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Trageerschöpfung beim Pferd

Teaser Krankheiten
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Inhaltsverzeichnis

In den Medien wird das Thema "Trageerschöpfung bei Pferden" (auf Englisch "Topline Syndrome") heftig diskutiert. Manche Autoren sind der Meinung, dass bis zu 90 % aller gerittenen Pferde unter dieser Muskelschwäche leiden. Einige behaupten, dass die Symptome bei einer passenden Therapie bereits nach zwei Monaten verschwinden, andere sind hingegen davon überzeugt, dass es an die zwei Jahre dauert, bis sich die entsprechenden Muskeln aufgebaut haben.

Es gibt Autoren, die diesen Symptomenkomplex "Topline-Syndrom" oder "Trageschwäche" nennen, andere bezeichnen ihn als "Rumpfträgererschöpfung" oder "Tragekrafterschöpfung". Unser Beitrag bringt etwas Ordnung in dieses Durcheinander.

Redaktionelle Mitarbeit: Nelly Sophie Lönker, Medizinredaktion

Was genau ist "Trageerschöpfung" beim Pferd?

Laut Sportpferde-Spezialistin Iris Wenzel stammt die Bezeichnung "Trageerschöpfung"  aus dem Buch "Illusion Pferdeosteopathie" von Tanja Richter. Die Autorin verwendet diesen Begriff für einen Zustand beim Pferd, der darauf schließen lässt, dass es ihm an den nötigen körperlichen Voraussetzungen fehlt, um das Reitergewicht problemlos zu tragen.

Mit Erschöpfung hat das erst einmal gar nichts zu tun. Ungerittenen Jungpferden fehlt es ebenso an Tragkraft wie Senioren mit Muskelschwund, ausgepowerten oder falsch gerittenen Pferden. "Tragekraftmangel" wäre eigentlich ein besserer Ausdruck für Pferde mit einer sogenannten "Trageerschöpfung" . Aber es kursieren schon so viele unterschiedliche Bezeichnungen für diesen Begriff im Internet, dass wir denen nicht noch eine weitere hinzufügen möchten. Bleiben wir also bei dem Begriff, der am häufigsten verwendet wird: Trageerschöpfung.

Ursachen für die sogenannte "Trageerschöpfung"

Alterungsprozesse, Überlastung, zu wenig Bewegung, überwiegende Boxenhaltung, reiterliche Fehler, Stoffwechselstörungen, Parasitosen oder Unterernährung können dazu führen, dass ein Pferd bestimmte Muskeln abbaut oder gar nicht erst aufbaut.

Häufig spielen bei der Entwicklung einer Trageschwäche mehrere Gründe zusammen. Aber ganz gleich, aus welchen Gründen sich ein Topline Syndrom entwickelt hat: Als Reiter kannst du etwas dagegen unternehmen.

Pferde sind eigentlich nicht dazu ausgelegt, Gewicht auf ihrem Rücken zu tragen. Du siehst ja selbst, dass, anders als beim Esel oder beim Muli, der Pferderücken vom Widerrist bis zur Kruppe leicht nach unten gebogen ist. Eine Hängebrückenkonstruktion ist aber nicht besonders belastbar. Also müssen Pferde eine Möglichkeit finden, wie sie Gewicht, das auf ihre Wirbelsäule nach unten einwirkt, optimal stemmen können.

Kein Pferd träumt davon, geritten zu werden. Es ist unsere Bedürfnis, auf "der Hängebrücke Pferd" zu sitzen. Also sollten wir uns die Zeit nehmen, unsere Pferde optimal darauf vorzubereiten. Leider werden heute aber nur noch wenige Jungpferde so auf ihre Arbeit vorbereitet, wie es eigentlich nötig wäre. Deshalb entwickeln sie oftmals nicht die passenden Muskeln, um das Reitergewicht ohne schädliche Auswirkungen auf ihren Körper zu tragen.

Erste Maßnahmen beim Verdacht auf Trageerschöpfung

Wenn du den Verdacht hegst, dass dein Pferd nicht die richtigen Muskeln hat, um dich problemlos zu tragen, höre erst einmal mit dem Reiten auf. Wende dich an mindestens zwei verschiedene Fachleute wie Tierärzte, Tierheilpraktiker, Pferdeosteopathen oder Pferdephysiotherapeuten, um den Zustand deines Pferdes beurteilen zu lassen.

Auch wenn du normalerweise dein Pferd hauptsächlich mit natürlichen Methoden behandeln lässt: Mach diesmal auch einen Termin mit einem Tierarzt aus. Schulmediziner haben viele Möglichkeiten (röntgen, Ultraschall etc.) zur exakten Diagnose einer funktionellen Einschränkung des Bewegungsapparats

Womit kann eine "Trageerschöpfung" beim Pferd verwechselt werden?

Bei einigen Stoffwechselerkrankungen verlieren Pferde an Gewicht und bauen schließlich Muskelmasse ab. Dasselbe gilt für starken Parasitenbefall oder Probleme mit den Zähnen. Deshalb macht es Sinn, dein Pferd zuerst von einem Fachtierarzt für Pferde untersuchen zu lassen. Danach ist es leichter zu entscheiden, ob du zur Behandlung auch einen Tierheilpraktiker, Osteopathen oder Physiotherapeuten hinzuziehen möchtest.

Diagnostik einer "Trageerschöpfung"

Dein Tierarzt wird wahrscheinlich nach einer ausführlichen Befragung eine klinische Diagnose vornehmen. Um festzustellen, ob die Rumpfträgermuskulatur deines Pferdes tatsächlich unterentwickelt ist, begutachtet er dein Pferd von allen Seiten und tastet es an bestimmten Stellen ab. Anschließend bittet er dich vielleicht darum, es rückwärts zu richten, es an der Hand vorzutraben oder es in enge Wendungen zu führen.

Etwaige Schäden an der Wirbelsäule wie beispielsweise ein Karpfenrücken (Kyphose) oder die gefürchteten "Kissing Spines" kann er mithilfe von Röntgenuntersuchungen genauer abklären. Vermutet er die chronische Reizung des Nackenbands oder eine leichte Fesselträgerentzündung, kann er Ultraschall einsetzen. Er wird sich sicher größte Mühe geben, den Zustand deines Pferdes korrekt zu diagnostizieren. Im Fall einer Fehldiagnose kann er nämlich für Folgeschäden haftbar gemacht werden.

Therapie von Pferden mit "Trageerschöpfung"

Eine Rumpfträgerschwäche ist therapierbar. Allerdings reicht es nicht aus, deinem Pferd zusätzliche Futterergänzungsmittel zu geben, wie manche Hersteller vorschlagen. Wenn Muskeln zu schwach sind, müssen sie Schritt für Schritt aufgebaut werden. Das geht nur durch Training. Am besten besprichst du die Gestaltung deines individuellen Trainingsplans mit den Fachleuten, die sich um dein Pferd gekümmert haben. Es gibt keine pauschalen Empfehlungen, die für jedes Pferd passen.

Hier nur ein allgemeiner Tipp: Fast alle Reiter haben schon davon gehört, dass man Jungpferde in den ersten beiden Jahren vorwärts-abwärts reiten soll. Das zügige Voranreiten im Trab am langen Zügel zeigt dem Pferd den vielzitierten "Weg in die Tiefe". Wenn ein Pferd unter seinem Reiter den Hals nach unten nimmt, macht es die Erfahrung, dass seine Last auf diese Weise leichter zu tragen ist. Verschiedene Muskeln an der Unterseite des Pferdekörpers treten dabei in Aktion und wölben den Pferderücken auf. Anstelle einer wenig belastbaren Hängebrückenkonstruktion entsteht so eine flexible und trotzdem belastbare Bogenbrückenkonstruktion. Durch das regelmäßige Training entwickeln sich entsprechende Muskeln.

Sobald das Pferd den Reiter problemlos tragen kann (aber nur dann), kann man seine Hinterhand zum vermehrten Untertreten aktivieren. Dadurch richtet es sich wieder auf, aber nicht wie ein untrainiertes Pferd mit einem verkrampften durchgedrücktem Rücken, das Kopf und Hals hochnimmt, weil es am liebsten die Flucht ergreifen würde. Ein gut vorbereitetes Pferd beugt seine Hinterbeine stärker und senkt die Kruppe ab, um das Reitergewicht noch leichter tragen zu können. Das klingt nach klassischem Dressurreiten? Genau: Aus diesem Grund wurde ursprünglich einmal die "klassische Reitkunst" entwickelt. Keine Lust auf Dressurarbeit in der Reithalle? Du willst bloß nach Feierabend ein bisschen im Gelände reiten? Sorry: Für dich mag das ja recht bequem sein, aber dein Pferd muss doch trotzdem dein Gewicht tragen. Und offensichtlich schafft es das nicht, ohne dabei Schaden zu erleiden. Also solltest du etwas an deiner Reitweise ändern.

Alternativen zum Muskelaufbautraining in der Reitbahn

Du kannst auch im Gelände viel für den Muskelaufbau deines Pferdes tun. Bergaufreiten stärkt die Kruppenmuskulatur. Bergab solltest du vorerst aber absitzen, um die Vorhand deines Pferdes zu entlasten. Im Galopp werden die Bauchmuskeln trainiert, und die braucht dein Pferd, um den Rücken aufzuwölben.

Reiten in unebenem Gelände beansprucht immer wieder andere Muskelpartien. Ganz gleich in welcher Gangart: Reite immer fleißig, damit dein Pferd sich etwas anstrengen muss. Lange Aufwärmphasen, kurze intensive Belastung, absitzen und führen, neue Belastung und so weiter, nur so kann dein Pferd schonend Muskeln aufbauen.

Vorbeugung gegen die sogenannte "Trageerschöpfung" beim Pferd

Wenn du ein Pferd kaufst, achte darauf, dass es eine harmonische Oberlinie und einen gut bemuskelten Rücken hat. Reite dein Pferd mindestens drei bis vier Mal pro Woche, und zwar aktiv. Es ist zwar nicht verboten, auch einmal im Sattel zu relaxen. Aber nur kurz. Denk daran, dass dein Pferd dabei nicht entspannen kann, sondern dein Gewicht stemmen muss. Dein Pferd ist ein Leistungssportler: Also trainiere seine Muskeln systematisch.

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Fazit

Die sogenannte "Trageerschöpfung" ist keine Krankheit, sondern ein Anzeichen dafür, dass bei deinem Pferd wichtige Muskeln unterentwickelt sind. Lass es von einem Tierarzt untersuchen, um sicher zu gehen, dass es keine Schäden am Skelett, an den Sehnen oder den Bändern entwickelt hat. Arbeite einen Trainingsplan aus, um die Tragemuskulatur deines Pferdes Schritt für Schritt aufzubauen. Wenn du dabei konsequent vorgehst, wird dein Pferd wieder fit.

Quellenangaben

https://blog.hippothesen.de/trageerschoepfung/

https://beva.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.2042-3306.1980.tb03427.x

https://bmcvetres.biomedcentral.com/articles/10.1186/1746-6148-9-209

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/joa.13456

https://horsebondingsuccess.com/horse-training/horse-topline

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15460068/

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