Der Huf sieht dann zwar eine Weile wieder „normal“ aus, bleibt aber doch pathologisch. Noch dazu können solche „kosmetischen Operationen“ dazu führen, dass der betroffene Huf ausschuht.
Für Fohlen bis zu sechs Monaten gibt es einige konservative Therapiemethoden, die öfters erfolgreich eingesetzt werden:
Wenn diese Methoden nach etwa einem Monat keinen Erfolg zeigen, sollten Bockhufe in einer Pferdeklinik chirurgisch korrigiert werden. Bei Fohlen über sechs Monaten und bei ausgewachsenen Pferden sind konservative Therapiemethoden nicht erfolgversprechend, weil sich die Sehnen schon zu stark gefestigt haben.
Während einem chirurgischen Eingriff wird in den meisten Fällen das Unterstützungsband der tiefen Beugesehne durchtrennt, was fast immer hervorragende Resultate zeigt. Die meisten Pferde können nach einer Rekonvaleszenz-Phase wieder ganz normal geritten werden.
Bei sämtlichen Problemen mit Sehnen, Gelenken oder Hufen solltest Du darauf achten, dass Dein Pferd ausreichend Mineralstoffe aufnimmt. Dabei ist es besonders wichtig, dass das Verhältnis zwischen Phosphor und Kalzium stimmt. Wenn Du diesbezüglich unsicher bist, kannst Du euer Heu analysieren lassen oder eine Fütterungsberatung bei renommierten Futtermittelherstellern in Anspruch nehmen.
Ein ganz natürlich steil gewinkelter Huf kann sich durch mangelnde Hufpflege zum Bockhuf auswachsen. Auch hier besteht der Teufelskreis von zu viel Zehenabrieb und zu gering belasteten Trachten. Das bedeutet, dass Dein Hufpfleger immer darauf achten sollte, dass die (natürlich steile) Zehenachse gewährleistet bleibt. Er sollte zwar nicht die Trachten nach „Schema F“ herunter raspeln, aber auch oft genug vorbeikommen, damit sich die Zehenachse nicht verändert. Ein steiler Huf benötigt häufigere Korrekturen als ein „Standardhuf“.
Beim Fohlen kannst Du einer Fehlstellung vorbeugen, indem Du es von der Mutter trennst, wenn sie mit Kraftfutter gefüttert wird. Fohlen naschen nur allzu gern am Kraftfutter ihrer Mutter. Dabei ist das ja dazu gedacht, die Stute in ihrer Laktationsphase zu unterstützen. Sie produziert schließlich jeden Tag zehn bis fünfzehn Liter Stutenmilch – das natürliche Kraftfutter für ihr Fohlen. Wenn sich der kleine Frechdachs dann auch noch zusätzliche Energie aus Mamas Kraftfutter holt, kann es durchaus passieren, dass er schneller wächst, als es ihm guttut.
Ein Bockhuf beim Pferd ist kein äußerliches, sondern ein „innerliches Problem“. Eigentlich ist so eine Fehlstellung eher ein Symptom dafür, dass irgendetwas in den Sehnen oder Gelenken oberhalb des Hufs nicht in Ordnung ist. Weil Hufe ihre Form schneller verändern als die darüber liegenden anatomischen Strukturen, können wir leicht erkennen, dass da etwas von der Norm abweicht. Was genau das ist, kann nur von einem Veterinärmediziner abgeklärt werden.
Quellenangaben
https://extension.missouri.edu/g2839#wall
https://www.vetlexicon.com/treat/equis/diseases/foot-contracted-heels
https://flexikon.doccheck.com/de/Bockhuf_(Pferd)
https://www.tierspital.uzh.ch/de/Pferde/pferdechirurgie/Dienstleistungen/1-Sehnenstelzfuss.html
https://www.tierspital.uzh.ch/de/Pferde/pferdechirurgie/Dienstleistungen/1-Bockhuf.html
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