Trabland
  • Mediadaten
  • Shop
  • Über uns

Regenekzem beim Pferd oder Hautpilz?

zuletzt aktualisiert 25.09.2024
Ein braunes Pferd mit Zaumzeug steht im Vordergrund, während ein weiß-braunes Pferd im Hintergrund unscharf zu sehen ist.
Foto © A great shot of shutterstock.com
Inhaltsverzeichnis

Früh genug erkannt, ist das Regenekzem beim Pferd gut in den Griff zu bekommen. Leider wird die Dermatophilose aber häufig mit Hautpilz / Dermatophytose verwechselt, weil sie ähnliche Symptome verursacht.

Der Verursacher von Regenekzem – Dermatophilus congolensis – ist allerdings kein Pilz, sondern eine Aktinomycetenart. Das ist ein Mikroorganismus, der die Eigenschaften von Bakterien und Pilzen in sich vereint. Er spricht nicht auf die üblichen Methoden zur Bekämpfung einer Pilzinfektion an. Dadurch kann wertvolle Zeit verloren gehen. Hier erfährst du alles Wichtige über das Regenekzem bei Pferden.

Redaktionelle Mitarbeit: Nelly Sophie Lönker, Medizinredaktion

Was ist ein Regenekzem beim Pferd?

Dermatophilose zählt zu einer der häufigsten Hauterkrankungen bei Pferden rund um den Globus. Sie hat verschiedene umgangssprachliche Namen: Regenräude, Schmutzekzem, Winterekzem und Regenekzem. Auf Englisch wird sie auch Mud Fever / Matschfieber oder Rain Scald genannt. Früher wurde das Regenekzem von Veterinärmedizinern auch als Streptotrichose oder mykotische Dermatitis bezeichnet. Mittlerweile hat sich aber herausgestellt, dass die von Dermatophilus congolensis hervorgerufene Hautentzündungen keine Pilzinfektionen sind.

Wenn du jemals gesehen hast, was der Erreger des Regenekzems bei Pferden anrichten kann, findest du seinen Namen bestimmt etwas unangebracht. „Dermatophilus“ kommt nämlich aus dem Griechischen und bedeutet „Freund der Haut“. Dieser Freund hat Pferdehaut offenbar zum Fressen gern… Der Zusatz „congolensis“ kommt daher, dass diese Aktinomycetenart anno 1915 erstmalig von dem belgischen Militärtierarzt René Van Saceghem im damaligen Belgischen Kongo identifiziert wurde.

Schon seit 1910 wurden im Kongo schwere Hautinfektionen mit Krustenbildung bei Ziegen, Schafen, Rindern, Pferden und Menschen dokumentiert. Sie traten vor allem in der Regenzeit auf. Das Wetter brachte es mit sich, dass die Tiere dort häufig längere Zeit durchnässt im Matsch standen. In unseren Breiten wurde das Regenekzem bei Pferden erstmalig 1974 diagnostiziert. Wenn du vermutest, dass dein Pferd infiziert sein könnte, solltest du es schnellstmöglich ins Trockne bringen.

Ein braunes Pferd mit Zaumzeug beißt sich in die Seite, vermutlich zur Fellpflege.
Regenekzem beim Pferd verursacht Juckreiz
Foto © Piaffe Photography shutterstock.com

Ursachen für Regenekzem beim Pferd

Wie der Name schon sagt, hat diese Hauterkrankung mit Regen, Nässe und Feuchtigkeit zu tun. Der Erreger liebt zwar eher hohe Temperaturen, aber die müssen nicht unbedingt durch die äußere Umwelt gegeben sein. Er vermehrt sich im Labor besonders gut bei einer Temperatur von 37 °C. Unsere Pferde haben eine Körpertemperatur von etwa 38 °C. Also ist es auch in ihrer obersten Hautschicht ziemlich warm.

In unseren Breiten entwickelt sich ein Regenekzem beim Pferd vor allem in der „Matschsaison“ im Frühjahr oder im Herbst. Und selbst wenn ein dickes Winterfell der beste Kälteschutz überhaupt ist: Es braucht natürlich mehr Zeit zum Abtrocknen als ein eher kurzes Fell. So kann es vorkommen, dass sich eine ziemlich feuchte Atmosphäre unter dem Winterfell entwickelt – vor allem an Regen-exponierten Stellen wie Rücken, Kruppe und Hals.

Ungeeignete Regendecken oder deren falsche Handhabung können zum Ausbruch eines Regenekzems bei Pferden beitragen. Wer sein nasses Tier öfters mit einer Pferdedecke von geringer Wasserdampfdurchlässigkeit eindeckt, riskiert eine Dermatophilose. Eine Studie zu Pferdedecken hat ergeben, dass viele Tiere im Winter zu warm eingedeckt werden. Bei Temperaturen von bis zu 30 °C zwischen Decke und Pferdehaut entsteht so eine Brutstätte für Hautinfektionen.

Diagnose von Regenekzem beim Pferd

Wenn du dein Pferd regelmäßig putzt, fallen dir bestimmt bald diese charakteristischen „losen Haarpinsel“ auf. Im Anfangsstadium kannst du ausprobieren, ob du Dermatophilus congoliensis durch lokale / örtliche Behandlungen selbst loswerden kannst. Falls Desinfektionsmaßnahmen und besseres Haltungsmanagement nach etwa zehn Tagen keinen sichtbaren Erfolg gebracht haben, solltest du aber unbedingt einen Veterinärmediziner kommen lassen.

Das Auftreten von Regenekzem bei Pferden weist nämlich darauf hin, dass die Immunabwehr der betroffenen Pferde nicht optimal funktioniert. Wenn der Pferdeorganismus es trotz unterstützender Maßnahmen nicht schafft, den Erreger zu eliminieren, liegt wahrscheinlich irgendwo eine Schwachstelle vor. Ein Veterinärmediziner kann dir dabei helfen, diese zu identifizieren.

Dein Tierarzt oder Tierheilpraktiker nimmt in jedem Fall Proben von den entzündeten Hautbereichen, um sie im Labor untersuchen zu lassen. Er kann dir vielleicht auch sagen, wie er die Gesundheit deines Pferdes generell einschätzt. Um 100 % sicher zu sein, dass es sich bei dem Ekzem um eine Infektion mit Dermatophilus congoliensis handelt, muss der Erreger im Labor allerdings in einer Nährlösung angezüchtet werden.

Das dauert eine Weile. Eine Verdachtsdiagnose kann aber auch schon durch den klinischen / augenscheinlichen Befund und durch die Untersuchung einer Probe mit dem Mikroskop gestellt werden. Daraufhin kann dein Tierarzt bereits viele deiner Fragen beantworten und dir Tipps zur Pferdefütterung und zum Haltungsmanagement geben.

Behandlung von Pferden mit Regenekzem

Die erste Behandlung von Regenekzem bei Pferden ist ziemlich aufwändig. Du musst nämlich sämtliche verkrusteten Haarbüschel ablösen, damit Sauerstoff an die wunden Stellen kommen kann. Dermatophilus congoliensis vermehrt sich vorzugsweise unter anaeroben / sauerstoffarmen Bedingungen. Also machst du es ihm durch das Bloßlegen der Läsionen so richtig ungemütlich.

Damit dein Pferd dabei keine Schmerzen hat, solltest du die betroffenen Stellen etwa zehn Minuten lang mit warmem Kernseife-Wasser einweichen. Wenn du es danach mit einem sauberen alten Handtuch abtrocknest, haben sich schon viele dieser Krusten gelöst. Massiere mit leichtem Druck in Fellrichtung, damit du erkennen kannst, wo die befallenen Stellen sind. Zupfe die losen „Haarpinsel“ aus und spüle mit lauwarmem Wasser nach, um die Kernseife zu entfernen.

Danach wäschst du die betroffene Region noch einmal mit einer desinfizierenden Waschlösung wie beispielsweise Betadine Shampoo. Der in dieser Waschlösung verwendete Wirkstoff Povidon-Jod wirkt sowohl gegen Bakterien als auch gegen Hautpilze. Nach einer Einwirkungszeit von mindestens fünf Minuten spülst du wieder mit klarem Wasser nach.

Anschließend ist nochmals Abtrocknen angesagt und dann trägst du eine Desinfektionslösung auf – möglichst vom selben Hersteller. Fünf Minuten später wischst du die feuchten Überreste des Desinfektionsmittels ab und trägst auf die einzelnen Läsionen eine dünne Schicht desinfizierender Salbe auf. Um auf Nummer Sicher zu gehen, solltest du die gesamte Prozedur mindestens zehn Tage lang durchziehen. Trage dabei Einweghandschuhe und entsorge alle Abfälle sofort in einem verschließbaren Abfallsack.

Leider überträgt sich ein Regenekzem bei Pferden auch artübergreifend: Dermatophilose ist eine Zoonose. Der Erreger kann nicht nur von Stallgenossen, sondern auch von anderen Tierarten und Menschen übertragen werden. Also solltest du nicht nur die auslösenden Faktoren wie Nässe oder die Treibhausatmosphäre unter zu dicken Pferdedecken eliminieren. Es gelten auch alle anderen Maßnahmen zur Verhütung einer Epidemie wie zum Beispiel die Desinfektion deiner Ausrüstung und schlimmstenfalls sogar die Isolation deines Pferdes.

Falls es deinem Pferd trotz all deiner Bemühungen in zehn Tagen nicht besser geht, kommst du um den Besuch eines Veterinärmediziners kaum herum. Die Infektion ist dann unter Umständen schon so weit fortgeschritten, dass sie „systemisch“ ist – also den gesamten Organismus betrifft. Auch wenn ein Regenekzem bei Pferden scheinbar nur die Haut betrifft: Der Erreger kann ein geschwächtes Abwehrsystem an seine Grenzen bringen. In so einem Fall helfen nur noch Antibiotika, um Zusatzinfektionen zu vermeiden.

Zwei Pferde in braunen Decken stehen auf einer Wiese und knabbern gegenseitig an ihrem Fell, umgeben von Bäumen.
Regendecken können Regenekzem beim Pferd verhindern
Foto © Ashley Vimont shutterstock.com

Vorbeugung gegen Regenekzem beim Pferd

Natürlich brauchst du jetzt dein Pferd nicht wegen jedem vorhergesagten Gewitter in eine Box zu sperren. Aber bei lang anhaltenden Regenperioden macht es Sinn, Pferde in Offenstallhaltung durch leichte, atmungsaktive Regendecken zu schützen. Wenn es nicht allzu kalt und windig ist, fühlen sich nur wenige Tiere durch den Regen gestört. Anstelle einen Unterstand aufzusuchen, bleiben sie lieber im Freien, wo sie ihre Umgebung überblicken können.

Das kann dazu führen, dass ihr Fell am Rücken, an der Kruppe und am Hals über längere Zeit durchnässt wird. In matschigen Ausläufen verbreitet sich Regenekzem bei Pferden unter Umständen ziemlich schnell. Dermatophilus congoliensis kann inaktiv im Boden ruhen, um dann bei „Matschwetter“ in jede kleine Hautläsion einzudringen. Lasst eure Tiere also nicht im Matsch stehen. Und achtet im Frühjahr und im Herbst zudem auf einen effektiven Insektenschutz für Pferde: Fliegen können ebenso Dermatophilose übertragen.

Immunsystem stärken beim Pferd im Gebüsch
Immunsystem stärken beim Pferd
Mit Kräutern und Immunboostern das Immunsystem stärken und das Pferd im Kampf gegen Viren, Bakterien und Pilze effektiv unterstützen.

Fazit

Regenekzem bei Pferden ist vermeidbar. Falls sich dein Freizeitkamerad trotzdem irgendwann einmal mit Dermatophilose infiziert, kannst du das Problem eventuell zu Anfang durch desinfizierende Maßnahmen in den Griff kriegen. Behalte aber im Hinterkopf, dass Regenekzem zumeist bei Pferden auftritt, deren Immunsystem bereits angeschlagen ist. Falls sich die Hauterscheinungen nach zehn Tagen Desinfektion nicht gebessert haben, solltest du unbedingt einen Tierarzt kommen lassen.

 

 

Quellenangaben

https://flexikon.doccheck.com/de/Dermatophilose_(Pferd)

https://www.msdvetmanual.com/horse-owners/skin-disorders-of-horses/dermatophilosis-rain-rot-in-horses#:~:text=Treatment%20involves%20appropriate%20an…

https://www.msdvetmanual.com/integumentary-system/dermatophilosis/dermatophilosis-in-animals

https://www.sciencedirect.com/topics/pharmacology-toxicology-and-pharmaceutical-science/dermatophilosis

https://www.researchgate.net/publication/265072367_Diagnosis_and_Treatment_of_Bovine_Ovine_and_Equine_Dermatophilosis

Kommentare (0)

PFERDEKRANKHEITEN

Notfall oder nur harmlose Symptome?

Hier findest du gut strukturierte Beschreibungen sämtlicher wichtiger Pferdekrankheiten – für medizinische Laien verständlich erklärt.

Tierarzt

Auf Trabland findest Du ganz einfach Tierärzte in Deiner Nähe.

Tierkliniken

Mit der Trabland Suchfunktion findest Du bei Bedarf die richtige Tierklinik für Dein Pferd

Themen
BodenarbeitPferd kaufenPferdepensionReiten lernenReitschuleReiterferienReitsport Disziplinen
KONTAKT
Werner-Henschel-Straße 2 | 34233 Fuldatal
+49 (0)561 400 85 284
info@trabland.de
Trabland.de ist der Betreiber dieses Internetportals und kein Vermittler.
Bitte verwenden Sie unsere Kontaktdaten NICHT für Anfragen und Mitteilungen an Reiterhöfe und Reitbetriebe. Nutzen Sie stattdessen bitte die Kontaktdaten dieser Betriebe.

Anfragen über die Trabland-Kontaktdaten werden nicht an die Betriebe weitergeleitet.
Fotos:
  • © A great shot of shutterstock.com
    #1
    ,
  • © Piaffe Photography shutterstock.com
    #1
    ,
  • © Ashley Vimont shutterstock.com
    #1
Copyright © 2022 Trabland GmbH