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Herpes beim Pferd

Teaser Krankheiten
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Inhaltsverzeichnis

Ein Ausbruch von Herpesviren in seinem Stall ist wohl das furchterregendste Horrorszenario für jeden Pferdehalter. Wer einmal Fotos von gelähmten Pferden in Hängegeschirren gesehen hat, wird die Bilder kaum mehr vergessen.

Das Equine Herpesvirus vom Typ EHV 1 ist in Europa endemisch, was bedeutet, dass es regelmäßig zu Ausbrüchen kommt. Dabei spielt eine große Rolle, dass 60 bis 90 % aller Pferde in Europa das Virus latent (inaktiv) in sich tragen. Leider gibt es zur Zeit noch keine Impfungen, die einen effektiven Infektionsschutz gegen Herpes beim Pferd bieten. Hier erfährst Du alles Wichtige zum Thema "Pferdeherpes".

Redaktionelle Mitarbeit: Nelly Sophie Lönker, Medizinredaktion

Equine Herpesviren beim Pferd: Welche Virustypen gibt es?

Equine Herpesviren erzeugen bei befallenen Pferden eine lebenslange latente Infektion. Der Erreger versteckt sich nach einer überstandenen Erkrankung besonders häufig an der Teilungsstelle des Trigeminusnervs oder im Lymphgefäßsystem. Je nach Virustyp manifestieren sich die Infektionen mit Herpes bei Pferden auf verschiedene Weise.

Equines Herpesvirus 1 oder EHV 1 gehört zu den Varicelloviren. Es überträgt sich hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion und kann eine Erkrankung der oberen Atemwege (Rhinopneumonitis), Virusabort bei Stuten oder EHM (Equine Herpesvirus-Myeoloencephalopathie) verursachen. EHM ist der dramatische Verlauf einer Infektion mit EHV 1, bei dem sich das Rückenmark entzündet und Lähmungserscheinungen auftreten. Wenn volkstümlich von "Herpes beim Pferd" gesprochen wird, ist damit zumeist die Infektion mit dem Equinen Herpesvirus 1 gemeint.

Equines Herpesvirus 2 oder EHV 2 gehört zu den Percaviren. Es kann Infektionen der oberen Atemwege und/oder Bindehaut- und Hornhautentzündungen (Keratokonjunktivitis) verursachen. Oft verlaufen Infektionen mit dem Equinen Herpesvirus 2 auch völlig symptomlos.

Equines Herpesvirus 3 oder EHV 3 gehört zu den Varicelloviren. Es überträgt sich beim Deckakt und kann einen gutartigen Bläschenausschlag an den Genitalien verursachen. Infizierte Pferde tragen EHV 3 ein Leben lang in sich und dürfen deshalb nicht mehr zur Zucht eingesetzt werden.

Equines Herpesvirus 4 oder EHV 4 gehört zu den Varicelloviren und wird auch Rhinopneumonitis-Virus genannt. Es verbreitet sich per Tröpfcheninfektion und kann ebenso eine Infektion der oberen Atemwege auslösen wie EHV 1. Im Gegensatz zu diesem kann es aber keinen Abort bei trächtigen Stuten auslösen.

Equines Herpesvirus 5 oder EHV 5 gehört wie EHV 2 zu den Percaviren. Ganz wie dieses kann es Bindehaut- und Hornhautentzündungen (Keratokonjunktivitis) und/oder Infektionen der oberen Atemwege auslösen.

Herpes beim Pferd ist zwar hochinfektiös, Menschen können sich aber nicht mit dem Virus anstecken. Außer bei Pferden tritt der Euine Herpesvirus auch bei Eseln und Maultieren auf. Obwohl EHV 1 Epidemieartig auftritt, wird es in Deutschland nicht als meldepflichtige Tierseuche geführt.

Ursachen für akutes Herpes beim Pferd

Da ein Großteil der europäischen Pferde ohnehin das inaktive Virus in sich trägt, ist der Kontakt mit potenziellen Überträgern kaum zu vermeiden.

Stress und/oder ein geschwächtes Immunsystem können dazu führen, dass latente Viren wieder aktiviert werden und die Pferde so zu Überträgern werden. Leider ist Herpes beim Pferd im Latenzstadium nicht nachweisbar. Je höher die Viruslast im Stall, desto wahrscheinlicher wird die Ansteckung anderer Pferde.

Erste Maßnahmen bei Herpesinfektionen im Stall

Herpes beim Pferd wird häufig nicht gleich erkannt, da die ersten Symptome recht unauffällig sind. Falls aber mehrere Pferde im Stall in etwa zeitgleich Atemwegsbeschwerden und Fieber zeigen, sollte der Tierarzt unbedingt eine Infektion durch das Equine Herpesvirus 1 ausschließen.

Besteht der Verdacht auf eine EHV-1-Infektion, muss das betreffende Pferd zwingend isoliert werden. Bei seinen Stallgenossen sollte zwei Mal am Tag Fieber gemessen werden, um etwaige Infektionen frühzeitig zu erkennen. Bei Kontakt mit infizierten Tieren sollten Schutzkleidung, Einweghandschuhe und Gummistiefel getragen werden.

Kann man Equines Herpesvirus EHV 1 beim Pferd verwechseln?

Bei Atemwegssymptomen im Herbst oder Winter denkt fast jeder zuerst einmal an eine Erkältung. Fieber, Husten und Nasenausfluss können jedoch auch Anzeichen für eine EHV-1-Infektion sein. Deshalb solltest Du im Zweifelsfall den Tierarzt lieber ein Mal zu viel als ein Mal zu wenig kommen lassen. Er kann relativ schnell herausfinden, ob Dein Pferd mit Equinem Herpesvirus infiziert ist.

Diagnostik von Herpes beim Pferd

Eine Verdachtsdiagnose von Herpes beim Pferd wird durch Laboruntersuchungen bestätigt. Mittels PCR-Tests lässt sich das Virus relativ sicher nachweisen. Wahrscheinlich wird Dein Tierarzt nach der Äußerlichen Untersuchung Deines Pferdes erst einmal Tupferproben für einen PCR-Test abnehmen. Anschließend braucht er noch Blut für einen Bluttest zur Titerbestimmung. Dabei wird die Konzentration von spezifischen Antikörpern im Blut gemessen. Mit der zweiten Untersuchung kann er die Ergebnisse des PCR-Tests untermauern. 

Behandlung von Herpes beim Pferd

Bisher gibt es noch keine wirksamen Medikamente gegen Herpes beim Pferd. Tierärzte können lediglich die auftretenden Symptome behandeln. Dazu verwenden sie häufig Entzündungshemmer (NSAIDs, DMSO und Cortison), welche jedoch die Funktion der Immunzellen und des Darms beeinträchtigen können.

Öfters werden auch Virostatika eingesetzt, um das Equine Herpesvirus bei seiner Vermehrung zu hemmen. Für die Wirkung von Virostatika wie Aciclovir bei EHV 1 gibt es allerdings keine evidenzbasierten Beweise.

2016 veröffentlichten Forscher der Universität Zürich eine Fallstudie in der veterinärmedizinischen Fachzeitschrift "Tierärztliche Praxis". Sie hatten bei 30 von 61 an EHV erkrankten Pferden den Wirkstoff "Heparin" eingesetzt, der eine erstaunlich gute Wirkung bei der Vorbeugung gegen die neurologische Form von EHV 1 zeigte. Jetzt sollen größer angelegte Feldstudien diese Ergebnisse untermauern. Heparin ist ein körpereigener Vielfachzucker, der die Blutgerinnung hemmen und Viren am Eintritt in die Zellen hindern kann.

Impfungen gegen die Equinen Herpesviren beim Pferd

Bei Turnierpferden sind Impfungen gegen das Equine Herpesvirus vorgeschrieben. Die Impfungen verhindern zwar nicht den Ausbruch einer Herpesinfektion, sollen jedoch die auftretenden Symptome bei infizierten Pferden abmildern können. Zudem verringert sich die ausgeschiedene Virusmenge um bis zu 90 %, was den Infektionsdruck in den betroffenen Ställen massiv herabsetzt.

Eine Impfung gegen das Equine Herpesvirus wirkt nur nach vorangegangener Grundimmunisierung und muss alle sechs Monate wiederholt werden. Allerdings werden die Impfungen kontrovers diskutiert. Sie sollen bei infizierten Pferden ohne Anzeichen von EHV bereits mehrmals dazu geführt haben, dass sich bei diesen nach der Impfung die neurologische Form von EHV 1 entwickelte. Zu kurze Impfintervalle sollen scheinbar denselben Effekt haben können. Aktuell werden in Deutschland hauptsächlich folgende Impfstoffe gegen Herpes beim Pferd eingesetzt:

  • Resequin NN plus¨ inaktivierter Kombinationsimpfstoff gegen EHV 1 und 4 
  • Duvaxyn¨ inaktivierter Einzelimpfstoff gegen EHV 1
  • Prevaccinol¨ Lebendimpfstoff

 

Alternative Behandlungsansätze bei Pferdeherpes

Sollte in eurem Stall EHV 1 ausbrechen, macht es Sinn, die Immunabwehr Deines Pferdes durch eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Spurenelementen zu unterstützen. Vitamin E wird nachgesagt, dass es Entzündungen im Nervengewebe hemmen kann. Gaben von Vitamin B können zusätzlich die Funktion der Nerven unterstützen. Von Carotinoiden heißt es, dass sie die Aktivität der T-Zellen steigern können. Außerdem solltest Du auf eine ausreichende Versorgung mit Zink achten, weil dieses Spurenelement das Immunsystem stärken kann.

Echinacea-Präparate sollen eine vergleichbare Wirkung auf das Immunsystem haben wie das immunstimulierende Medikament "Zylexis". Außerdem sollen Kurkuma, Knoblauch und Ginseng entzündungshemmende Eigenschaften besitzen.

Im Anfangsstadium der Krankheit können die homöopathischen Mittel Gelsemium und Belladonna in der Potenz D12 oder C30 dazu beitragen, dass der Organismus Deines Pferdes das Virus besser bekämpfen kann. Du hast also viele Möglichkeiten, Dein Pferd ganzheitlich zu unterstützen.

Vorbeugung gegen Herpes beim Pferd

Eine klassische Vorbeugungsmaßnahme gegen den schweren Verlauf einer Infektion mit EHV 1 ist die Impfung. Sie sollte möglichst zeitgleich bei allen Pferden im selben Stall vorgenommen werden. Zudem kannst Du dafür sorgen, dass Dein Pferd nicht unnötigem Stress ausgesetzt wird. Psychischer oder körperlicher Stress können Auslöser für eine Reaktivierung "schlafender" Herpesviren sein.

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Fazit

Herpes beim Pferd ist eine sogenannte "Stallseuche", die innerhalb kürzester Zeit den Großteil eines Bestands infizieren kann. Für einzelne Tiere besteht die Gefahr eines schweren Krankheitsverlaufs mit bleibenden neurologischen Schädigungen, die unter Umständen eine Euthanasie aus Tierschutzgründen indizieren. Durch Impfungen soll das Risiko eines schweren Verlaufs reduziert werden.

Quellenangaben

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7970122/

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1939-1676.2009.0304.x

https://ivcjournal.com/integrative-approach-ehm/

https://lua.rlp.de/de/unsere-themen/lexikon/lexikon-e/equines-herpesvirus/

https://www.vetmed.uni-leipzig.de/fileadmin/Fakult%C3%A4t_VMF/Klinik_Pferde/Dokumente/EHV-1-Ausbruch_H%C3%A4ufig_gestellte_Fragen_signed.pdf

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