Erstveröffentlichung am 23.11.2022 - Ein Haarlingsbefall kann sensible Pferde zur Weißglut bringen. Sie spüren die unersättlichen Plagegeister auf sich herumkrabbeln und können sie nicht abwehren wie Fliegen oder Bremsen.
Allerdings reagiert nicht jedes Tier so empfindlich auf die unerwünschten Untermieter. Pferde mit einem guten Abwehrsystem werden weitaus weniger von Parasiten geplagt als geschwächte Tiere. Es kann durchaus vorkommen, dass bei Stallgenossen ein Pferd mit Haarlingen geradezu übersät ist und auf dem anderen finden sich nur einige wenige Exemplare.
Redaktionelle Mitarbeit: Nelly Sophie Lönker, Medizinredaktion
Diese Seite soll Pferdehalterinnen und Pferdehaltern lediglich Informationen über Krankheiten und Symptome beim Pferd vermitteln. Die Informationen dürfen weder die Beratung oder Behandlung durch einen Tierarzt ersetzen noch dazu verwendet werden, eigenständig medizinische Behandlungen vorzunehmen. Sie dienen nicht zur Selbstdiagnose und/oder Selbstbehandlung und ersetzt keinesfalls die Diagnose durch einen Tierarzt.
In Europa gibt es zwei Arten von Ektoparasiten bei Pferden, die oft miteinander verwechselt werden. In der Regel befällt Werneckiella equi, auf Deutsch "Haarling" genannt, Widerrist, Rumpf und den Hals von Einhufern. Manchmal wird der Parasit auch als Damalinia equi bezeichnet. Er wird ein bis zwei Millimeter lang und ernährt sich von dem Keratin in der Haut und gelegentlich von Blut aus kleinen selbst eröffneten Wunden.
Haarlinge gehören zu den sogenannten "Kieferläusen". Sie haben keinen Saugrüssel wie eine herkömmliche Laus, sondern sie beißen. In englischsprachigen Ländern werden sie (übersetzt) als "Beißende Pferdeläuse" bezeichnet.
Gelegentlich werden Pferde aber auch von Haematopinus asini befallen. Das Wort Haematopinus kommt aus dem Griechischen und bedeutet "Bluttrinker". Asini stammt aus dem Lateinischen: Asinus bedeutet auf Lateinisch "Esel". Wie der Name schon sagt, ist dieser Parasit ein Blutsauger, im Gegensatz zu Werneckiella equi. In der englischen Fachliteratur wird er deshalb als "Saugende Pferdelaus" bezeichnet. Blutsaugende Pferdeläuse sitzen hauptsächlich in Mähne und Schweif.
Haematopinus asini kann leicht mit dem bloßen Auge identifiziert werden: Er wird bis zu etwa drei Millimeter lang. Haematopinus Asini wird zu den sogenannten "Anoplura" gerechnet, den "echten" Läusen. Im Endeffekt kann es dir aber egal sein, welche Art von Läusen auf deinem Pferd herumkrabbeln. Beide Ektoparasiten erfordern dieselben Hygienemaßnahmen und werden mit denselben Medikamenten behandelt.
Die lästigen Parasiten verursachen einen permanenten Juckreiz, dem die befallenen Tiere andauernd durch Scheuern und Beißen entgegenwirken wollen. Haarlose Stellen und Hautläsionen entstehen zumeist nicht durch die Haarlinge und Läuse an sich, sondern durch die Abwehrmaßnahmen der Pferde.
Ein starker Befall kann dazu führen, dass das Winterfell "wie zerrupft aussieht" und seine isolierende Funktion beeinträchtigt wird. Bei einem massiven Befall mit Haematopinus asini kann zudem eine Anämie entstehen, die unter Umständen schon mit bloßem Auge an einem zu wenig durchbluteten Zahnfleisch erkennbar sein kann.
Hier die Symptome von Haarlingen auf einen Blick:
Pferde mit Haarlingen haben sich zumeist durch direkten Körperkontakt mit Artgenossen infiziert. Fohlen, Pferde mit chronischen Krankheiten wie dem Cushing Syndrom und auch gesunde ältere Pferde sind aufgrund ihres fragileren Immunsystems und des längeren Fells besonders für einen Befall mit Pferdeläusen prädisponiert.
Die Parasiten bevorzugen Pferderassen mit ausgeprägtem Winterfell und starkem Behang. Eine Infektion durch fremdes Putzzeug, Pferdedecken und sonstiges Zubehör ist eher unwahrscheinlich, da weder Werneckiella equi noch Haematopinus asini lange ohne ihren Wirt überleben können. Trotzdem solltest du - auch im Hinblick auf andere Krankheiten - ausschliesslich eigene Ausrüstung verwenden und diese regelmäßig waschen oder reinigen.
Wenn du zu einer Offenstallgemeinschaft gehörst und Haarlinge in eurem Stall aufgetreten sind, kannst du davon ausgehen, dass alle eure Tiere betroffen sind.
Einige davon werden weniger darunter leiden und eher asymptomatisch reagieren. Andere haben vielleicht mit denselben Problemen zu kämpfen wie Dein Pferd .Es lohnt sich also nicht, es zu isolieren: Wenn einer es hat, haben es alle. Deshalb sollten alle Tiere einer Offenstallgemeinschaft immer gleichzeitig gegen Parasiten behandelt werden.
Anders bei Boxenpferden: Diese sollten bis zum Abschluss ihrer Behandlung, also etwa einen Monat lang, nur einzeln auf die Weide / auf den Auslauf gelassen werden. Ihre Boxennachbarn sollten ebenfalls auf Parasitenbefall kontrolliert werden. Ist der Befund positiv, sollte wiederum der nächste Nachbar kontrolliert werden. So könnt ihr die Verbreitung von Läusen bei Pferden in Boxenhaltung effektiv unterbinden.
Die Eier von Haarlingen sehen sehr ähnlich aus wie die Eier der Dasselfliege. Ihre tropfenförmigen Nissen erinnern vom Aussehen her an die die Eier von Menschenläusen. Sie sind fast unlösbar am Haarkleid befestigt.
Während die Eier der Dasselfliegen aber zumeist am hinteren Drittel der Haare befestigt sind, befinden sich die Nissen der Pferdeläuse eher in der Nähe der Haarwurzel.
Übrigens: Pferdeläuse und Haarlinge sind stark wirtsspezifisch und überleben nur auf Einhufern. Bei engem Kontakt zu einem stark befallenen Tier, beispielsweise beim Reiten ohne Sattel, können sich allerdings einzelne Exemplare auf den Menschen verirren. Sie verschwinden aber meistens, wenn sie feststellen, dass sie auf einem "Fehlwirt" gelandet sind. Falls doch das eine oder andere Krabbeltier bei dir einziehen möchte, wirst du es spätestens bei der nächsten Dusche wieder los.
Werneckiella equi und Haematopinus asini sind gut mit dem bloßen Auge zu erkennen. Nach dem Reiten kann es vorkommen, dass einige der Parasiten zur Oberfläche des Fells kriechen, weil es ihnen in der Nähe der warmen Haut zu heiß wird.
Wenn du auf Nummer sicher gehen möchtest, kannst du dir in der Apotheke einen Läusekamm besorgen, in dem sich die Parasiten leicht verfangen. Klopfe den Kamm nach ein paar Strichen auf einem Blatt Papier aus: Falls sich einige der herausfallenden Krümel bewegen, bist du fündig geworden.
Die sechsbeinigen Insekten sind gelblich, weißlich oder hellbraun. Ihr Körper ist breiter als hoch. Bei Haematopinus asini ist der Kopf schmaler als der restliche Kšrper. Der Kopf von Werneckiella equi ist hingegen breiter als das erste Glied des Rumpfes.
Ausgewachsene Haarlinge legen täglich mehrere Eier, aus denen sich nach drei Nymphenstadien neue fortpflanzungsfähige Parasiten entwickeln. Die Nissen und ihre Lokalisation können darauf hinweisen, von welcher Pferdelaus ein Pferd befallen ist. Falls du einen Haarlingsbefall feststellst, solltest du deinen Tierarzt kontaktieren.
Aktuell gibt es in Deutschland kein Medikament gegen Ektoparasiten, das eine Zulassung für den Einsatz bei Pferden hat. Es können aber problemlos alle Mittel verwendet werden, die bei Kühen, Schafen und Ziegen eingesetzt werden. Dein Tierarzt muss nur die Dosierung anpassen.
Wichtig: Bei Stuten mit Fohlen bei Fuß sollten keine Waschlösungen oder Puder verwendet werden, weil die Fohlen viel Hautkontakt mit der Mutter haben. Frage Deinen Tierarzt, ob er Dir vielleicht eher ein Spot-On-Präparat wie beispielsweise Ektopor geben kann.
Ansonsten können Mittel mit den Wirkstoffen Diazinon, Pyrethroiden, Pyrethrum, Permethrin oder Phoxim zur Bekämpfung von Pferdeläusen eingesetzt werden. Den blutsaugenden Haematopinus asini wirst du höchstwahrscheinlich auch mit einer Wurmkur, die den Wirkstoff Ivermectin enthält, wieder los. Um auch die anschließend schlüpfenden Larven zu erfassen, sollten alle Behandlungen gegen Ektoparasiten drei Mal im Abstand von zehn Tagen durchgeführt werden.
Die "chemische Keule" ist die einzig wirklich zuverlässige Methode, um Läuse und Haarlinge beim Pferd wirksam zu bekämpfen. Um der Leber beim Entgiften zu helfen, kannst du homöopathische Arzneimittel wie Nux vomica in den Potenzen D12 oder C30 verwenden.
Für die angegriffene Haut und das Immunsystem kannst du auch etwas tun: Ein Zusatzfuttermittel mit Zink unterstützt die Regeneration.
Ektoparasiten befallen vorzugsweise Tiere mit dichtem, langem Fell. Rein theoretisch kannst du also dein Pferd scheren, um den unerwünschten Untermietern ein Schnippchen zu schlagen. Das funktioniert aber nicht bei den saugenden Pferdeläusen, die sich in Mähne und Schweif einnisten.
Am besten du achtest einfach auf einen guten Gesundheitszustand, ausgewogene Fütterung und regelmäßige Wurmkuren, damit das Immunsystem deines Pferdes optimal funktioniert. Ausreichende Stallhygiene und regelmäßiges Waschen von Pferdedecken, Sattelunterlagen und Putzzeug tragen ebenfalls dazu bei, das Übertragungsrisiko zu verringern. Außerdem lohnt es sich, Neuzugänge auf Pferdeläuse und Haarlinge zu untersuchen, bevor sie mit den anderen Tieren Kontakt aufnehmen.
Kein Mensch kann sie brauchen, aber sie treten doch immer wieder auf: Die lästigen Haarlinge und Pferdeläuse sind einfach nicht auszurotten. Falls du den Verdacht hast, dass sie auch dein Pferd befallen haben, solltest du schnellstmöglich reagieren. So verhinderst du eine Ausbreitung der Plagegeister und erhältst dir die Sympathie der anderen Pferdebesitzer.
Quellenangaben
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