Der erste Wanderritt ist die Krönung im Leben eines Geländereiters und zugleich eine faszinierende Herausforderung. Das Wanderreiten mit eigenem Pferd schweißt Mensch und Tier zusammen und beschert unvergessliche Erlebnisse in der Natur. Du bewegst dich mit deinem Pferd durch unbekanntes Terrain und lernst neue Landschaften und Dörfer kennen. Besonders spannend sind mehrtägige Wanderritte. Die Nächte verbringt ihr auf einer Wanderreitstation, ehe es am Morgen satt und ausgeruht weitergeht. Voraussetzung für einen gelungenen Wanderritt ist eine sorgfältige Planung.
Du bist fast täglich mit deinem Pferd im Gelände unterwegs? Einem Wanderritt steht dann nichts im Wege, denn dein Pferd ist vermutlich gut trainiert, verkehrssicher und zuverlässig. Im Idealfall besitzt dein Pferd eine gute Kondition und befindet sich im besten Alter. Mit sieben Jahren sind die meisten Pferde ausgewachsen und voll belastbar. Wichtig ist, dass dein Pferd trittsicher ist und auch in unbekannten Situationen die Ruhe bewahrt. Dann benötigst du für deinen Wanderritt keinen Führer.
Ihr seid ein eingespieltes Team und das Tier vertraut dir in jeder Lage? Jetzt brauchst du nur noch große Packtaschen und einen Plan, wo die Reise hingeht und wo du mit deinem Pferd übernachtest und pausierst. Zum Einstieg eignen sich mehrstündige Tagesausflüge im Umkreis des Heimatstalls oder ein Wanderritt am Wochenende. Steigere dich langsam, ehe du einen mehrtägigen Ritt organisierst.
Der Wanderritt verläuft nur mit der richtigen Planung entspannt und sicher. An erster Stelle steht der Streckenverlauf. Überlege genau, wie viel und was du deinem Pferd zumuten kannst. Achte auf die Geländebeschaffenheit. Am besten wählst du eine Strecke mit gut ausgebauten Wegen, aber mit möglichst wenig Asphalt und Schotter. Das Wanderreiten mit eigenem Pferd setzt voraus, dass ihr am Abend sicher eine Bleibe findet. Du buchst deshalb die Unterkünfte schon im Voraus.
Teile den Ritt in Etappen ein. Je nach Kondition liegt das Tagespensum bei einem Wanderritt bei etwa drei bis sieben Stunden. Rechne mit etwa vier Kilometern pro Stunde, auch wenn dein Pferd tatsächlich etwas schneller läuft. Plane ausreichend Pausen ein und suche nach Gast- und Reiterhöfen, die dich und dein Pferd unterwegs mit Speis und Trank versorgen. Notiere für den Notfall die Telefonnummern von Schmieden und Tierärzten, die du unterwegs schnell erreichst.
Du denkst jetzt wahrscheinlich sofort an den Kompass. Doch Hand aufs Herz: Wer orientiert sich in der heutigen Zeit noch an der Himmelsrichtung? Den Kompass kannst du zu Hause lassen. Viel wichtiger sind eine detaillierte Wanderreitkarte und die Adressen der jeweiligen Wanderreitstationen. Nehme auch eine Liste mit den Reiterhöfen, die sich auf deinem Weg befinden, mit. Gerätst du in Not, weil beispielsweise der Zügel reißt, dann bekommst du dort bestimmt Hilfe.
Dass du mit einem gut passenden Sattel und Zaumzeug auf Wanderritt gehst, ist selbstverständlich. Außerdem nimmst du ein Stallhalfter mit Strick mit. Verwende geräumige Satteltaschen, in denen du Hufkratzer, ein Messer, Putzzeug und ein kleines Erste-Hilfe-Set unterbringst. Dort ist oft noch Platz für einen Regenumhang und eine Kleinigkeit zum Essen und Trinken. Hinter dem Sattel befestigst du den Schlafsack. Ganz wichtig: das Handy! Mit ihm rufst du im Notfall Hilfe herbei und checkst die Wanderroute per GPS.
Abgesehen von einigen Wanderritten mit der Gruppe war ich mit meinem Pferd zumeist alleine im Gelände unterwegs, und zwar oft von frühmorgens bis spät abends. Ich ging immer aufs Geratewohl ohne Karte und Kompass in einem Umkreis von etwa 20 Kilometern auf Entdeckungstour. Es machte Spaß, neue Wege, Gewässer und Landschaften zu entdecken. Auf meine Skythia konnte ich mich immer verlassen. Notfalls trug sie mich nachts sicher zum Stall zurück. Sie war ein absolutes Ausnahmepferd.
Als Skythia noch jung war, bin ich mit ihr auf die Giechburg geritten. Ich hatte die Burg als Ziel immer vor Augen. Oben angekommen war die Aussicht herrlich. Doch beim Abstieg waren die Hufeisen zu rutschig für das alte Kopfsteinpflaster und wir kamen kaum mehr von der Burg runter. Ich führte Skythia ganz langsam in kleinen Schritten, bis sie wieder „festen“ Boden unter den Hufen hatte. Ich weiß nicht, wie die Ritterpferde das früher schafften.
Du planst einen Reiterurlaub mit eigenem Pferd? Eine passende Wanderreitstation findest du über die Suchmaschine von Trabland. Die Reiterhöfe mit Übernachtungsmöglichkeit verteilen sich über ganz Deutschland. Tippe einfach den Startort und den Radius in die Suchmaske ein und du erhältst die gewünschten Adressen. Auf diese Weise lassen sich auch mehrtägige Wanderritte gut im Voraus planen. Alternativ dazu suchst du bei VFDnet Wanderreitstationen und gegebenenfalls qualifizierte Rittführer, falls du nicht alleine reiten möchtest.
Neben der Wanderreitstation gibt es auch den Wanderreitbetrieb. Das Wanderreiten in Deutschland ist auch ohne eigenes Pferd möglich. Die Wanderreitbetriebe organisieren spannende Wanderritte und stellen hierfür Leihpferde zur Verfügung. Du reitest in der Gruppe unter ortskundiger Führung. Häufig sind die Wanderreitbetriebe gleichzeitig Wanderreitstationen, die Wanderreiter herzlich willkommen heißen. Auch die Teilnahme an einem geplanten Wanderritt mit eigenem Pferd ist zumeist möglich. Du bringst dein Pferd im Hänger auf den Reiterhof und dann geht es los.
Alleine reiten macht oft nicht so viel Spaß. Außerdem ist das Wanderreiten in der Gruppe sicherer. Auch wenn dein Pferd nicht über ausreichend Routine verfügt und noch etwas schreckhaft ist, seid ihr in der Herde besser aufgehoben. Ein erfahrener Rittführer kennt sein Revier wie seine Westentasche und zeigt dir und deinen Mitreitern die schönsten Orte. Beim VFD (Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland e.V.), aber auch in verschiedenen Pferdegruppen bei Facebook und in Reiterforen findest du Mitreiter und Informationen über geplante Wanderritte.
Es gibt verschiedene Arten des Wanderreitens. Bei einem Rundritt startest du an dem Ort, an den du später wieder zurückkehrst. Bei einem Sternritt treffen die Wanderreiter aus verschiedenen Richtungen an einem bestimmten Ziel ein. Am spannendsten sind die Reitausflüge an unbekannten Orten, beispielsweise am Meer, in den Bergen oder in einer Landschaft, die für deine Heimat untypisch ist. Du bringst dein Pferd mit dem Hänger zum Startort. Das ist meistens ein Reiterhof mit Wanderreitbetrieb.
Ein gutes Wanderreitpferd besitzt vor allem eines: Ausdauer. Weitere wichtige Voraussetzungen sind ein stabiles Fundament und eine gut ausgebildete Muskulatur. Du steigerst das Level, wenn du fast täglich ein oder zwei Stunden ausreitest und zwischendurch longierst oder in der Halle trainierst. Übe auch im unwegsamen Gelände und lass dein Pferd viel bergauf und bergab laufen. Das Bergauflaufen ist zwar anstrengender, aber für die Gelenke weniger belastend als das Bergab. Beides trainiert die Muskeln.
Denke daran, dass Wanderreiten nicht gleich Distanzreiten ist. Beim Distanzritt steht eher der wettkampfmäßige und sportliche Aspekt im Vordergrund. Beim Wanderreiten lässt du es eher ruhig angehen und genießt die Zeit mit deinem Pferd ganz gechillt. Trainiere dein Pferd nicht auf Geschwindigkeit, sondern lege den Fokus auf Trittsicherheit und Routine. Gewöhne dein Pferd an heikle Situationen im Straßenverkehr und mach es so fit für das Wanderreiten. Sorge mit Bodenarbeit für Abwechslung, beispielsweise mit Equikinetic und Dualgassentraining.
Ganz egal, ob du alleine als Wanderreiter mit eigenem Pferd unterwegs bist oder an einem Gruppenritt teilnimmst, wichtig ist, dass du selbst ausreichend Kondition besitzt. Wanderreitpferde bewegen sich zwar überwiegend im gemütlichen Tempo durch die Landschaft, aber trotzdem sitzt du viele Stunden im Sattel. Planst du den Ritt eigenständig, dann beachte folgende Tipps:
- Mute weder dir noch deinem Pferd zu viel zu.
- Verfolge den Wetterbericht.
- Eine großzügige Zeitplanung bietet mehr Spielraum.
- Suche Alternativrouten, falls Streckenabschnitte rutschig oder gesperrt sind.
Quellengaben
https://www.mit-pferden-reisen.de/ausreiten-urlaub/reiterhotels-und-wanderreitbetriebe/
https://www.vfdnet.de/
https://de.wikipedia.org/wiki/Wanderreiten
https://www.ridays.de/themen/wanderreiten/
Hier findest Du alles über Reiterferien
Hier erfährst du mehr über das Wanderreiten