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Pferdeflüsterer – Kommunikation zwischen Pferd und Mensch

Ein Schimmel mit schwarzer Mähne und Knotenhalfter mit einer mit dem Rücken zur Kamera stehenden blonden Frau
Foto © Sonja Rasche shutterstock.com
Inhaltsverzeichnis

Viele denken beim Pferdeflüsterer an einen Menschen mit siebtem Sinn. Schon allein die Bezeichnung lässt vermuten, dass die vermeintlich übersinnlich begabte Person dem Tier ins Ohr flüstert und es daraufhin macht, was man von ihm verlangt. Dabei handelt es sich um eine Methode, die fast jeder lernen kann. Das Pferdeflüstern ist eine nonverbale Kommunikation mithilfe der Körpersprache. Sie ist somit leise wie ein Flüstern, basiert aber keinesfalls auf Magie, sondern auf einer guten Beobachtungsgabe und der Fähigkeit, die Feinheiten tierischer Signalgebung zu verstehen. Pferdeflüsterer sprechen die Sprache der Pferde und orientieren sich an deren natürlichem Verhalten.

Seit wann gibt es Pferdeflüsterer?

Die nonverbale Kommunikation mit dem Pferd ist so alt wie das Reiten. Die Reiter sämtlicher Epochen kannten Tricks und Kniffe, sich mit dem Tier durch Körpersprache und -haltung zu verständigen. Zugleich nutzte man diverse Druckmittel, die das Pferd gefügig machten und die Leistung steigerten. Die heute praktizierenden Pferdeflüsterer möchten genau auf diese verzichten und propagieren einen fairen und sanften Weg des Miteinanders. Andererseits ist auch diese Methode nicht dominanzfrei, denn in der Pferdesprache gibt es Gesten, die die Überlegenheit ohne unmittelbare Gewaltanwendung demonstrieren und vom Außenstehenden nicht als hart wahrgenommen werden. Dazu gehört zum Beispiel das leise Drohen durch Zuwenden der gefährlichen Hinterhand. Auch beim Pferdeflüstern geht es darum, Grenzen zu setzen.

Bekanntheit erlangte der Pferdeflüsterer 1998 mit dem gleichnamigen US-amerikanischen Kinofilm nach dem Roman von Nicholas Evans. Robert Redford mimt den Pferdetrainer Tom Booker, der das durch einen schweren Unfall traumatisierte Pferd Pilgrim und zugleich dessen junge Besitzerin erfolgreich therapiert. Als Vorbilder für die fiktive Romanfigur gelten Ray Hunt, Tom Dorrance und vor allem Buck Brannaman, der bei den Filmaufnahmen beratend zur Seite stand und auch hin und wieder Robert Redford doubelte. Nach der Ausstrahlung des Films entwickelte sich ein regelrechter Pferdeflüsterer-Boom. Am bekanntesten ist der Pferdetrainer Monty Roberts.

Wer ist Monty Roberts?

Der US-Amerikaner Monty Roberts gilt als Inbegriff des Pferdeflüsterers. Der Meister der gewaltfreien Kommunikation, ist ein älterer Herr aus Kalifornien, der in jungen Jahren Rodeos ritt. Er brachte es mit seiner Methode, schwierige und traumatisierte Pferde zu bändigen, zu Weltruhm. Roberts kam 1935 als Sohn eines Pferdetrainers zur Welt und saß bereits im Alter von drei Jahren im Sattel. Allerdings schreckten ihn früh die gewalttätigen Trainingsmethoden seines Vaters ab. 1986 präsentierte er die von ihm entwickelte Join-Up-Methode an der Universität in Vancouver. 1989 lud ihn die Queen ein, ihre Pferde auf Windsor Castle zu trainieren. Roberts veröffentlichte zahlreiche Bücher und war auch in Deutschland auf Seminaren zu sehen.

Ist Natural Horsemanship das Gleiche wie Pferdeflüstern?

Profis wie Pat Parelli und Monty Roberts praktizieren Natural Horsemanship als spezielle Trainingsart. Hierbei findet eine operante Konditionierung statt. Damit ist die Kombination von Druck und Nachgeben gemeint. Zum Natural Horsemanship gehören typische Übungen, zum Beispiel Freundlichkeitsspiele, um die Aufmerksamkeit des Tiers zu erhöhen, das Stachelschweinspiel, bei dem ein unangenehmer Druck das Pferd zum Ausweichen veranlasst, und das Vorwärts- und Rückwärtsschicken mit einem Seil. Das Folgen durch enge Passagen fällt ebenfalls in diese Kategorie. Natural Horsemanship ist somit eine von vielen Pferdeflüsterern genutzte Methode, aber nicht jeder Pferdeflüsterer wendet diese an. Im Gegensatz dazu versteht man unter Horsemanship den allgemein fairen und artgerechten Umgang mit dem Tier.

Schimmel mit schwarzer Mähne und Knotenhalfter mit einer blonden Frau
Pferdeflüsterer - Ziel ist es, dass das Pferd freiwillig folgt
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Was passiert beim Pferdeflüstern?

Ziel des Trainings ist, dass das Pferd freiwillig folgt. Das klappt nur, wenn das Tier dem Menschen bedingungslos vertraut. Das ist wichtig, denn Pferde, die nur aus Angst gehorchen, sind in heiklen Situationen nicht wirklich zuverlässig. Sie finden beim Reiter weder Sicherheit noch Anlehnung. Deshalb ist eine innige und vertrauensvolle Verbindung zwischen Mensch und Pferd unabdingbar. Die Beziehung basiert im Idealfall auf Verständnis und gegenseitigem Respekt. Viele Pferdeflüsterer gewinnen das Vertrauen mit der Join-Up-Methode. Sie weisen das Pferd vorerst von sich weg. Hierfür heben sie zum Beispiel den Arm oder blicken das Tier scharf an. Wendet sich das Pferd nicht ab, kommt beispielsweise ein Strick zum Einsatz. Der Trainer demonstriert mit einer aufrechten Körperhaltung seine Dominanz. Für diese Übung eignet sich ein Round-Pen besonders gut. Das ist ein umzäunter Zirkel. Das Pferd läuft frei im Round-Pen, kann aber nicht fliehen und sich den Kommunikationsversuchen nicht entziehen.

Der Trainer treibt das Pferd von sich weg und beobachtet dessen Reaktionen ganz genau. Er achtet auf jedes noch so kleine Detail, auf die Blickrichtung, die Ohren, die Kopfhaltung und das allgemeine Verhalten. Freundliche, dem Menschen zugewandte Gesten belohnt er, indem er es nicht weiter von sich forttreibt. Viele Pferde senken irgendwann den Kopf und kauen. Sie zeigen damit, dass sie den Pferdeflüsterer akzeptieren und bereit sind, sich ihm anzuschließen. Schenkt das Pferd dem Menschen seine freundliche Aufmerksamkeit, dann wendet der Trainer dem Tier seine Schulter zu und lädt es ein, ihm zu folgen. Im Lauf des Trainings berührt der Mensch das Pferd und irgendwann ist es soweit, Sattel und Trense zu holen. Dank der engen Bindung gelingt das Einreiten zumeist problemlos. Sporen, Gerten und Peitschen sind in der Regel nicht im Einsatz.

Was ist das Besondere an dieser Methode?

Die Pferde sind motiviert bei der Sache und arbeiten nicht nur deshalb mit, weil sie eine Bestrafung fürchten. Pferd und Mensch gehen eine enge Beziehung ein, die auf Vertrauen und gegenseitiger Rücksichtsnahme basiert. Es findet kein Monolog statt, in dem nur der Mensch das Sagen hat, sondern der Pferdeflüsterer tritt mit dem Pferd in einen fairen Dialog. Er kommuniziert mit dem Tier und nutzt dabei dessen natürliche Körpersprache. Letztendlich übernimmt der Mensch dennoch den dominanten Part. Das Pferd akzeptiert die Rollenverteilung, weil es im Gegenzug Schutz und Geborgenheit erhält. Sich dem Überlegenen unterzuordnen, ist in der Pferdeherde allgemein üblich. Hier sind es zumeist die älteren und erfahrenen Tiere, die die Führung übernehmen und den anderen durch ihr umsichtiges Verhalten ein Gefühl von Sicherheit schenken. Signalisiert der Mensch dem Pferd, dass er der bessere Führer ist, dann folgt ihm das Tier bereitwillig und es steht einer guten Zusammenarbeit nichts im Wege.

 

Welche Aufgaben übernimmt ein Pferdeflüsterer?

Zum Aufgabengebiet des Pferdeflüsterers gehören das An- und Einreiten von Jungpferden sowie die Korrektur von Problemfällen. Gute Trainer sind dazu in der Lage, binnen kurzer Zeit mithilfe arteigener Kommunikation das Vertrauen völlig fremder Tiere zu gewinnen. Das versetzt viele Zuschauer immer wieder in Erstaunen. Zahlreiche dieser Tierkommunikatoren, zum Beispiel Monty Roberts, gehen auf Tournee und verdienen ihr Geld mit gut besuchten Vorführungen und Lehrgängen. Sie nehmen sich Problempferden an und therapieren oft aussichtslose Fälle. Pferdebesitzer mit den unterschiedlichsten Schwierigkeiten wenden sich hoffnungsvoll an die Profis. Dabei handelt es sich zum Beispiel um kopfscheue, schreckhafte, ängstliche, steigende, bockende oder durchgehende Pferde. Auch Tiere, die sich nicht trensen und satteln lassen, nicht in den Hänger gehen, beißen, treten, sich losreißen und die Menschen über den Haufen rennen, sind bei einem Pferdeflüsterer in guten Händen. Das Erkennen und Behandeln von psychischen Traumas gehört ebenfalls zu den umfangreichen Aufgaben der einfühlsamen Pferdetrainer.

Wie wird man Pferdeflüsterer?

Pferdeflüstern ist kein Zauberwerk. Wer das natürliche Verhalten des Pferdes kennt und dessen Reaktionen richtig einschätzt und dementsprechend darauf reagiert, hat das Potenzial zum Pferdeflüsterer beziehungsweise zum sogenannten Pferdekommunikatoren. Dennoch gibt es Fähigkeiten, die die Profis von den meisten anderen Pferdefreunden unterscheiden. Professionell arbeitende Pferdetrainer kommen nicht nur mit ihren eigenen Pferden gut zurecht, sondern sie therapieren und erziehen die Tiere ihrer Auftraggeber. Es ist ihr Job, ein vertrauensvolles Miteinander zwischen ihren Kunden und deren Pferden zu schaffen und so für mehr Harmonie und Freude zu sorgen. Um das zu bewerkstelligen, benötigt der Pferdeflüsterer viel Erfahrung und fachliches Wissen. Wer beruflich in diesem Bereich Fuß fassen möchte, besucht deshalb am besten einen oder auch mehrere Lehrgänge und holt sich so die nötige Qualifikation.

Darüber hinaus lohnt sich für Pferdebesitzer die Teilnahme an Workshops für den Eigengebrauch. Die Teilnehmer lernen, die Bewegungen ihres Tieres zu interpretieren und die Körpersprache zu verstehen. Das vermeidet Missverständnisse, die häufig zu Verhaltensauffälligkeiten und Problemen mit der Kommunikation führen. Oft ist es möglich, mit dem eigenen Pferd am Lehrgang teilzunehmen und somit das Vertrauensverhältnis unter fachkundiger Anleitung zu stärken.

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