Ingwer für Pferde: potenziell heilsam und belebend

Fütterst du deinem Pferd Ingwer frisch aus der Hand, dann wendet es sich angewidert ab. Die Heilpflanze ist keine süße Leckerei wie ein Apfel oder eine Karotte, sondern sie besitzt ein scharfes Aroma. Mit dem Ingwer verhält es sich wie mit vielen Dingen: Was nicht gut schmeckt, ist gesund.

Weil  Ingwer bei Pferden eine ganz spezielle Wirkung entfaltet, steht die Pflanze auf der Doping-Liste. Das Verfüttern ist vor dem Turnier verboten. Diese Eigenschaft teilt sich der Ingwer mit der Schokolade.

Ingwer, wissenschaftlich als Zingiber officinale bezeichnet, ist eine in den Subtropen und Tropen beheimatete Nutzpflanze. Die größten Anbaugebiete befinden sich in Indien, Nigeria und China. Vermutlich stammt das Gewächs ursprünglich aus Sri Lanka oder von den pazifischen Inseln. In Süd- und Ostasien verwenden die Menschen die Rhizome traditionell als Heilmittel und Gewürz. In der Küche verleiht Ingwer den Speisen eine scharfe Note. Als Powerfood erlebt die exotische Pflanze derzeit in Europa einen regelrechten Boom.

Zur Herstellung von traditionellen Heilmitteln finden die jung geernteten Rhizome Verwendung. Diese schmecken etwas milder als die übrigen Pflanzenteile. Auch Ingwer für das Pferd besteht zumeist aus dem fein gemahlenen Rhizom, der Ingwerwurzel. In dieser Form entfaltet die Pflanze oft eine anregende Wirkung, die den Stoffwechsel und andere Bereiche betrifft. In Japan sind die dicken Rhizome als Aphrodisiakum begehrt. Beim Pferd kann die Wurzel den Kreislauf anregen, die Durchblutung und die Bewegungsfreude fördern.

Neben zahlreichen ätherischen Ölen enthält die Pflanze Bitter- und Scharfstoffe, aber auch magenschützende Schleimstoffe. Der Gehalt an Scharfstoffen liegt bei etwa fünf bis acht Prozent. Zu den Scharfstoffen gehören Shogaol und Gingerol. Gingerol verleiht der Wurzel ihren typisch fruchtig-scharfen Geschmack. Die Substanzen sind dazu in der Lage, den Stoffwechsel anzuregen und sie wirken oft aktivierend. Die Scharf- und Bitterstoffe  befinden sich gemeinsam mit den ätherischen Ölen im Oleoresin der Pflanze. Das ist der zähflüssige Balsam im Wurzelstock.

Seine mögliche Wirkung verdankt der Ingwer den ätherischen Ölen und den bereits genannten Scharfstoffen. Diese docken an den Schmerzrezeptoren der Körperzellen an und können schmerzlindernd wirken. In dieser Hinsicht funktionieren sie ähnlich wie die nichtsteroidalen Entzündungshemmer und Schmerzmittel Aspirin, Ibuprofen und das bei Pferden mit Arthrose häufig verwendete Equipalazone. Außerdem enthält die Pflanze Antioxidantien, die freie Radikale bekämpfen und somit der Zellalterung entgegenwirken. Einige Studien weisen außerdem auf eine antibakterielle und antivirale Wirkung hin.

In der Pferdeszene ist Ingwer für seine potenziell entzündungshemmenden und schmerzlindernden Eigenschaften bekannt. Das macht die Pflanze für Pferde mit Arthrose und anderen Erkrankungen des Bewegungsapparats interessant. Bei chronischen Beschwerden verwenden viele Tierhalter Ingwer als Alternative zu chemischen Schmerzmitteln. Zahlreiche Pferdebesitzer bestätigen dem Ingwer Wirkung bei Hufrehe, Spat und Krongelenksschale. Die Inhaltsstoffe aktivieren im Idealfall den Gelenkstoffwechsel und fördern die Geschmeidigkeit des Bewegungsapparats. Gut ist Ingwer für Pferde oft bei arthrosebedingten Erkrankungen, Arthritis und bei Entzündungen jeder Art.

Darüber hinaus kurbelt Ingwer beim Pferd die Produktion von Speichel, Gallen- und Magensaft an und kann damit die Verdauung fördern. Ältere und fressunlustige Pferde bekommen oft mehr Appetit und Schwung. Einige Forscher gehen davon aus, dass Ingwer bei Pferden zudem das Immunsystem positiv beeinflusst und die Abwehrkräfte stärkt. Deshalb finden Ingwerwurzeln in der traditionellen chinesischen und indischen Medizin bei Infektionskrankheiten und Rheuma Verwendung. Für eine möglicherweise positive Wirkung ist Ingwer beim Pferd als vier- bis sechswöchige Kur zu empfehlen.

Nebenwirkungen von Ingwer sind beim Pferd eher selten. Dennoch kommt es in wenigen Fällen zu Reizungen der Speiseröhren- und Magenschleimhaut. Auch Koliken und allergische Reaktionen sind möglich. Pferde mit Magengeschwüren oder solche, die dazu neigen, dürfen keinen Ingwer fressen. Vorsicht ist auch bei trächtigen Stuten geboten, weil die Inhaltsstoffe unter Umständen das Fohlen gefährden. Da die Substanzen blutverdünnend wirken, können sie Komplikationen während einer Operation verursachen. Vor einer OP ist Ingwer für Pferde deshalb tabu.

Zeigt der Ingwer Wirkung, dann heißt das nicht zwangsläufig, dass dein Pferd geheilt ist. Ingwer besitzt schmerzstillende Eigenschaften. In vielen Fällen beseitigt er nur die unangenehmen Symptome, bekämpft aber nicht die Ursachen. Wenn lahme Pferde plötzlich wieder gut laufen, dann verspüren sie womöglich nur keine Schmerzen mehr. Das täuscht über den tatsächlichen Zustand hinweg. Frag bei Beschwerden erst den Tierarzt und sprich mit ihm über das Zufüttern von Ingwer.

Wie bei allen unbekannten Futtermitteln gibst du deinem Pferd zu Beginn nur eine kleine Menge und steigerst diese allmählich. Starte mit etwa drei bis fünf Gramm am Tag und erhöhe die Dosis jede Woche. Die genaue Dosis richtet sich nach dem Produkt. Halte dich an die Fütterungsanleitung auf der Verpackung. Einige Hersteller empfehlen 20 Gramm Ingwer Pulver täglich für ein 600 Kilogramm schweres Pferd. Andere raten zu drei Gramm pro 100 Kilogramm Körpergewicht.

Achte darauf, die Dosis nicht zu überschreiten. Füttere aber auch nicht zu wenig, weil das keinen echten Nutzen bietet. Die Fütterungsempfehlungen weichen voneinander ab, weil der Gingerolgehalt Schwankungen unterliegt und die Darreichungsform variiert. Dosiere Ingwer bei Pferden mit Arthrose oder bei älteren Tieren eher vorsichtig und gib ihnen maximal zwei Gramm pro 100 Kilogramm Körpergewicht. Achte auf die Wechselwirkungen mit Medikamenten und bespreche dein Vorhaben mit dem Tierarzt, wenn dein Pferd medizinische Präparate einnimmt.

Normalerweise wirkt Ingwer bei Pferden relativ schnell. Wenn du dein Pferd genau beobachtest, stellst du oft fest, dass sich schon nach etwa zwei Tagen eine Besserung zeigt. Die Wirkung des Ingwers hängt allerdings von der richtigen Dosis und der Empfänglichkeit deines Tiers ab. Gibst du dem Pferd zu wenig davon, dann bleibt das gewünschte Ergebnis aus. Pro Kilogramm Körpergewicht rechnest du, wie bereits erwähnt, maximal drei Gramm täglich. Ein 600 Kilogramm schweres Warmblut benötigt 18 Gramm pro Tag, ein 150 Kilogramm schweres Shetty nur 4,5 Gramm.

Fütterst du Ingwer an Pferde, dann denke daran, dass du deinem Tier ein Dopingmittel verabreichst, das Lahmheiten aufheben und die Leistung steigern kann. Vor einem Turnier ist das Füttern von Ingwer gemäß der Medikamentenkontroll- und Anti-Doping-Regeln der Deutschen Reiterlichen Vereinigung deshalb streng verboten. Um eine Disqualifikation zu vermeiden, stellst du die Fütterung von Ingwer mindestens 48 Stunden vor dem Wettkampf ein. Nach dem Turnier gibst du den Ingwer deinem Pferd wie gewohnt weiter.

Für den menschlichen Gebrauch steht die Ingwerwurzel frisch, gemahlen oder als Saft zur Verfügung. Ingwer für Pferde ist zumeist getrocknet und anschließend gemahlen oder granuliert. Das Ingwer Pulver mischt du unter das Futter, beispielsweise unter eingeweichte Graspellets oder ins angefeuchtete Kraftfutter. Da viele Pferde den scharfen Geschmack nicht mögen, mixen die Tierhalter den Futterzusatz mit kleingeschnittenen Karotten und Äpfeln. Die Mahlzeit erhält dann eine süßliche Note. Es gibt zudem flüssige Produkte, die oft noch weitere Kräuterauszüge enthalten.

Du lagerst den Ingwer für dein Pferd kühl, trocken und dunkel. Achte darauf, dass keine Luft in die Verpackung gelangt, damit sich die wertvollen ätherischen Öle nicht verflüchtigen. Riecht das Produkt nicht mehr typisch fruchtig-scharf, dann hat die Wirkung stark nachgelassen. Die potenzielle Wirksamkeit hängt außerdem von der Pflanze selbst ab. Ingwerwurzeln aus afrikanischem und indischem Anbau verfügen mit über 2,5 Prozent über einen relativ hohen Gingerolgehalt.