Von Susanne Krauzig, Erstveröffentlichung am 11.02.2023 - Pferde, die ganztägig im Freien gehalten werden, entwickeln immer öfters im Frühjahr oder auch im Sommer eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis).
Bei Menschen entsteht eine Konjunktivitis häufig durch Zugluft. Bei Pferden ist das nur selten der Fall: Meistens sind eher allergische Ursachen, bakterielle Infektionen oder Viruserkrankungen dafür verantwortlich, dass die Bindehaut der Tiere gereizt ist.
Parasitenbefall – beispielsweise durch Augenwürmer – kann sogar noch Schlimmeres als eine Bindehautentzündung beim Pferd verursachen. Würmer oder Larven im Auge können die Entstehung einer Blepharitis (Augenlidentzündung) oder einer Keratitis (Hornhautentzündung) begünstigen.
Redaktionelle Mitarbeit: Nelly Sophie Lönker, Medizinredaktion
Diese Seite soll Pferdehalterinnen und Pferdehaltern lediglich Informationen über Krankheiten und Symptome beim Pferd vermitteln. Die Informationen dürfen weder die Beratung oder Behandlung durch einen Tierarzt ersetzen noch dazu verwendet werden, eigenständig medizinische Behandlungen vorzunehmen. Sie dienen nicht zur Selbstdiagnose und/oder Selbstbehandlung und ersetzt keinesfalls die Diagnose durch einen Tierarzt.
Bindehautentzündungen bei Pferden sind in etwa dasselbe wie eine Konjunktivitis bei Menschen. Die entzündeten Augen tränen, jucken und fühlen sich an, als befände sich ein Fremdkörper unter den Augenlidern.
Das Gute an einer Konjunktivitis ist, dass sie – je nach Ursache – spontan innerhalb von etwa einer Woche abheilen kann. Allerdings gilt das nicht für Fälle, bei denen bakterielle Infektionen, Allergien oder Viruserkrankungen im Spiel sind.
Hat dein Pferd nicht nur „Rose Eyes“ (in den USA gebräuchlicher Ausdruck für Konjunktivitis beim Pferd), sondern ist insgesamt abgeschlagen und wirkt nicht normal, sollte dein Tierarzt sicherstellen, dass es nicht unter einer Virusinfektion leidet.
Einige Erreger der equinen Konjunktivitis können durch eine Schmierinfektion auf andere Pferde und unter Umständen sogar auf Menschen übertragen werden.
Chronische Bindehautentzündung
Außerdem kann eine Bindehautentzündung beim Pferd chronisch werden und auch auf die Hornhaut des Auges übergreifen. Dadurch können Schäden wie beispielsweise Grauer Star (Katarakt) entstehen, die das Sehvermögen deines Pferdes beeinträchtigen oder zu völliger Blindheit führen.
Deshalb macht es in jedem Fall Sinn, einen Tierarzt zu kontaktieren, falls die Konjunktivitis bei deinem Pferd nach fünf bis sieben Tagen noch nicht abgeklungen ist.
Je nach Ursache der Erkrankung sind die Symptome bei einer equinen Konjunktivitis unterschiedlich stark ausgeprägt. Sitzt zum Beispiel ein mit Widerhaken bewehrter Grassamen im Tränenkanal fest, reagiert das Auge heftig, auch wenn der Allgemeinzustand des Pferdes nicht beeinträchtigt ist.
Bei einer systemischen Infektion (Infektion des gesamten Körpers) ist es möglich, dass das betroffene Auge nur schwache Krankheitsanzeichen zeigt, obwohl es dem Pferd insgesamt eher schlecht geht.
Lokale bakterielle Infektionen verursachen hingegen nur örtliche Symptome in unterschiedlichen Schweregraden. Eine allergische Konjunktivitis ist häufig nur auf das Auge beschränkt, können jedoch auch die Atemwege betreffen. Wenn es „insgesamt krank“ wirkt, ist auf alle Fälle der Tierarzt angesagt.
Hier die Symptome einer Konjunktivitis beim Pferd:
Diese Symptome müssen nicht zwangsläufig gemeinsam auftreten. Je nach Krankheitsstadium zeigen sich verschiedene Symptome in unterschiedlichen Kombinationen.
Es gibt unterschiedliche Ursachen für eine Konjunktivitis beim Pferd. Veterinärmediziner teilen deshalb Bindehautentzündungen in drei verschiedene Krankheitsformen ein: systemische Konjunktivitis (durch eine andere Krankheit hervorgerufen), allergische Konjunktivitis und primär Erreger-bedingte Konjunktivitis (von einem Erreger direkt am Auge hervorgerufen).
Systemische Bindehautentzündung beim Pferd
Eine viral bedingte Konjunktivitis kann unter anderem von Erregern wie dem equinen Herpesvirus, dem equinen Adenovirus oder dem equinen Influenzavirus verursacht werden. In den meisten Fällen heilt eine Konjunktivitis, die während einer Virusinfektion entsteht, innerhalb einer Woche bis hin zu zehn Tagen „von selbst“ wieder aus.
Allergische Bindehautentzündung beim Pferd
Wenn ein Pferd ansonsten gesund ist und nur Symptome einer Konjunktivitis zeigt, ist das zumeist auf eine allergische Reaktion zurückzuführen. Pollenflug ist ein besonders häufiger Auslöser für eine allergische Konjunktivitis bei Pferden. Wenn es nicht möglich ist, das betroffene Tier vor dem entsprechenden Auslöser zu schützen, besteht das Risiko einer Sekundärinfektion durch verschiedene Erreger.
Primär Erreger-bedingte Bindehautentzündung beim Pferd
Falls bestimmte Pilze, Parasiten oder Bakterien in das Pferdeauge eindringen, reizen diese die Bindehaut und es kommt zu einer Entzündung. Der Schimmelpilz Aspergillus und der Hautpilz Blastomyces gehören zu den Erregern, die oft eine Konjunktivitis verursachen. Moxarella equi ist ein häufige Erreger aus dem Bakterienreich. Eine unbehandelte Infektion durch sogenannte „Mikrofilarien“ (Larven von Onchocerca cervicalis) und den Augenwurm (Thelazia lacrymalis) kann nicht nur eine Konjunktivitis, sondern in Folge auch eine Augenlid- und/oder eine Hornhautentzündung verursachen.
Beim Verdacht auf eine Konjunktivitis solltest du deinem Pferd sofort eine gut passende Fliegenmaske anziehen. Das Exsudat (die Flüssigkeit) aus dem Auge zieht Fliegen an, die mit Vorliebe auf „jedem Dreck“ herumkrabbeln.
Sie können Bakterien einschleppen, welche anschließend eine Folgeinfektion verursachen. Falls verkrustetes Exsudat vorhanden ist, solltest du es mit einer sterilen Wundauflage, die in lauwarmem Wasser befeuchtet wurde, vorsichtig entfernen. Wische dabei immer von oben nach unten – also in Richtung Nüstern.
„Hier müsste doch noch irgendwo diese Augensalbe sein, die andermal so gut geholfen hat…“
Angebrochene Augentropfen oder Augensalben gegen Bindehautentzündung bei Pferden sind ungeeignet zur Behandlung, weil sich die meisten Inhaltsstoffe dieser Medikamente schnell zersetzen.
Wenn sie ihren Zweck erfüllt haben, sollten sie am besten gleich entsorgt werden. Hinzu kommt, dass kortisonhaltige Augenpräparate nur bei einer 100 % intakten Hornhaut verwendet werden dürfen, weil sie ansonsten schwere Schäden verursachen können.
Mit bloßem Auge ist nicht zu erkennen, ob sich kleine Unregelmäßigkeiten oder minimale Risse in der Hornhaut gebildet haben. Also beschränke dich bei Augentropfen und Augensalben gegen Bindehautentzündungen bei Pferden auf die versiegelten Präparate, die dir dein Tierarzt nach vorheriger Diagnose gibt oder verschreibt.
Wenn du deinem Pferd etwas Gutes tun willst, ohne dabei ein Risiko einzugehen, kannst du dir nach Absprache mit dem Tierarzt sterile Natriumchloridlösung in der Apotheke besorgen und das betroffene Auge damit ausspülen.
Gerade bei ungewöhnlichen Erscheinungen rund um das Pferdeauge sollte man sich nicht auf seine Wahrnehmung als Laie verlassen. Allzu schnell übersieht man beispielsweise ein winziges Bläschen am Augenlid, das sich innerhalb kurzer Zeit als weißes Melanom oder equides Sarkoid entpuppen kann.
Tränende Augen, gerötete Bindehäute und geschwollene Lider werden bei zahlreichen Augenerkrankungen des Pferdes beobachtet.
Falls du erst einmal abwarten möchtest, ob die vermutete Konjunktivitis deines Pferdes bei entsprechenden Hygienemaßnahmen von selbst verschwindet, hast du etwa 5 Tage Karenzzeit. Danach solltest du dein Pferd wirklich von einem Tierarzt untersuchen lassen. Veterinärmediziner können durch mikrobiologische Analysen von Tupferproben und zytologische Analysen winziger Gewebeproben der Bindehaut in den meisten Fällen sicher feststellen, welcher Auslöser für die Symptome verantwortlich ist.
Zuvor nehmen sie außerdem eine ausführliche ophthalmologische Untersuchung vor, bei der sie häufig schon eine Verdachtsdiagnose äußern können. Beispielsweise treten allergische oder systemisch bedingte Bindehautentzündungen bei Pferden oft an beiden Augen gleichzeitig auf. Bei lokalen Verursachern ist die Entzündung häufig auf ein Auge begrenzt. Natürlich wird auch die Anamnese und der körperliche Allgemeinzustand in die Diagnose einbezogen – allein schon, um eine systemische Erkrankung auszuschließen .
Je nach Krankheitsauslöser gibt es verschiedene Behandlungsansätze. Bakteriell verursachte Konjunktivitis wird zumeist mit Augentropfen oder Augensalben behandelt, die antibiotische Wirkstoffe wie Gentamicin oder Chlortetrazyklin enthalten. Wenn Pilze und deren Sporen die Auslöser sind, bieten sich lokal anzuwendende Präparate mit den Wirkstoffen Voriconazol oder Clotrimazol als antimykotische Therapie an. Bei Aspergillus als Ursache der Konjunktivitis sollten Raufutter und Einstreu sorgfältig auf etwaige Schimmelpilze untersucht werden.
Falls sich dein Pferd mit Parasiten wie Mikrofilarien oder dem Augenwurm infiziert hat, wird dein Tierarzt sichtbare Larven oder Würmer aus dem Tränensack entfernen und dir dazu raten, zwei Mal im Abstand von zehn Tagen eine Wurmkur mit einem Breitband-Wirkstoff wie Ivermectin durchzuführen. Lässt sich die Bindehautentzündung deines Pferdes auf eine systemische Erkrankung zurückfuhren, wird vorrangig diese behandelt.
Lokale Erscheinungen am Auge therapiert der Tierarzt in solchen Fällen zumeist mit Augensalben, die Kortikosteroide (Kortison) beinhalten. Dasselbe gilt für eine Konjunktivitis, die primär allergische Ursachen hat. Um Kortikosteroide am Pferdeauge anwenden zu können, klärt der Tierarzt vorher ab, ob die Hornhaut des betroffenen Auges intakt ist. Dazu verwendet er einen grünen Farbstoff (Fluoreszin), der sich nur an beschädigten Zellformationen anlagert.
Kamillentee und andere Kräutertees eignen sich nicht zur Behandlung einer Konjunktivitis. Sie reizen Hornhaut und Bindehaut, weil sie nicht dieselbe Zusammensetzung wie die Tränenflüssigkeit des Auges haben.
Verwende stattdessen physiologische Kochsalzlösung (Natriumchloridlösung, NaCl), um das Auge zu spülen. Zusätzlich kannst du homöopathische Augentropfen aus Euphrasia (Augentrost) einsetzen: Sie reizen das Auge nicht und enthalten auch keine eventuell gefährlichen Inhaltsstoffe.
Wenn du einer Konjunktivitis beim Pferd vorbeugen möchtest, besorge dir eine gut sitzende Fliegenmaske. Achte auf regelmäßige Entwurmungen, auf einwandfreies Raufutter sowie auf möglichst staubfreie Einstreu.
Wenn du das alles beherzigst, kannst du zumindest 50 % der Auslöser für eine Bindehautentzündung beim Pferd von vorneherein vermeiden.
Bindehautentzündung beim Pferd ist kein Weltuntergangsszenario. Wenn du Tierarztkosten sparen möchtest, kannst du etwa 5 Tage lang abwarten, ob sie mit etwas pflegerischer Unterstützung „von selbst“ ausheilt. Falls das nicht klappt, solltest du aber doch den Tierarzt kommen lassen, weil eine Konjunktivitis beim Pferd unter Umständen ein Symptom für andere Krankheiten sein könnte.
Quellenangaben
https://www.horsevet.co.nz/news/article/62/equine-conjunctivitis/
https://www.nhsinform.scot/illnesses-and-conditions/eyes/conjunctivitis
https://www.vetlexicon.com/treat/equis/diseases/conjunctivitis-viral
https://www.horsevet.co.nz/news/article/62/equine-conjunctivitis/
https://www.msdvetmanual.com/horse-owners/eye-disorders-of-horses/disorders-of-the-conjunctiva-in-horses
https://flexikon.doccheck.com/de/Konjunktivitis_(Pferd)
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