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Muskelaufbau bei Pferden: Helfen Apfelschalen dabei?

von
Susanne Krauzig
zuletzt aktualisiert 03.07.2025
Ein dunkles Pferd frisst Äpfel von einem Apfelbaum
Foto © JustToday shutterstock.com
Inhaltsverzeichnis

Wäre es nicht super, wenn es ein Wundermittel gäbe, das Körperfett bei Pferden „einfach so“ in Muskelmasse umwandelt? Okay, natürlich solltest du auch aktiv am Muskelaufbau deines Dickerchens arbeiten. Aber es gibt Pferde, die brauchen nur eine saftige Wiese anzuschauen, und schon haben sie wieder ein paar Kilo mehr auf den Rippen. Wir haben eine spannende Studie zu diesem Thema entdeckt. Sie belegt, dass Ursolsäure, die zum Beispiel in Apfelschalen enthalten ist, bei Mäusen eine Verminderung von weißem Fett bei gleichzeitiger Erhöhung der Muskelmasse bewirkt.

Gibt es Ursolsäure nur in Apfelschalen?

Als Naturstoff kommt die Ursolsäure vor allem in Äpfeln und aromatischen Kräutern wie

 

  • Eukalyptus
  • Thymian
  • Salbei
  • Bohnenkraut
  • Rosmarin
  • Katzenminze
  • und Lavendel vor.

 

Der höchste Gehalt an natürlicher Ursolsäure findet sich in Äpfeln – genauer gesagt: in der Apfelschale. Die Säure sitzt in der natürlichen Wachsschicht, mit der ein Apfelbaum seine Früchte vor zu hoher Verdunstung schützt. Übrigens dürfen Äpfel aus Deutschland nicht künstlich gewachst werden. Du kannst diese Wachsschicht also bedenkenlos mitessen.

Fast 90 % der medizinisch relevanten Inhaltsstoffe eines Apfels befinden sich in seiner Schale. Neben der Ursolsäure enthalten Äpfel unter anderem Pektin, Carotinoide, Bio-Flavonoide, Antioxidantien, Vitamine und Mineralstoffe. Wenn du dein Pferd beim Muskelaufbau naturheilkundlich unterstützen möchtest, könnten Apfelschalen eine interessante Option sein.

2 rote Äpfel und ein geschälter Apfel, die Schale liegt daneben
Das beste vom Apfel steckt in der Schale
Foto © Jennifer Tepp shutterstock.com

Welche Wirkung hat Ursolsäure in Apfelschalen auf Pferde?

Wissenschaftler der University of Iowa / USA machten im Jahr 2012 eine bahnbrechende Entdeckung. Bei einer Studie an Mäusen stellten sie fest, dass Gaben von Ursolsäure positive Auswirkungen auf deren Muskelkraft und ihren Muskelaufbau hatte. Außerdem fanden sie heraus, dass sich bei Mäusen, die Ursolsäure als Futterergänzungsmittel erhielten, eine beträchtliche Menge weißes Körperfett in braunes Körperfett umgewandelt hatte.

Hinzu kommt, dass die „Ursolsäure-Mäuse“ trotz fettreicher Ernährung im Gegensatz zur Kontrollgruppe keine Fettleber entwickelten. Auch ihre Blutzuckerwerte blieben – anders als bei der Kontrollgruppe – ganz normal [1]. Ursolsäure scheint also auch ein vielversprechender Kandidat für weitere Forschungen zum Thema Behandlung von Fettleibigkeit, Muskelabbau und metabolischem Syndrom (bei Pferden: EMS) zu sein.

 

Hier die Wirkung von Ursolsäure in der Mäuse-Studie auf einen Blick:

  • 15 % mehr Muskelmasse ohne zusätzliches Training
  • 42 % des weißen Körperfetts in braunes Körperfett umgewandelt
  • 15 bis 20 % mehr Energieverbrauch ohne zusätzliches Training
  • Erhöhung der Muskelkraft
  • Stabilisierung der Insulinwerte

 

Natürlich ist eine Studie an Mäusen nicht 1:1 auf Pferde übertragbar. Aber die meisten Säugetiere haben etwa 80 % gleich aufgebauter Gene. Deshalb ist es überhaupt erst möglich, neue Medikamente für Menschen im Tierversuch auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen. Säugetiere wie Maus, Mensch oder Pferd sind sich ähnlicher, als die meisten Menschen bisher angenommen hatten.

Überblick der Mäuse-Studie zu Ursolsäure als Ergänzungsfuttermittel

Während der 2012 veröffentlichten Studie zum medizinischen Potenzial von Ursolsäure fütterten Forscher der Universität von Iowa/USA zwei Gruppen von acht Wochen alten, männlichen Mäusen mit einer Futtermischung von etwa 55 % Fettanteil. So viel Fett ist auch für Mäuse ungesund. Bei den „Versuchskaninchen“ wurde dieser Diät zwischen 0,14 bis 0,27 % Ursolsäure zugesetzt. Die Kontrollgruppe erhielt das fettige Futter ohne Futterergänzungsmittel.

Nach sechs Wochen maßen die Wissenschaftler die Effekte auf das Fettgewebe, die Muskeln, den Stoffwechsel und auf die Leber. Dabei wurden die Werte der Versuchstiere – also denen, die ihrem Futter Ursolsäure zugesetzt bekamen – mit den Werten der Kontrollgruppe verglichen. Wie bereits im vorherigen Kapitel aufgeführt, ergaben sich dabei signifikante Unterschiede der beiden Gruppen.

 

Gemessen wurde unter anderem:

 

  • Glukosetoleranz
  • Leberfettgehalt
  • Muskelaufbau (Akt-Enzymaktikvität)
  • Muskelwachstum (Gen-Expressionen wie Igf1)
  • Größe der Muskelfasern
  • Muskelmasse
  • Energieverbrauch / Grundumsatz
  • Regulation der Körpertemperatur  

Hintergrundwissen: Weißes und braunes Körperfett

Wer jemals versucht hat, ein paar Kilo loszuwerden, weiß es wahrscheinlich bereits: Weißes Fett dient als Energiespeicher. Es ist sozusagen „die Reserve für schlechte Zeiten“. Bei uns Menschen sitzt es besonders oft am Bauch oder auf den Hüften. Es kann aber auch an innere Organe angelagert werden und beispielsweise eine Fettleber verursachen.

Bei Pferden liegen diese Fettdepots vorzugsweise an der Schulter, am Mähnenkamm und an der Kruppe. Auch übergewichtige Pferde können eine Fettleber entwickeln, Das wirkt sich letztendlich wieder auf den gesamten Stoffwechsel aus. Dadurch können Stoffwechselstörungen wie zum Beispiel eine Insulinresistenz entstehen. Braunes Körperfett ist hingegen aktiv und verbrennt Kalorien. Es leistet einen Beitrag zur Wärmeregulierung des Organismus.

Weiße Dose mit lila Hintergrund und Aufschrift Ursolic Acid
Ursolsäure ist bei Bodybuildern beliebt
Foto © luchschenFshutterstock.com

Kann Ursolsäure in Apfelschalen Fettdepots reduzieren?

Laut der Studie an der Universität von Iowa baut Ursolsäure Fettdepots nicht ab, sondern um. Sie bewirkt anscheinend, dass weißes Körperfett durch braunes Körperfett ersetzt wird. Bei den Mäusen, die sechs Wochen lang Ursolsäure als Futterergänzungsmittel erhielten, wurde bis zu 42 % mehr braunes Körperfett festgestellt als bei den Mäusen der Kontrollgruppe.

Gleichzeitig verloren die Tiere etwas an Gesamtkörpergewicht und zeigten parallel eine Zunahme an Muskelfasern, die für Ausdauer- oder Sprint-Leistungen zuständig sind (Fast- und Low-Twitch-Muskelfasern). Nun sind Muskeln schwerer als Fett. Also hat sich während dieses Versuchs an Mäusen das Verhältnis von Muskelmasse zum Körperfett optimal verändert.

Kann ich die Tagesdosis von Ursolsäure für ein Pferd selbst berechnen?

Es ist gar nicht so einfach, eine medizinisch wirksame Dosierung von Apfelschalen für ein Pferd zu berechnen. Es reicht nicht aus, einfach die in der Mäuse-Studie angegebene Menge an Ursolsäure pro Tag auf das Durchschnittsgewicht von Pferden hochzurechnen. (Das Durchschnittsgewicht dieser Mäuse betrug übrigens 25 Gramm. Bei Pferden geht man von einem mittleren Gewicht von etwa 500 Kilogramm aus).

Die einfache Hochrechnung auf Basis des Körpergewichts ist unzureichend, weil Mäuse aufgrund ihres geringen Körpervolumens einen sehr schnellen Stoffwechsel haben. Sie müssen viel mehr Energie aufwenden, um ihren Körper an die jeweiligen Umweltbedingungen anzupassen, als ein Pferd. Der Mäuseorganismus tickt also in einem wesentlich schnelleren Rhythmus als der eines Pferdes. Deshalb haben eingenommene Substanzen bei Mäusen eine geringere Halbwertszeit als bei Pferden oder bei Menschen.

Freizeitreiter, die nicht zufällig gerade Pharmakologie studieren, dürften also Schwierigkeiten damit haben, die exakte Tagesdosis von Ursolsäure für ihre Pferde selbst zu berechnen. Wenn du jetzt Lust bekommen hast, dein Pferd beim Muskelaufbau mit Apfelschalen zu unterstützen, solltest du dieses Thema mit deinem Pferdetierarzt besprechen. Tierärzte haben unter anderem auch Pharmakologie studiert, und können dir höchstwahrscheinlich qualifizierte Tipps zum Thema „Apfelschalen: Dosierung beim Pferd“ geben.

 

Hier findest du qualifizierte Pferdetierärzte in deiner Nähe:

Pferden Apfelschalen in Eigenregie füttern

Rein rechnerisch läge die Dosierung von Ursolsäure für einen Menschen von 70 Kilo Körpergewicht auf Basis der Mäuse-Daten bei 3,8 Milligramm pro Tag. Trotzdem wird die Tagesdosis bei Nahrungsergänzungsmitteln für Menschen mit 200 bis 450 Milligramm angegeben. Das kann unter anderem daran liegen, dass die Hersteller ihre Dosierungsempfehlungen nicht auf Basis des Körpergewichts, sondern auf Basis der Körperoberfläche berechnet haben – eine gängige Praxis in der Pharmakologie.

Hinzu kommt, dass nur etwa 10 bis 20 % der eingenommenen Ursolsäure vom menschlichen Organismus resorbiert wird. Mäuse können Ursolsäure besser verstoffwechseln als Menschen. Wie das bei Pferden aussieht, konnten wir bisher noch nicht herausfinden. Es gibt anscheinend noch keine Studien dazu.

Pferde haben aber einen langsameren Stoffwechsel als Menschen. Ihr Futter braucht etwa 48 Stunden bis zur Ausscheidung. Außerdem sind sie reine Pflanzenfresser. Ihr Stoffwechsel ist auf die Verwertung pflanzlicher Substanzen optimiert. Also könnte es gut möglich sein, dass Pferde Apfelschalen besser verstoffwechseln können als Menschen.

Wenn wir die Mäusedosis ohne Berücksichtigung dieser zusätzlichen Faktoren einfach nur auf 500 Kilogramm Pferd hochrechnen, erhalten wir eine tägliche Minimaldosis von 215 Milligramm Ursolsäure pro Tier. Dieser Wert liegt noch unterhalb der Empfehlungen zur Tagesdosis bei Menschen und entspräche etwa 61 Gramm Apfelschalen mit einem Ursolsäuregehalt von 3,5 %. Rein aus dem Bauch heraus wirkt das auf mich unrealistisch. Wie man eine Mäusedosis auf eine Pferdedosis anhand der Körperoberfläche berechnet, haben wir bisher noch nicht herausgefunden.

Apfelschalen und die darin enthaltene Ursolsäure sind allerdings im Allgemeinen gut verträglich und unterstützen durch ihren hohen Pektingehalt zusätzlich die Verdauung beim Pferd. Von daher ist es eher unwahrscheinlich, dass dein Pferd Probleme durch eine ungenaue Dosierung der Schalen bekommen könnte. Vielleicht wäre es hilfreich, deine selbst ausgetüftelte Tagesdosis von Apfelschalen für dein Pferd von einem Tierheilpraktiker unter die Lupe nehmen zu lassen?

Hier findest du im Handumdrehen Tierheilpraktiker für Pferde in deiner Nähe:

FAZIT

„One apple a day keeps the doctor away“ könnte unter Umständen auch für Pferde gelten. Bei einer Studie an Mäusen, die den Apfelschalen Inhaltsstoff Ursolsäure als Zusatzfuttermittel verabreicht bekamen, veränderten sich messbare Stoffewechsel-Daten eindeutig zum Positiven. Ob das auch auf Pferde und Menschen übertragbar ist, muss erst noch wissenschaftlich abgeklärt werden.

Die optimale Tagesdosis von Apfelschalen für Pferde ist schwierig zu errechnen. Veterinärmedizinische Fachspezialisten wie Pferdetierärzte oder erfahrene Tierheilpraktiker für Pferde können dir dabei helfen, die indinviduelle Tagesdosis von Ursolsäure für dein Pferd herauszufinden.

 

 

Quellenangaben:

https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC3379974/#:~:text=In%20high%20fat%2Dfed%20mice%2C%200.27%25%20ursolic%20acid%20increases,%E2%89%A57%20mice%20per%20diet

https://www.snapcalorie.com/nutrition/apple_peels_nutrition.html

https://www.tierversuche-verstehen.de/faktencheck-der-mensch-ist-keine-70-kilo-ratte/

 

 

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