Du möchtest, dass Dein Pferd ohne Anlehnung an ein Gebiss alles tut, was Du willst? Dann solltest Du mal in die Reining hineinschnuppern. Reining ist „Westerndressur“. Bei den verschiedenen Reining-Übungen – den sogenannten „Pattern“ – hängt der Zügel durch, ansonsten gibt es Strafpunkte oder sogar „die rote Karte“ auf den Turnieren. Die Amerikaner bezeichnen sie auch gerne als „Shows“. Kein Wunder: Spins, Roll-Backs und Sliding Stops sehen ja auch wirklich spektakulär aus. Hier erfährst Du, wie Du in diese spannende Disziplin einsteigen kannst.
Eigentlich ist es ja widersinnig, einer Reitdisziplin, die zwingend mit durchhängendem Zügel geritten werden muss, diesen Namen zu geben. „Reins“ ist das amerikanische Wort für Zügel. Aber vielleicht wurde dieses Wort ja zuerst nur mündlich überliefert. Dann könnte es nämlich bei derselben Aussprache auch „Reigning“ geschrieben werden – und das bedeutet auf Deutsch „Herrschaft“. Das würde schon eher passen. Denn bei der Reining beherrschst Du Dein Pferd fast ausschliesslich über Dein Gewicht. Doch, das geht. Was glaubst Du wohl, wie die Indianer es angestellt haben, ihre Ponys zu lenken, während beide Hände mit Pfeil und Bogen beschäftigt waren?
Früher, als noch Cowboys die Rinder ihrer Arbeitgeber versorgten, waren sie fast den ganzen Tag auf dem Pferderücken unterwegs. So entwickelte sich aus der eher militärisch orientierten Reitweise, die sie aus Europa importiert hatten, bald eine kräfteschonende Arbeitsreitweise: das Westernreiten. Auch die Sättel wurden entsprechend angepasst. Das Wichtigste für die hart arbeitenden Jungs war ein rittiges Reining-Pferd, das sie problemlos mit nur einer Hand reiten konnten.
Beim Neck-Reining – dem Anlegen der Zügel an den Pferdehals in der Biegung – bleibt die rechte Hand frei, um Weidezauntore zu öffnen oder das Lasso zu schwingen. Die Kuhjungen arbeiteten mit ihrem Reining-Pferd daran, seine Fähigkeiten zu perfektionieren. Je mehr es konnte, desto weniger hatten sie selbst zu tun. Auf Rodeos und Shows stellten sie ihre Talente auf den Prüfstand. Und wie kann man sein reiterliches Können besser demonstrieren als durch spektakuläre Aktionen wie fliegende Galoppwechsel oder Sliding Stops auf der Hinterhand, ohne die Zügel einzusetzen?
Bei der Vorbereitung zur Reining arbeitest Du anfangs daran, Zügel-unabhängiger Reiten zu lernen. Später konzentrierst Du Dich auf die verschiedenen Aufgaben / Pattern, die bei den „Reining-Approvals“ / Reining-Turnieren verlangt werden.
Zu diesen Aufgaben gehören vor allem:
Wenn ein Reiter diese Aufgaben beherrscht, zeigt er deutlich, dass er in der Lage ist, sein Reining-Pferd ohne Gewalteinwirkung und nur durch reiterliches Können zu beherrschen.
An Reining-Pferde werden hohe Anforderungen gestellt. Zum einen brauchen sie gute Nerven, um den Belastungen bei Shows oder Turnieren gewachsen zu sein. Zum anderen müssen sie aber auch sensibel genug sein, um auf feine Signale zu reagieren. Hinzu kommt, dass ein Reining-Pferd kompakt gebaut sein sollte, damit es wendig ist.
Dann spielt natürlich auch die Bemuskelung eine große Rolle bei den anspruchsvollen Pattern der Reining. Die verbessert sich zwar durch das Training – aber Hannoveraner oder Isländer können einfach keine hervorragenden Reining-Pferde werden, weil sie nicht den passenden Körperbau für diese Disziplin haben. Unter den Quarter Horses gibt es einen bestimmten Pferdeschlag, der speziell für die Reining gezüchtet wird. Das sind die optimalen Reining-Pferde.
Auch in Deutschland stehen immer wieder Westernpferde zum Verkauf, die mit Neck-Reining geritten werden können. Sie haben also die Grundausbildung zum Reining-Pferd hinter sich. Das bedeutet aber nicht, dass sie alle Pattern beherrschen, die bei Reining-Wettbewerben abgefragt werden. Daran wirst Du bestimmt zusammen mit einem Trainer arbeiten müssen. Aber was heißt hier „müssen“?
Der Weg ist das Ziel. Passende Pferde findest Du unter anderem beim Zuchtverband für Quarter Horses (AQHA) in Deutschland, bei eurem regionalen Westernreitverband oder bei der National Reining Horse Association Germany (Deutsche Reitervereinigung für Westerndressur).
Als Reiner brauchst Du vor allem einen guten Reining-Sattel. Die meisten hochwertigen Westernsättel werden in den Größen FQ (Full Quarter) und HQ (Half Quarter) angeboten, wobei HQ-Westernsättel für schmaler gebaute Pferde als Quarter Horses ausgelegt sind. Da in den USA so ziemlich alle Reiner Quarter Horses reiten, ist die Passform von Reining-Sätteln auf kompakte Pferde mit weniger ausgeprägtem Widerrist zugeschnitten.
Gerade beim Reining solltest Du darauf achten, dass Dein Westernsattel Dir und Deinem Pferd wirklich optimal passt, damit Deine Gewichtshilfen auch wirklich „ankommen“. Was die Zäumung angeht, darfst Du für ein drei- oder vierjähriges Pferd auf Reining-Turnieren ein Snaffle-Bit / eine Trense verwenden. Ältere Pferde müssen auf Western-Kandare gezäumt sein und einhändig geritten werden. Wenn Du die Reining-Pattern einfach nur „zum Spaß“ lernen willst, bist Du frei in der Wahl Deiner Zäumung – solltest aber doch einen guten Reining-Sattel haben.
Die Western-Disziplin „Reining“ – also dressurmäßiges Westernreiten – wird in Deutschland von der NRHA repräsentiert. Seit 1987 hat sich die National Reining Horse Association Germany e.V. (Deutsche Reitervereinigung für Westerndressur) mit mehr als 2.500 Mitgliedern zum zweitgrößten Reiningverband der Welt entwickelt. Neben zahlreichen anderen Aktivitäten richtet die NRHA jedes Jahr etwa 35 verschiedene Reining-Turniere aus.
Für den Einstieg in kleinere Reining-Wettbewerbe kannst Du Dich einfach bei regionalen Westernreitverbänden umschauen. Was den Spitzensport angeht, übernimmt die FEI seit 2021 nicht mehr die Schirmherrschaft für die Deutschen Reining-Meisterschaften. Zum aktuellen Stand der Reining-Meisterschaften in Deutschland und auf internationaler Ebene informierst Du Dich am besten bei der NRHA.
Westernreiten ist nicht gleichbedeutend mit Spazierenreiten am losen Zügel. Ganz im Gegenteil: Ursprünglich waren Cowboys und Cowhorses starken Belastungen ausgesetzt. Cowboys erleichterten sich und ihren Pferden im Optimalfall das Leben durch eine spezielle Ausbildung ihrer Pferde. Reining – Western-Dressurarbeit – ist Dressurreiten, das an die praktischen Bedürfnisse der amerikanischen Kuhhirten angepasst wurde. Es ist eine spannende Disziplin, in der Du viel lernen kannst. Selbst wenn Du normalerweise klassische Dressur reitest, kannst Du von ein paar Trainigseinheiten in einem guten Western-Reitstall profitieren.
Hier findest Du alle Disziplinen im Überblick
Westernreiten ist eine Arbeitsreitweise, die sich in Amerika entwickelt hat. Aber was ist der Unterschied zwischen Englisch Reiten und Westernreiten?