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Hufkrebs beim Pferd: Wie gefährlich ist das?

von
Susanne Krauzig
zuletzt aktualisiert 22.05.2025
Blog Trabland TEASER Pferd
Foto © Parilov shutterstock.com
Inhaltsverzeichnis

Beim Hufe auskratzen schlägt dir ein unangenehmer Geruch entgegen? Das muss nicht unbedingt auf Strahlfäule hinweisen. Hufkrebs verursacht einen ganz ähnlichen Geruch: Er stinkt wie ein fauler Zahn oder wie vergammelter Käse. Für Pferdehalter ist es wichtig, zwischen den Anzeichen für Strahlfäule und den Symptomen von Hufkrebs unterscheiden zu lernen. Wer ein Pferd mit Hufkrebs auf Strahlfäule behandelt, verliert nicht nur Zeit, um die Krankheit frühzeitig zu kurieren. Hufkrebs bei Pferden kann sich durch bestimmte Therapeutika verschlimmern, die zur Behandlung von Strahlfäule eingesetzt werden. Deshalb solltest du im Zweifelsfall lieber einen Tierarzt kommen lassen.

Was ist Hufkrebs?

Bei der Diagnose Hufkrebs bekommen es viele Pferdehalter mit der Angst zu tun. Dabei steht der Ausdruck „Hufkrebs“ nicht für ein Karzinom, sondern ist eher eine umgangssprachliche Bezeichnung. Sie wurde wahrscheinlich gewählt, weil bei Pferden im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit unkontrolliert wucherndes Gewebe am Huf auftritt. Im Mediziner-Jargon wird Hufkrebs bei Pferden als „chronisch hypertrophe Pododermatitis“ bezeichnet. [1] Die Übersetzung dieser Bezeichnung erklärt mehr oder weniger, was Hufkrebs bedeutet.

Hypertrophie steht für ein Wachstum von Gewebe, das nicht im normalen Rahmen stattfindet. Ein gutes Beispiel dafür ist sogenanntes „wildes Fleisch“ bei der Wundheilung. Pododermatitis ist der Oberbegriff für alle Arten von Huflederhautentzündungen beim Pferd. Wissenschaftler bezeichnen Hufkrebs als eine fortschreitende Huflederhautentzündung, bei welcher die Verhornung der Horn produzierenden Zellen gestört ist. Die Wucherungen entstehen durch die exzessive (übertriebene) Vermehrung degenerierter Zellen des Papillarkörpers am Pferdehuf. [2]

Der Papillarkörper ist eine Art Reißverschluss-ähnliche Verzahnung der Huflederhaut zwischen Hufbein und der äußeren Hornkapsel des Pferdehufs. Die Blumenkohl-artigen Wucherungen bei Hufkrebs sind zwar entartete Zellen, aber keine Krebszellen. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen, dass du nach der Diagnose Hufkrebs ein Pferd einschläfern lassen musst. Frühzeitig erkannt ist diese Erkrankung bei Pferden gut zu behandeln.

Erste Hilfe beim Verdacht auf Hufkrebs

Hufkrebs beim Pferd ist keine akut bedrohliche Situation. Wenn die Behandlung verschleppt wird, kann es zwar passieren, dass ein erkranktes Pferd aufgrund der Folgeschäden reituntauglich wird. Rechtzeitig behandelt, kann diese Hufkrankheit jedoch problemlos ausheilen. Ein Fachtierarzt für Pferde kommt deshalb wahrscheinlich nicht gleich mit fliegenden Fahnen in deinen Stall, wenn du ihm von deinem Verdacht auf Hufkrebs bei deinem Pferd erzählst.

Er hat bestimmt dringendere Fälle wie Koliken oder Verletzungen auf seiner Warteliste. Bis zu seinem Eintreffen solltest du dein Pferd an einem trockenen Ort mit sauberer Einstreu aufstallen. Säubere seine Hufe vorher gründlich und entsorge vorsichtshalber „das Ausgekratzte“ in den Restmüll – es könnte mit Krankheitserregern kontaminiert sein. Verwende kein Blauspray oder andere Desinfektionsmittel bis zum Eintreffen des Tierarztes. Das könnte die Diagnose erschweren.

Hufkrebs beim Pferd: Ursachen

Trotz zahlreicher wissenschaftlicher Studien in den letzten Jahren ist die genaue Ursache für die Entstehung von Hufkrebs noch nicht völlig abgeklärt. Viele Tierärzte und Hufschmiede gehen aber mittlerweile davon aus, dass Hufkrebs beim Pferd durch das Zusammentreffen verschiedener Faktoren ausgelöst wird. Es wurden auch schon Risikofaktoren eingegrenzt, die das Entstehen einer chronisch hypertrophen Pododermatitis begünstigen.

Risikofaktoren für die Entstehung von Hufkrebs sind anscheinend unter anderem:

 

  • feuchter Untergrund
  • Abwehrschwäche
  • Nährstoffdefizite
  • schlechte Hufhorn-Qualität
  • gestörter Hufmechanismus
  • Genetik

 

Zum letzten Punkt unserer Liste: Früher wurde Hufkrebs vor allem bei Kaltblütern und anderen Pferden mit ausgeprägtem Kötenbehang diagnostiziert (ähnlich wie Mauke). Mittlerweile tritt die Erkrankung aber auch bei vielen anderen Pferderassen auf. Sie scheint sich heute nicht mehr nur auf schwere Pferderassen zu beschränken, die mit ungepflegten Hufen im Matsch stehen.

Wissenschaftler zum Thema „Hufkrebs“

Um Hufkrebs gezielt zu behandeln, ist es sinnvoll, die genaue Ursache dieser Pferdekrankheit zu kennen. Obwohl in den letzten Jahren intensiv dazu geforscht wird, gibt es bisher noch keine belastbaren Studien, die diese Erkrankung an einem konkreten Erreger festmachen können. Einerseits wurden auffällig viele Spirochäten (Bakterien) in den degenerierten Geweben gefunden [3], vor allem auch die Unterart Trepomena [4]. Gleichzeitig gibt es aber auch Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Hufkrebs und einer Infektion durch bovinen Papillomvirus.

Dieses Papillomvirus verursacht Herpes bei Pferden [5]. Das Rinder-Papillomvirus kann aber auch Sarkoide verursachen, die ebenso wie Hufkrebs Wucherungen von Horn-bildenden Zellen sind. Und bei Rindern kann es eine sogenannte „Digitale Dermatitis“ auslösen, die an den Klauen auftritt [6]. Also ist auch der Verdacht auf das Herpesvirus als Ursache von Hufkrebs bei Pferden nicht völlig unbegründet. Bis die Ursachen dieser Pferdekrankheit eindeutig geklärt sind, haben sich die Wissenschaftler darauf geeinigt, dass Hufkrebs eine sogenannte „multifaktorielle Erkrankung“ ist.

Womit kann Hufkrebs verwechselt werden?

Jeder Fachtierarzt für Pferde wird beim Verdacht auf Hufkrebs eventuelle Differenzialdiagnosen abklären. Leider kommt es viel zu häufig vor, dass Pferdehalter die ersten Symptome von Hufkrebs mit denen von Strahlfäule verwechseln und ihr Tier dann längere Zeit mit ungeeigneten Therapiemitteln behandeln. Dadurch bekommt die Krankheit die Möglichkeit, sich über einen längeren Zeitraum hinweg weiter zu entwickeln und eventuell wichtige Strukturen im Pferdehuf zu schädigen.

Diagnose von Hufkrebs

Ein erfahrener Tierarzt für Pferde kann normalerweise die Diagnose Hufkrebs bei Pferden schon nach einer klinischen Untersuchung stellen. Dazu überprüft er zuerst den Allgemeinzustand des vierbeinigen Patienten und klärt anschließend ab, inwieweit die Symptome auf das Krankheitsbild passen. Im Zweifelsfall nimmt er eine Gewebeprobe und lässt sie durch ein Labor untersuchen.

Hufkrebs bei Pferden: Behandlung

Wenn bei einem Pferd Hufkrebs diagnostiziert wurde, sollte vor der eigentlichen Behandlung zuerst einmal der betroffene Huf gründlich ausgeschnitten werden. Dadurch ist sichergestellt, dass sich kein zusätzliches befallenes Gewebe unter der Hufsohle oder in den Strahlfurchen verbirgt. Anschließend wird sämtliches entartetes Gewebe unter örtlicher Betäubung des gesamten Hufes weiträumig entfernt.

Theoretisch könnte dein Tierarzt diese OP auch in eurem Stall durchführen. Allerdings besteht dabei das Risiko, dass mehr gesundes Gewebe entfernt wird, als unbedingt nötig. Im Stall ist es nicht möglich, die Operation an Hightech-Geräten zu verfolgen, wie sie in Pferdekliniken eingesetzt werden. Wer die Kollateralschäden bei der operativen Entfernung von Hufkrebs möglichst gering halten möchte, sollte den Eingriff in einer Pferdeklinik vornehmen lassen.

Weiterführende Behandlung nach einer Hufkrebs OP

Nach dem Entfernen des degenerierten Gewebes wird zumeist ein lokales Antibiotikum auf den Operationsbereich aufgebracht. Manche Tierärzte vereisen vorher auch kurz den Operationsbereich (Kryotherapie), um möglichst viele der eventuell noch vorhandene Spirochäten abzutöten. Anschließend wird das Operationsgebiet mit sterilen Gazen abgedeckt, die durch einen geschlossenen medizinischen Hufschuh an ihrem Platz gehalten werden. Oft sind diese Gazen mit Medikamenten imprägniert.

Anfangs sollte die Wundversorgung etwa alle drei Tage stattfinden. Orale Gaben von Antibiotika wie Chloramphenicol oder Oxytetracyclin können anscheinend die Wundheilung unterstützen. Es gibt auch Hinweise darauf, dass der Einsatz von Kortikosteroiden (Cortison) positive Auswirkungen auf die Rekonvaleszenz von Pferden mit Hufkrebs hat. Allerdings kann Cortison bei Pferden in bestimmten Situationen Hufrehe auslösen – weshalb der Einsatz von Kortikosteroiden gut abgewägt werden sollte.

Naturheilmittel und Hausmittel bei Hufkrebs

Manche Defizite in der Nährstoffversorgung können Pferde anfälliger für bestimmte Pferdekrankheiten machen. Es kann also nichts schaden, wenn du dein Pferd im Fall von Hufkrebs auf etwaige Mängel an Zink, Selen, Mangan oder Biotin untersuchen lässt. Füttere aber nicht einfach irgendwelches Mineralfutter, ohne vorher die Werte deines Pferdes abklären zu lassen. So etwas schadet nachweislich mehr, als es nützt.

Ein wirklich alternatives Naturheilverfahren bei Hufkrebs wurde in einer Fallstudie an einem Vollblüter in Japan dokumentiert [7]. Anstelle das entartete Gewebe operativ zu entfernen, wurde dem Pferd ein medizinischer Hufschuh mit… Fliegenmaden angelegt. Diese fressen abgestorbene, sich zersetzende oder kranke Zellen. Sie lassen aber das gesunde Gewebe unberührt.

In dem dokumentierten Fall wurden die Maden alle drei Tage ausgetauscht. Nach einem Monat waren sämtliche abnormen Gewebestrukturen verschwunden. Weitere drei Monate später war der betroffene Huf vollständig ausgeheilt. Diese Art der Therapie wirkt auf den ersten Blick sehr unhygienisch. Aber bei diesem japanischen Rennpferd hat sie anscheinend funktioniert.

Vorbeugung gegen Hufkrebs beim Pferd

Auch wenn Hufkrebs vor allem mit Nässe, Matsch und mangelnder Stallhygiene in Verbindung gebracht wird, kann er selbst unter exzellenten Haltungsbedingungen auftreten. Zum einen gibt es anscheinend eine genetische Disposition und zum anderen können auch weitere Stressoren den Ausbruch der Krankheit begünstigen. Um die haltungsbedingten Stressfaktoren zu verringern solltest du auf Folgendes achten:

 

  • trockene Einstreu bei Pferden in Boxenhaltung
  • erhöhte Bereiche im Auslauf mit festem Untergrund schaffen
  • Gefälle / Drainage im Auslauf
  • stehendes Wasser vermeiden
  • Pfützen trockenlegen
  • regelmäßige Hufpflege durch einen qualifizierten Hufschmied
  • täglich Hufe auskratzen 

 

Fazit: Wissen zum Mitnehmen über Hufkrebs beim Pferd

Hier haben wir das Wichtigste zum Thema „Hufkrebs“ stichpunktartig zusammengefasst:

 

  1. Hufkrebs ist kein Karzinom.
  2. Trotzdem ist er eine unkontrollierte Gewebeneubildung.
  3. Zu spät erkannter Hufkrebs kann ein Pferd unreitbar machen.
  4. Frühzeitig erkannt, ist er einfach zu behandeln.
  5. Hufkrebs beim Pferd wird oft mit Strahlfäule verwechselt.
  6. Dein Tierarzt kann die Erkrankung schon im Frühstadium erkennen.

 

 

 

Redaktionelle Mitarbeit: Nelly Sophie Lönker, Medizinredaktion

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