Der Begriff „Mauke“ oder „Fesselekzem“ steht für verschiedene Formen von Dermatitis (Hautentzündung) in der Fesselbeuge mit ähnlichem Erscheinungsbild. Bei frühzeitiger Behandlung in der Anfangsphase ist die Prognose relativ gut. Wird die Behandlung verschleppt, stellen sich häufig Sekundärinfektionen ein. Im ungünstigsten Fall kann sich aus der Mauke ein Chronisch Progressives Lymphödem (CPL), eine Sepsis (Blutvergiftung) oder eine Warzenmauke entwickeln.
Redaktionelle Mitarbeit: Nelly Sophie Lönker, Medizinredaktion
Diese Seite soll Pferdehalterinnen und Pferdehaltern lediglich Informationen über Krankheiten und Symptome beim Pferd vermitteln. Die Informationen dürfen weder die Beratung oder Behandlung durch einen Tierarzt ersetzen noch dazu verwendet werden, eigenständig medizinische Behandlungen vorzunehmen. Sie dienen nicht zur Selbstdiagnose und/oder Selbstbehandlung und ersetzt keinesfalls die Diagnose durch einen Tierarzt.
Bei der Mauke handelt es sich um eine äußerst schmerzhafte Hauterkrankung (Dermatitis) in den Fesselbeugen. Meist wird sie durch mehrere verschiedene Ursachen hervorgerufen. Oft sind mechanische Hautschädigungen der Auslöser, denn sie begünstigen das Eindringen von Bakterien, Viren und Parasiten.
Mauke kann in 3 Hauptformen unterteilt werden:
Im Anfangsstadium eines Fesselekzems ist die Haut in der Fesselbeuge gerötet und unter Umständen schuppig oder rissig. Bei bakteriellen Infektionen zeigen sich auch Pusteln oder Bläschen. Haarausfall, Krustenbildung oder Juckreiz sind ebenfalls möglich. Manche Pferde reagieren schon in diesem Stadium überempfindlich auf Berührungen.
Wird das Anfangsstadium der Mauke aufgrund seiner milden Symptome nicht erkannt, entstehen gelbliche, teilweise blutende oder nässende Krusten über tiefen Wunden. Die Wunde unter dem eitrigen Schorf sieht aus wie ein quer zur Fessel verlaufender Schnitt. In einigen Fällen weiten sich die Entzündungserscheinungen auf die Blutgefäße aus und es entsteht eine sogenannte „Vaskulitisk“.
Besonders bei Kaltblütern und Pferden mit langem, dichten Kötenbehang kann eine sogenannte „Warzenmauke“ entstehen. Dieses chronische Fesselekzem zeigt sich in Form von hornigen Wucherungen, häufig in Form von Warzen oder Trauben. Sie befinden sich fast immer an den Hinterbeinen und können eine chronische Lahmheit bewirken.
Bei Fesselekzem im fortgeschrittenen Stadium können weiche Schwellungen (Ödeme) an den betroffenen Gliedmaßen auftreten. Sie entstehen durch den mangelhaften Abfluss der Lymphflüssigkeit in den entzündeten Regionen. Die Schwellungen sind zumeist schmerzlos, weisen aber aber auf eine fortgeschrittene Entzündung hin.
Mauke Symptome auf einen Blick:
Diese Symptome treten nicht gleichzeitig auf. Typisch sind eher drei bis sechs der gelisteten Symptome bei einem Pferd.
Früher waren es zumeist schlechte Haltungsbedingungen wie matschige Koppeln oder schmutzige Ställe, die Mauke beim Pferd provozierten. Heute achten aber fast alle Pferdehalter darauf, dass ihr Pferd optimal untergebracht ist und gut ernährt wird. Trotzdem gibt es immer wieder – gerade im Herbst, im Spätwinter oder im Vorfrühling – Fälle von Fesselekzem, die nicht unbedingt mit schlechten Haltungsbedingungen assoziiert werden können.
Gerade in der Zeit des Fellwechsels ist der Stoffwechsel von Pferden stark belastet. Das Immunsystem beim Pferd kann nicht immer optimal auf aggressive Eindringlinge in den Organismus reagieren. Bei reiner Heufütterung von leichtfuttrigen Pferderassen kann in dieser Zeit ein Zinkmangel auftreten, der Hauterkrankungen wie Mauke begünstigt. Pferde, die zusätzlich zum Heu Kraftfutter erhalten, müssen unter Umständen ein übermäßiges Eiweißangebot verstoffwechseln. Das belastet die Entgiftungsorgane Leber und Nieren.
Eine feuchte Umgebung begünstigt unterschiedliche Erreger wie Bakterien (Staphylococcus aureus), Milben (Chorioptes bovi/equi) oder Pilzsporen (Trichophyton equinum), die Mauke auslösen können. Verschiedene Substanzen – beispielsweise in der Einstreu – können zu einer Kontaktdermatitis mit Mauke-Symptomen führen. Pferde mit unpigmentierten Fesseln können unter Umständen übersensibel auf Sonnenlicht reagieren und deshalb eine Mauke entwickeln. Meistens spielen bei einem Fesselekzem mehrere Auslöser zusammen.
Was Du als Erstes tun solltest, wenn Du den Verdacht auf ein Fesselekzem hast: Putze das/die betroffenen Bein/e sauber, kratze die Hufe aus und verteile mehrmals großzügig Wasserstoffperoxid – H²O² – auf und um die betroffenen Bereiche. Das schäumt und sieht seltsam aus, aber H²O² sorgt dafür, dass kleine Schmutzteilchen etc. aus dem entzündeten Bereich entfernt werden. Wenn es in der Fesselbeuge nicht mehr so stark schäumt – ganz aufhören wird es nicht – entfernst Du mit einem sauberen Handtuch oder ähnlichem eventuelle aufgeweichte Krusten.
Anschließend pinselst Du die Fesselbeuge mit einer Jod-Lösung wie zum Beispiel Betadin ein. Danach bringst Du Dein Pferd an einen trockenen Ort, damit sein Fesselgelenk gut abtrocknen kann. In schwerwiegenden Fällen ist nach der Säuberung mit Wasserstoffperoxid ein Angussverband mit Jodlösung hilfreich. Was Du möglichst vermeiden solltest: feuchte Einstreu, nassen Paddock, matschige Koppeln und Auslauf bei Regenwetter. Falls Du Kraftfutter fütterst, solltest Du die Ration stark minimieren, um Leber und Nieren zu entlasten.
Eine Bakterie mit dem Namen „Dermatophilus congolensis“ verursacht ebenfalls die Entstehung von nässenden Krusten. Unter dem Schorf befinden sich aber keine Verletzungen, die an Schnitte erinnern, sondern geschwürige Hautveränderungen.
Diese Hauterscheinungen treten normalerweise bei Pferden mit einer Schwäche des Immunsystems und bei Mangelernährung auf. Sie befinden sich üblicherweise am Rücken und auf der Kruppe, können jedoch auch in den Fesselbeugen auftreten.
Etwa 10 % der Pferde in Deutschland sind passive Träger von Staphylococcus aureus. Das Bakterium lässt sich in ihren Nüstern nachweisen – aber sie werden nicht krank davon. Ganz ähnlich verhält es sich mit Räudemilben wie Chorioptes equi oder Hautpilzen wie Trichophyton. Sie befallen zumeist Pferde, deren Stoffwechsel nicht zu 100 % in Ordnung ist. Deshalb wird Dein Tierarzt bei seiner Diagnose viel Wert auf eine ausführliche Befragung (Anamnese) legen.
Oft kann er schon aufgrund dieser Informationen und dem äußeren Erscheinungsbild der Hautveränderungen eine Ursache für das Fesselekzem vermuten. Da Mauke normalerweise nur lokal behandelt wird, kannst Du Deinen Tierarzt um seine vorläufige Einschätzung bitten und die Behandlung versuchsweise danach ausrichten. Üblicherweise werden bei Fesselekzem keine Antibiotika gespritzt, nur in besonders schweren Fällen zur Vermeidung einer Sepsis (Blutvergiftung). Die lokale Behandlung kannst Du problemlos selbst durchführen.
Wenn sich aber nach ein bis zwei Wochen keine deutliche Besserung zeigt, solltest Du doch eine fundierte Diagnose erstellen lassen. Zum Ausschluss oder Nachweis von Milben schabt der Tierarzt dabei Schuppen und/oder Schorf von einer betroffenen Stelle und untersucht das Präparat später in zehnfacher Vergrößerung. Mit einer guten Lupe kannst Du das auch selbst ausprobieren. Zum Nachweis von Bakterien oder Hefen dient eine sogenannte „Abklatschprobe“ mit durchsichtigem Klebeband, die später eingefärbt und mikroskopisch untersucht wird.
Hautpilze (Dermatophyten) sind eher selten die Auslöser eines Fesselekzems. Ihr Nachweis erfolgt durch die mikroskopische Untersuchung einer Haarprobe mit Wurzeln. Der Vorgang ist ziemlich aufwendig und die Diagnose erfordert einige Erfahrung. Lebererkrankungen können ebenso ein Fesselekzem verursachen. Sie bewirken gelegentlich eine Photosensibilisierung (Lichtüberempfindlichkeit), welche wiederum die Ursache für eine Mauke sein kann.
Durch eine Blutprobe wird sichergestellt, dass die Leber Deines Pferdes gesund ist. Mithilfe dieser Untersuchungen kann der Tierarzt den Auslöser der Mauke „einkreisen“ und anschließend eine gezielte Therapie vorschlagen. Auch wenn für die Untersuchungen der verschiedenen Proben einige Kosten anfallen werden: Du solltest nicht zu lange versuchen, Dein Pferd in Eigenregie zu behandeln. Mit einer fundierten Diagnose durch den Tierarzt ist der Behandlungserfolg so gut wie sicher.
Zur Therapie der Mauke gehört nicht nur die lokale Behandlung der Hautläsionen. Sie geht Hand in Hand mit einer entsprechenden Optimierung der Fütterung und der Haltungsbedingungen. So macht es beispielsweise Sinn, einem Pferd mit Fesselekzem bis zum Abklingen der Symptome Futterergänzungsmittel mit Zink und Mangan anzubieten, um den Hautstoffwechsel zu verbessern. Auch eine „Entgiftungskur“ mit Kräuterfutter, das gezielt Leber und Nieren unterstützt, kann angebracht sein.
Sand, Matsch und Regen können durch Haarrisse in die ohnehin strapazierte Haut der Fesselbeuge eindringen und die Mauke verschlimmern. Also sollte Dein Pferd bei Regenwetter in einer Box stehen – im Optimalfall mit unbehandelten Sägespänen oder anderen Chemie-freien Produkten als Einstreu. Auch das Scheren des Fesselbehangs / Kötenbehangs ist hilfreich. Einerseits sammelt sich Schmutz in den Haaren und andererseits verhindern sie, dass die Hautläsionen austrocknen können.
Schulmedizinische Therapie von Mauke:
Der Tierarzt gibt Dir nach seiner Diagnose häufig eine milde Waschlotion mit den Wirkstoffen Chlorhexidin oder Benzolperoxid und in den meisten Fällen zusätzlich eine Wund- und Heilsalbe. Alternativ gibt es antimikrobielle Lösungen auf Silber-Basis. Bactoderm® von Pfizer wirkt sogar gegen Bakterien unter der Haut. Veterycin™-Spray wirkt ebenfalls bakterizid, muss aber mehrmals täglich angewendet werden.
Ichtyol-Salbe lindert den Juckreiz, vertreibt Insekten, wirkt austrocknend und fördert die Wundheilung. Infektionen durch den Befall mit Räudemilben können mit Insekten-abweisenden Mitteln wie beispielsweise Pyrethrum-Präparaten bekämpft werden. Bei einer Mauke, die durch einen Hautpilz ausgelöst wurde, bewirken handelsübliche Antimykotika wahre Wunder. Salben für den menschlichen Gebrauch wie Daktarin® wirken bei Pferden ebenso.
Mauke-Behandlung mit Hausmitteln:
Traditionsgemäß stellte man früher die betroffenen Beine – nach vorheriger Säuberung – für etwa 10 bis 20 Minuten in einen Eimer mit handwarmem Kernseife-Wasser, um den Schorf aufzuweichen. Dieser wurde dann durch das Hin- und Herziehen (manche Tierärzte sehen das kritisch) eines sauberen Handtuchs in der Fesselbeuge gelöst. Wenn das Bein weitgehend trocken war, verstrich man Honig auf die Wunde. Honig hat nachweislich gewisse antimikrobielle und antivirale Eigenschaften.
Seifenwasser ohne die Zugabe von antibakteriellen Wirkstoffen wie beispielsweise Jod kann jedoch dazu beitragen, Bakterien noch weiter zu verbreiten. Ein weiteres altes Hausmittel zur Behandlung von Mauke ist der Sauerkraut-Umschlag. Dazu legte man dem Pferd etwa fünf Tage lang ein Mulltuch auf die gereinigte Wunde, darüber rohes Sauerkraut und wickelte das Ganze mit einer Bandage über Nacht ein. Heilerde wird auf dieselbe Weise aufgetragen und soll besonders gut bei nässender Mauke helfen.
Wenn Du Entzündungen wie Mauke vorbeugen möchtest, solltest Du darauf achten, dass Dein Pferd optimal ernährt ist. Es sollte kein Übergewicht haben, aber auch kein „Hungerhaken“ sein. Füttere nur Kraftfutter, wenn Du wirklich Leistung von ihm verlangst. Einen etwaigen Mineralstoffmangel durch reine Heufütterung kannst Du durch Zusatzfutter ausgleichen. Am besten den Mangel durch ein Blutbild bestätigen lassen.
Gönne Deinem Pferd möglichst viel Aufenthalt unter freiem Himmel – aber gewähre ihm einen sauberen und trockenen Bereich für „Matschwetter-Phasen“. Auch noch wichtig: Sorge dafür, dass es nicht unnötigem Stress ausgesetzt wird. Dann kannst Du ziemlich sicher sein, dass Dein Pferd keine Mauke bekommt.
Mauke löst beim Pferd starke Schmerzen aus. Wenn Du Dein Pferd schnell tierärztlich untersuchen lässt, ist je nach Schweregrad der Mauke die Prognose als gut bis vorsichtig anzugeben und die Symptome können durch konsequente Pflege und Behandlung bei ersten Auffälligkeiten abgemildert werden.
Quellenangaben
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24120451/
https://www.vetfolio.com/learn/article/equine-pastern-dermatitis
https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/html/10.1055/s-0044-100330
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