Viele passionierte Reiter stellen sich irgendwann einmal die Frage, ob sie nicht ihr Hobby zum Beruf machen sollten. Wenn Du auch von einer Arbeit mit Pferden träumst, solltest Dir darüber im Klaren sein, dass es in Deutschland keine einheitliche Ausbildung zum Reitlehrer gibt. Wer Reitschülern das Reiten beibringen und Pferde ausbilden möchte, kann bei einer Bewerbung seine Fachkenntnisse durch verschiedene anerkannte Berufsabschlüsse und Lizenzen belegen. Hier erfährst Du, welche Ausbildungen zum Reitlehrer in Deutschland angeboten werden.
Als Reitlehrer arbeitest Du hauptsächlich praktisch. Deshalb wird auch für den Beruf des Pferdewirts kein höherer Bildungsabschluss verlangt. Ein guter Hauptschulabschluss ist für eine Bewerbung völlig ausreichend.
Für die Trainer-Lizenz – eine Alternative zum Lehrberuf Pferdewirt – benötigst Du überhaupt keine Nachweise über Deine schulische Bildung. Allerdings solltest Du als Reitlehrer flüssig Deutsch sprechen, damit die Reitschüler Deine Kommentare problemlos verstehen.
„Reitlehrer“ ist in Deutschland keine geschützte Berufsbezeichnung. Das bedeutet, dass es keinen festgelegten Ausbildungsweg für diesen Beruf gibt. Rein rechtlich gesehen darf sich jeder „Reitlehrer“ nennen, auch ohne einen Nachweis für seine Qualifikation erbracht zu haben.
In der Praxis ist es aber so, dass Du für eine Bewerbung auf eine ausgeschriebene Stelle als Reitlehrer einen Nachweis erbringen solltest, dass Du über die nötigen Kenntnisse und Fertigkeiten für diesen Job verfügst. Eine abgeschlossene Ausbildung als Pferdewirt Schwerpunkt Reiten oder eine Trainer-Lizenz – mindestens Trainer C – gelten deutschlandweit als ausreichende Qualifikationen für einen Job als Reitlehrer.
„Pferdewirt“ ist ein anerkannter Lehrberuf. Während Deiner Lehre verdienst Du im ersten Lehrjahr etwa 660 bis 730 € brutto monatlich. Im zweiten Ausbildungsjahr steigert sich Dein Lohn auf 720 bis 770 €. Im letzten Lehrjahr liegt die Bezahlung üblicherweise zwischen 810 und 820 €. In großen Gestüten oder Reiterhöfen bekommst Du oft zusätzlich eine Unterkunft – und ab und zu auch Verpflegung – gestellt.
Das Einstiegsgehalt eines frischgebackenen Reitlehrers beträgt bei einer 40-Stunden-Woche normalerweise um die 1.800 € brutto monatlich. Das deutschlandweite Durchschnittsgehalt für Reitlehrer mit der Ausbildung als Pferdewirt Fachrichtung Reiten liegt bei etwa 2.141 € brutto pro Monat oder 26.543 € brutto pro Jahr für eine 40-Stunden-Woche.
In einem renommierten Stall kannst Du aber auch bis zu 42.438 € jährlich verdienen. Sei Dir aber darüber im Klaren, dass zu bestimmten Anlässen wie beispielsweise Turnieren oder Shows häufig Überstunden anfallen.
Die Ausbildung zum Pferdewirt Schwerpunkt Reiten dauert drei Jahre. Der „Trainer-Schein“ ist keine Ausbildung im eigentlichen Sinne. Es geht dabei um eine Lizenz, die nach einer bestandenen Prüfung erteilt wird. Der Prüfung geht ein dreiwöchiger theoretischer und praktischer Lehrgang mit 120 Lerneinheiten von 45 Minuten voraus, in dem Du wichtige Prüfungsinhalte lernst. Drei bis sechs Monate vor dem Lehrgang musst Du an einem Vorbereitungsseminar teilnehmen. Lehrgänge, Prüfungen und Seminare zum Erwerb des „Trainer-Scheins“ sind kostenpflichtig.
Große Landesgestüte sind gute Anlaufstellen, wenn Du nach einer Ausbildung zum Reitlehrer / Pferdewirt suchst. Sie haben einen guten Namen und dienen Dir später bei der Stellensuche als Referenz. Ansonsten findest Du jedes Jahr neu ausgeschriebene Ausbildungsplätze in Internetportalen oder einschlägigen Fachzeitschriften. Je besser Du Deine Motivation und Deine bisherige „Pferdeerfahrung“ belegen kannst, desto besser sind Deine Chancen.
Dir sollte klar sein, dass bei einer Ausbildung zum Reitlehrer / Pferdewirt – und auch danach im Berufsleben – viel Einsatz gefragt ist. Veranstaltungen oder Turniere finden fast immer an den Wochenenden statt. Nahezu alle erwachsenen Reitschüler kommen nach den üblichen Arbeitszeiten zum Reitunterricht. Wenn sich ein Pferd verletzt hat oder sonst etwas Unvorhergesehenes passiert, kann ein Reitlehrer / Pferdewirt nicht einfach die Stalltür hinter sich zumachen, weil seine Arbeitszeit vorbei ist. Bist Du wirklich bereit, so viel Einsatz zu bringen?
Je nach Reitbetrieb wird das unterschiedlich gesehen. Klassische Reitställe bevorzugen zumeist den anerkannten Ausbildungsweg zum Pferdewirt. Westernreitställe finden wahrscheinlich den „Westerntrainer-Schein“ besser, akzeptieren aber bestimmt genauso die Ausbildung zum Pferdewirt Fachgebiet Spezialreitweisen. Bei Gangpferdezüchtern und -trainern solltest Du auf jeden Fall den „Gangpferdetrainer-Schein“ vorlegen, um in die engere Auswahl für einen Job als Reitlehrer für Gangpferdereiter zu gelangen.
Dazu lassen sich keine einheitlichen Angaben machen. Im Rahmen der FN bietet beispielsweise ein Reitstall den dreißigtägigen Lehrgang zum Trainer C Basissport mit 120 Trainingseinheiten für knapp 700 € an. Hinzu kommen aber noch 10 € pro Tag für ein Schulpferd, Unterbringungskosten, Verpflegung und knapp 100 € Prüfungsgebühr. Insgesamt brauchst Du also schon etwa 1.100 € ohne Unterkunft und Verpflegung. Andere Verbände bieten unter Umständen kürzere und intensivere Lehrgänge zu höheren Kosten an. Rechne einfach die Gesamtkosten gegeneinander auf.
Um bei Deiner Arbeit in jeder Hinsicht abgedeckt zu sein, benötigst Du als Reitlehrer eine Berufshaftpflichtversicherung. Außerdem empfiehlt sich eine Unfallversicherung, weil Reiten ein Risikosport ist. Mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung sicherst Du Dich für den „Fall aller Fälle“ ab. Wenn Du einen eigenen Reiterhof planst, kommen noch weitere Versicherungen wie beispielsweise die Tierhalter-Haftpflichtversicherung oder eine Pferde-Krankenversicherung hinzu.
In Deutschland gibt es verschiedene Ausbildungen zum Reitlehrer. Es gibt keinen gesetzlich vorgeschriebenen Ausbildungsweg. Die klassische Variante ist eine dreijährige Ausbildung zum Pferdewirt. Quereinsteiger mit guten reiterlichen Vorkenntnissen können ihr Know-How aber auch durch eine Trainer-Lizenz belegen.
Berufe mit Pferden bieten vielfältige Ausbildungsmöglichkeiten im medizinischen, pflegerischen, züchterischen und sportlichen Bereich.