Von Claudia Becker, Erstveröffentlichung am 13.05.2024 - Was gibt es Schöneres, als ein Pferd geschenkt zu bekommen und sich dann auch noch damit zu brüsten, das Tier gerettet zu haben? Für viele ist das Knipsen von Vorher-Nachher-Bildern ein regelrechter Sport und du fühlst dich gut dabei, wenn ein Pferd dir sein Leben verdankt. Dazu gehört viel Idealismus. Ein wirklich gutes Pferd geschenkt zu bekommen, ist zwar möglich, aber doch eher unwahrscheinlich. Wenn Pferde in Not zu verschenken sind, dann ist Vorsicht geboten.
Die Kosten steigen und immer mehr Menschen trennen sich aus finanziellen Gründen von ihren Tieren. Viele Pferde in Not suchen ein Zuhause. Da liegt es nahe, auf ein Schnäppchen zu spekulieren oder darauf zu hoffen, den Vierbeiner komplett gratis abzusahnen. Gute Pferde sind allerdings teuer. Wer dringend ein Pferd abzugeben hat, sucht zuerst den Weg über den Händler oder bietet das Tier im Kleinanzeigenmarkt für einen angemessenen Preis an. Lediglich unverkäufliche Pferde in Not sind zu verschenken – inklusive ihrer Macken.
Suchst du einen Beisteller, dann hast du gute Chancen, ein Pferd geschenkt oder für wenige Euro zu erhalten. In den seltensten Fällen ist das Pferd jedoch voll reitbar. Und auch viele als bedingt reitbare Beisteller angebotenen Tiere eignen sich oft nicht einmal mehr für kurze Schrittausritte. Sind Pferde in Not zu verschenken, dann hat das einen guten Grund. Wie lautet ein altes Sprichwort? In der Welt gibt es nichts umsonst.
Früher war das Pferd ein Nutztier. Ein geschenkter Gaul hatte einen Fleischwert. Inzwischen erwerben die meisten Menschen ihre Pferde, um sich daran möglichst lange zu erfreuen. Kranke, schwierige und verhaltensgestörte Tiere sind kein Garant für eine gemeinsame glückliche Zukunft. Pferdekauf ist Vertrauenssache und gerade bei Notverkäufen oder geschenkten Pferden ist Vorsicht geboten. Lass dich von einem Fachmann beraten und nutze die Möglichkeit zur Ankaufsuntersuchung.
Informiere dich gründlich. Wer kennt sie nicht, die Ausflüchte und Versprechen? Erst heißt es, das Pferd ist gesund, und dann kommt das große Aber. Hier ein Wehwehchen, dort eine Unverträglichkeit und nebenbei kurz den Reheschub vom letzten Jahr erwähnt. Achte auf solche Zweideutigkeiten: Momentan ist Max in manchen Situationen zwar noch etwas unsicher, aber wenn er erst einmal Vertrauen gefasst hat, dann geht er mit seinem Menschen durch dick und dünn.
Es gibt immer wieder Erfolgsgeschichten von Menschen, die ihr Traumpferd billig ergatterten. Ich spreche aus Erfahrung, denn auch ich bin ein Schnäppchenjäger, der gerne günstige Gelegenheiten nutzt. Es waren zwar keine Pferde in Not zu verschenken, doch ich habe vor etwa 30 Jahren bei einem russischen Pferdehändler ein altes Auto gegen meine Skythia eingetauscht. Bei der Stute war die Bremse kaputt und sie trampelte gerne Menschen über den Haufen, doch rückblickend war es das Beste, was mir passieren konnte.
Auch hier gibt es ein großes Aber: Damals war ich jung und fit. Ich sprang zum richtigen Zeitpunkt vom Pferd und rollte mich ab. Heute falle ich wie ein Stein zu Boden und breche mir vermutlich alle Knochen. Meine Erfolgsstory enthält somit auch eine Warnung: Charakterpferde billig kaufen ist nur etwas für Profis, die ganz genau wissen, was sie sich in den Stall holen. Jugendlicher Mut und Enthusiasmus gehören ebenfalls dazu.
Häufig liest du „Pferd abzugeben, sonst Schlachter“. Oft handelt es sich dabei um eine clevere Verkaufsmasche oder um eine Methode, schwer vermittelbare Tiere möglichst schnell weiterzureichen. Zahlreiche dieser Pferde stehen tatsächlich beim Schlachter, denn viele Metzger sind gleichzeitig Pferdehändler und selbst begeisterte Reiter oder Züchter. Letztendlich geht es oft nur um den Profit, denn „Pferd zu verschenken, sonst Schlachter“ liest du extrem selten. Kurzum: Der Händler setzt dich unter Druck und hofft auf dein Mitleid.
Zudem gibt es Vereine, die Kaltblut- und Haflingerfohlen vom Schlachter freikaufen oder auf Auktionen ersteigern. Indem sie die Metzger überbieten, treiben sie unwillentlich die Preise in die Höhe. Oft besteht ein freundschaftliches Verhältnis zwischen Pferderettern, Züchtern und Schlachtpferdehändlern, sodass inzwischen auch schon Fohlen direkt von dort in die Vermittlung gelangen. Pferde in Not zu verschenken findest du dort allerdings sehr selten.
„Pferde zu verschenken, sonst Schlachter“. Wie bereits erwähnt, suchst du nach so einer Anzeige vergeblich. Und auch der Kauf über den Tierschutz hat oft seine Tücken. Viele retten um des Rettens Willen, um Platz für neue Notfallpferde zu schaffen. Und dann gibt es solche, die sich echt Mühe geben, um ein geeignetes Zuhause zu finden, damit Pferd und Mensch gemeinsam in eine glückliche Zukunft starten. Eine weitere Möglichkeit ist der Kauf direkt auf der Auktion.
Im Herbst finden in Österreich und Bayern Fohlenauktionen für Süddeutsche Kaltblut-, Noriker- und Haflingerfohlen statt, beispielsweise in Maishofen und Miesbach. Du bietest bei der Versteigerung auf ein Fohlen deiner Wahl. Unter den Mitbietern befinden sich oft auch Metzger.
Schon gewusst? Jedes Pferd, das im Equidenpass zur Schlachtung freigegeben ist, ist ein potenzielles Schlachtpferd. Das gilt auch für die Ladenhüter im Pferdehandel. Ein Großteil der Pferde ist von der Schlachtung ausgeschlossen. Manche „Retter“ retten Schlachtpferde, die gar keine sind.
Pferdebesitzer haben die Möglichkeit, ihr Pferd im Pferdepass entweder als Haustier oder als Nutztier (Schlachtpferd) eintragen zu lassen. Dabei geht es um den rechtlichen Status des Tieres.
Die Vorteile eines Eintrags als Schlachtpferd: Zum einen werden bestimmte tierärztliche Leistungen günstiger, wenn es sich bei dem Patienten um ein Nutztier handelt. Außerdem kann ein Pferd mit Schlachtpferde-Status ohne Angaben von Gründen jederzeit eingeschläfert oder geschlachtet werden.
Die Nachteile eines Eintrags als Schlachtpferd: Manche Tierärzte behandeln keine Pferde, die als Nutztiere eingetragen sind. Zudem müssen bei einem Schlachtpferd Impfungen, Erkrankungen und Verabreichung von Medikamenten lückenlos dokumentiert werden.
Die Vorteile eines Eintrags als Haustier: weniger bürokratischer Aufwand.
Die Nachteile eines Eintrags als Haustier: Das Einschläfern eines Haustieres muss aus tierärztlicher Sicht gerechtfertigt sein.
Die wenigsten regionalen Tierschutzvereine vermitteln Pferde, sondern sie nehmen nur Kleintiere auf. Wenn du einem Pferd in Not helfen willst, wendest du dich am besten an einen Pferdeschutz- oder Gnadenhof. Die meisten auf Pferde und andere Nutztiere spezialisierten Vereine verlangen für die Abgabe ihrer Tiere jedoch eine Schutzgebühr mindestens in der Höhe des Schlachtpreises. Damit decken sie einen Teil ihrer Ausgaben, denn die Pferde benötigen Futter, Einstreu, Pflege und oft auch eine medizinische Behandlung.
Wenn du dich fragst: Hat ein Gnadenhof Pferde in Not zu verschenken?, dann lautet die Antwort „Jein“. In einigen Fällen bekommst du alte und kranke Pferde tatsächlich geschenkt, wenn du die Tierarztkosten übernimmst. Oft sind die Folgekosten jedoch höher als die Auslöse für einen noch relativ gesunden Beisteller. Du brauchst dafür viel Idealismus und einen dicken Geldbeutel. Gerade bei Ü20-Pferden ist damit zu rechnen, dass sich in den nächsten Jahren die ersten Zipperlein zeigen.
Eine der bekanntesten Institutionen für Pferde in Not ist die Pferdeklappe in Norderbrarup in Schleswig-Holstein. Sie ist der letzte Rettungsanker für Menschen, die ihre Pferde aus finanziellen oder gesundheitlichen Gründen nicht mehr halten können. Die Pferde stammen nicht vom Schlachter, sondern aus Privathand. Darunter sind etliche Pferde mit Atemwegserkrankungen, die vom norddeutschen Seeklima profitieren, sowie Tiere, deren Besitzer verstarben.
Petra Teegen und ihr Team helfen in schwierigen Situationen, nehmen die Pferde auf, lassen die Tiere medizinisch behandeln und vermitteln sie anschließend in ein gutes Zuhause. Auch in der Pferdeklappe ist das nicht kostenlos, denn der Käufer bezahlt eine Schutzgebühr. Unterm Strich sind die Tiere jedoch preiswerter als im Pferdehandel. Da die Pferdeklappe nur vermittelbare Vierbeiner aufnimmt, die im Idealfall nicht älter als 20 Jahre sind, hast du gute Chancen, günstig ein nutzbares Pferd zu ergattern.
Die wenigsten Tierschutzhöfe und Pferdeklappen verschenken ihre Pferde. Trotzdem ist es möglich, ein Pferd gratis zu übernehmen. Manchmal gibt es Pferde in Not zu verschenken in der Nähe des Wohnorts. Interessante Informationen liefern die sozialen Netzwerke. In speziellen Gruppen ist es möglich, Pferde in Not zu verschenken. Achte auch auf die Vermittlungshilfen der Pferdeschutzhöfe. Hier bieten Privatpersonen oder Reitschulen ihre Notfallpferde oft kostenlos an.
Dir gefällt der Umgang mit Pferden und du hast wenig Geld? Eine Möglichkeit, kostenlos Kontakt mit Pferden zu haben, ist die Mithilfe auf einem Gnadenhof Hier sind fleißige Helfer in der Regel herzlich willkommen. Vielleicht brauchst du gar kein eigenes Pferd, sondern findest hier deinen Liebling, den du regelmäßig besuchst und mit dem du zahlreiche schöne Stunden verbringst. Oder du suchst nach einer kostenlosen Reitbeteiligung und hilfst als Gegenleistung im Stall.
Die meisten Nothöfe vermitteln ihre Tiere mit einem Schutzvertrag für Pferde. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie die Pferde in Not verschenken oder verkaufen. Der Schutzvertrag, auch unter den Bezeichnungen Vermittlungs- oder Tierüberlassungsvertrag bekannt, dient als Absicherung, damit das Pferd nach der Übergabe eine angemessene Versorgung erhält. Außerdem schließt er die Weitergabe an Dritte aus und verhindert, dass die Notfallpferde als Wanderpokale enden.
Der Schutzvertrag ist ein zweischneidiges Schwert. Es gibt keine gesetzliche Regelung, weshalb viele Verträge unwirksam sind, weil die rechtlichen Klauseln einer AGB-Kontrolle vor Gericht nicht standhalten. Das Gericht trifft zumeist eine Einzelfallentscheidung. Gültig sind nur rechtswirksame Vereinbarungen. Diese beziehen sich beispielsweise auf die Auskunftspflicht, das Besuchsrecht, die Nutzungsbeschränkungen, das Vorkaufsrecht und die Rückführung, falls der Käufer das Pferd nicht mehr angemessen versorgen kann. In den meisten Schutzverträgen sind, anders als im Pferdehandel, Garantien und Gewährleistungen ausgeschlossen.
Selten sind Pferde in Not zu verschenken. Meistens zahlst du einen geringen Betrag. Denke an die Folgekosten für die Unterbringung, Hufpflege und den Tierarzt. Sind Pferde in Not zu verschenken, dann sind diese nicht zwangsläufig von der Schlachtung bedroht. Ob es sich tatsächlich um Schlachtpferde handelt, steht im Equidenpass. Lass dich weder vom Tierschutz noch vom Pferdehändler oder Privatverkäufer unter Druck setzen und überlege in Ruhe, ob das Pferd wirklich zu dir passt.
Quellen:
https://www.tierschutzbund.de/tiere-themen/haustiere/pferde/vermittlung-notfallpferde
https://www.erste-pferdeklappe.de/aktuelles/
https://www.st-georg.de/download/files/Schutzvertrag.pdf
https://www.anwalt.de/rechtstipps/tier-schutzvertraege-auf-dem-pruefstand_008867.html
https://www.rechtsanwaeltin-brenn.de/post/der-schutzvertrag-im-tierschutz
Hier stellen wir dir einen Muster Schutzvertrag zum Download zur Verfügung. Dieser dient als Absicherung, damit das Pferd nach der Übergabe eine angemessene Versorgung erhält. Außerdem schließt er die Weitergabe an Dritte aus.
Haftungsausschluss
Dieser Mustervertrag wird als unverbindliches Beispiel zur Verfügung gestellt und dient lediglich zu Informationszwecken. Er stellt keine Rechtsberatung dar und kann die individuelle Beratung durch einen qualifizierten Rechtsanwalt nicht ersetzen.
Hier findest du alle wichtigen Fakten zu Gnadenhöfe für Pferde zusammengefasst.