Kutsche fahren ist der Traum vieler Pferdefreunde. Dabei kommen auch Tierliebhaber auf ihre Kosten, die körperlich nicht so fit sind, um in den Sattel zu steigen. Trotzdem ist Kutsche fahren kein Hobby nur für alte Menschen. Es finden spannende Wettkämpfe statt, die von den Teilnehmern vollen Körpereinsatz verlangen. Distanz- und Geschicklichkeitsfahrten auf dem Parcours sind eine sportliche Herausforderung.
Kutsche fahren ist vieles: gemütlich, romantisch, flott oder rasant. Und dann gibt es noch die Momente, die ewig in guter Erinnerung bleiben.
Kutsche fahren unterscheidet sich ganz deutlich vom Reiten. Du gehst nicht mit den Bewegungen des Tiers mit, sondern sitzt fest auf deinem Platz. Statt feiner Schenkel- und Gewichtshilfen spielen die verbale Kommunikation und Zügelaktionen eine große Rolle. Viele Reiter fühlen sich deshalb im Sattel sicherer als auf dem Kutschbock. Sie sind näher dran am Geschehen und reagieren dementsprechend schnell. Dennoch besitzen auch die Ausfahrten ihre Reize. Sie fordern dich körperlich weniger und bieten dir tolle Naturerlebnisse.
Ein großer Vorteil beim Fahren ist, dass nur eine Person als Kutscher fungiert. Alle anderen benötigen keine besonderen Kenntnisse und genießen den Ausflug dennoch in vollen Zügen. Du lässt Kinder, Großeltern, Freunde und Bekannte an dem Erlebnis teilhaben. Zudem besitzen die Kutschfahrten aufgrund ihrer langen Tradition einen nostalgischen Touch. Neben den Planwägen, auch Kremser genannt, gibt es romantische Landauer, Jagdwagen, Viktoria- und Postkutschen. Eine Hochzeitskutsche mieten gehört für viele Brautpaare zur festlichen Zeremonie unbedingt dazu.
Kutsche fahren ist nicht so einfach, wie es aussieht. Beim Reiten sitzt du auf dem Pferd und wirkst unmittelbar auf das Tier ein. Auf dem Kutschbock hältst du die ewig langen Zügel in der Hand und dirigierst oft noch weitere Pferde aus der Ferne. Wer einmal erlebt hat, wie durchgehende Kutschpferde über Gräben springen und querfeldein galoppieren, weiß, wie wichtig eine gute Ausbildung für Mensch und Tier ist. Leicht ist Kutsche fahren nur mit zuverlässigen Pferden.
Es gibt spezielle Fahrbetriebe, die regelmäßig Lehrgänge anbieten. Dort stehen sichere Schulpferde zur Verfügung. Du lernst den korrekten Umgang mit den Tieren und dem Pferdegeschirr sowie die Technik. Besitzt du bereits eigene Pferde, dann helfen dir die Experten im Fahrsportverein. Am besten absolvierst du eine fahrerische Ausbildung und bildest dann deine Tiere gemeinsam mit einem versierten Lehrer zu zuverlässigen Kutschpferden aus. Oder du überlässt deine Pferde einem Profi zum Einfahren und übernimmst sie später wieder.
Gerade das korrekte Anspannen der Pferde ist unerlässlich. Es ist nicht empfehlenswert dies ohne erfahrene Anleitung zu versuchen. Die Sicherheit von Menschen und Pferden sowie anderen Teilnehmern des Straßenverkehrs stehen auf dem Spiel.
Nach erfolgreichem Lehrgangsabschluss erhalten die Fahrer den Kutschenführerschein oder das Fahrabzeichen FA 10-1. Die Straßenverkehrsordnung schreibt vor, dass das Führen eines Pferdegespanns nur zulässig ist, wenn du hierfür die nötige Sachkunde besitzt. Mit Ausnahme des Landes Niedersachsen ist ein schriftlicher Eignungsnachweis nicht explizit vorgeschrieben. Dennoch bist du mit einem Fahrabzeichen oder Kutschenführerschein im Falle eines Falles auch versicherungstechnisch auf der besseren Seite. Es gibt den Kutschenführerschein A für Privatpersonen und B für gewerbliche Fahrer.
Für den Kutschenführerschein A absolvierst du 45 Lehreinheiten und nimmst an einer praktischen und theoretischen Prüfung teil. Zugelassen sind Personen ab 14 Jahren, die den Pferdeführerschein Umgang oder die Reitabzeichen 6 und 7 besitzen. Die Ausbildung umfasst Übungsfahrten auf Straßen und Wegen inner- und außerorts. Im Fokus steht die Sicherheit für Mensch und Tier. Der Kutschenführerschein B baut auf der Klasse A auf. Hierfür sind ein Mindestalter von 18 Jahren und weitreichendere Kenntnisse, beispielsweise ein Erste-Hilfe-Kurs, vorgeschrieben.
Beim Kutsche fahren verlässt du den Hof und begibst dich ins offene Gelände. Wenn du mit dem Pferdegespann auf der öffentlichen Straße unterwegs bist, gilt wie für alle Fahrzeugführer die Straßenverkehrsordnung (StVO). § 1 schreibt vor, keine anderen Verkehrsteilnehmer zu gefährden und sich rücksichtsvoll zu verhalten. Pferde sind auf der Straße nur zugelassen, wenn sie eine Person begleitet, die körperlich und fachlich dazu in der Lage ist, auf das Tier einzuwirken.
Zudem gelten das Bundeswaldgesetz, das Bundesnaturschutzgesetz und die Landesgesetze. Die Regeln der einzelnen Bundesländer ändern sich laufend. In Baden-Württemberg sind Pferdegespanne in Waldgebieten nur mit einer vertraglichen Vereinbarung erlaubt. In Berlin brauchst du, um Kutsche zu fahren, die Erlaubnis des Waldbesitzers. In Hessen ist Kutsche fahren auf mindestens zwei Meter breiten Waldwegen möglich. Allgemein stellt das Fahren auf gut befestigten Wegen zumeist kein Problem dar. Einschränkungen ergeben sich häufig auf von Wanderern und Radfahrern frequentierten Strecken.
Es gibt zwei Möglichkeiten, im Urlaub mit dem Planwagen zu fahren. Entweder nimmst du an einer Planwagenfahrt mit Kutscher teil oder du steigst auf den Kutschbock. Dass Anfänger eine Kutsche selbst lenken, ist in Irland, Tschechien, Frankreich, Ungarn und der Schweiz möglich. Bei der Einweisung lernst du den Umgang mit dem Pferdegeschirr kennen. Meistens fahren die Reisenden im Konvoi. Das Tempo ist gemütlich, sodass diese Art des Reisens vom Erlebnis her einem Urlaub auf dem Hausboot ähnelt.
Die Planwägen sind mit Betten, Sitzgruppen und einer Küchenzeile ausgestattet. Es handelt sich zumeist um Einspänner. Die ausgeglichenen und zuverlässigen Pferde kennen die Strecke auswendig und erledigen ihre Aufgabe auch ohne viel Zutun durch den Kutscher. Von einer Station geht es zur nächsten. Es ist eine entspannte Art des Reisens und ein unvergessliches Abenteuer für die ganze Familie. Während der Reise bauen die Urlauber oft eine enge Bindung zu ihrem Pferd auf.
Kutsche fahren ist in Deutschland in vielen Pferdehöfen möglich. Planwagenfahrten in der Nähe kosten ab etwa 13 Euro pro Person und Stunde. Das ist günstiger als eine Reiteinheit. Zumeist dauert die Fahrt zwischen zwei und vier Stunden. Viele Veranstalter bieten Pauschalpreise für Gruppen. Eine zweistündige Rundfahrt gibt es ab etwa 250 Euro. Das klingt viel, ist aber auf die Anzahl der Teilnehmer gerechnet fair. Auf den Planwägen ist Platz für sechs bis über zehn Personen.
Beliebt sind die Pauschalangebote für Halb- und Ganztagesausflüge inklusive kulinarischer Versorgung. Es gibt vom Betriebsausflug über die Geburtstagsfeier bis hin zum Vatertagsausflug und Junggesellenabschied zahlreiche Gründe, eine Pferdekutsche zu bestellen. Ein erfahrener Kutscher lenkt das Pferd durch eine reizvolle Landschaft und die Gäste nutzen das Getränkeangebot an Bord. Ein weiterer guter Anlass für eine Kutschfahrt ist die Heirat. Eine Hochzeitskutsche mieten gehört zu den klassischen Festvorbereitungen und schlägt ebenfalls mit einigen Hundert Euro zu Buche.
Kutsche fahren im Urlaub ist eine tolle Sache. Oft gibt es aber auch Planwagenfahrten in der Nähe des Wohnorts oder in einer anderen schönen Region in Deutschland, beispielsweise in der Lüneburger Heide oder in der idyllischen Landschaft des Niederrheins. Du unternimmst spannende Ausflüge mit dem Ein- oder Zweispänner. Oder du wendest dich an einen Hobbyfahrer, der deine Gesellschaft schätzt und oft kein Geld verlangt, wenn du bereit bist, mit ihm Kutsche zu fahren.
Kutsche fahren in der Nähe ist oft einfacher als gedacht. Viele Pferdebesitzer suchen händeringend nach einem Beifahrer, der ihnen dabei hilft, das Pferdegeschirr anzulegen, die Tiere zu halten und diese in den Pausen zu beaufsichtigen. Bei Ausfahrten mit dem Zweispänner ist ein Beifahrer vorgeschrieben. Kutsche-Fahren im Einspänner ist zu zweit ebenfalls sicherer und unterhaltsamer. Die Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer (VFD) bietet eine Beifahrerunterweisung an.
Mit der Pferdekutsche gemütlich durch die Landschaft tingeln sieht zwar einfach aus, erfordert aber eine gründliche Ausbildung von Pferd und Fahrer. Wenn du dich dafür interessierst, Kutsche zu fahren, dann gibt es drei Möglichkeiten: Entweder du steigst selbst auf den Kutschbock, hilfst als Beifahrer oder du genießt den Ausflug ganz entspannt als Fahrgast. Kleiner Tipp: Nehme vorerst neben oder hinter dem Kutscher Platz und teste, ob dir das neue Hobby gefällt, ehe du voll einsteigst.
Quellen:
https://www.pferd-aktuell.de/breitensport/ausreiten-und-ausfahren/sicher-kutsche-fahren
https://www.pferd-aktuell.de/breitensport/ausreiten-und-ausfahren/gesetzliche-bestimmungen
https://www.pferd-aktuell.de/breitensport/reiten-lernen/fahren-lernen
https://www.pferd-aktuell.de/ausbildung/abzeichen-im-pferdesport
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