Wenn sich der Hochsommer ankündigt, ist die erste Hitzewelle nicht weit. Pferdehalter fühlen sich oft hilflos, wenn sie sehen, dass ihre Tiere unter der Sommerhitze leiden. Selbst wenn du bereits alle gängigen Ratschläge zum Umgang mit der Sommerhitze befolgst: Es gibt noch weitere Möglichkeiten, deinem Pferd einen lebenswerten Sommer zu bieten. Schau dir einfach mal unsere Tipps zur Pferdehaltung im Hochsommer an.
Bei Tageshöchsttemperaturen über 30º C ist reiten nur in den frühen Morgenstunden angesagt. Warum dich und dein Pferd unnötig plagen? Um sechs Uhr morgens ist es im Sommer am kühlsten. Anschließend steigen die Temperaturen unaufhaltsam an. Manchmal kann man im Internet lesen, dass Sportler ihr Training auf die frühen Morgenstunden oder in die Abendstunden verlegen sollen. Gegen Abend trainieren? Kein guter Tipp.
Während einer Hitzewelle heizt sich unsere Umwelt mit jeder Stunde mehr auf. Im Hochsommer ist es abends oft heißer als in den Mittagsstunden, auch wenn die direkte Sonneneinstrahlung ab etwa sechs Uhr weniger stark ist, als zuvor. Falls du nicht zu den Frühaufstehern gehörst, gibt es eine coole Alternative zum reiten in der Sommerhitze: Mach doch mal Bodenarbeit unter einem Rasensprenger – oder übe ein paar Trail-Aufgaben im Schritt unter der glitzernden Wasserkuppel.
Deinem Pferd ist es auf der Weide zu heiß? Bring es bloß nicht in den Stall. Dort gibt es zwar keine direkte Sonneneinstrahlung, aber Ställe werden mit jeder Stunde immer heißer. Noch dazu ist die Luftzirkulation im Innenbereich meistens ziemlich eingeschränkt. Ausserdem ist die Luft im Stall bei Hitze besonders stark mit Ammoniakgasen und mit Feinstaub belastet. Selbst wenn es auf eurer Wiese nur wenig Schatten gibt: Einen Weideunterstand habt ihr bestimmt.
Nun ist eine Weidehütte oftmals eher als Schutz vor Regen und Kälte konzipiert – und nicht als Schattenpavillon. Sie hat also nur selten ein isoliertes Dach und oft auch keine Fenster in den Seitenwänden, durch die im Hochsommer ein kühlender Wind wehen könnte. Also stellen sich viele Pferde bei einer Hitzewelle lieber neben der Hütte in den Schatten, anstelle den Vollschatten des Weideunterstands aufzusuchen.
Was hältst du davon, einfach den Außenbereich um eure Weidehütte herum während des Sommers zu beschatten? Mit Schattiernetz / Sonnenschutznetz aus HDPE-Gewebe ist das ganz einfach und kostengünstig zu realisieren. Ursprünglich zur Beschattung von Gewächshäusern gedacht, werden diese leichten, aber extrem reißfesten und UV-beständigen Netzgewebe mittlerweile auch in vielen anderen Bereichen genutzt. Angebote ab etwa 6,00 € pro Quadratmeter findest du online oder auch in einigen Baumärkten.
Dicht gewebte HDPE-Sonnenschutznetze (E125) können 70 bis 90 % der Sonneneinstrahlung blockieren. Sie sind zumeist an den Breitseiten mit einer Art „Knopflochleiste“ ausgestattet, durch die du problemlos ein dünnes Seil ziehen und am Ende des Gewebes verknoten kannst. Mit dem Rest dieses Seils kannst du das extrem leichte Netz auch an weiter entfernten Befestigungspunkten straff anbinden. Das ist nicht viel schwieriger, als eine Wäscheleine anzubringen. Wenn du deinem Pferd im Sommer einen luftigen Schattenplatz spendieren möchtest, probier es doch einmal aus.
Anstelle auf dem Reitplatz zu braten oder in der Halle zu schwitzen, ist im Hochsommer ein Ausritt zu einem Badeweiher die bessere Option. Aber wo darf man in Deutschland mit einem Pferd schwimmen gehen? Höchstwahrscheinlich da, wo auch Hundehalter ihre Vierbeiner ohne Leine baden lassen: also in kleinen Weihern oder in manchen Kiesgruben. Hör dich doch einmal bei Hundebesitzern in deiner Region um, wo sie mit ihren Fellnasen schwimmen gehen.
Alternativ kannst du natürlich auch bei eurer Gemeinde nachfragen. So richtig genial wäre natürlich ein Ausritt zu einem Strand, wo du mit deinem Pferd baden gehen könntest. Wenn du bei einem Urlaub mit deinem Pferd (bitte verlinken mit „Urlaub mit eigenem Pferd“ und anschließend die Klammer mitsamt dem Inhalt löschen) das Meer in deiner Nähe hast, kann das durchaus klappen. Für mehr Info schau einfach mal kurz in unseren Artikel „Reiten am Meer“. Dort findest du alles Wichtige zu den Bestimmungen für Reiter an den Stränden der Ostsee und der Nordsee.
Gut zu wissen:
Alle Pferde können von Natur aus schwimmen. Allerdings können sie dabei keinen Reiter tragen. Das zusätzliche Reitergewicht würde ein schwimmendes Pferd unter Wasser drücken.
Wenn Pferde im Sommer beim Training schwitzen, geht es ihnen nicht anders als uns Menschen. Muskelaktivität erzeugt Wärme. Um die normale Körpertemperatur im Inneren eines Organismus aufrecht zu erhalten, setzen bei Überhitzung verschiedene Mechanismen ein, die dazu beitragen, die Körperkerntemperatur auf dem normalen Level zu halten. Einer der wichtigsten Mechanismen zur Regulierung der Körpertemperatur ist das Schwitzen.
Schweiß ist salzig. Das liegt daran, dass beim Schwitzen zahlreiche Mineralstoffe ausgeschieden werden. Werden diese nicht ersetzt, können Beschwerden wie Benommenheit, Kopfschmerzen oder Kreislaufprobleme entstehen. Pferde schwitzen nicht nur beim Training, sondern auch bei hohen Temperaturen. Also macht es Sinn, ihnen in solchen Situationen Elektrolyte anzubieten.
Wenn du Lust hast, kannst du deinem Pferd sogar einen Elektrolyt-Cocktail selber mischen. Laut WHO besteht eine vereinfachte Elektrolytlösung aus vier Zutaten, die du wahrscheinlich sogar schon in deiner Küche hast: Wasser, Zucker, Salz und Orangensaft. Ein etwa 75 kg schwerer Mensch sollte in bestimmten Situationen täglich drei Liter dieses Cocktails trinken. Hier das Rezept, das eigentlich für Menschen gedacht ist. Bei Pferden funktioniert diese Elektrolytlösung aber genauso.
Zum Herstellen einer einfachen Elektrolytlösung brauchst du:
• 1 Liter Trinkwasser
• 200 ml Orangensaft
• 4 Esslöffel Zucker
• einen gestrichenen Teelöffel Salz
Rühre zuerst Zucker und Salz in einem Glas Wasser solange um, bis sich die Kristalle aufgelöst haben. Dann mische alles zusammen.
Für ein 450 kg schweres Freizeitpferd brauchst du ungefähr 6 Liter dieses Cocktails pro Tag. Falls dein Pferd keinen Orangensaft mag, kannst du stattdessen auch Apfelsaft verwenden. Allerdings solltest du ihm dann zusätzlich einige Bananen füttern, um seinen Kaliumbedarf abzudecken. Im Originalrezept sorgt der Orangensaft für die Kaliumzufuhr. Dein Pferd ist bestimmt begeistert von diesem süßen sommerlichen Elektrolyt-Cocktail.
Alternativ kannst du natürlich auch fertige Elektrolytpulver im Fachhandel bestellen. Achte aber darauf, dass sie von einem seriösen Anbieter stammen und keine weiteren Inhaltsstoffe wie Vitamine, Magnesium oder Calcium enthalten. Diese Inhaltsstoffe sind leider häufig überdosiert. Aber selbst bei korrekter Dosierung wird es spätestens dann problematisch, wenn du deinem Pferd eine Müslimischung als Kraftfutter fütterst. Die meisten Pferdemüslis sind nämlich mit Vitaminen und Spurenelementen angereichert.
Viele Pferdehalter spritzen ihr Pferd mit dem Wasserschlauch ab, um es abzukühlen. Das hat zwar einen gewissen Kühleffekt, bringt aber nicht soviel, wie das Übergießen mit kaltem Wasser. Forscher der Universität Maryland in Australien haben festgestellt, dass Wassergüsse die Körpertemperatur von erhitzten Pferden effektiv auf Normalniveau absenken können. Sie empfehlen, überhitzte Pferde etwa fünf Minuten lang mit Wassergüssen aus einem Eimer abzukühlen.
Ob kalt abspritzen oder kalte Wassergüsse: Das anschließende Abziehen mit dem Schweißmesser solltest du dir sparen. Wenn das zurückbleibende Wasser im Fell verdunstet, produziert es zusätzlich Verdunstungskälte. Darauf setzen auch die Hersteller von Kühldecken für Pferde. Laut Herstellerangaben sollen diese handlichen Decken ein Pferd für etwa 20 bis 30 Minuten um mehrere Grad abkühlen können. Allerdings sollten sie anschließend abgenommen werden, weil sie ansonsten den gegenteiligen Effekt haben – genau wie Kühlgamaschen.
In der Kräuterheilkunde werden den einzelnen Pflanzen nicht nur Heilwirkungen auf bestimmte Organe zugeordnet. Sie werden auch in die Kategorien „kühlend“ und „erwärmend“ eingeteilt. Laut Hildegard von Bingen hat Zimt zum Beispiel wärmende Eigenschaften. Und das scheint zu stimmen: Wer hätte denn schon im Hochsommer Lust auf Zimtsterne? Oder auf ein Getränk mit Zimtgeschmack?
Lindenblüten sollen hingegen schweißtreibend wirken, weshalb bei einer Grippe oft Lindenblütentee empfohlen wird, damit man „die Krankheitserreger ausschwitzt“. Natürlich gibt es ebenso kühlende Kräuter: Bei diesen belegt Minze den ersten Platz. In den meisten arabischen Ländern wird heißer, süßer Tee aus türkischer Minze (Nana-Minze) mindestens ebenso viel getrunken wie Kaffee.
Vielleicht mag dein Pferd im Sommer ja etwas Minze in seinem Pferdemüsli – wegen dem frischen Geschmack? Du kannst aber auch einen Eimer voll Pfefferminz- oder Nana-Minze-Tee zubereiten und nach dem Abkühlen dazu verwenden, dein Pferd abzuwaschen. Probier es mal auf deiner eigenen Haut aus: Die ätherischen Öle der Minze kühlen tatsächlich.
Außer der Minze sollen Rosmarin, Eukalyptus, Basilikum und Melisse ebenfalls mit kühlenden Eigenschaften punkten. Bestimmt gibt es auch noch weitere Heilkräuter, die deinem Pferd ein Gefühl von Frische vermitteln können. Wenn du tiefer in das Thema einsteigen möchtest, solltest du einfach einen Tierheilpraktiker (bitte mit dem Text dazu verlinken und anschließend diese Klammer entfernen) danach fragen. Falls du noch keinen guten Tierheilpraktiker in deiner Gegend gefunden hast, wirf einfach mal einen Blick auf unsere Tierheilpraktiker-Adressen.
Außer den üblichen Maßnahmen zur Pferdehaltung im Hochsommer bieten sich bei Hitzewellen noch weitere Optionen an:
• Bodenarbeit anstelle des üblichen Trainings
• Beschattung von zusätzlichen Außenbereichen
• Zufütterung von kühlenden Kräutern
• Zufütterung von Elektrolyten
• Einsatz von Kühldecken oder Kühlgamaschen
• Wassergüsse mit kaltem Wasser
• mit deinem Pferd schwimmen gehen
Maßnahmen zum Erhalt der Pferdegesundheit auf einem Blick
Hier findest du gut strukturierte Beschreibungen sämtlicher wichtiger Pferdekrankheiten – für medizinische Laien verständlich erklärt.