Seit 2015 kursiert wieder vermehrt die Druse (medizinisch: Coryza contagiosa equorum) in Europa. Diese hochinfektiöse bakterielle Infektionskrankheit befällt vorwiegend die oberen Atemwege von Fohlen und Jungpferden. Aber auch Pferde mit schwachem Immunsystem und ältere Tiere werden häufig infiziert.
Der Krankheitserreger ist das Bakterium Streptococcus equi subspecies equi (kurz: S. equi). Druse-Erkrankungen sollten möglichst früh erkannt werden, da sich die Krankheit endemisch verbreitet. Sie kann zwischen 30 und 100 % der Bestandspferde befallen.
Die durchschnittliche Sterberate liegt zwar nur bei 2 bis 3 %, aber notwendige Quarantänemaßnahmen, Laboruntersuchungen und Behandlungen sind aufwendig und kostenintensiv.
Redaktionelle Mitarbeit: Nelly Sophie Lönker, Medizinredaktion
Diese Seite soll Pferdehalterinnen und Pferdehaltern lediglich Informationen über Krankheiten und Symptome beim Pferd vermitteln. Die Informationen dürfen weder die Beratung oder Behandlung durch einen Tierarzt ersetzen noch dazu verwendet werden, eigenständig medizinische Behandlungen vorzunehmen. Sie dienen nicht zur Selbstdiagnose und/oder Selbstbehandlung und ersetzt keinesfalls die Diagnose durch einen Tierarzt.
Druse hat eine Inkubationszeit von 3 bis 14 Tagen. Erste Anzeichen für eine Infektion ist hohes Fieber von bis zu 41°, Mattigkeit und Appetitlosigkeit. Ein bis drei Tage nach dem Auftreten des Fiebers entwickelt sich schleimig-eitriger Nasenausfluss, der ein- oder beidseitig auftreten kann. Mit dem Nasenausfluss scheidet das erkrankte Pferd Erreger aus, die eventuell durch Schmierinfektionen verbreitet werden. Auch Tröpfcheninfektionen sind möglich.
Im Verlauf der Krankheit befällt der Erreger verschiedene Lymphknoten im Kopfbereich. In leichteren Fällen dringt er nur in die Kehlgang-Lymphknoten ein. In Folge vereitern die betroffenen Lymphknoten und schwellen an. In etwa 90 % aller Fälle kommt es etwa eine Woche nach dem Auftreten der Schwellung zur Abszessbildung. Erkrankte Pferde können deutliche Atembeschwerden entwickeln, wenn die vereiterten Lymphknoten die oberen Atemwege einengen.
Zahlreiche Pferde nehmen in diesem Stadium eine auffällig gestreckte Kopf-Hals- Haltung ein, um den schmerzhaften Druck durch die Abszesse zu reduzieren. Nach einiger Zeit brechen die Abszesse auf und der Eiter entleert sich entweder nach außen oder in die Luftsäcke des betroffenen Pferdes. In der Regel bessert sich der Zustand der infizierten Pferde, sobald die Abszesse aufgebrochen sind.
Bei atypischen Fällen kann es unter Umständen nur zu Nasenausfluss oder nur zu Lymphknotenschwellungen ohne Abszessbildung kommen. Bei etwa 10 % der Pferde entwickelt sich nach der akuten Infektion eine sogenannte „Kalte Druse“. Die Tiere sind dann zwar symptomfrei, scheiden aber noch bis zu 36 Monate lang den Erreger aus. Bei besonders schwer erkrankten Pferden kann eine sogenannte „Metastatische Druse“ entstehen. Dabei verbreitet sich der Erreger über die Blutbahn und/oder das Lymphsystem bis in verschiedene innere Organe.
Diese Symptome treten nicht alle gleichzeitig auf, sondern entwickeln sich nacheinander und bestehen nur zum Teil gleichzeitig.
Dein Pferd hat Fieber und gelben Nasenausfluss? Dann stelle als erstes sicher, dass es keinen Kontakt zu anderen Pferden oder Menschen aufnehmen kann. Als nächstes solltest Du sofort den Tierarzt anrufen und die Symptome schildern, damit er sich entsprechend vorbereiten kann.
Erst wenn Dein Tierarzt festgestellt hat, dass es sich bei den Auffälligkeiten nicht um Druse-Symptome handelt, kannst Du Dein Pferd in Absprache mit dem Tierarzt wieder in seine gewohnte Umgebung bringen.
Falls Dein Pferd positiv getestet wird, musst Du für eine Weile aufwendige Maßnahmen zum Infektionsschutz vornehmen. Bei Kontakt mit Deinem Pferd solltest Du Gummistiefel tragen, die Du anschließend in einem verschlossenen Plastiksack aufbewahrst. Dasselbe gilt für Deine Kleidung.
Wasche und desinfiziere Deine Hände jedes Mal, wenn Du aus der Box kommst. Ausrüstung, Werkzeuge und Decken müssen gründlich gereinigt werden. Anschließend desinfizierst Du sämtliche hitzebeständigen Materialien mit einem Dampfreiniger und behandelst die übrigen Gegenstände mit Desinfektionsmitteln. S. equi ist zwar hochaggressiv, verträgt aber weder Temperaturen über 70° C noch Desinfektionsmittel.
Der Mist erkrankter Pferde sollte an einem abseits gelegenen Platz entsorgt werden.
Bakterielle Infektionen befallen üblicherweise Pferde, deren Abwehrsystem nicht optimal funktioniert. Fohlen und Jungpferde stecken sich an, weil ihr Immunsystem noch nicht ausreichend entwickelt ist, um den Erreger abzuwehren.
Bei geschwächten und älteren Pferden kann die Grundvoraussetzung für eine Infektion darin bestehen, dass ihr Allgemeinzustand aufgrund von Nährstoff- oder Mineralstoffmängeln suboptimal ist. Wenn dann noch Stress, lange Transporte, Verwurmung oder mangelhafte Stallhygiene hinzukommen, erhöht sich das Infektionsrisiko.
Prinzipiell besteht zu Anfang die Verwechslungsmöglichkeit mit der meldepflichtigen Pferdeseuche Rotz / Malleus.
Diese tritt aber nur noch selten in Europa auf. Tierärzte werden von den zuständigen Institutionen informiert, sobald Malleus in Deutschland auftritt und berücksichtigen das bei ihren Untersuchungen.
Geschwollene Lymphknoten und Nasenausfluss können allerdings auch auf eine Zahnerkrankung hinweisen.
Virale Atemwegserkrankungen produzieren unter Umständen ebenfalls ähnliche Symptome.
Nachdem Du aber bei einem Verdacht auf Druse ohnehin den Tierarzt rufen solltest, brauchst Du Dir über eine exakte Diagnose nicht selbst den Kopf zu zerbrechen.
Eine klinische Verdachtsdiagnose ergibt sich, wenn eine hochansteckende Atemwegsinfektion mit Fieber, Schwellungen im Kehlgang und eitrigem Nasenausfluss vorliegt. Der Tierarzt entnimmt in solchen Fällen entweder eine Tupferprobe aus den Nüstern in etwa 10 bis 15 cm Tiefe oder aus einem aseptisch eröffneten Abszess. Spülproben aus dem Nasen-Rachengang oder aus dem Luftsack liefern die sichersten Ergebnisse.
Bis vor einiger Zeit wurden zur Diagnose einer Druse-Infektion im Labor Kulturen angelegt. Die Ergebnisse ließen lange auf sich warten. Mittlerweile stehen in Deutschland auch PCR-Tests zur Verfügung, die das Procedere erheblich abkürzen. Zum Nachweis von asymptomatischen Trägertieren bietet sich eine Kombination von PCR und kulturellem Nachweis an, bei der die Nachweisquote etwa 90 % beträgt. Damit ein Pferd als nicht-infektiös eingestuft werden kann, sollten zumindest drei PCR-Tests im Abstand von jeweils einer Woche vorgenommen werden.
Normalerweise werden schwere bakterielle Infektionen mit Antibiotika behandelt. Bei einer Druse-Erkrankung ist die Antibiotika-Therapie allerdings umstritten. Zum einen, weil die Antibiotika in bereits verkapselten Abszessen die Erreger nicht mehr erreichen können und zum anderen, weil das Immunsystem dadurch weniger Chancen hat, Abwehrstoffe gegen den Erreger auszubilden.
Im Frühstadium – noch vor der Entwicklung der Abszesse – kann eine Therapie mit Penicillin angebracht sein. Seit 2021 gibt es in Deutschland auch wieder einen Impfstoff gegen S. equi, der aber nur in Einzelfällen empfohlen wird.
Wahrscheinlich wird Dein Tierarzt nach der Diagnose lediglich die Symptome der Erkrankung behandeln, damit Dein Pferd weniger darunter zu leiden hat. Du selbst kannst die Reifung der Abszesse durch Umschläge mit warmen, zerstampften Kartoffeln beschleunigen. Wenn Du dazu einmal keine Zeit hast, kannst Du auch Zugsalbe auf die betroffenen Bereiche auftragen.
Zur Unterstützung der tierärztlichen Behandlung bieten sich homöopathische Arzneimittel an. Gleich beim ersten Krankheitsverdacht kannst Du Deinem Pferd 10 Globuli Ferrum phosphoricum D12 oder C30 verabreichen. Du legst sie einfach unter seine Zunge oder drückst sie in eine Apfelspalte. Wenn möglich trägst Du dabei Arzthandschuhe.
Ferrum phosphoricum kann das Immunsystem stärken und Entzündungen entgegenwirken. Parallel dazu kannst Du Dein Pferd auf dieselbe Art und Weise mit Natrium sulfuricum D6 oder C30 bei der Entgiftung unterstützen.
Wenn sich im weiteren Verlauf der Krankheit Abszesse bilden, kann Myristica sebiferia in der Potenz D12 oder C30 dazu beitragen, dass diese sich schneller entleeren.
Myristica wird auch „das homöopathische Messer“ genannt. Falls die eitrigen Absonderungen Deines Pferdes einen Geruch nach altem Käse ausströmen, kann das eine Indikation für das homöopathische Mittel Hepar sulfuris sein. Dieses Mittel wird in der Homöopathie ebenso wie Myristica sebiferia bei eitrigen Entzündungen eingesetzt.
Achte darauf, dass sich Dein Pferd in einem guten Allgemeinzustand befindet. Das erreichst Du, indem Du für eine ausreichende Mineralstoffversorgung sorgst und Deinem Pferd viel Bewegung unter freiem Himmel gönnst. Nasskalte Witterung begünstigt die Ausbreitung infektiöser Keime.
In feucht-kalten Perioden kannst Du das Abwehrsystem Deines Pferdes mit Echinacea oder anderen geeigneten Futterzusätzen unterstützen.
Wenn neue Einsteller in Deinen Stall kommen, vermeide in den ersten zwei Wochen den Kontakt mit ihnen.
Falls Dein Pferd mit einem fremden Hänger transportiert werden soll, frage nach, ob er seit dem letzten Transport desinfiziert wurde.
Auf Turnieren und ähnlichen Veranstaltungen ist es günstig, den direkten Kontakt zu fremden Pferden zu vermeiden. Auf diese Weise kannst Du das Risiko von Infektionskrankheiten stark verringern.
Hier findest du gut strukturierte Beschreibungen sämtlicher wichtiger Pferdekrankheiten – für medizinische Laien verständlich erklärt.
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