Hast Du Lust auf eine Arbeit mit Pferden? Bist Du sportlich, kräftig und einsatzbereit? Kannst Du mit Menschen und Tieren gut umgehen? Dann könnte der duale Ausbildungsberuf „Pferdewirt“ für Dich geeignet sein. Er bietet Dir viele unterschiedliche Einsatzbereiche und eröffnet Dir später spannende Möglichkeiten zur Weiterbildung. Hier findest Du alles Wissenswerte über den Ausbildungsweg, das Gehalt, die verschiedenen Fachrichtungen und die Voraussetzungen für eine Ausbildung zum Pferdewirt.
Ein Pferdewirt ist jemand, der während einer dualen Ausbildung gelernt hat, sich in jeder Hinsicht um Pferde zu kümmern. Er trägt viel Verantwortung, weil das Wohlergehen der Tiere von ihm abhängig ist. Die Berufsbezeichnung ist geschützt: Nur wer die entsprechende Ausbildung durchlaufen und die Abschlussprüfung geschafft hat, darf sich als „Pferdewirt“ bezeichnen. In der Schweiz wird derselbe Beruf übrigens „Pferdewart“ genannt.
Je nach Fachrichtung hast Du in diesem Beruf mehr mit der Pflege und Versorgung der Pferde zu tun oder aber mit dem täglichen Training und mit der Erteilung von Reitunterricht. Dein Einsatz ist in vielen verschiedenen Bereichen gefragt, nicht nur beim Putzen, Satteln oder Ausmisten. Du bringst die Pferde auf die Koppel oder die Weide und holst sie wieder in den Stall, wenn es für sie an der Zeit ist, zu arbeiten. Bei Verletzungen bist Du für die Erstversorgung und für den Anruf beim Tierarzt zuständig.
Wenn ein Pferd Kolik oder Hufrehe hat, solltest Du das möglichst sofort erkennen und die nötigen weiteren Schritte unternehmen. Ein Pferd geht nicht ganz taktklar an Deiner Hand? Dann ist es Dein Job, den betreffenden Huf zu identifizieren, zu untersuchen und vielleicht den Hufschmied anzurufen. Den kennst Du als Pferdewirt wahrscheinlich gut, weil Du ihm oft genug dabei assistierst, wenn er Hufe beschlägt oder ausschneidet. Auch bei der Fütterung ist ein gutes Auge und Fachkenntnis angesagt.
Beim Verladen stehst Du in vorderster Reihe, weil Du die wichtigste menschliche Bezugsperson eurer Betriebspferde bist. Im Reitunterricht kennst Du jedes einzelne Pferd und seine Eigenarten durch den täglichen Umgang und kannst sein Verhalten besonders gut einschätzen. Arbeitet es nicht mit, weil es einen schlechten Tag hat oder weil der Reiter etwas anders machen muss? Du engagierst Dich unter Umständen auch bei der Ausbildung von Jungpferden oder hilfst beim Training von alten Hasen vor einem Turnier. Außerdem gehört auch noch Büroarbeit zu diesem Job. Er ist richtig spannend – aber in keinem Fall für Couchpotatoes geeignet.
Du bist zwar keine Couchpotato, aber Stallarbeit ist trotzdem nicht so wirklich Dein Ding? Auch kein Problem: Es gibt noch viele andere Berufe, in denen Du regelmäßig mit Pferden zu tun hast. Wenn Du handwerklich talentiert bist, kannst Du Dir beispielsweise überlegen, ob Du vielleicht Sattler oder Hufschmied werden möchtest.
Als Hufschmied brauchst Du einiges an Kraft, eine gut trainierte Rückenmuskulatur und ein Händchen für Pferde. Als Sattler brauchst Du nur Kraft, um die Polsterung der Sättel zu stopfen – ansonsten geht es mehr um Know-How. In beiden Berufen kannst Du gutes Geld verdienen.
Falls Du einen Hang zum Perfektionismus hast, gefällt Dir vielleicht das Berufsbild „Pferde- und Sattel-Ergonom“. Natürlich kannst Du auch in den medizinischen Bereich einsteigen. Um Fachtierarzt für Pferde zu werden, brauchst Du allerdings ein Abi mit absoluten Bestnoten. Aber es gibt eine Alternative: Als Tiermedizinischer Fachangestellter kümmerst Du Dich um kranke Tiere und betreust sie bei der Behandlung durch den Tierarzt.
Um zu einer Ausbildung als Reittherapeut zugelassen zu werden, brauchst Du einen Berufsabschluss als Physiotherapeut oder Ergotherapeut. In diesem Job hast Du zwar mit Therapiepferden zu tun, der Fokus liegt aber bei den Patienten. Dann gibt es auch noch die Möglichkeit, eine Lizenz als Trainer C zu erwerben, um als Pferdetrainer und Reitlehrer zu arbeiten. Die entsprechenden Lehrgänge sind allerdings kostenpflichtig.
Als Pferdewirt Fachrichtung Pferdezucht arbeitest Du in Gestüten oder Zuchtställen. Du betreust dort die Zuchtpferde und natürlich auch die Fohlen / Jungpferde. Wenn Du Dich für die Fachrichtung Pferdehaltung und Service entschieden hast, arbeitest Du hauptsächlich in Pensionsställen. Du betreust dort die Einsteller und kümmerst Dich auch um die Pferdebesitzer.
Pferdewirte Fachrichtung Klassische Reitausbildung arbeiten in Reitställen, in denen „Englisch“ geritten wird – hauptsächlich als Reitlehrer und Pferde-Ausbilder. Wer sich auf die Fachrichtung Spezialreitweisen spezialisiert hat, findet Jobs in Western-Reitställen, in Gangpferde-Ausbildungszentren oder auf Reiterhöfen. Und Pferdewirte der Fachrichtung Pferderennen verdienen ihr Geld auf der Rennbahn.
Wenn Du Dich für einen Ausbildungsplatz als Pferdewirt bewirbst und es bis zu einem Vorstellungsgespräch geschafft hast, wird wahrscheinlich als erstes Deine Einsatzbereitschaft angesprochen. Das ist auch gut so: Bei diesem Beruf gehören Sonn- und Feiertagseinsätze sowie Überstunden einfach zum Standard. Wenn Du von Berufs wegen die Verantwortung für Pferde übernimmst, kannst Du einfach nicht immer die Tür hinter Dir zumachen, wenn Feierabend ist.
Außerdem solltest Du körperlich belastbar und kräftig sein, weil Du zumindest während der ersten Zeit Deiner Ausbildung viel Stallarbeit erledigen wirst. Um richtig gut in diesem Job zu werden, brauchst Du noch dazu Einfühlungsvermögen – sowohl für Pferde als auch für Menschen. Gleichzeitig musst Du aber auch durchsetzungsfähig sein und konsequent klare Grenzen setzen können, damit die Pferde Dich als ranghöheren Partner akzeptieren.
Oft hast Du in diesem Beruf auch mit landwirtschaftlichen Maschinen zu tun. Also solltest Du ein gewisses technisches Verständnis mitbringen. Reiterliches Talent ist natürlich ebenso gefragt – obwohl sich nicht jeder gute Reiter für den Beruf des Pferdewirts eignet. Das Wichtigste in diesem Job ist aber Belastbarkeit und ein ausgeprägtes Verantwortungsgefühl. Wenn Du diese Eigenschaften besitzt, solltest Du sie bei Deiner Bewerbung betonen.
Falls sich Deine künftigen Ausbilder Dein Abschlusszeugnis ansehen, werden sie wahrscheinlich nachschauen, wie Deine sportlichen Leistungen bewertet wurden. Sollte Deutsch nicht Deine Muttersprache sein, werden sie auch einen Blick auf Deine Deutsch-Note werfen. Sie wollen dann einfach nur sicher gehen, dass Du Dich – beispielsweise beim Erteilen von Reitunterricht – verständlich ausdrücken kannst. In diesem Beruf kommt es weniger auf schulische Glanzleistungen, als auf persönliche Eigenschaften an.
An sich gibt es keine verbindlichen Vorgaben über einen bestimmten Schulabschluss für die Zulassung zur Ausbildung als Pferdewirt. Allerdings bevorzugen manche Ausbilder Bewerber, die einen mittleren Schulabschluss in der Tasche haben. Wenn Du aber viel Know-How zum Umgang mit Pferden hast und gut reitest, wiegt das zumeist schwerer als ein gutes Abschlusszeugnis.
Unser Tipp: Mach einfach so viele Pferdeführerscheine wie möglich – Reiten, Umgang, Longieren etc. – als Belege für Deine bisherigen Fachkenntnisse. Ein Erste-Hilfe-Kurs kann auch nicht schaden. Mit solchen außerschulischen Leistungsnachweisen punktest Du auf jeden Fall, selbst wenn Du nicht gerade eine Leuchte in Mathematik oder Fremdsprachen bist.
Die Ausbildung zum Pferdewirt gehört in die Sparte der Ausbildungsberufe in der Landwirtschaft. Laut Ausbildungsverordnung beträgt die Dauer der Ausbildung drei Jahre, kann aber unter bestimmten Umständen auf zwei Jahre verkürzt werden. Du lernst diesen Beruf im dualen Ausbildungssystem: an der Berufsschule und in Deinem Ausbildungsbetrieb. So erwirbst Du nicht nur praktische Kenntnisse, sondern eignest Dir auch theoretisches Grundlagenwissen an. Nach etwa 18 Monaten wird eine Zwischenprüfung abgehalten. Am Ende Deiner Ausbildung erwartet Dich die Abschlussprüfung. Wenn Du diese bestanden hast, ist Deine Ausbildung abgeschlossen.
Nur anerkannte Ausbildungsbetriebe, die ihren Auszubildenden nachweislich alles benötigte Fachwissen vermitteln können, dürfen Berufsanwärter ausbilden. In der Berufsschule wird das theoretische Wissen vermittelt, das ein Pferdewirt bei seiner Arbeit benötigt. Der vom Berufsbildungsgesetz festgelegte Ausbildungsrahmenplan legt dafür folgende Ausbildungsinhalte fest:
Wie bei allen Lehrberufen steigert sich Dein Gehalt mit jedem Ausbildungsjahr. Im ersten Lehrjahr kannst Du mit einem Einkommen von 660 - 730 € brutto im Monat rechnen. Im zweiten Jahr sind es dann schon 720 - 770 € brutto monatlich. Lehrlinge im dritten Ausbildungsjahr erhalten ein Durchschnittsgehalt von etwa 810 - 820 € brutto pro Monat. Je nach Ausbildungsbetrieb werden kostenlose oder sehr kostengünstige Unterkünfte zur Verfügung gestellt. In einigen Betrieben wird sogar Verpflegung angeboten.
Das Einstiegsgehalt beträgt im bundesweiten Durchschnitt 1.777 € brutto monatlich – bei einer 40-Stunden-Woche. Je nach Arbeitgeber und Berufserfahrung steigert sich Dein Verdienst mit der Zeit auf bis zu 2.100 € brutto pro Monat. Wenn Du deutlich mehr verdienen möchtest, gibt es Weiterbildungsmöglichkeiten zum Pferdewirtschaftsmeister oder zum Agrarbetriebswirt. Du kannst auf Deiner Ausbildung zum Pferdewart sogar ein Studium der Tierwirtschaft oder der Tierwissenschaften aufbauen.
Berufe mit Pferden bieten vielfältige Ausbildungsmöglichkeiten im medizinischen, pflegerischen, züchterischen und sportlichen Bereich.